Aachener Dom – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Muskellöwe nach „Power-Pilgern für Nepal“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/muskelloewe-nach-power-pilgern-fuer-nepal/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/muskelloewe-nach-power-pilgern-fuer-nepal/#comments Fri, 20 Nov 2015 13:40:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31261 Nass am Ziel

Nass am Ziel

Langsam, ganz langsam. Meine Füße fühlen sich an, als wären sie doppelt so dick. Die Beine sind ein steinhartes Muskelpaket, das bei jedem Schritt schmerzt. Ich bin noch nie bei einem Marathon gestartet, mutmaße aber, dass es mir geht wie einem 42-Kilometer-Läufer am Tag nach dem Rennen. Mit dem Unterschied, dass mir zweieinhalb Marathondistanzen in den Knochen stecken – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Nach unterschiedlichen Messungen bin ich von Mittwoch, 8 Uhr bis Donnerstag, 19.55 Uhr insgesamt 96 Kilometer gewandert. Und ich habe mein Ziel erreicht: auf dem Jakobsweg vom Kölner zum Aachener Dom innerhalb von 36 Stunden, inklusive einer Übernachtung. Fünf Minuten vor der gesetzten Zeit schlug ich gestern Abend an der Dompforte in Aachen an. Die Mission „Power-Pilgern für Nepal“ war erfüllt.

Flugblätter

Eine Kerze im Kölner Dom

Eine Kerze im Kölner Dom

Als ich am Mittwoch früh den Kölner Dom betrete, ist die Kathedrale noch leer. Ich entzünde eine Kerze, anschließend erteilt mir ein Geistlicher in der Sakristei den Pilgersegen. Es kann losgehen. Um 8.20 Uhr mache ich mich auf den Weg. In Widdersdorf, am Rand des Kölner Stadtgebiets, (Kilometer 13) entfährt mir erstmals ein nicht zitierfähiger Fluch. Irgendwo auf dem letzten, halben Kilometer muss ich meine Kartenblätter verloren haben, die in meiner Hosentasche steckten. Also wieder zurück. An einer Kreuzung erblicke ich die leere Klarsichthülle. Die gut 20 Kartenblätter haben sich im Wind selbstständig gemacht und liegen verteilt auf der Straße. Zwei Passanten helfen mir dabei, die Zettel, inzwischen teilweise nass und mit Reifenspuren bedruckt, wieder einzusammeln. „Jetzt wissen Sie, warum es Flugblatt heißt“, sagt mir eine Frau und grinst.

Nicht ganz ideale Pistenbedingungen

Die Sonne verabschiedet sich

Die Sonne verabschiedet sich

Anschließend verläuft meine Wanderung ohne Zwischenfälle. „Ski und Rodeln gut?“, fragt mich ein Spaßvogel in Frechen-Königsdorf (Kilometer 21), als ich mit meinen Wanderstöcken an ihm vorbeistakse. „Ideale Pistenbedingungen“, gebe ich zurück. Das stimmt nicht ganz. Erst nach fünfeinhalb Stunden gehe ich erstmals eine längere Passage auf Waldwegen. Immerhin hat der Wind inzwischen die Wolken weggeblasen, die Sonne scheint. Als sie gegen 16.30 Uhr untergeht – ich bin inzwischen hinter der Stadt Kerpen (Kilometer 33) angelangt – beginnt der härteste Tagesabschnitt. Die Kräfte lassen nach, ich laufe nicht mehr ganz rund und nur noch im Schein meiner Stirnlampe. Nicht nachdenken, weiter, immer weiter, über nun endlos erscheinende Feldwege.

Zu früh gefreut

Im Schein der Stirnlampe

Im Schein der Stirnlampe

Es muss etwa 19 Uhr sein, als ich am Horizont einen angestrahlten Rundbau erblicke. Das ist bestimmt eine Kirche in Düren, meinem Etappenziel, hoffe ich, mobilisiere noch einmal ein paar Restkräfte – und werde mit dem Ortsschild Merzenich (Kilometer 47) enttäuscht. Das markante Gebäude war ein alter Wasserturm. Weitere fünf Kilometer bis Düren, dann auch noch quer durch die Stadt! Um 21 Uhr erreiche ich mein Zwischenziel (Kilometer 56), nach 13 Stunden unterwegs. Fit sehe ich wohl nicht mehr aus, die Hotelwirtin drückt mir mitfühlend eine Flasche Mineralwasser in die Hand.

Zu zweit weiter

Noch halbwegs trocken

Noch halbwegs trocken

In der Nacht bringen mich Sturm und Regen um den Schlaf. Dennoch fühle ich mich am nächsten Morgen wieder so weit erholt, dass ich pünktlich um 8 Uhr wieder aufbreche. Mein Sohn Jan, der in Aachen studiert, ist früher als ich aufgestanden, um mich auf der zweiten Etappe zu begleiten. Das ist Balsam für die Seele. Es wandert sich einfach leichter, wenn du einen Gesprächspartner hast. Hinter Düren führt der Jakobsweg lange Zeit durch Wälder. Die Wege sind nach dem Unwetter der vergangenen Nacht matschig. Nach vier Stunden kehren wir im kleinen Ort Schevenhütte (Kilometer 70) in der „Schlemmerbud“ ein. Wir füllen unsere leeren Kalorienspeicher mit einer Frikadelle und einer großen Portion Fritten.

Himmlische Dauerdusche

Regenwandern

Regenwandern

„Normalerweise kommen um die Zeit keine Pilger mehr vorbei“, erzählt uns der Besitzer der Imbissbude. Er wundert sich, dass wir uns in der gegenüberliegenden Kirche keinen Pilgerstempel abgeholt haben. „Ohne Stempel seid ihr doch keine richtigen Pilger.“ Stunden später holen wir das tatsächlich noch nach, im kleinen Dorf Breinig (Kilometer 83), in dem der Pilgerstempel in einem Kasten an der Hauptstraße hängt. Zu der Zeit ist es bereits wieder dunkel, und es regnet seit geraumer Zeit in Strömen: Die letzten sechs Stunden laufen wir unter himmlischer Dauerdusche.

Ins Ziel gewackelt

Unsere Handabdrücke auf der Aachener Dommauer

Unsere Handabdrücke auf der Aachener Dommauer

Die Wald- und Feldwege sind matschig oder zu kleinen Bächen mutiert. Das Wasser läuft in die Schuhe, in den Nacken und auch der Regenschutz ist überfordert. Als wir auf die Zielgerade in Aachen einbiegen, sind wir bis auf die Unterhose durchnässt. Die letzten Kilometer wackeln wir nur noch mit letzter Kraft durch die Stadt, vom aufrechten Gang haben wir uns längst verabschiedet. Was uns jetzt noch vorantreibt, ist der pure Willen, es noch innerhalb der gesetzten Zeit zu schaffen. Und es gelingt: Als wir bereits unsere „Gipfelfotos“ vor der längst geschlossenen Kathedrale (Kilometer 96) machen, läuten die Glocken. 20 Uhr.

Ab zur Bank! 😉

So, ihr lieben Spender: Multipliziert jetzt bitte den von festgesetzten Betrag pro gewanderten Kilometer mit 96 und überweist das Geld auf das Konto unseres Hilfsprojekts „School up!“:

Nepalhilfe Beilngries
Volksbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07
BIC/SWIFT-Code: GENODEF1INP
Verwendungszweck: Gerlinde-und-Ralf-Schule

Euch allen schon jetzt – auch im Namen der Kinder in Nepal – vielen Dank, auch für die aufmunternden Worte. Wenn ich es richtig überschlagen habe, müsste ich (inklusive Spenden als Festbeträge) über 800 Euro für den Wiederaufbau der Schule in Thulosirubari erwandert haben. Dafür nehme ich den aktuellen „Muskellöwen“, der mich bestimmt noch ein paar Tage begleiten wird, gerne in Kauf. 😉

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Prominente Unterstützung https://blogs.dw.com/abenteuersport/prominente-unterstuetzung/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/prominente-unterstuetzung/#comments Sun, 08 Nov 2015 10:16:39 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31125 Rainer Maria Kardinal Woelki, Erzbischof von Köln

Rainer Maria Kardinal Woelki, Erzbischof von Köln

Noch anderthalb Wochen. Dann starte ich – wie angekündigt – zum „Power-Pilgern für Nepal“ vom Kölner zum Aachener Dom. Der Erlös meiner zweitägigen Sponsoren-Wanderung geht zu 100 Prozent in unser Hilfsprojekt „School up!“. Ziel ist es, die Schule in Thulosirubari, so schnell wie möglich wiederaufzubauen. Die Schule, in den Bergen rund 40 Kilometer Luftlinie östlich von Kathmandu gelegen, war beim Erdbeben am 25. April so schwer beschädigt worden, dass sie abgerissen werden musste. Der Erzbischof von Köln, Rainer Maria Kardinal Woelki, hat mir jetzt ein sehr nettes Grußwort für meine bevorstehende Aktion geschickt:

erzbischofUnd so funktioniert es:

Ihr setzt selbst einen Betrag fest, den ihr für jeden Kilometer überweist, den ich in der Zeit vom Mittwoch, 18. November, 8 Uhr bis Donnerstag, 19. November, 20 Uhr (ich übernachte auf halber Strecke) erwandere. Am Ende rechnet ihr dann selbst ab: Angenommen, ich erreiche das Ziel innerhalb der festgesetzten Zeit, wären das ca. 100 Kilometer Strecke. Habt ihr euch z.B. vorher für einen Betrag von 20 Cent entschieden, würdet ihr anschließend 20 Euro überweisen, bei einem Euro wären es entsprechend 100 Euro. Festbeträge sind natürlich auch möglich.

Ich freue mich über jeden Euro für „School up!“. Das Geld fließt wirklich nur in dieses Projekt. Und ich werde ich euch in meinem Blog auch weiterhin mit Informationen direkt aus Thulosirubari auf dem Laufenden halten, wie wir weiterkommen. Hier noch einmal die Kontoverbindung von „School up!“:

Nepalhilfe Beilngries
Volksbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07
BIC/SWIFT-Code: GENODEF1INP
Verwendungszweck: Gerlinde-und-Ralf-Schule

P.S.: Ihr könnt mir auch gerne weiter (vertraulich per Email (stefan.nestler (at) dw.com) oder öffentlich via Blogkommentar oder Facebook) mitteilen, mit welchem Betrag ihr mich unterstützt – das wird mir sicher helfen, wenn die Beine schmerzen sollten und ich den „inneren Schweinehund“ überwinden muss. Bisher weiß ich von 1,80 Euro pro Kilometer. Ein guter Anfang, aber da ist noch Luft nach oben. 😉 Vielen Dank euch allen!

P.PS.: Wenn ihr gerne Flyer der Aktion School up! haben wollt, um sie weiter zu verteilen, lasst es mich wissen.

 

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Power-Pilgern für Nepal https://blogs.dw.com/abenteuersport/power-pilgern-fuer-nepal/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/power-pilgern-fuer-nepal/#comments Wed, 04 Nov 2015 12:26:10 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31053 Hier stand vor einem halben Jahr noch die Schule

Hier stand vor einem halben Jahr noch die Schule

„Es ist traurig, diesen ‚Ground Zero‘ zu sehen, wo vorher eine so große Schule stand“, sagt Sunil Krishna Shrestha, Verbindungsmann der Nepalhilfe Beilngries in Nepal. Das verheerende Erdbeben vom 25. April hatte die „Gerlinde-und-Ralf-Schule“ in Thulosirubariwie berichtet – so schwer beschädigt, dass sie abgerissen werden musste. Die Ruine war zur Gefahr für die Kinder geworden, die auch nach dem Beben auf dem Schulgelände spielten. Inzwischen ist die Schule, an der vor gut einem halben Jahr noch rund 700 Kinder aus der Bergregion rund um das Dorf unterrichtet wurden, dem Erdboden gleichgemacht worden. „Wir konnten einige Türen, Fenster, Schulpulte und Tafeln retten“, schreibt mir Arjun Gatraj, der Vorsitzende des Schulverwaltungskomitees von Thulosirubari. Die Steine der alten Schule seien nicht mehr zu gebrauchen, weil die Organisation IOM (International Organization for Migration) beim Abriss schweres Gerät eingesetzt habe.

Provisorische Schulräume

Provisorische Schulräume

Der Winter steht vor der Tür. Nach wie vor werden die Kinder in Wellblech-Schuppen unterrichtet. „Wir wissen noch nicht, wie wir die provisorischen Schulräume heizen sollen, weil uns das Geld dafür fehlt“, sagt Arjun. „Die Schuppen sind für den Winter einfach zu kalt.“ Dennoch wollen die Lehrer den Unterricht fortsetzen. Die nach wie vor andauernde Blockade der nepalesisch-indischen Grenze durch Gegner der neuen Verfassung hat auch für Thulosirubari Folgen. „Wichtige Waren und auch Medikamente werden knapp, weil es kaum möglich ist, ein Fahrzeug zu finden, um sie hierher zu transportieren“, berichtet Arjun Gatraj.

Vom Kölner zum Aachener Dom

Kölner Dom

Kölner Dom

Mit unserem seit Ende Juni laufenden Hilfsprojekt „School up!“ wollen wir so schnell wie möglich dafür sorgen, dass die „Gerlinde-und-Ralf-Schule“ wieder aufgebaut werden kann. Die beiden Extrembergsteiger Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits sammeln bei ihren Vorträgen und anderen Veranstaltungen Spenden für „School up!“. Meine nächste Aktion für das Projekt steht unter dem Motto „Power-Pilgern für Nepal“. Heute in zwei Wochen, am 18. November, werde ich in meiner Heimatstadt vom Kölner Dom aus zu einer (strammen) zweitägigen Sponsorwanderung auf dem Jakobs-Pilgerweg aufbrechen, bei jedem Wind und Wetter. Ziel ist der Aachener Dom, rund 100 Kilometer entfernt. Wegen meiner nicht mehr ganz neuen Knie werde ich nicht nonstop durchwandern, sondern auf halber Strecke übernachten, um dann früh am nächsten Morgen wieder loszuziehen. Das dürfte immer noch hart genug werden.

Spende pro erwanderten Kilometer

Aachener Dom

Aachener Dom

Ich suche für das Projekt, dessen Einnahmen zu 100 Prozent (!) in „School up!“ fließen, Sponsoren. Und so funktioniert es, wenn ihr mitmacht: Für jeden Kilometer, den ich vom 18. November, 8 Uhr bis zum 19. November, 20 Uhr zurücklege, gebt ihr eine bestimmte Summe, deren Höhe ihr selbst festlegt. Bei zehn Cent würde sich z.B. bei 100 Kilometern eine Gesamtsumme von zehn Euro für „School up!“ ergeben, bei einem Euro pro Kilometer 100 Euro – wenn denn meine Knochen mitspielen und ich wirklich das Ziel in der angegebenen Zeit erreiche. Wer lieber einen festen Geldbetrag beisteuern will, kann dies natürlich auch gerne tun. Ich bin für jeden Euro für die Schule in Thulosirubari dankbar.
Ich werde euch, während ich unterwegs bin, hier im Blog via Twitter auf dem Laufenden halten, wo ich mich gerade befinde und was ich erlebe. Nach Abschluss der Aktion werde ich euch mitteilen, wie weit ich exakt in diesen 36 Stunden gekommen bin. Ich würde euch dann bitten, die von mir erwanderte Summe direkt auf das Spendenkonto von „School up!“ bei der Nepalhilfe Beilngries zu überweisen. Hier ist noch einmal die Kontoverbindung:

Nepalhilfe Beilngries

Volksbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07
BIC/SWIFT-Code: GENODEF1INP

Stichwort: Gerlinde-und-Ralf-Schule

Ihr fragt euch vielleicht, warum ich mich ausgerechnet auf eine – wenn auch kurze – Pilgerreise begebe. Ganz einfach, ich bin Christ. Und ein bisschen Beistand von oben für unser Projekt in Nepal kann doch auf keinen Fall schaden. 😉

P.S.: Ihr könnt mir gerne mailen (Adresse findet ihr im Blog rechts unten), mit welchem Betrag ihr mich beim „Power-Pilgern für Nepal“ sponsern wollt – natürlich unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Aber als zusätzliche Information und Motivation für mich. Tausend Dank schon jetzt!

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