Adrian Ballinger – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Everest-Rekorde und mehr https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-rekorde-und-mehr/ Wed, 16 May 2018 17:35:27 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40747

Rekordhalterin Lhakpa Sherpa

Die Autoren des Guinness-Buchs der Rekorde müssen zur Feder greifen. Die Angaben über die Bergsteiger mit den meisten Everest-Besteigungen sind zu aktualisieren – sowohl bei den Frauen, als auch bei den Männern. Lhakpa Sherpa erreichte nach Angaben ihres Bruders Mingma Gelu Sherpa heute von der tibetischen Nordseite aus den Gipfel auf 8850 Metern. Für die 44-Jährige war es die neunte Besteigung des höchsten aller Berge. Lhakpa, die mit ihren beiden Töchtern im Alter von elf bzw. 16 Jahren in den USA lebt, hielt diesen Rekord bereits vorher. Bei ihrer ersten Besteigung im Jahr 2000 war Lhakpa Sherpa übrigens die erste nepalesische Bergsteigerin, die nicht nur am Gipfel stand, sondern anschließend auch wieder wohlbehalten das Basislager erreichte. Pasang Lhamu Sherpa, die erste Frau aus Nepal auf dem Everest, war 1993 beim Abstieg ums Leben gekommen.

Sein Ziel: 25-mal auf den Everest

Kami Rita Sherpa

Bei den Männern gibt es nun einen alleinigen Rekordträger. Kami Rita Sherpa stand heute, von Süden her aufsteigend, zum 22. Mal auf dem Dach der Welt und ließ damit Apa Sherpa und Phurba Tashi hinter sich, die je 21 Everest-Gipfelerfolge verbucht hatten. Der 58 Jahre alte Apa Sherpa hatte seine Bergschuhe schon 2011 an den Nagel gehängt. Der 47-jährige Phurba Tashi betreut Everest-Expeditionen nur noch vom Basislager aus – aus Rücksicht auf seine Familie. Der neue Rekordmann Kami Rita Sherpa will dagegen weitermachen. „Ich fühle mich fit. Ich kann 25 Besteigungen schaffen“, sagte der 48-Jährige.

Frauenpower hier, technische Probleme dort

Everest-Südseite

Unter den fast 100 (!) Bergsteigern, die heute den Gipfel des Everest erreichten, waren auch Lakpa Yangji Sherpa (30 Jahre alt), Pasang Lhamu Sherpa „Phinasa“ (37) und Yangdi Sherpa (25). Der Aufstieg der drei Sherpani (auf der Südseite) stand unter dem Motto „Women’s Confidence“ (Selbstvertrauen der Frauen). Im Vorfeld hatte Pasang Lhamu geschrieben, die „Women Everest Expedition 2018“ sei eine großartige Plattform „um die Stimme für Frauen und ihre Rechte zu erheben und sie zu ermutigen“.

Ungewöhnliche Schwierigkeiten hatte heute das Team des US-Veranstalters Alpenglow Expeditions. Die Bergsteiger um Expeditionsleiter Adrian Ballinger mussten ihren Gipfelversuch auf 8500 Meter Höhe am Nordostgrat abbrechen, weil die Regulatoren ihrer Sauerstoffflaschen reihenweise versagten. 50 Prozent der Geräte seien betroffen gewesen, schrieb Ballinger auf Instagram. „Das war nicht die Erfahrung, die ich heute machen wollte.“

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Am kurzen Seil? https://blogs.dw.com/abenteuersport/am-kurzen-seil/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/am-kurzen-seil/#comments Wed, 31 May 2017 19:20:15 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36513

Ballinger am Gipfel des Mount Everest

Dass Adrian Ballinger am vergangenen Samstag den Gipfel des Mount Everest ohne Flaschensauerstoff erreicht hat, ist unstrittig. Doch über das „Wie“ ist eine Debatte entbrannt. Auslöser war mein Artikel über ein Gespräch mit Ralf Dujmovits am Montag, zwei Tage nach seinem auf der Everest-Nordseite in einer Höhe von  8580 Metern gescheiterten Versuch ohne Atemmaske. Darin hatte der 55 Jahre alte deutsche Bergsteiger dem US-Amerikaner Ballinger vorgeworfen, zwar in Echtzeit in den sozialen Netzwerken über den Aufstieg berichtet, einige Fakten aber verschwiegen zu haben. So sei Adrian beim Abstieg von einem ecuadorianischen Bergführer am kurzen Seil geführt worden. Das Ballinger-Lager reagierte prompt.

Richards: „Adrian hat sich jeden Schritt erarbeitet“

Gipfel des Mount Everest (vom Nordostgrat aus gesehen)

„Ich bin mit ihm den ganzen Weg vom Basislager aus hinauf- und herabgestiegen, und ich kann sagen, dass er während des Abstiegs niemals am kurzen Seil war, wie Ralf fälschlicherweise behauptet“, schrieb Esteban, genannt „Topo“, Mena, besagter Bergführer aus Ecuador, der für Adrian Ballingers Unternehmen Alpenglow Expeditions arbeitet. „Diese Information ist nicht korrekt und sollte sofort korrigiert werden.“ Und auch Cory Richards – der Ballinger bis zum höchsten Punkt begleitet und im Gipfelbereich Flaschensauerstoff verwendet hatte, weil er sich nicht gut fühlte – widersprach Dujmovits: „Topo war da. Seine Worte werden von (den Sherpas) Pasang und Palden bestätigt. Ralf war ganz einfach nicht da.“ Dujmovits‘ Vorwurf, Ballinger sei bei seinem Auf- und Abstieg von einem großen Team unterstützt worden, sei „offen gesagt, dämlich“, fuhr Richards fort: „Adrian hat sich jeden Schritt seines Gipfelerfolgs erarbeitet.“ Er appellierte an Dujmovits und Ballinger, doch auf das jeweils Erreichte stolz zu sein, anstatt zu streiten. „Es gibt keinen Raum für Machtkämpfe in unserer Sippe, dafür ist sie zu klein.“

Schlagzeilenträchtiges Bild

Wer sich nicht regelmäßig mit dem Geschehen am Everest auseinandersetzt, wird sich vielleicht fragen, was denn so schlimm daran ist, am kurzen Seil zu gehen. In den Alpen etwa praktizieren Seilschaften diese Technik doch auch. Schon, aber am Everest verbindet man damit eben jenes immer wiederkehrende Bild, das seit den 1990er-Jahren regelmäßig für Schlagzeilen sorgt: In technisch eher leichtem Gelände zieht ein Sherpa seinen sichtlich überforderten Kunden am kurzen Seil den Berg hinauf Richtung Gipfel. Die Botschaft ist klar: Der Hintere gehört eigentlich nicht an diesen Berg. Ein guter Bergsteiger, der eigenverantwortlich am Everest unterwegs ist, hat das nicht nötig – es sei denn, er gerät in ernsthafte Not.

Die letzten zehn Minuten zum Gipfel

Ralf Dujmovits am Everest

Ich habe nach den Reaktionen des Ballinger-Lagers noch einmal bei Ralf Dujmovits nachgefragt. Er räumt ein, dass er in Sachen Abstieg am kurzen Seil einer falschen Information aufgesessen sei, bleibt jedoch bei seiner grundsätzlichen Kritik. „Auf genaues, persönliches Nachfragen hin sowohl bei Adrian als auch Cory kann ich dir sagen, dass Adrian von einem der Sherpas (Palden, Mingma, Pasang Rinji) die letzten zehn Minuten zum Gipfel am kurzen Seil geführt wurde. Hierfür gibt es Augenzeugen“, schreibt mir Ralf. „Das hat ebenfalls mit selbstständigem Bergsteigen nichts zu tun. Wenn dem Team Ballinger daran gelegen wäre, sich um eine korrekte Darstellung zu bemühen, wäre dieser Fakt von ihnen aus angesprochen worden.“ Letzteres sei auch der zentrale Punkt seiner Kritik, so Ralf: „Es geht mir darum, dass von Profis, gerade wenn so viel medialer Aufwand getrieben wird, korrekt berichtet wird – Positives, aber auch Negatives –, und dass eben nicht durch Weglassen bewusst ein falsches Bild erzeugt wird.“

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Ralf Dujmovits: „Für mich ist das Lügen“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/ralf-dujmovits-fuer-mich-ist-das-luegen/ Mon, 29 May 2017 14:35:26 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36495

Ralf Dujmovits oberhalb des Nordsattels

Müde und enttäuscht. Ralf Dujmovits ist es nicht nur, er klingt auch so. Der 55 Jahre alte Bergsteiger spricht leise und langsam, als er mir per Satellitentelefon von seinem gescheiterten Gipfelversuch ohne Flaschensauerstoff am Mount Everest erzählt. Am Samstag hatte Ralf auf einer Höhe von 8580 Metern umgedreht, kurz vor dem Second Step, der markantesten Felsstufe auf dem Nordostgrat: „Das war bitter.“

Zehn Minuten in der Felsnische

Er sei wie geplant um 1 Uhr nachts zusammen mit dem Sherpa Namgyal Lama von Lager 3 auf 8300 Metern aus aufgebrochen und „zügig vorangekommen“, berichtet Ralf. Dann habe Schneefall eingesetzt und schließlich auch noch Wind. Er und sein Begleiter hätten in einer Felsnische Schutz gesucht. „Ich bin total schnell ausgekühlt. Zehn Minuten lang habe ich nachgedacht. Und mir war klar: Wenn ich weitermache, werde ich mir Erfrierungen zuziehen.“

„Extrem schwere Entscheidung“

Blick auf den Gipfel

Der Kopf sagte nein, und der Bauch? „Die Entscheidung ist mir extrem schwer gefallen. Schließlich hatte ich mich ja schon vorher festgelegt, dass es mein letzter Versuch sein sollte“, sagt Ralf. „Es war total enttäuschend, das Gegenteil von dem zu machen, was ich eigentlich vorhatte. Bis dahin hatte ja fast alles perfekt geklappt. Und dann spielt am entscheidenden Tag das Wetter einfach nicht mit.“

Flaschensauerstoff beim Abstieg

Frustriert kehrte Ralf wieder zurück nach Lager 3, wo er sich eine Stunde lang ausruhte. „Namgyal hat mir geraten, Flaschensauerstoff zu atmen, damit ich beim weiteren Abstieg konzentriert bleibe. Das habe ich dann auch getan, in dem Augenblick war es mir wirklich scheißegal. Der Versuch war ja sowieso gescheitert.“ Dujmovits stieg noch am Samstag bis ins vorgeschobene Basislager ab und dann am Sonntag ins Chinese Base Camp auf 5300 Metern. „Ich war extrem fertig, als ich dort eintraf. Das hing auch mit der Enttäuschung zusammen.“ Schließlich habe er vorher extrem viel Aufwand betrieben, um sich seinen großen Traum zu erfüllen. „Damit muss ich erst mal klarkommen.“

Jornet „von einem anderen Planeten“

Kilian Jornet am Everest

Seinen Hut zieht Ralf Dujmovits vor der Leistung des Spaniers Kilian Jornet, der innerhalb einer Woche zweimal den Everest bestiegen hat, alleine, ohne Flaschensauerstoff und im Eiltempo: „Der ist von einem anderen Planeten. Eine gigantische Leistung. Ich freue mich total für Kilian.“ Ganz anders stehe er zu Adrian Ballingers Aufstieg ohne Flaschensauerstoff. „Zwischen Jornet und Ballinger liegen Welten“, sagt Ralf. „Die Leistung zählt für mich nur, wenn der Gipfel selbstständig und aus eigener Kraft erreicht wurde. Ich muss noch Herr meines Körpers sein, und Herr meines Kopfs. Alles andere hat nichts mit Bergsteigen zu tun.“

„Am kurzen Seil“

Der US-Amerikaner Ballinger habe ein ganzes Team um sich herum gehabt – nicht nur seinen Partner Cory Richards, sondern auch noch einen ecuadorianischen Bergführer sowie zwei Sherpas, die das technische Equipment trugen, um in Echtzeit in den sozialen Netzwerken präsent zu sein: „Da geht es nur noch um Publizität.“ Beim Abstieg sei Ballinger von dem Ecuadorianer am kurzen Seil geführt worden. Davon habe er hinterher nichts gelesen, sagt Ralf Dujmovits: „So viel zum Thema Ehrlichkeit. Da werden Dinge in der öffentlichen Darstellung einfach weggelassen. Für mich ist das Lügen.“

Update 30. Mai: Das Ballinger-Team hat auf den Bericht reagiert. „Ich bin mit ihm den ganzen Weg vom Basislager auf den Everest hinauf und wieder herunter geklettert, und ich sage, dass er niemals während des Abstiegs am kurzen Seil ging, wie Ralf in diesem Interview fälschlicherweise behauptet“, schreibt der Ecuadorianer Esteban Mena. „Diese Information ist nicht korrekt und sollte sofort korrigiert werden.“ Aus meiner Sicht steht da erst einmal Aussage gegen Aussage.

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Gemischte Bilanz https://blogs.dw.com/abenteuersport/gemischte-bilanz/ Mon, 29 May 2017 10:36:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36477

Nordroute am Mount Everest

Der Everest hat am Wochenende noch einmal seine Zähne gezeigt – und das ausgerechnet an jenem Tag, als gleich acht Bergsteiger ohne Flaschensauerstoff den Aufstieg zum höchsten Punkt in Angriff nahmen. Anders als erwartet, erschwerten am Samstag starke Windböen und Schneefall im Gipfelbereich den Aufstieg. Die Bilanz: zwei Gipfelerfolge ohne Atemmaske auf der Nordseite, einer auf der Südseite. Zwei Bergsteiger, die doch noch zu Flaschensauerstoff griffen und ebenfalls den höchsten Punkt auf 8850 Metern erreichten. Und drei Gipfelaspiranten, die aus Sorge um ihre Gesundheit umkehrten.

Achter Achttausender für Wenzl

Latorre, Wenzl und Graziani (v.l.)

Alle diese Bergsteiger sind wohlbehalten in den Basislagern angekommen – was die wichtigste aller Nachrichten ist. Der einzige, der am Samstag von Süden her den Gipfel ohne zusätzlichen Sauerstoff erreichte, war der Österreicher Hans Wenzl. Für den 46 Jahre alten Kärntner war der Everest der achte Achttausender nach Broad Peak, Nanga Parbat, Gasherbrum I und II, Manaslu, Cho Oyu und Makalu. Allesamt hat er sie ohne Flaschensauerstoff bestiegen. Wenzl erreichte den Gipfel nach spanischen Medienberichten gegen Samstagmittag, einige Stunden nach Ferran Latorre, der wegen der widrigen Wetterverhältnisse – wie berichtet – doch noch zur Atemmaske gegriffen hatte. Der 46-Jährige Katalane komplettierte am Everest seine Achttausender-Sammlung. Die anderen 13 Achttausender hatte Ferran ohne Flaschensauerstoff bestiegen. Der Franzose Yannick Graziani kehrte auf 8500 Metern um – seine Landsfrau Elisabeth Revol „auf halbem Weg“ auf der Gipfeletappe, wie sie heute auf Facebook schreibt: „Aber es war ein unglaublich schönes und intensives Abenteuer.“

Doppelbesteigung ohne Atemmaske

Kilian Jornet am Everest

Auf der Nordseite stieg der Spanier Kilian Jornet am Samstag zum zweiten Mal innerhalb einer Woche ohne Flaschensauerstoff zum Gipfel auf: in einem Zug vom vorgeschobenen Basislager auf 6400 Metern aus. Nach 17 Stunden erreichte er den Gipfel. Es sei hart gewesen, sich bei dem Wind schnell zu bewegen, sagte der 29-Jährige: „Ich denke, den Everest zweimal innerhalb einer Woche ohne Sauerstoff bestiegen zu haben, eröffnet eine neuen Raum der Möglichkeiten im Alpinismus, und ich bin wirklich glücklich, es geschafft zu haben.“ Ohne Kilians großartige Leistung schmälern zu wollen – aber das Kunststück der Doppelbesteigung des Everest innerhalb einer Woche war 2007 auch schon Pemba Dorje Sherpa gelungen, damals ebenfalls von Norden aufsteigend.

„Nur Schmerz und Dankbarkeit“

Ballinger auf dem Gipfel

Glücklich war auch der US-Amerikaner Adrian Ballinger, der am Samstag nach sechs Everest-Gipfelerfolgen mit Sauerstoff erstmals „oben ohne“ auf dem Dach der Welt stand. „Es gäbe so viel mehr zu sagen, aber mein Gehirn ist nicht bereit, irgendetwas anderes zu empfinden als Schmerz und Dankbarkeit“, schrieb der 41-Jährige auf Instagram. Sein Begleiter Cory Richards, der sich nicht wohl fühlte, hatte Flaschensauerstoff genutzt, um Ballinger weiter unterstützen zu können.

Umkehr kurz vor dem Second Step

Der Deutsche Ralf Dujmovits kehrte nach eigenen Angaben auf einer Höhe von 8580 Metern um, kurz vor dem Second Step, der markantesten Felsstufe auf dem Nordostgrat. Der 55-Jährige entschloss sich zum Abbruch des Gipfelversuchs, als er bei Wind und Schneefall begann, das Gefühl in den Händen und Füßen zu verlieren. Eine umsichtige Entscheidung. Ralf versuchte bereits zum achten Mal, den Gipfel ohne Flaschensauerstoff zu erreichen. Bei seiner erfolgreichen Besteigung im Herbst 1992 hatte der bisher einzige Deutsche, der auf allen 14 Achttausendern stand, bei schlechtem Wetter oberhalb des Südsattels Flaschensauerstoff geatmet. Die anderen Achttausender hatte Dujmovits ohne Atemmaske bestiegen.

Versucht es Kuriki noch einmal?

Der Japaner Nobukazu Kuriki stieg am Sonntag auf der Südseite erneut nach Lager 2 auf 6400 Metern auf. Der 34-Jährige hatte nach seinem auf dem Westgrat abgebrochenen Versuch in der vergangenen Woche erklärt, er wolle noch einmal aufsteigen. Der Wetterbericht sagt für die kommenden Tage leichten Schneefall und Wind mit Geschwindigkeiten zwischen 20 und 30 Stundenkilometern voraus.

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Dujmovits kehrt am Everest auf 8500 Metern um https://blogs.dw.com/abenteuersport/dujmovits-kehrt-auf-8500-metern-auf/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/dujmovits-kehrt-auf-8500-metern-auf/#comments Sat, 27 May 2017 10:42:40 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36461

Ralf Dujmovits

Wie schade! Ralf Dujmovits hat sich seinen Traum nicht erfüllen können, im achten Anlauf doch noch den Mount Everest ohne Flaschensauerstoff zu erfüllen. Der 55-Jährige kehrte auf 8500 Metern um. Von Lager 3 auf 8300 Metern aus rief er per Satellitentelefon seine Lebensgefährtin, die kanadische Bergsteigerin Nancy Hansen an. „Er musste auf 8500 m umkehren, weil ein Sturm aufzog: 40 km/h Windböen mit Schnee. Er war dabei, das Gefühl in seinen Händen und Füßen zu verlieren“, schrieb Nancy auf Facebook. Er werde zusammenpacken und so weit wie möglich herunter steigen. „Wie ihr euch vorstellen könnt, ist er extrem enttäuscht. Das Wetter hat einen Gipfelerfolg einfach nicht zugelassen.“ Ralf umsichtige Entscheidung verlangt Respekt und zeigt, dass er noch Herr seiner Sinne war.

Noch alle Finger und Zehen

Gipfel des Mount Everest (vom Nordostgrat aus gesehen)

Dujmovits bestieg als bisher einziger Deutscher alle 14 Achttausender, lediglich am Everest griff er im Herbst 1992 oberhalb des Südsattels bei schlechtem Wetter zur Atemmaske. Das hat Ralf immer als Makel seiner bergsteigerischen Bilanz empfunden, den er so gerne beseitigen wollte. Doch dieser achte Versuch sollte nach seinen Worten sein „definitiv letzter“ sein. Ziemlich knapp hat er heute sein sportliches Ziel verpasst, doch seiner Grundmaxime ist er treu geblieben: Wichtiger ist es, gesund wieder herunterzukommen. Mit einem gewissen Stolz verweist Ralf darauf, dass er auch nach über drei Jahrzehnten Expeditionen zu den Achttausendern noch alle Finger und Zehen hat – ganz zu schweigen davon, dass er – im Gegensatz zu einigen Weggefährten – seine Abenteuer überlebt hat.

Später Griff zur Flasche

Die US-Amerikaner Adrian Ballinger und Cory Richards erreichten heute über die Nordroute den 8850 Meter hohen Gipfel. Cory griff beim Aufstieg jedoch zu Flaschensauerstoff, weil er sich nicht wohl fühlte, seinen Freund Adrian aber weiter unterstützen wollte. Richards hatte 2016 den Gipfel ohne Atemmaske erreicht, Ballinger hatte damals umdrehen müssen.

Latorre macht die 14 voll

Everest-Südseite

Von der Südseite aus erreichten nach spanischen Medienberichten der Spanier Ferran Latorre und der Österreicher Hans Wenzl den Gipfel. Latorre sagte nach seiner Rückkehr zum Südsattel, er habe im Gipfelbereich Flaschensauerstoff benutzt: „Es war zu hart.“ Ob auch Wenzl zur Atemmaske griff, ist noch nicht bekannt. Latorre hat mit seinem Erfolg am Everest seine Achttausender-Sammlung vervollständigt. Die anderen 13 Gipfel hatte er ohne zusätzlichen Sauerstoff erreicht.

Graziani und Sangay drehen um

Der Franzose Yannick Graziani und der Sherpa Dawa Sangay waren auf 8500 Metern umgekehrt. „Zu viel Schnee, zu viel Wind, man friert fast an Ort und Stelle ein. Zu riskant ohne Sauerstoff“, sagte Yannick hinterher. Noch gibt es keine Informationen, ob die Französin Elisabeth Revol den Gipfel erreicht hat. Auch sie wollte heute ohne Atemmaske auf den höchsten Berg der Erde steigen. In diesem Frühjahr hatte Elisabeth bereits am Achttausender Makalu den Vorgipfel erreicht und anschließend den Lhotse bestiegen.

P.S. Ich werde für den Rest des Tages offline sein und kann deshalb am heutigen Samstag keine weiteren Updates liefern. (15 Uhr MESZ)

Update, 28. Mai: Nachtrag zu den Ereignissen am Everest: Hans Wenzl hat gestern als einziger auf der Südseite den Gipfel ohne Flaschensauerstoff erreicht. Ferran Latorre hatte weit oben zur Atemmaske gegriffen. Beide übernachteten am Südsattel und sind heute abgestiegen. Elisabeth Revol hat gestern wegen der widrigen Wetterverhältnisse „nicht weit vom Gipfel“, wie sie schreibt, umgedreht. Auf der Nordseite erreichte Kilian Jornet zum zweiten Mal innerhalb einer Woche den Gipfel ohne Atemmaske. Ralf Dujmovits stieg gestern den ganzen Weg von seinem Umkehrpunkt auf 8500 Metern bis in vorgeschobene Basislager ab, heute ging es weiter zum Chinese Base Camp. Auch Adrian Ballinger und Cory Richards erreichten nach ihrem Gipfelerfolg noch gestern das ABC.

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Nächste Station: Everest, Gipfel https://blogs.dw.com/abenteuersport/naechste-station-everest-gipfel/ Fri, 26 May 2017 14:56:22 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36437

Everest-Gipfel von Norden aus

Ralf Dujmovits ist seinem großen Ziel ganz nahe. Im achten Anlauf will der 55-Jährige endlich den Mount Everest ohne Flaschensauerstoff besteigen. Rund acht Stunden Aufstieg trennen Ralf noch vom höchsten Punkt der Erde auf 8850 Metern – wenn alles passt. Heute erreichte Dujmovits nach Angaben seiner Lebensgefährtin Nancy Hansen auf der tibetischen Normalroute Lager 3 auf 8300 Metern, von wo er sich per Satellitentelefon bei ihr meldete. Eine Stunde lang habe dort oben ein Gewitter gewütet, berichtete Ralf der Kanadierin. Er habe für die 600 Höhenmeter von Lager 2 aus fünf Stunden gebraucht. „Er fühlt sich ein bisschen müde, aber er klingt sehr präsent und normal“, schreibt Nancy auf Facebook. „Er wird nun eine Menge trinken, sich dann ein paar Stunden ausruhen und am Samstag um 1 Uhr nepalesischer Zeit (in Deutschland 21.15 Uhr am Freitag) Richtung Gipfel aufbrechen.“

Wenig Wind am Gipfeltag erwartet

Der Wetterbericht sagt für Samstag früh wenig Wind und leichten Schneefall voraus, bei Temperaturen um minus 25 Grad Celsius. Am Nachmittag soll der Schneefall stärker werden. Dujmovits hat als bisher einziger Deutscher alle 14 Achttausender bestiegen, einzig am Everest griff er im Herbst 1992 bei schlechtem Wetter oberhalb des Südsattels zur Atemmaske. Das wurmt ihn noch heute. Der aktuelle Everest-Versuch ohne Flaschensauerstoff soll, so Ralf zu mir vor der Abreise, sein „definitiv letzter“ sein. Ich drücke ihm ganz fest die Daumen.

Maske, um Luft zu befeuchten

Eigenwillige Maske

Auch die US-Amerikaner Adrian Ballinger und Cory Richards haben bei ihrem Versuch ohne Flaschensauerstoff auf der Nordseite Lager 3 erreicht. „Es war hart, hierhin zu kommen. Jetzt habe ich Angst“, räumt Adrian auf Instagram ein. Auf dem Bild trägt Ballinger eine Maske vor dem Mund, die nach seinen Worten dafür sorgen soll, dass die Atemluft befeuchtet wird.

 

Latorre und Co. auf dem Südsattel

Sangay, Wenzl, Latorre, Graziani (v.l.n.r.)

Auch auf der Südseite des Everest laufen die Gipfelversuche der Bergsteiger, die ohne Flaschensauerstoff aufsteigen, bisher nach Plan. Der Spanier Ferran Latorre, der Franzose Yannick Graziani und der Österreicher Hans Wenzl erreichten den Südsattel auf 7950 Metern. Begleitet werden sie von dem Sherpa Dawa Sangay. Ein kurzes Video, das Ferran auf Twitter postete, zeigt starke Böen und Schneefall. Darüber berichtete auch die Französin Elisabeth Revol, die bei ihrem Versuch ohne Atemmaske heute von Lager 2 auf 6400 Metern bis zum Südsattel aufstieg.

Klein drehte um

Die heute noch recht widrigen Wetterverhältnisse stoppten den Gipfelversuch des Ungarn David Klein, der – wie ich erst gestern erfuhr – auf der Südseite ohne Atemmaske aufgestiegen war. Auf einer Höhe von etwa 8100 Metern kehrten David und zwei Sherpas, die ihn filmen sollten, um, weil der Wind zu stark wurde. Es war bereits Davids neunter Everest-Versuch ohne Flaschensauerstoff. Bei seinem bisher erfolgreichsten war der Ungar 2014 auf der Nordseite bis auf eine Höhe von 8650 Metern gelangt.

Erste Bilanz

Auch wenn noch einige wenige kommerzielle Teams am Berg unterwegs sind, haben die nepalesischen Behörden bereits eine erste Bilanz der Frühjahrssaison am Everest gezogen. Nach Angaben des Tourismusministeriums in Kathmandu erreichten bisher mehr als 450 Menschen, von Süden her aufsteigend, den Gipfel, darunter rund 200 ausländische Bergsteiger aus 29 Ländern.

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Everest ohne Flaschensauerstoff: Alles nach Plan https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-ohne-sauerstoff-alles-nach-plan/ Thu, 25 May 2017 12:42:54 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36417

Ralf Dujmovits oberhalb des Nordsattels

Bisher laufen die Gipfelversuche der Bergsteiger, die in diesen Tagen den Mount Everest ohne Flaschensauerstoff angehen, nach Plan (bis auf eine Ausnahme, dazu später). Ralf Dujmovits erreichte heute nach Angaben seiner Lebensgefährtin Nancy Hansen auf der tibetischen Nordseite des höchsten Bergs der Erde Lager 2: „Er hat mich gerade aus einer Höhe von 7700 Metern angerufen, er wird dort die Nacht verbringen“, schreibt die kanadische Bergsteigerin auf Facebook. „Im Augenblick ist es stürmisch, aber der Wind soll abflauen. Morgen wird er bis auf eine Höhe von 8300 Metern aufsteigen. Er fühlt sich gut.“ Der 55-Jährige hat bereits – als einziger Deutscher bisher – alle 14 Achttausender bestiegen. Lediglich am Everest hatte er 1992 zur Atemmaske gegriffen. Der aktuelle Versuch ohne Flaschensauerstoff ist sein achter und nach eigenen Worten „definitiv letzter“.

Wenig überraschendes Unwohlsein

Everest-Nordseite

Auch die beiden US-Amerikaner Adrian Ballinger und Cory Richards sind auf der Nordroute in Lager 2 eingetroffen. „Ich fühle mich gerade ein bisschen unwohl (Kopfschmerzen, Übelkeit), aber das war zu erwarten“, schreibt Adrian auf Instagram. Ballinger, Chef des Veranstalters Alpenglow Expeditions hat den Everest bereits sechsmal mit Kunden bestiegen, immer mit Atemmaske. Einen Versuch ohne Flaschensauerstoff im Frühjahr 2016 hatte er abbrechen müssen – im Gegensatz zu Richards, der bis zum Gipfel aufgestiegen war.

Chillen auf 7300 Metern

Everest-Südseite

Auf der nepalesischen Südseite verbringen der Franzose Yannick Graziani und der Spanier Ferran Latorre die Nacht auf Freitag in Lager 3 auf 7300 Metern. „Das Wetter ist schön und sehr warm“, sagte Yannick. Und auch Ferran fühlt sich wohl: „Ich chille in Lager 3. Dem Gipfel des Everest ein Stück näher und damit meinem Traum.“ Erreicht Latorre den höchsten Punkt auf 8850 Metern, hat er alle Achttausender ohne Flaschensauerstoff bestiegen. Begleiter werden Graziani und Labore vom Österreicher Hans Wenzl und vom Sherpa Daway Sangay. Für Wenzl wäre der Everest der neunte Achttausender, allesamt ohne  ohne Flaschensauerstoff bestiegen. Elisabeth Revol meldete sich derweil aus Lager 2 auf 6400 Metern. „Mir geht es gut“, schrieb die Französin auf Facebook. Morgen will sie bis zum Südsattel auf 7950 Metern aufsteigen, wo sie dann voraussichtlich auf Graziani, Labore, Wenzl und Sangay treffen wird.

Kuriki kündigt neuen Versuch an

Der Japaner Nobukazu Kuriki hat seinen Gipfelversuch über die Hornbein-Route – also über den Westgrat und durch das Hornbein-Couloir in der Nordwand zum Gipfel – abgebrochen und ist ins Basislager auf der nepalesischen Südseite abgestiegen. Der 34-Jährige kündigte für die kommenden Tage einen weiteren Versuch an. „Es ist noch nicht vorbei“, sagte Nobukazu.

Wer sind die vier Toten?

Verwirrung herrscht um die Identität der vier Bergsteiger, die gestern in einem Zelt am Südsattel tot aufgefunden worden waren. Möglicherweise handele es sich bei ihnen um Vermisste aus dem Vorjahr, mutmaßten nepalesische Offizielle. Die vier Bergsteiger, die man eigentlich für die Opfer gehalten hatte, sollen wohlbehalten im Basislager eingetroffen sein.

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Ohne Atemmaske: Everest-Gipfelversuche von Dujmovits und Co. laufen https://blogs.dw.com/abenteuersport/ohne-atemmaske-everest-gipfelversuche-von-dujmovits-und-co-laufen/ Wed, 24 May 2017 11:18:24 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36401

Ralf Dujmovits am Everest

Wenn alles klappt, könnte es am Samstag am Gipfel des Mount Everest eine Party „oben ohne“ geben. Mehrere Bergsteiger, die sich vorgenommen haben, den höchsten Berg der Erde ohne Atemmaske zu besteigen, sind zu ihren Gipfelversuchen aufgebrochen. Unter denen, die vom vorgeschobenen Basislager auf der tibetischen Nordseite aus starteten, war auch Ralf Dujmovits. Der 55-Jährige, der als bisher einziger Deutscher alle 14 Achttausender bestiegen hat, will den Everest endlich im achten Versuch ohne Flaschensauerstoff schaffen. Bei seinem erfolgreichen Versuch im Herbst 1992 hatte Ralf bei schlechtem Wetter oberhalb des Südsattels zur Atemmaske gegriffen – was er als Scharte empfindet, die er auswetzen will. Sein Plan: heute Nordsattel (7050 Meter), morgen Lager 2 (7700 Meter), übermorgen Lager 3 (8300 Meter) und dann am Samstag „hoffentlich in Richtung Gipfel“ (8850 Meter), wie mir Ralf schreibt: „Ich bin zuversichtlich, fühle mich wohl und denke, dass mir die extrem warmen Temperaturen (voraussichtlich minus 20 Grad Celsius) helfen könnten.“

Noch ein Aufstieg des Speed-Spezialisten Jornet?

Darauf setzen auch die beiden US-Amerikaner Adrian Ballinger und Cory Richards, die denselben Zeitplan wie Dujmovits haben. Richards hatte bereits im vergangenen Jahr den Gipfel ohne Flaschensauerstoff erreicht, Ballinger hatte umkehren müssen. Hartnäckig hält sich auch die Vermutung, dass der Spanier Kilian Jornet einen zweiten Versuch startet, um seine Aufstiegszeit vom vergangenen Montag zu unterbieten. Trotz gesundheitlicher Probleme war der 29 Jahre alte Speed-Spezialist in nur 26 Stunden vom Kloster Rongbuk auf 5100 Metern bis zum Gipfel aufgestiegen – ohne Atemmaske.

Revol ist nicht zu stoppen

Südseite des Mount Everest

Auch auf der nepalesischen Südseite haben sich mehrere Bergsteiger, die auf Flaschensauerstoff verzichten wollen, den Samstag als Gipfeltag ausgeguckt. Der Spanier Ferran Latorre würde im Erfolgsfall seine Achttausender-Sammlung komplettieren und hätte dann alle 14 höchsten Berge der Erde ohne Atemmaske bestiegen. Ebenfalls „oben ohne“ wollen Yannick Graziani und Elisabeth Revol, beide aus Frankreich, aufsteigen. Elisabeth scheint in diesem Frühjahr gar nicht zu stoppen sein. Am Makalu hatte sie bereits den Vorgipfel erreicht, anschließend dann den Lhotse bestiegen.

Kuriki nicht auf-, sondern abgestiegen

Der Japaner Nobukazu Kuriki, der eigentlich den morgigen Donnerstag als Gipfeltag angepeilt hatte, ist wegen gesundheitlicher Probleme vom Westgrat aus wieder in ein tiefer gelegenes Lager abgestiegen. Das teilte das Team des 34-Jährigen mit, das Stunden zuvor noch verkündet hatte, Kuriki sei von seinem Lager auf 7200 Metern aus weiter aufgestiegen. Der Japaner hat sich die erste Solo-Begehung der „Hornbein-Route“ vorgenommen, ebenfalls ohne Atemmaske: über den Westgrat, in die Nordwand, durch das Hornbein-Couloir zum Gipfel. Es wäre die erste Wiederholung der Route, die 1963 die US-Amerikaner Tom Hornbein und Willy Unsoeld (mit Flaschensauerstoff) eröffnet hatten. Bei einem gescheiterten Solo-Versuch auf dieser Route im Herbst 2012 hatte sich Kuriki so schwere Erfrierungen zugezogen, dass neun seiner zehn Finger hatten amputiert werden müssen.

Weitere vier Tote

Am Südsattel wurden derweil nach Angaben der Zeitung „The Himalayan Times“ vier tote Bergsteiger in einem Zelt entdeckt – zwei ausländische Kunden und zwei Sherpas. Sie seien vermutlich erstickt, hieß es. Das erinnert an einen Zwischenfall im vergangenen Jahr am Makalu, als zwei Sherpas einer deutschen Expedition im Hochlager an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung gestorben waren. Damit hat sich die Zahl der Todesfälle am Everest in diesem Frühjahr auf zehn erhöht.

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China dreht Preisschraube – und investiert https://blogs.dw.com/abenteuersport/china-dreht-preisschraube-und-investiert/ Fri, 13 Jan 2017 11:44:30 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34691 Tibetische Nordseite des Mount Everest

Tibetische Nordseite des Mount Everest

Achttausender-Bergsteigen in Tibet wird teurer, und das nicht nur am Mount Everest. Der chinesische Bergsteigerverband CMA hat nach mir vorliegenden Unterlagen die Preise für die Permits an Everest, Cho Oyu und Shishapangma deutlich erhöht, im Schnitt um mehr als 30 Prozent. Seit Anfang des Jahres verlangt die CMA für die Besteigung des höchsten Bergs der Erde ab einer Teamgröße von vier Teilnehmern 9950 US-Dollar je Bergsteiger. Bisher kostete das Everest-Permit etwa 7000 Dollar pro Nase. Für den Cho Oyu werden ab sofort 7400 Dollar fällig, für die Shishapangma 7150 Dollar für einen Aufstieg von der Nordseite, 7650 Dollar für eine Besteigung von der Südseite. Bei kleineren Teams bis zu drei Teilnehmern liegen die Kosten für die Permits sogar im fünfstelligen Bereich: 19.500 Dollar pro Person am Everest, je 12.600 Dollar an Cho Oyu und Shishapangma.

Preise gleichen sich an

Zum Vergleich: Die nepalesische Regierung verlangt für den Everest im Frühjahr 11.000 Dollar, für die anderen Achttausender 1800 Dollar pro Bergsteiger. Allerdings handelt es sich dort um das „nackte“ Permit, während in Tibet einige Leistungen mit eingeschlossen sind, wie die Anfahrt zum Basislager oder auch die Dienste des Verbindungsoffiziers. Dennoch: Langsam, aber sicher nähern sich die Expeditionspreise in China und Nepal an.

Markt der Zukunft

China hat offenkundig das Bergsteigen als Wachstumsbranche entdeckt. Kein Wunder, schließlich kaufen sich immer mehr Chinesen in kommerzielle Expeditionen ein – nicht nur in den heimischen Bergen, wo ihnen untersagt ist, mit ausländischen Anbietern unterwegs zu sein. „China ist der Markt der Zukunft“, schreibt mir Mingma Gyalje Sherpa, Chef des nepalesischen Veranstalters „Dreamers Destination“. „Die Chinesen haben jetzt auch begonnen, in fremden Ländern bergzusteigen.“

Mit dem Zug ins Basislager

Bauarbeiten an der Straße zum Cho Oyu (© Adrian Ballinger)

Bauarbeiten an der Straße zum Cho Oyu

Die chinesischen Behörden investieren in Tibet massiv in die Infrastruktur. Die Straße von der Hauptstadt Lhasa bis ins 5200 Meter hohe Everest-Basislager – früher auf vielen Abschnitten nicht mehr als eine Piste – ist inzwischen vollständig asphaltiert. „Als Touristenattraktion ist es eine der coolsten Straßen, die ich auf diesem Planeten bisher gesehen habe“, schwärmte der US-Expeditionsveranstalter Adrian Ballinger im Frühjahr 2016.
Im Ort Gangkar, auch bekannt als Old Tingri, soll, wie berichtet, bis 2019 ein riesiges Bergsteiger-Zentrum entstehen, inklusive Landeplatz für Hubschrauber-Rettungsflüge. In Tingri werde derzeit auch eine Verbrennungsanlage gebaut, schreibt mir der Schweizer Expeditionsveranstalter Kari Kobler. In drei bis vier Jahren solle es eine Eisenbahnverbindung bis in unmittelbare Nähe des Shishapangma-Basislagers geben.

Unberechenbare Politik

Everest-Nordseite im letzten Tageslicht

Everest-Nordseite im letzten Tageslicht

Der 61-Jährige ist ein alter Hase auf der tibetischen Seite des Himalaya. Seit vielen Jahren veranstaltet Kobler dort Expeditionen. Die großen Veränderungen stünden erst in den nächsten Jahren bevor, glaubt Kari. „Bis jetzt war es am Everest sehr ruhig, und es herrschte auf der Nordseite ein fast familiäres Verhältnis“, sagt Kobler und verweist auf die geringere Zahl der Gipfelanwärter, „nur ca. 30 Prozent der Gäste gegenüber der Südseite“. Nach wie vor sei allerdings Korruption ein großes Problem: „Es ist unglaublich, wie autonom die chinesischen Politiker in Tibet agieren.“ Sollten nicht – nach offizieller Lesart der Regierung in Peking – die Tibeter die Autonomen in China sein?
Trotz gestiegener Preise und politischer Unwägbarkeiten denkt Kobler nicht daran, auf die nepalesische Seite zu wechseln. Die objektiven Gefahren seien auf der Südseite des Mount Everest größer, meint Kari: „Es ist aus meiner Sicht nur eine Frage der Zeit, bis wieder etwas Schlimmes passiert. Darum lieber die unberechenbare Politik als die unberechenbaren Gefahren.“

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Schnapp-Expedition https://blogs.dw.com/abenteuersport/schnapp-expedition/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/schnapp-expedition/#comments Sat, 08 Oct 2016 10:13:57 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33873 Cho Oyu (vom Gokyo Ri aus)

Cho Oyu (vom Gokyo Ri aus)

Die Welt neigt zur Schnappatmung. Sie bewegt sich irgendwo zwischen Snapchat, Schnappschuss und 140 Zeichen Twitter-Botschaft – und springt auf jeden Zug, Hauptsache, er fährt. Auf der Strecke bleibt die Muße. Eines nicht allzu fernen Tages werden wir uns wahrscheinlich auch fragen, wie es überhaupt sein konnte, dass Achttausender-Expeditionen einmal zwei Monate lang dauerten. Die US-Bergsteiger Adrian Ballinger und Emily Harrington haben ihr Ziel erreicht: Nur zwei Wochen, nachdem sie von ihrem Haus am Lake Tahoe in Kalifornien aufgebrochen waren, schlossen sie dort wieder die Haustür auf – im Gepäck eine erfolgreiche Besteigung des Achttausenders Cho Oyu. Neun Tage nach ihrer Abreise standen Adrian und Emily auf dem 8188 Meter hohen Gipfel in Tibet. Anschließend fuhren sie mit Skiern ab, und dann nichts wie ab nach Hause.

Lagerkoller und Kraftverlust

Emily Harrington (r.) und Adrian Ballinger

Emily Harrington (r.) und Adrian Ballinger

„Monatelang in einem kleinen gelben Zelt in oder oberhalb von 18.000 Fuß (knapp 5500 Meter) zu leben, mag für jene, die es noch nicht gemacht haben, abenteuerlich klingen“, sagte Harrington in einem Interview der Zeitschrift „Vogue“.  „Aber es kann schon ziemlich einsam werden, und du entwickelst nach einer Weile eine Art Lagerkoller.“ Dazu komme der Verlust von Gewicht und Muskelmasse. Nach früheren Himalaya-Expeditionen, so die 30-Jährige, habe sie ein halbes Jahr gebraucht, um wieder auf dem gleichen Niveau felsklettern zu können wie vorher. „Ich hoffe, dass dieser Trip nicht so viel Schaden anrichtet.“

Praktikable Länge

Ihr Lebensgefährte Adrian Ballinger, Chef des Veranstalters Alpenglow Expeditions, weist im selben Interview darauf hin, dass er seit 1997 regelmäßig sieben bis acht Monate pro Jahr in „gelben Zelten“ gelebt habe. „Ich habe diese epischen, sprich langen Expeditionen geliebt“, sagte der 40-Jährige der „Vogue“. „Aber nun möchte ich alles, was ich gelernt habe, nutzen, um Himalaya-Expeditionen auf eine praktikablere Länge zu verkürzen.“ Alpenglow bietet schon jetzt Achttausender-Expeditionen an, die nur einen Monat dauern.

Auf präparierter Piste, mit Atemmaske

Der erfolgreiche Zwei-Wochen-Trip zum Cho Oyu und zurück war eine gelungene Werbung für diese so genannten „Rapid Ascent Expeditions“: Die Teilnehmer gewöhnen sich noch in der Heimat in Hypoxie-Zelten an die dünne Luft, um Zeit für die aufwändige Akklimatisation vor Ort einzusparen, und reisen erst an, wenn der Berg schon mit Fixseilen präpariert ist. So stiegen auch Ballinger und Harrington am Cho Oyu über die bereits vorbereitete Route auf – mit Sherpa-Unterstützung und ab Lager 2 auf 7200 Metern mit Flaschen-Sauerstoff. „Aber wir haben immer noch eine riesige Menge Ausrüstung mit uns geschleppt“, sagt Adrian. „Jeder Tag war brutal, aber wir wussten, dass wir uns nur vier Tage auf einem wirklich hohen Niveau abrackern mussten.“ Eine erfolgreiche „Schnapp-Expedition“, bestens geeignet für Snapchat, Schnappschüsse und Twitter. Das Modell für die Zukunft? Schimpft mich altmodisch, aber ich bevorzuge den langen Atem in kleinen gelben Zelten.

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Instant-Expedition zum Cho Oyu https://blogs.dw.com/abenteuersport/instant-expedition-zum-cho-oyu/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/instant-expedition-zum-cho-oyu/#comments Sat, 24 Sep 2016 12:26:09 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33679 Gipfelregion des Cho Oyu

Gipfelregion des Cho Oyu

Wer stoppt die Grauen Herren? Die Zeitdiebe, die Michael Ende 1973 in seinem Roman „Momo“ ihr Unwesen treiben ließ, scheinen auch im Himalaya eingefallen zu sein. Westliche Veranstalter registrieren seit Längerem, dass die Chance, Expeditionen zu verkaufen, umso höher ist, je kürzer die Reisen nach Asien dauern. Es gibt nicht allzu viele Arbeitgeber, die den Urlaubsantrag eines Angestellten über zwei volle Monate genehmigen, nur weil der auf Achttausender-Expedition gehen will.

Akklimatisationszeit einsparen

Der US-Anbieter Alpenglow Expeditions hat die Bredouille erkannt, in der potentielle Achttausender-Aspiranten stecken und bietet so genannte „Rapid Ascent Expeditions“ an, also „Schnellaufstieg-Expeditionen“: Die Teilnehmer gewöhnen sich noch in der Heimat in Hypoxie-Zelten an die dünne Luft, um Zeit für die aufwändige Akklimatisation vor Ort einzusparen, und reisen erst an, wenn der Berg schon mit Fixseilen präpariert ist. So schmilzt Alpenglow etwa die Dauer einer Everest-Expedition auf der tibetischen Nordseite auf 42 Tage zusammen. Die Cho-Oyu-Expedition des US-Veranstalters in diesem Herbst ist nur auf 30 Tage veranschlagt.

Auf präparierter Piste

Hypoxie-Training daheim

Hypoxie-Training daheim

Dass es noch viel schneller geht, will Alpenglow-Chef Adrian Ballinger beweisen. Mit seiner Lebensgefährtin, der 30-jährigen Profi-Kletterin Emily Harrington, ist der 40 Jahre alte US-Amerikaner nach Lhasa geflogen, um den Cho Oyu zu besteigen. In weniger als zwei Wochen wollen die beiden zurück in den USA sein. Ballinger und Harrington haben ein intensives Hypoxie-Training daheim am Lake Tahoe in Kalifornien hinter sich – und genau verfolgt, für wann die Meteorologen ein Schönwetter-Fenster für den Berg vorhersagen. Ohne die sonst üblichen Akklimatisierungsrunden wollen sie auf der präparierten Normalroute direkt zum 8188 Meter hohen Gipfel aufsteigen, so hoch wie möglich ohne zusätzlichen Sauerstoff. Für die oberen Bereiche des Bergs sollen aber Sauerstoffflaschen bereitliegen, die von den Sherpas der kommerziellen Alpenglow-Expedition dort deponiert worden sind. Das Paar will vom Gipfel mit Skiern abfahren und anschließend sofort wieder in die USA zurückreisen.

Ende der Entschleunigung

Zeitdiebe (auf einer Graffiti-Wand in Trier)

Zeitdiebe (auf einer Graffiti-Wand in Trier)

Sollten Ballinger und Harrington ihre „Instant-Expedition“ erfolgreich beenden, wäre das natürlich beste Werbung für die Schnellaufstieg-Expeditionen von Alpenglow. Auf der Strecke bleiben dabei unter anderem die Entschleunigung während einer Expedition, das Eintauchen in fremde Länder und Kulturen, die Begegnungen mit der lokalen Bevölkerung, mit den Expeditionskollegen und nicht zuletzt auch mit sich selbst, kurz: das eigentliche Expeditionsleben. Und die Grauen Herren reiben sich die Hände.

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Everest-Saison „so normal, wie sie sein konnte“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-saison-so-normal-wie-sie-sein-konnte/ Fri, 10 Jun 2016 14:31:48 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32913 Mount Everest

Mount Everest

Vor der Saison waren sich eigentlich alle einig: Noch ein Jahr mit Unglücken und ohne Gipfelerfolge am Mount Everest würde das kommerzielle Bergsteigen am höchsten Berg der Erde kaum verkraften. Es kam anders. Mehr als 400 Besteigungen auf der nepalesischen Südseite des Everest, über 100 auf der tibetischen Nordseite, fünf Todesfälle im Gipfelbereich. Alles wieder normal? Irgendwelche Probleme, auf die man hinweisen sollte? Das habe ich einige Expeditionsveranstalter gefragt, die im Frühjahr am Everest waren. Die ersten drei haben bereits geantwortet. Es gibt einige Übereinstimmungen. Aber lest selbst!

Crampton: „Warum keine Regeln wie bei den Chinesen?“

Für Phil Crampton, der in Großbritannien geboren wurde und in den USA lebt, war es die 14. und letzte Saison am Everest. Er hatte schon im Vorfeld angekündigt, dass sich sein Unternehmen Altitude Junkies ab 2017 auf „weniger überfüllte“ Berge wie die Achttausender Makalu, Dhaulagiri und Kangchendzönga konzentrieren werde. Crampton selbst stand sechsmal auf dem Gipfel des Mount Everest. In dieser Saison verbuchte das Altitude-Junkies-Team 16 Gipfelerfolge. Hier ist Phils Bilanz:

Phil Crampton

Phil Crampton

„Die Frühjahrssaison am Everest war so normal, wie sie nach den Katastrophen-Saisons 2014 und 2015 sein konnte. Der Berg war in diesem Jahr nicht so überfüllt wie sonst. Und doch wurden am Gipfeltag 19. Mai wieder Engpässe wegen Massen von Bergsteigern gemeldet. Expeditionsveranstalter und die Regierung in Kathmandu sprechen bereits davon, dass sie für die Saison 2017 eine höhere Zahl ausländischer Bergsteiger erwarten, weil immer noch viele Leute Permits aus den vergangenen beiden Jahren haben. Ich habe wieder einmal Bergsteiger mit unzureichender Höhenerfahrung an den Flanken des Everest gesehen. Und die meisten von ihnen waren mit Billiganbietern unterwegs, die über weniger Erfahrung verfügen. Auch die Frage der alpinen Erfahrung der Everest-Bergsteiger wird von der Regierung nicht geregelt. Es scheint, als dürfe jeder losklettern, der bereit ist, die 11.000 Dollar für das Permit zu zahlen. Warum macht man es nicht so wie die Chinesen, die von allen ihren Staatsbürgern fordern, vorher einen anderen Achttausender bestiegen zu haben, bevor sie ein Permit für die Nordseite erhalten?“

Barringer: „Müll auf dem Berg, unerfahrene Bergsteiger“

Adrian Ballinger versuchte in diesem Frühjahr zusammen mit seinem US-Landsmann Cory Richards, den Everest von Norden aus ohne Flaschensauerstoff zu besteigen. Per Snapchat ließen sie unter dem Hashtag #everestnofilter die Welt in Echtzeit an ihrem Aufstieg teilhaben. Adrian drehte auf etwa 8500 Metern um, als er bei sich erste Symptome der Höhenkrankheit feststellte, Cory erreichte den Gipfel. Ballingers Unternehmen Alpenglow Expeditions war auch mit einem kommerziellen Team am Berg. Das schrieb mir Adrian:

Adrian Ballinger

Adrian Ballinger

„2016 war eine großartige Saison für Alpenglow am Everest. 100 Prozent unserer kommerziellen Kunden (vier Kletterer, drei Sherpas) erreichten den Gipfel, bei sehr guten Bedingungen. Die Route auf der Nordseite war in einem sehr guten Zustand, und viel sicherer, als ich es auf der Südseite in den vergangenen acht Saisons erlebt habe. Das Fixseil-Team der CTMA (Chinese Tibet Mountaineering Association) hat größtenteils ausgezeichnete Arbeit geleistet. Dennoch gibt es Probleme am Berg, die angesprochen werden müssen. Verantwortlich dafür sind Billiganbieter ohne westliche Bergführer. Zu diesen Problemen gehört, dass sie Müll und Fäkalien am Berg zurücklassen, unerfahrene Bergsteiger in ihren Teams zulassen und die Ressourcen anderer Teams nutzen, die ihnen selbst fehlen. Keines dieser Probleme ist unüberwindbar, aber es ist notwendig, Regeln für die kommerziellen Veranstalter aufzustellen und diese auch durchzusetzen.“

Brice: „Neue nepalesische Veranstalter mit zu wenig Sherpas“

Auch der Neuseeländer Russell Brice kann aus seiner Sicht als Chef des Veranstalters Himalayan Experience mit der Everest-Saison zufrieden sein. Sechs seiner Kunden, darunter auch der Deutsche Andreas Friedrich, erreichten mit ihren Sherpas, von Süden aufsteigend, den höchsten Punkt. Russ hat mich ermuntert, seine Saisonbilanz auf der Himex-Homepage zusammenzufassen. Das habe ich getan:

Russell Brice

Russell Brice

„Nachdem ich gesehen hatte, wie viele Menschen aufbrachen, um am 19. Mai den Gipfel zu erreichen, hat es mich nicht überrascht, was später in der Saison geschah. Es war „Business as usual auf dem Everest“, wie es in der Schlagzeile eines Artikels hieß. Aber ich frage mich wirklich, ob wir denn niemals aus den Fehlern der Vergangenheit lernen! Es gibt hier jetzt viele neue nepalesische Expeditionsanbieter. Wir stellen fest, dass sie nur über eine begrenzte Anzahl von Sherpas verfügen. Sehr häufig sind diese Teams nicht in der Lage, Sherpas bereitzustellen, um Ausrüstung auf den Berg zu schaffen und Fixseile anzubringen. Es war zwar eine demokratische Entscheidung, dass sich Sherpas aus neun verschiedenen Teams um das Anbringen der Fixseile bis zum Gipfel kümmerten, aber effizient war es nicht. Es wäre besser gewesen, wenn zwei oder drei Veranstalter für diese Aufgabe Sherpas abgestellt hätten, die sich gekannt und gut zusammengearbeitet hätten, und wenn es einen Sirdar oder Anführer gegeben hätte, dessen Anweisungen sie befolgt hätten. So wäre das Anbringen der Fixseile effizienter verlaufen. Es wäre schneller gegangen und hätte deswegen die Sherpas weniger in Gefahr gebracht.“

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Gläserne Everest-Bergsteiger https://blogs.dw.com/abenteuersport/glaeserne-everest-bergsteiger/ Fri, 20 May 2016 13:04:07 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32751 Tibetische Nordseite des Everest

Tibetische Nordseite des Everest

Es ist nicht nur die dünne Luft am Mount Everest, die Bergsteiger hecheln lässt. Inzwischen scheint auch ein Wettlauf um die hipste Nutzung der so genannten „sozialen“ Netzwerke entbrannt. Spitzenreiter in dieser Kategorie – berücksichtigt man das mediale Echo weltweit – sind in diesem Frühjahr ohne Frage die beiden US-Amerikaner Adrian Ballinger und Cory Richards. Sie dokumentieren ihren Aufstieg ohne Flaschensauerstoff auf der tibetischen Nordseite auch via Snapchat – jenen Mitteilungs-Dienst für Smartphones und Tablets, bei dem die Einträge nach einer Weile automatisch verschwinden – und erzeugen damit bei den Couch potatoes für Schnappatmung. Unter #EverestNoFilter kann jeder quasi in Echtzeit und ungefiltert dabei sein, wenn Ballinger und Richards über den Nordostgrat aufsteigen. Die beiden wollen am Wochenende den 8850 Meter hohen Gipfel erreichen.

Wie viel Klappern ist nötig?

Adrian und Cory lassen ihre Fans nicht nur über Snapchat, sondern auch über Instagram, Twitter und Facebook an so ziemlich allem teilhaben, was ihnen während ihres Aufstiegs widerfährt. Selbst die Herzfrequenz wird veröffentlicht. Die beiden wirken sogar, als ob ihnen dieser ständige „Break Dance“ auf verschiedenen Internet-Hochzeiten richtig Spaß macht. Und es scheint sie auch nicht zu stören, dass sie wahrscheinlich als „Gläserne Bergsteiger“ in die Everest-Geschichte eingehen werden. Beide sind Profis, somit gehört Klappern zum Geschäft. Aber muss es wirklich so viel sein?

„Unser Ziel ist es, unsere Sichtweise zu teilen und einen Dialog anzustoßen über die positiven und negativen Seiten des Bergsteigens am Everest“, schrieb Adrian vor der Expedition. „Schlussendlich wollen wir eine positive Zukunft für den Everest erreichen, und für alle die auf dem Berg arbeiten und die dort ihre Freizeit verbringen.“ Ballinger ist Gründer und Chef des kommerziellen Veranstalters Alpenglow Expeditions. Sechsmal hat der 40 Jahre alte Bergführer den Everest bereits bestiegen, jedoch immer mit Flaschensauerstoff. Cory Richards, geboren im Mai 1981, ist Bergsteiger und Fotograf. Gemeinsam mit dem Italiener Simone Moro und dem Russen Denis Urubko gelang ihm 2011 die erste Winterbesteigung des Achttausenders Gasherbrum II.

Lhakpa Sherpas siebter Streich

Am Donnerstag erreichten mehr als 200 Bergsteiger den Gipfel des Mount Everest. Und die Welle rollt weiter. Auch von der Nordseite, wo jetzt, wie auf der Südseite, die Normalroute bis zum höchsten Punkt mit Fixseilen gesichert ist, wurden die ersten Erfolge gemeldet. Unter anderen erreichte Lhakpa Sherpa den Gipfel und verbesserte damit ihren eigenen Rekord: Mit sieben Besteigungen ist die 42-Jährige, die in Nepal geboren wurde und in den USA lebt, die Frau mit den meisten Everest-Erfolgen.

Todesfall am Dhaulagiri

Dhaulagiri

Dhaulagiri

Auch am Achttausender Dhaulagiri gab es die ersten Besteigungen der Frühjahrssaison. Der Spanier Alberto Zerain, der Argentinier Mariano Galvan, die beiden Inder Rajib Bhattacharya und Prasad Joshi sowie ein Sherpa, dessen Namen leider nicht bekannt gegeben wurde (eine häufig vorkommende Unsitte) erreichten den 8167 Meter hohen Gipfel. Beim Abstieg brach der 43-Jährige Bhattacharya auf 7600 Metern zusammen und starb.

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Mehr als 150 Gipfelerfolge, ein Todesfall https://blogs.dw.com/abenteuersport/mehr-als-150-gipfelerfolge-ein-todesfall/ Thu, 19 May 2016 10:00:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32741 Mount Everest

Mount Everest

Ein einsames Gipfelerlebnis sieht anders aus. Gyanendra Shrestha vom nepalesischen Tourismusministerium sagte der in Kathmandu erscheinenden Zeitung „The Himalayan Times“, seit dem Morgen hätten rund 150 Bergsteiger den 8850 Meter hohen Gipfel des Mount Everest erreicht. Die Zahl werde wahrscheinlich im Laufe des Tages auf über 200 steigen. Nachdem der starke Wind abgeflaut war, hatten sich viele Teams auf der nepalesischen Seite auf den Weg gemacht. Die zahlreichen Everest-Gipfelerfolge wurden von einem Todesfall am Nachbarberg Lhotse überschattet.

Nach Angaben des Expeditionsveranstalters Aun Treks stürzte Ang Furba Sherpa die Lhotse-Flanke hinab in den Tod. Er gehörte zu einem Teams von sechs Sherpas, die dabei waren, die Route auf den 8516 Meter hohen Lhotse mit Fixseilen zu sichern.

Auf der Nordseite des Everest werden in Kürze die ersten Gipfelerfolge erwartet. Das Team der China Tibet Mountaineering Association, das die Fixseile verlege, sei auf den letzten Hängen unterhalb des Gipfels, twitterte der US-Amerikaner Adrian Ballinger.

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Dujmovits: „Geht auf die Everest-Nordseite!“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/dujmovits-geht-auf-die-everest-nordseite/ Fri, 06 May 2016 16:22:07 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32569 Ralf Dujmovits

Ralf Dujmovits

Noch hat sich das Schönwetterfenster am Mount Everest nicht geöffnet. „Im Augenblick heftiger Schneefall im Basislager“, twitterte heute der US-Amerikaner Dan Mazur, Expeditionsleiter des Veranstalters Summit Climb von der nepalesischen Südseite des Bergs. „Hoch oben am Berg arbeiten unsere Sherpas. Sie tragen Flaschensauerstoff, Seile, Zelte, Lebensmittel.“ Auf der Nordseite stiegen die beiden US-Amerikaner Adrian Ballinger und Cory Richards heute bis auf eine Höhe von rund 7600 Metern auf. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass Cory und ich heute höher waren als alle anderen Menschen auf diesem Planeten“, schrieb Adrian auf Instagram. „Bedeutet das irgendetwas? Natürlich nicht. Aber es war ein besonderes Gefühl.“ Die beiden, die in diesem Frühjahr den Everest ohne Flaschensauerstoff besteigen wollen, kehrten zum Nordsattel zurück, „als es am Nachmittag so aussah, als ob die Wolken von Nepal nach Tibet ziehen“. Die Wetterfrösche erwarten für die nächsten Tagen weitere Schneefälle am Everest. Vielleicht greift ja der eine oder andere Bergsteiger in den Basislagern im Norden und Süden noch einmal zu Jon Krakauers Bestseller „In eisige Höhen“. Das dort beschriebene Unglück am Everest im Frühjahr 1996 jährt sich am kommenden Dienstag zum 20. Mal.

Ich habe über den Everest damals und heute mit Ralf Dujmovits gesprochen. Der 54-Jährige ist der erste und bisher auch einzige Deutsche, der auf allen 14 Achttausendern gestanden hat.

Ralf, du hast in diesem Jahr ein Everest-Sabbatjahr eingelegt. Wolltest du – wie viele andere auch – gucken, wie sich die ganze Situation rund um den Everest entwickelt?

Ich wollte nicht abwarten oder zuschauen. Ich musste einfach mal ein Jahr Pause machen, sonst wird das Ganze zur Arbeit. Ich war jetzt siebenmal am Everest. Sechsmal habe ich versucht, die Scharte von 1992 auszuwetzen, mit Flaschensauerstoff oben gewesen zu sein. Da muss man auch mal eine Pause einlegen und etwas anderes sehen. Ich freue mich jetzt auf den Sommer in Pakistan. (Ralf will sich mit seiner Partnerin, der Kanadierin Nancy Hansen, an einem noch unbestiegenen Siebentausender versuchen.)

Gefährlicher Khumbu-Eisbruch

Gefährlicher Khumbu-Eisbruch

Im Süden zwei Jahre ohne Gipfelerfolge, dazu die beiden Lawinenunglücke mit insgesamt 35 Toten – könnte die aktuelle Frühjahrssaison entscheidend dafür sein, wie es überhaupt am höchsten Berg der Erde weitergeht?

Ich glaube, es ist nicht unbedingt repräsentativ, was in diesem Frühjahr am Everest passiert. Trotz allem sehe ich den Vorteil, dass es diejenigen, die jetzt auf der Südseite unterwegs sind, mit deutlich weniger Bergsteigern zu tun haben. Damit ist die Gefahr geringer, dass man irgendwo im Stau steht. Ansonsten glaube ich, dass einige Veranstalter begriffen haben, dass die Südseite sehr gefährlich ist. Das wird sich auch mit dem Umlegen der Route durch den Khumbu-Eisbruch nicht ändern. Ich sollte natürlich als „Goodwill-Ambassador“ Werbung für Nepal machen. Ich mache das eigentlich auch sehr gerne. Aber beim Everest sage ich den Leuten ganz klar: Geht auf die tibetische Nordseite!

Glaubst du, dass dies die einzige Trendwende im Everest-Bergsteigen sein wird?

Ich denke, dass die Schere im Augenblick sehr weit aufgeht, preislich, organisatorisch und auch sicherheitstechnisch. Auf der einen Seite sehr günstige Angebote der nepalesischen Veranstalter, die inzwischen ein großes Potential von Kunden abschöpfen und teilweise auch Dumpingpreise anbieten. Auf der anderen Seite weiterhin die etablierten Veranstalter, die sehr hohe Sicherheitsstandards haben und auch entsprechende Preise verlangen. Ich glaube, dass sich Kunden künftig ihren Bedürfnissen entsprechend ein Programm zurecht stricken lassen. In diesem Bereich sind die nepalesischen Veranstalter eindeutig aktiver. Sie bieten ihren Kunden an: Wenn du willst, kannst du nur diesen oder jenen Service buchen, z.B. nur Basislagerverpflegung. Da müssen die westlichen Veranstalter noch dazulernen und sagen: Wir wollen weiterhin unsere hohen Sicherheitsstandards haben, werden aber trotzdem auf die Kunden zugehen und ihnen auch ermöglichen, in anderer Form am Berg unterwegs zu sein als nur komplett geführt, mit dem vollen Programm.

Windfahne vom Gipfel des Everest

Windfahne vom Gipfel des Everest

Stichwort Sicherheit. Am nächsten Dienstag jährt sich zum 20. Mal der Tag des Unglücks am Everest 1996, bei dem innerhalb von 24 Stunden während eines Sturms im Gipfelbereich acht Bergsteiger ums Leben kamen. Kann man die Zeit damals mit der heutigen überhaupt vergleichen?

Es hat sich unglaublich viel verändert. Der führende Veranstalter damals war Rob Hall mit Adventure Consultants. (Der Neuseeländer gehörte zu den Opfern des Unglücks.) Der Standard war für diese Zeit 1996 schon relativ hoch. Aber es fehlten damals noch sehr zuverlässige Wettervorhersagen. Dass man halb unwissentlich in schlechtes Wetter hineinläuft, sollte es eigentlich mit den doch inzwischen recht zuverlässigen Wetterberichten in diesem Ausmaß nicht mehr geben. Es haben sich jedoch andere Probleme ergeben, weil seit 1996 fast eine Vermassung stattgefunden hat. Damals waren pro Saison vielleicht, drei, vier, fünf Expeditionen unterwegs, heute sind es Dutzende. Das hat sich eher zum Nachteil verändert und kann zum Schaden der Gäste sein.

Neue Unglücke am Everest sind also nicht ausgeschlossen?

Es wird weiterhin Unglücke geben. Auch weil die globale Erwärmung nicht vor dem Everest halt macht. Es ist damit zu rechnen, dass die großen Eislawinen, die von links von der Everest-Westschulter oder von rechts vom Nutpse herunterkommen, weiterhin in den Khumbu-Eisbruch reindonnern. Damit bleibt der Eisfall gefährlich. Früher ging die Gefahr dort vor allem von der großen Bewegung des Eises aus. Seracs brachen zusammen. Spalten taten sich auf. Bergsteiger stürzten in die Tiefe, weil Leitern auseinandergerissen wurden. Diese Gefahr ist auf gleichem Niveau geblieben, aber die stark zunehmende Erwärmung wird für zusätzliches Gefahrenpotential sorgen.

Auch auf der Nordseite?

Das Eisschlagrisiko ist dort bei weitem nicht so hoch wie auf der Südseite.    

Noch einmal zurück zu deinen Everest-Plänen. Dass du in diesem Jahr nicht zum höchsten aller Berge reist, bedeutet aber nicht, dass du dieses Kapitel abgeschlossen hast, oder?

Ich werde jetzt erst einmal in diesem Sommer mit Nancy in Pakistan unterwegs sein. 2017 aber planen wir fest, noch einmal an den Everest zurückzukehren, auf die tibetische Seite. Wir werden aller Voraussicht nach versuchen, über die Messner-Traverse (Solo-Begehung 1980) ins Norton-Couloir hereinzukommen.

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