Arslan Ahmed Ansari – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Schockfrosten am Nanga Parbat https://blogs.dw.com/abenteuersport/schockfrosten-am-nanga-parbat/ Thu, 07 Jan 2016 15:39:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31597 Jacek Czech auf eisigem Untergrund

Jacek Czech auf eisigem Untergrund

Rekordtemperaturen wird es in diesem Winter am Nanga Parbat wohl kaum geben, jedenfalls nicht nach oben. „Leider ist das Januar-Wetter am Nanga extrem schlecht verglichen mit den vergangenen beiden Jahren”, schreibt der Pole Adam Bielecki, der mit seinem Landsmann Jacek Czech im Alpinstil – also ohne Flaschensauerstoff und feste Hochlager – auf der Diamir-Seite des Bergs über die Kinshofer-Route auf den 8125 Meter hohen Gipfel steigen will. „Bisher gab es noch keinen einzigen Tag, an dem das Wetter gut genug für einen Gipfelversuch gewesen wäre.“ Die Quecksilbersäule sank in den vergangenen Tagen auf minus vierzig Grad Celsius, manchmal sogar darunter. Dazu wehte ein kräftiger Wind und es schneite. Bielecki und Czech wollen nach eigenen Angaben in diesen Tagen auf eine Höhe von mindestens 7000 Metern aufsteigen, „um die Akklimatisierung wiederzuerlangen, die es uns erlaubt, auf besseres Wetter zu waren“. Das klingt, als könnten sich die beiden Polen auch vorstellen, vor ihrem ersten Gipfelversuch nicht mehr ins Basislager abzusteigen. Adam und Jacek hatten sich vor ihrer Reise nach Pakistan schon am 6893 Meter hohen Vulkan Ojos del Salado in Chile vorakklimatisiert.

Noch mal erholen

Nanga Parbat

Nanga Parbat

Eine weitere Erholungsphase im Basislager haben sich dagegen der Pole Tomek Mackiewicz und die Französin Elisabeth Revol fest vorgenommen, die derzeit in ihrem Lager auf 6000 Metern bei eisiger Kälte vor sich hin bibbern. Wenn die Zustände es zulassen, wollen sie am Freitag auf der Messner-Route bis auf eine Höhe von 7000 Metern vordringen und dann wieder absteigen. Der Pakistani Arslan Ahmed, der Dritte im Bunde des „Rubber Duck“ (Badeenten)-Teams, hat sich wegen gesundheitlicher Probleme bisher noch etwas zurückgehalten. Das Trio will, ebenfalls im Alpinstil, die Messner-Route vollenden, auf der im Jahr 2000 die Südtiroler Reinhold und Hubert Messner, Hanspeter Eisende und Wolfgang Tomaseth eine Höhe von 7500 Metern erreicht hatten.

Vereist

Simone Moro auf dem Ganalo

Simone Moro auf dem Ganalo-Grat

Auch das italienische Duo Tamara Lunger und Simone Moro plant, über diese Flanke auf den Gipfel des bisher noch nie im Winter bestiegenen Achttausenders zu gelangen. Die beiden haben inzwischen ihre Akklimatisierung am 6608 Meter Ganalo im Nanga-Parbat-Massiv abgeschlossen. Das vierte Team auf der Diamirseite des Bergs – der Spanier Alex Txikon, der Italiener Daniele Nardi und der Pakistani Ali Sadpara – hat auf der Kinshofer-Route sein Lager eins auf 4850 Metern aufgeschlagen. „Die höchsten und steilsten Hänge sehen deutlich eisiger aus als im letzten Jahr“, schreibt Alex. Auf der Rupalseite des Nanga Parbat ist das polnische „Nanga Dream“-Team unter der Leitung von Marek Klonowski auf der so genannten „Schell-Route“ bis auf knapp 6000 Meter aufgestiegen.

Kein Wettlauf?

Für das kommende Wochenende wird am neunthöchsten Berg der Erde ruhiges Winterwetter erwartet: kein Schneefall mehr, deutlich weniger Wind, Temperaturen um minus 30 Grad – eine gute Chance, sich weiter Richtung Gipfel vorzuarbeiten. Von einem Wettlauf der Teams um die erste Winterbesteigung des Nanga Parbat will Simone Moro nicht sprechen: “Jeder von uns hat dasselbe Ziel und es ist nicht, der erste auf dem Gipfel zu sein, sondern schlicht zu versuchen, es bis zum höchsten Punkt zu schaffen. Wer immer es schafft – ob als Erster, Zweiter oder Zehnter – würde einen Traum erfüllen, den die besten Höhenbergsteiger der letzten 30 Jahre geträumt haben.“ Das würden wahrscheinlich alle Bergsteiger am Nanga Parbat unterschreiben, aber ob sie auch wirklich so denken? Kaum einer wird bestreiten, dass mit jeder gescheiterten Winterexpedition – und es waren schon mehr als zwei Dutzend – der Prestigewert des Projekts gestiegen ist. Und damit auch sein Marktwert.

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Wenn das Murmeltier am Nanga Parbat grüßt https://blogs.dw.com/abenteuersport/wenn-das-murmeltier-am-nanga-parbat-gruesst/ Sat, 05 Dec 2015 13:00:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31401 Andie MacDowell mit einem echten Murmeltier

Andie MacDowell mit echtem Murmeltier

Was machen eigentlich Bill Murray und Andie MacDowell in diesem Winter? Vielleicht reisen die beiden Hollywood-Stars ja nach Pakistan, um in der Welt der Höhenbergsteiger ein Remake ihres Klassikers „Und täglich grüßt das Murmeltier“ zu drehen. Denn auch am Nanga Parbat wiederholt sich alljährlich dasselbe Spiel: Mehrere Expeditionsteams treffen dort ein, um den „Nackten Berg“ erstmals im Winter zu besteigen. Und regelmäßig kehren sie zwei Monate später erschöpft und mit leeren Händen heim. 27 Expeditionen erging es bisher so. Auch in diesem Winter werden sich wieder fünf Teams an dem 8125 Meter hohen Berg versuchen, der neben dem K 2 der einzige Achttausender ist, der noch nie in der kalten Jahreszeit bestiegen wurde. Zwei der Teams tragen sogar das Murray/MacDowell-Muster – auch wenn der Name der einen Expedition eher nach einem Disney-Film klingt.

Badeenten

Elisabeth Revol im Lager 4 auf 7000 Metern

Elisabeth Revol in Lager 4 auf 7000 Metern

Die männliche Hauptrolle im „Rubber duck“ (Badeenten) -Team spielt Tomek Mackiewicz. Der Pole versucht sich bereits den sechsten Winter in Serie am Nanga Parbat. Zum dritten Mal ist er mit der Französin Elisabeth Revol unterwegs. Im vergangenen Winter erreichten die beiden auf der Diamir-Seite des Bergs gemeinsam eine Höhe von etwa 7800 Metern, ehe sie wegen zu großer Kälte und zu starken Windes umkehren mussten. „Ich konnte den Gipfel fast schon mit meinen Fingern ‚spüren‘. Er war so nahe“, sagte Revol damals. In diesem Jahr vervollständigt der Pakistani Arslan Ahmed Ansari das Team. Die „Badeenten“ wollen, im Alpinstil kletternd, die so genannte „Messner“-Route vollenden. Diesen Weg hatten im Jahr 2000 die Südtiroler Reinhold und Hubert Messner, Hanspeter Eisendle und Wolfgang Tomaseth bis auf eine Höhe von 7500 Metern erstmals begangen.

Starker Motor

Tamara (l.) und Simone im Manaslu-Basislager

Tamara und Simone im Manaslu-Basislager

In etwa diesen Aufstiegsweg hat sich auch das andere „Und täglich grüßt das Murmelteier“-Team vorgenommen. „Ich möchte sehen, ob die Route, die Denis Urubko und ich im Winter 2012 als möglich erkannt haben, die richtige ist“, sagt Simone Moro. Der Italiener ist ein echter Winterspezialist. Drei Winter-Erstbesteigungen von Achttausendern gehen auf sein Konto: Shishapangma (2005), Makalu (2009) und Gasherbrum II (2011). Am Nanga Parbat versucht sich der 48-Jährige bereits zum dritten Mal. Die weibliche Rolle spielt in diesem Team die 29 Jahre alte Südtirolerin Tamara Lunger. Im vergangenen Winter waren Tamara und Simone erstmals gemeinsam auf Expedition gegangen. Die Schneemassen am Manaslu hatten das Duo nicht höher als Lager 1 auf 5700 Metern aufsteigen lassen. Tamara sei dennoch mit einem Lächeln im Gesicht heimgekehrt, sagt Moro und lobt die Leistungsfähigkeit seiner Seilpartnerin in höchsten Tönen: „Tamara verfügt über einen Motor, wie ich ihn bisher nur bei sehr wenigen Männern gefunden habe.“

Alte Bekannte

Nanga Parbat

Nanga Parbat

Über einen Nanga-Parbat-Motor verfügen einige der Bergsteiger aus den drei anderen Teams am Berg. So sind unter den neun Mitgliedern der polnischen „Justice for all“-Expedition, die auf der Rupal-Seite des Bergs über die Schell-Route aufstiegen will, mehrere Wiederholungstäter. Auch der Spanier Alex Txikon, der Italiener Daniele Nardi und der Pakistani Ali Sadpara sind alte Bekannte am Nanga Parbat. Sie haben sich die Kinshofer-Route auf der Diamir-Seite vorgenommen – im traditionellen Stil, also mit Hochlagern. Vierter im Bunde ist der Pole Janusz Golab, dem 2012 zusammen mit seinem Landsmann Adam Bielecki die Winter-Erstbesteigung des Achttausenders Gasherbrum I gelang.
Seinen damaligen Seilpartner wird Janusz im Basislager wiedertreffen. Bielecki, der 2013 auch zu den Winter-Erstbesteigern des Broad Peak gehörte, reist mit Jacek Czech an. Die beiden Polen wollen den Nanga Parbat ebenfalls über die Kinshofer-Route besteigen, allerdings im Alpinstil.
Es ist angerichtet für eine neue Episode von „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Vielleicht gibt es ja diesmal das Happy-End, das Bill Murray und Andie MacDowell in ihrem Hollywood-Erfolgsfilm vorgelegt haben.

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