Bierling – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Erste Gipfelerfolge am Manaslu und Cho Oyu https://blogs.dw.com/abenteuersport/erste-gipfelerfolge-am-manaslu-und-cho-oyu/ Fri, 30 Sep 2016 10:15:03 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33737 Manaslu

Manaslu

Mit einem einsamen Bergerlebnis hat das wenig zu tun. Vielmehr rollt eine Welle. Von den Achttausendern Manaslu und Cho Oyu werden die ersten Gipfelerfolge der Herbstsaison vermeldet. Die in Kathmandu erscheinende Zeitung „The Himalayan Times“ berichtet unter Berufung auf Mingma Sherpa, Chef des Veranstalters Seven Summit Treks, mindestens 30 Bergsteiger hätten am Freitagmorgen allein bis 9 Uhr morgens den 8163 Meter hohen Gipfel des Manaslu erreicht. Mehr als 50 weitere seien zu diesem Zeitpunkt noch auf dem Weg zum höchsten Punkt gewesen.

Ratet mal!

Schlange am Cho Oyu

Schlange am Cho Oyu

Auch am Cho Oyu bildete sich heute auf der Normalroute eine Menschenschlange Richtung Gipfel, wie ein Bild des US-Amerikaners Adrian Ballinger (s. rechts) dokumentiert. „Ratet mal, was passiert ist? Wir sind am Gipfel“, twitterte der US-Amerikaner Daniel Mazur vom Veranstalter Summit Climb.  Auch der Anbieter Adventure Consultants vermeldete, dass drei Bergsteiger seines Teams den höchsten Punkt auf 8188 Metern erreicht hätten.

Adrian Ballinger will mit seiner Teampartnerin Emily Harrington im Rahmen ihrer „So-schnell-wie-möglich-hin-und-zurück-Expedition“ erst am Samstag zum Gipfel aufsteigen. Das plant auch die deutsche Bergsteigerin Billi Bierling, für die im Erfolgsfall der Cho Oyu ihr fünfter Achttausender wäre.

Update 14 Uhr: Nach Angaben der Himalayan Times haben heute mindestens 20 Bergsteiger den Gipfel des Cho Oyu und mindestens 60 jenen des Manaslu erreicht.

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Everest-Gipfelversuch abgebrochen https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-gipfelversuch-abgebrochen/ Thu, 18 Oct 2012 10:55:16 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=17455

Route über Westgrat und Hornbein-Couloir

Nobukazu Kuriki hat seinen Gipfelversuch am Mount Everest abgebrochen. Der 30 Jahre alte Japaner hatte sich vorgenommen, den 8850 Meter hohen Gipfel im Alleingang und ohne Flaschensauerstoff über die selten begangene, weil gefährliche Westgrat-Route zu erreichen. Nach Angaben seines Teams im Basislager kehrte Kuriki in über 8000 Meter Höhe um, weil der Wind zu einem Sturm angewachsen und ein weiterer Aufstieg daher zu gefährlich gewesen sei. Das deckt sich mit den Wetterprognosen, die sogar Orkanböen von 44 Meter pro Sekunde auf der Nord- und Südseite des Everest vorhergesagt hatten. Einige Stunden zuvor hatte der Japaner via Twitter mitgeteilt, er habe die Traverse vom Westgrat nun hinter sich und befinde sich unterhalb des Hornbein-Couloirs. Die beiden US-Amerikaner Tom Hornbein und Willi Unsoeld hatten die Rinne in der Everest-Nordwand 1963 erstmals durchstiegen.  Kuriki hatte angekündigt, er wolle von seinem Lager vier in 7500 Meter Höhe in einem Zug den Gipfel erreichen. Für jemand, der in den vergangenen drei Jahren bei seinen Everest-Versuchen jeweils unterhalb von 8000 Metern scheiterte und auch sonst bisher nicht als Top-Bergsteiger in Erscheinung getreten ist, nimmt er den Mund recht voll, dachte ich noch.

„Gewöhnlicher Fernsehdarsteller“

Hirotaka Takeuchi

Kuriki ist in der japanischen Bergsteigerszene alles andere als beliebt. „Ich denke, dass sich viele der echten japanischen Kletterer nicht mit ihm befassen wollen, mich eingeschlossen“, schreibt mir Hirotaka Takeuchi, der erste Japaner, der alle 14 Achttausender bestiegen hat. Kuriki sei ein „gewöhnlicher Fernsehdarsteller“, der am Everest „sein eigenes PR-Video“ drehe, meint Hiro, mit dem ich 2005 an der Everest-Nordwand und 2007 am Manaslu das Basislager teilte: „Sein ‚Solo‘ bedeutet ‚kein Gespräch mit jemandem auf der Route‘. Sein Sherpa folgt ihm immer im Abstand von zehn Metern.“ Kuriki nehme es generell mit der Wahrheit nicht so genau, behauptet Hiro. Den Cho Oyu habe er wirklich bestiegen, doch weder am Manaslu noch am Dhaulagiri habe er die jeweils höchsten Punkte erreicht.

Nur am Manaslu-Vorgipfel

Ich habe mich bei Billi Bierling, der „rechten Hand“ von Himalaya-Chronistin Elizabeth Hawley erkundigt, ob sie das bestätigen könne. Kurikis Besteigung des Dhaulagiri am 18. Mai 2009 werde nicht angezweifelt, antwortete Billi, aber „am Manaslu war er am 12.10.2008 nur auf dem Vorgipfel. So steht es zumindest in der Datenbank“.

Und wie allein ist Kuriki bei seinen propagierten„Solo-Besteigungen“ wirklich unterwegs? Bei seinem Aufstieg durch den Khumbu-Eisbruch nutzte der Japaner die Route, die von den Sherpa-„Icedoctors“ versichert wurde. Insofern gilt sein Solo nur noch als „supported“, also „mit Unterstützung“.  Immerhin schaffte es Kuriki jedoch weiter als die beiden US-Expeditionen, die sich in diesem Frühjahr an der Westgrat-Route die Zähne ausgebissen hatten. Nach Angaben von Jake Norton, der eine der beiden US-Gruppen leitete, gab es bisher neun Everest-Expeditionen über den Westgrat mit insgesamt 21 Gipfelerfolgen und 23 Todesfällen.

P.S. Auch der Hersteller Mammut hat jetzt wegen des tödlichen Unfalls in Walchsee im August vorsorglich vier Klettersteig-Sets zurückgerufen. Lest hier, um welche Produkte es sich handelt.

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Die erste Deutsche auf dem Lhotse https://blogs.dw.com/abenteuersport/die-erste-deutsche-auf-dem-lhotse/ Fri, 03 Jun 2011 19:59:03 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2011/06/03/die-erste-deutsche-auf-dem-lhotse/ Was wohl Miss Hawley dazu sagt? Billi Bierling, in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu lebende deutsche Bergsteigerin, Journalistin und Helferin der legendären Himalaya-Chronistin Elizabeth Hawley, hat ihren dritten Achttausender bestiegen. Am 26. Mai erreichte Billi den 8516 Meter hohen Gipfel des Lhotse – kurz bevor die Sonne aufging. „Es ist immer schwierig, die Schönheit der Umgebung wahrzunehmen, wenn du auf einem Gipfel stehst“, schreibt Billi in ihrem Blog. „Erstens weil du weißt, dass du erst den halben Weg geschafft hast und wieder hinunter musst, zweitens wegen der Kälte. Aber der Anblick von Everest und Makalu war wirklich atemberaubend.“


Billi Bierling auf dem Gipfel des Lhotse

Mit Atemmaske und Sherpa-Hilfe

Billi war Mitglied einer kommerziellen Expedition und nutzte bei ihrem Aufstieg Flaschensauerstoff. Mit der 43-Jährigen erreichten zwei weitere zahlende Kunden, zwei Bergführer und vier Sherpas den Gipfel. Billie war die erste deutsche Frau auf dem vierthöchsten Berg der Erde. Das gleiche Kunststück gelang ihr 2010 auch am Achttausender Manaslu. 2009 war sie die erste deutsche Bergsteigerin, die den Mount Everest über die nepalesische Südseite bestieg und auch den Abstieg überlebte. Hannelore Schmatz, im Herbst 1979 die erste deutsche Frau auf dem Dach der Welt, war auf dem Rückweg vom Gipfel auf 8300 Metern an Erschöpfung gestorben. Knapp 20 Jahre später, im Frühjahr 1999, hatte Helga Hengge den Everest über die tibetische Nordseite erklommen, war wieder sicher im Basislager angekommen und damit als erste deutsche Everest-Besteigerin in die alpinen Annalen eingegangen.

“Fühlt sich gut an“

„Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal den Gipfel des Lhotse erreichen würde“, schreibt Billi. „Aber jetzt fühlt es sich richtig gut an.“ Da dürfte sie auch die Schimpfe von Miss Hawley aushalten. Die 87 Jahre alte US-Amerikanerin, die seit Jahrzehnten das Himalaya-Bergsteigen dokumentiert, mag es nämlich gar nicht, wenn ihre deutsche Helferin selbst auf Berge steigt. „Sie will mich 365 Tage im Jahr in Kathmandu haben“, erzählte mir Billi, als ich sie im vergangenen November beim International Mountain Summit in Brixen in Südtirol traf. Doch Miss Hawley wird sich wohl damit abfinden müssen, dass ihre Assistentin vom Achttausender-Virus gepackt worden ist.

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Miss Hawley und ihre Helferin https://blogs.dw.com/abenteuersport/miss-hawley-und-ihre-helferin/ Sun, 23 Jan 2011 12:15:03 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2011/01/23/miss-hawley-und-ihre-helferin/ Ihr blauer VW-Käfer hat das gleiche Baujahr wie meine Knochen: 1963. Nach wie vor fährt Elizabeth Hawley mit ihrem Auto aus längst vergangenen Tagen vor den Hotels in Kathmandu vor. Inzwischen sitzt die 87 Jahre alte US-Amerikanerin nicht mehr selbst am Steuer, sondern lässt sich chauffieren. Aber aufs Altenteil setzt sich Miss Hawley, wie sie von allen genannt wird, nicht. Sie ist die große Chronistin des Himalaya-Bergsteigens. Seit Jahrzehnten führt sie in Kathmandu Buch über die Expeditionen zu den in Nepal gelegenen höchsten Bergen der Welt.


Miss Hawley mit Ralf Dujmovits

Verrückte Bergsteiger

„Sie kann viele Bergsteiger nicht verstehen. Sie sagt dann immer: They are all mad (Sie sind alle verrückt)!“, erzählt Billi Bierling (Unser Gespräch beim International Mountain Summit im vergangenen November in Brixen könnt ihr unter dem Artikel nachhören). Die 43 Jahre alte deutsche Journalistin lebt seit Jahren in Kathmandu und unterstützt Miss Hawley, indem sie in ihrem Auftrag die Bergsteiger vor und nach den Expeditionen befragt. „Ich fühle mich fast geehrt, dass ich mit Miss Hawley zusammenarbeiten kann. Sie gehört zu einer Generation, die ausstirbt.“ Schließlich sei die US-Amerikanerin bereits in den 1950er Jahren nach Nepal gekommen, in der Pionierzeit des Bergsteigens an den Achttausendern.

Keine Schiedsrichterin

Miss Hawley genießt unter den Extrembergsteigern höchste Autorität. Stuft sie in ihrer Chronik „Himalayan Database“ einen Gipfelerfolg als „disputed“, also umstritten ein, haftet der Expedition ein ernsthafter Makel an. „Sie ist aber keine Schiedsrichterin, nur Historikerin und Archivarin“, stellt Billi klar. „Sie kann nicht entscheiden, ob eine Miss Oh auf dem Kangchendzönga war oder nicht. Aber sie hinterfragt und stöbert nach.“ Die Besteigung des dritthöchsten Bergs der Erde durch Oh Eun Sun im Jahr 2009 stufte die alte Dame als „disputed“ ein. Dieses Urteil kann nicht einfach beiseite gewischt werden. Nach Miss Hawleys Beurteilung gilt es in der Szene als zumindest fragwürdig, ob die Südkoreanerin wirklich die erste Frau war, die auf allen 14 Achttausendern stand, oder ob diese Ehre nicht der Baskin Edurne Pasaban gebührt.

Bergsteiger-Lügen haben kurze Beine

Kurioserweise hat Miss Hawley selbst nie einen hohen Berg bestiegen. Aber sie verfügt über sehr viel Menschenkenntnis und ein profundes Hintergrundwissen. Als ich sie 2005 in Kathmandu traf, erzählte sie mir von einem Koreaner, den sie fragte, was er auf dem Gipfel des Dhaulagiri vorgefunden habe. Der Bergsteiger erzählte von einem Aluminiumpfahl – und schon war er ertappt. Denn dieser Stab steht auf einem Vorgipfel des Achttausenders. „Lügen haben kurze Beine. Das gilt auch fürs Bergsteigen“, sagt Billi Bierling.


Billi Bierling

Eine von ihnen

Im Gegensatz zu Miss Hawley hat sie bereits zwei Achttausender bestiegen: 2009 mit einer kommerziellen Expedition den Mount Everest und 2010 den Manaslu. „Das hilft mir ungemein“, erzählt Billi. Man könne ihr nicht mehr so schnell ein X für ein U verkaufen. Außerdem werde sie mehr respektiert. „Ich merke schon, dass die Leute denken: Das ist ja nicht nur die Verrückte, die mit dem Fahrrad durch Kathmandu streift und die Leute interviewt, sondern sie war selbst da oben.“

Keine zweite Miss Hawley

In diesem Jahr will Billi den Lhotse besteigen. Damit riskiert sie, mit Miss Hawley genauso aneinanderzugeraten wie bei ihrer Besteigung des Manaslu. „Ich dachte, sie schmeißt mich raus. Sie war stinksauer, dass ich gegangen bin. Sie will mich 365 Tage in Kathmandu haben.“ Doch dazu ist Billi nicht bereit. „Ich glaube, wenn Miss Hawley mal nicht mehr ist, wird ein Stück Himalaya-Geschichte sterben. Ich werde bestimmt irgendwie involviert bleiben. Aber ich werde bestimmt keine zweite Miss Hawley werden.“

Interview mit Billi Bierling

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