Chomolungma – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Abstimmen für den Everest im All https://blogs.dw.com/abenteuersport/abstimmen-fuer-den-everest-im-all/ Wed, 15 Nov 2017 15:57:17 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38565

Mount Everest

Wenn ihr wollt, gibt es bald auch im Weltall einen Chomolungma/Sagarmatha. Der tibetische und der nepalesische Name des höchsten Bergs der Erde stehen zusammen auf einer Auswahlliste der NASA. Die amerikanische Raumfahrtbehörde sucht einen Spitznamen für ein Raumobjekt, das jetzt noch den schmucklosen Namen „2014 MU69“ trägt. Anfang 2019 wird die NASA-Raumsonde „New Horizons“ in einer Entfernung von rund 3000 Kilometern an dem Objekt vorbeifliegen und Daten zur Erde funken.

295 Jahre für einen Umlauf um die Sonne

So könnte MU69 aussehen …

Noch weiß man wenig über MU69, das erst 2014, acht Jahre nach dem Start von „New Horizons“,  entdeckt wurde. MU69 dreht sich in einer Entfernung von knapp 6,5 Milliarden Kilometern um die Sonne – noch weit jenseits des Pluto, den die Sonde im Sommer 2015 passiert hatte. Rund 295 Jahre braucht der Himmelskörper für einen Umlauf auf seiner Bahn. Es wird erwartet, dass er seit der Entstehung des Sonnensystems wie ein tiefgefrorener Klotz die Zeiten unverändert überdauert hat. MU69 könnte wie ein platt geklopftes Ei aussehen, weniger als 30 Kilometer lang, glauben die Wissenschaftler. Möglicherweise könnte das Objekt auch aus zwei Teilen bestehen. In diesem Falle hätte man auch Verwendung für gleich zwei Spitznamen. Wie Chomolungma und Sagarmatha.

Abstimmen bis 1. Dezember

… oder auch so

Ihr fragt euch, was das alles mit dem Mount Everest zu tun hat? Die NASA begründet es so: “Wie MU69 ist der Everest ein kalter, entlegener Ort, der schwer zu erreichen ist. Chomolungma heißt übersetzt ‚Göttinmutter der Erde‘, was unsere Hoffnungen widerspiegelt, dass MU69 uns dabei helfen kann, die Anfänge unseres Sonnensystems zu verstehen.“ Derzeit liegt Chomolungma/Sagarmatha übrigens bei der Abstimmung der NASA auf Platz drei. Es führt ein anderer Bergname: Uluru, der heilige Berg der Aborigines in Australien. Bis zum 1. Dezember könnt ihr noch hier abstimmen – auch mehrmals, laut NASA aber bitte höchstens einmal am Tag.

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Gut gegen Winter-Depression https://blogs.dw.com/abenteuersport/gut-gegen-winter-depression/ Fri, 23 Dec 2016 15:22:43 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34541 Weihnachts_EverestDieser Tage erhielt ich die lustige Weihnachtskarte eines Expeditionsveranstalters. Sie zeigte einen Weihnachtsmann auf dem Mount Everest, mit dem Finger vor dem Mund: „Pst … für meine Rentiere definitiv zu hoch.“ Das erinnerte mich daran, dass ich eigentlich noch meinem alten Freund Chomolungma frohe Weihnachten wünschen wollte. Seit Jahren ist er ja per Handy zu erreichen. Beim ersten Klingeln hebt er ab.

Namaste, Chomo! Hier ist Stefan.

Lange nichts mehr von dir gehört.

Tschuldigung. Ich wollte mich mal deinem Befinden erkundigen.

Sonnenschein, minus 26 Grad Celsius, 65 Stundenkilometer am Gipfel, gute Fernsicht.

Klingt nach ruhigem Winterwetter.

Mir gefällt’s.

Hast du schon gehört, dass du bald Besuch bekommst?

Bestimmt ein paar winterharte Wanderer, die fluchend im Basislager stehen, weil wieder mal die Batterien ihrer Digikameras wegen der Kälte den Geist aufgegeben haben.

Falsch getippt! Zwei richtige Bergsteiger wollen versuchen, dich im Winter zu besteigen.

Haben wir schon den 1. April? Seit 1993 ist mir doch keiner mehr auf den Kopf gestiegen. Doch nicht schon wieder dieser Japaner, der sich schon fast alle Finger abgefroren hat und trotzdem jeden Herbst an mir herumkratzt?

Everest, Lhotse, Makalu (v.l.n.r.)

Everest, Lhotse, Makalu (v.l.n.r.)

Nein, weder Scherz noch Kuriki. Die Spanier Alex Txikon und Carlos Rubio machen sich am ersten Weihnachtstag auf den Weg nach Kathmandu und werden wohl in der ersten Januarwoche bei dir aufkreuzen. Wie findest du das?

Nicht schlecht, ein bisschen Ablenkung kann nicht schaden. Ist gut gegen Winterdepression, sagt mein Therapeut.

Und was verordnet er dir sonst noch?

Na, das Übliche bei Burnout. Viel Ruhe, vor allem keine Zeitung lesen.

Warum das?

Wegen der „faked news“.

Will Donald Trump jetzt auch noch auf den Everest?

Wer weiß? Nachdem die Chinesen jetzt auf der Nordseite ein großes Touristenzentrum bauen wollen, könnte er ja auf die Idee kommen, auf der Südseite ein Spielcasino zu eröffnen. Aber das meinte ich nicht mit „faked news“.

Sondern?

Original (1,2) und Fälschung (3,4) (© The Himalayan Times)

Original (1,2) und Fälschung (3,4) (© The Himalayan Times)

Na, diese Gipfelschwindler. Diese beiden Inder, die sich in die Gipfelfotos anderer kopiert haben und sich damit ein Everest-Zertifikat erschlichen haben.

Die sollten dir eigentlich nicht mehr den Schlaf rauben. Sie sind enttarnt, und als Polizisten dürfen sie in Indien auch nicht mehr arbeiten.

Das wäre ja auch noch schöner! Ich habe der nepalesischen Regierung nach dieser Geschichte übrigens einen Vorschlag gemacht.

Einen Vorschlag?

Sie sollten am Gipfel eine Blitzer-Anlage installieren, wie sie im Straßenverkehr eingesetzt wird, um Raser zu erwischen. Wenn jemand die Lichtschranke überschreitet, wird er abgelichtet. Das Ganze solarbetrieben.

Und, wie hat die Regierung in Kathmandu reagiert?

Sie hat den Vorschlag abgelehnt.

Mit welcher Begründung?

Diese Reform würde ja die Verbindungsoffiziere überflüssig machen, hieß es.

Everest-Basislager

Everest-Basislager

Aber die tauchen doch im Regelfall ohnehin nicht im Basislager auf, nachdem sie ihr Geld von den Expeditionen kassiert haben.

Eben. Bisher waren sie nicht da, weil sie es für überflüssig hielten. Nun wären sie nicht da, weil sie überflüssig wären.

Seltsame Logik.

Einiges ist seltsam, wenn sich die Leute mit mir befassen. Warum, meinst du wohl, brauche ich einen Therapeuten?

Aber du bist doch der GröBaZ, der Größte Berg aller Zeiten. Du müsstest doch vor Selbstvertrauen strotzen.

Alles Fassade. Und die bröckelt.

Ich dachte, der Klimawandel sei schuld am zunehmenden Eis- und Steinschlag an deinen Flanken.

Ist er ja auch. Ich meinte das mit der Fassade eher im übertragenen Sinne. Ich will endlich wieder respektiert werden.

Was kann ich denn tun, um dein Ego zu stärken?

Schicke mir weniger Egomanen, dafür ein paar Top-Bergsteiger!

Ueli Steck

Ueli Steck

Mit Txikon ist doch schon mal ein Anfang gemacht. Der hat immerhin den Nanga Parbat erstmals im Winter bestiegen. Und im Frühjahr kommt auch noch Ueli Steck.

Um sich wieder verhauen zu lassen? (lacht)

Stop, Chomo! Darüber macht mein keine Scherze. Er will die Everest-Lhotse-Überschreitung versuchen. Ohne Atemmaske.

Ui, da bleibt mir glatt die Luft weg. (lacht) Mensch, zweimal in einer halben Minute gelacht. Kannst  du nicht häufiger anrufen?

Okay, versprochen. Chomo, auch wenn du Buddhist bist: Frohe Weihnachten!

Selber!

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Everest barrierefrei https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-barrierefrei/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-barrierefrei/#comments Tue, 18 Jun 2013 15:38:47 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=22259 2000 Dollar kostet die Genehmigung, vom Gipfel des Mount Everest aus mit dem Smartphone ein Video-Live-Interview zu geben. Das wissen wir, seitdem der Brite Daniel Hughes auf 8850 Metern als Erster auf diese Weise der BBC Rede und Antwort stand – schwarz, wie sich später herausstellte. Das fand das nepalesische Tourismusministerium gar nicht witzig. Im schlimmsten Fall drohen Hughes ein Einreiseverbot für fünf Jahre oder eine zehnjährige Sperre für die genehmigungspflichtigen Bergriesen Nepals. Doch inzwischen haben sich beide Seiten sicher gütlich auf einen speziellen Everest-Smartphone-Tarif geeinigt. Wie gut, dass ich meinen alten Freund Chomolungma aus 50 Metern Meereshöhe anrufe. Ganz legal, nur die NSA hört mit. Erst im dritten Anlauf bin ich erfolgreich.

Namasté, Chomo! Hier ist Stefan! Wo hast du denn gesteckt?

Auch Namasté! Ich war unter der Schneedusche! Herrlich, dieser Monsun!

Hattest du die Dusche nach dieser Frühjahrssaison so nötig?

Na, du machst mir Spaß. Lebst du eigentlich hinter dem Mond?

Kurz davor. Aber von hier aus sah es aus, als hättest du alles in allem in diesem Jahr eine bessere Presse als 2012 gehabt – vielleicht auch wegen des 60-Jahr-Jubiläums der Erstbesteigung.

Da wurde mir aber anderes zugetragen. Ich sage nur: Die Keilerei in Lager zwei.

Stimmt, das kam natürlich nicht ganz so gut herüber. Was war da eigentlich los?

Das musst du die Beteiligten fragen. Ich sage nur so viel: Hooligans gibt es auch am Berg. Und wer ist wieder mal der Leidtragende? Ich.

Das musst du mir erklären.

Erstens werde ich wieder mal für einen Exzess verantwortlich gemacht, zu dem ich nicht mal einen Steinschlag beigetragen habe. Und zweitens kehren mir jetzt wieder ein paar Topbergsteiger mehr den Rücken. Keine Leckerbissen, nur Fast Food, wenn du verstehst, was ich meine.

Aber dafür hast du jetzt am Gipfel einen 80-Jährigen begrüßen dürfen.

Sehr witzig. Hatte ich vielleicht eine Alternative? Es wäre ein Leichtes für mich gewesen, ihn wegzupusten. Aber dann hätte es hinterher wieder geheißen: Chomo, der Killerberg! Jetzt hat er es sogar auf Senioren abgesehen.

Warst du nicht einmal versucht?

Yoga.

Yoga?

Ich habe mir einen Knoten in die Lawinenhänge gemacht, die Luft angehalten und so lange verharrt, bis der Alte oben war. Hinterher hatte ich einen Krampf.

In der Hillary-Wade oder im Südpo?

(Lacht) Der war nicht schlecht. Aber nein, ich hatte einen Weinkrampf. Und ich habe mir etwas geschworen.

Jetzt bin ich aber neugierig.

Wenn die erste Seniorentruppe mit Rollator auf dem Südsattel einrollt, werde ich zum Vulkan.

Geht das denn?

Ich stehe deswegen bereits in Verhandlungen mit dem Klimawandel-Beauftragten der Vereinten Zornberge.

Du wirst albern.

Albern, mein Lieber, ist, wenn jemand daran denkt, am Hillary Step eine Leiter zu fixieren.

Was ist daran albern?

Dass sie nicht gleich einen Aufzug bauen. Schließlich leben wir im 21. Jahrhundert. Auch Berge müssen barrierefrei werden.

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Wenn es den Everest juckt https://blogs.dw.com/abenteuersport/telefonat-mount-everest/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/telefonat-mount-everest/#comments Wed, 27 Feb 2013 15:11:00 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=20137 Ende Februar. Noch ist es ruhig zu Füßen des Mount Everest. Die Ruhe vor dem Sturm. Oder sollte ich sagen Ansturm? Denn auch in diesem Frühjahr werden wieder Hunderte von Bergsteigern das Basislager auf der nepalesischen Südseite in eine Kleinstadt verwandeln, inklusive Hubschrauberlandeplatz, Miniklinik und kabelloser Internetverbindung. Eigentlich allerhöchste Zeit, mal wieder meinen Freund Chomolungma auf seinem Handy anzuläuten. Bevor er wieder völlig gestresst ist. 

Namasté, Chomo! Hier ist Stefan.

Du schon wieder. 

Nun übertreibe mal nicht. Ich habe dich doch nicht aus dem Winterschlaf geweckt, oder? 

Schau mal auf den Kalender! Vorsaison. Noch habe ich Urlaub. 

Freust du dich denn nicht wenigstens ein bisschen auf die Bergsteiger, die dir zum Jubiläum, 60 Jahre nach der Erstbesteigung, ihre Aufwartung machen? 

Willst du eine ehrliche Antwort? 

Ich bitte darum. 

Mindestens 90 Prozent von ihnen können mir gestohlen bleiben. Aber die kommen trotzdem, ohne dass ich sie eingeladen habe. 

Dann bleiben aber doch immerhin noch zehn Prozent, die du willkommen heißt. 

Du hörst nicht zu. Ich sagte, mindestens 90 Prozent. Aber unter uns: Auf einige Bergsteiger freue ich mich tatsächlich. 

Zum Beispiel? 

Etwa auf Simone Moro aus Italien und Ueli Steck aus der Schweiz, auf die kasachisch-russische Seilschaft Denis Urubko und Alexej Bolotov oder auf die beiden Russen Gleb Sokolov und Alexander Kirikov. Die wollen mich endlich mal wieder da kratzen, wo es juckt. 

Das musst du mir erklären. 

Schon mal was von RSI gehört? 

Sollte ich? 

RSI steht für Repetitive Strain Injury. Jemand, der ständig die gleiche Bewegung macht, z.B. mit einer Computermaus, bekommt irgendwann Schmerzen in Schulter, Nacken, Arm oder Hand. 

Und was hat das mit dir zu tun? 

(Stöhnt) Also für Begriffsstutzige wie dich: Jahr für Jahr belagern mich Hunderte und Aberhunderte auf den beiden Normalrouten, eine völlig einseitige Belastung. Das tut auf Dauer richtig weh. Und wo keiner unterwegs ist, an meinen schönen, steilen Wänden, dort juckt es dann. Entzugserscheinung. Das Gegenteil von RSI.

Verstehe. Bergsteiger auf neuen Routen verschaffen dir Linderung gegen den Juckreiz. 

Ja, Schnellmerker. Wenn Urubko und Bolotov in der Südwestwand, Sokolov und Kirikow in der Ostwand und Moro und Steck wo auch immer, aber auf jeden Fall auf neuer Route klettern, sind sie für mich wie ein Yak-Schwanz, der die Fliegen verscheucht. 

Der Vergleich hinkt aber. Denn diese Top-Bergsteiger sorgen vielleicht dafür, dass deine vernachlässigten Zonen gekratzt werden, aber doch nicht dafür, dass du dein RSI-Syndrom los wirst. 

Dafür habe ich meinen eigenen Yak-Schwanz. 

Du willst doch nicht … 

Jetzt komm’ mir bloß nicht mit Moral. 

Kannst du denn nicht wenigstens in der Jubiläumssaison ein Auge zudrücken? 

Mein Auge ist seit Jahren geschlossen. 

Warum? 

Weil diese Schmeißfliegen darauf sitzen. 

Das heißt, du drohst ihnen? 

Ich bin nur ein Berg, schon vergessen?

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So sehe ich den Mount Everest (How I think about Mount Everest) https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-jubilee-statements/ Thu, 07 Feb 2013 11:10:40 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=19521

Auf dieser Pinnwand habe ich anlässlich des 60-Jahr-Jubiläums der Everest-Erstbesteigung Äußerungen von Bergsteigern gesammelt: Wie sehen sie den höchsten Berg der Erde heute? (On this pinboard on the occasion of the 60th anniversary of the first climbing of Everest I collected statements of mountaineers: How do they think now about the highest mountain on earth? )

Sigi Hupfauer

Als wir 1978 als erste Expedition im Nachmonsun zum Everest kamen, war es dort noch jungfräulich. Kein Fixseil, nur Schnee, Eis und Kälte. Weil der Qualifizierungsnachweis durch die alpinen Verbände wegfiel und der Everest für unendlich viele Expeditionen freigegeben wurde, ist er zu einem Berg der Eitelkeiten verkommen, zu einem Massenberg, von dem man jetzt sagen kann, es ist der höchste Klettersteig der Welt. Leider steht jetzt Quantität vor Qualität. Es sind Leute dabei, die eigentlich niemals dorthin gehören. Man kann sich die Besteigung von den Agenturen kaufen. Oftmals geht ein Sherpa voraus und zieht, dahinter folgt einer, der schiebt. Und dazu trägt noch einer den Rucksack mit der Sauerstoff-Ausrüstung. Es gibt viele Berge, die wesentlich niedriger sind, aber auch die können für den Einzelnen ein Everest sein. (Sigi Hupfauer, deutscher Bergsteiger, der acht 8000er bestieg, 1978 den Mount Everest) 

Sigi Hupfauer: Zum Berg der Eitelkeiten verkommen

(When we came to Everest in 1978 as the first post-monsoon expedition it was still a virgin mountain. No fixed ropes, only snow, ice and cold. Because the proof of qualification by the Alpine association was no longer necessary and Everest was opened for all expeditions, it has turned into a mountain of vanity, a mass mountain of which we can say now, it is the highest via ferrata in the world. Unfortunately, today on Everest quantity is over quality. There are people who should really never be there. You can buy the ascent from the agencies. Often a Sherpa leads the way pulling the client, another follows pushing him and a third is carrying the backpack with the oxygen equipment. There are many mountains that are much lower, but for any individual they also can be an Everest. – Sigi Hupfauer, German mountaineer who climbed eight 8000ers, Mount Everest in 1978)

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Hans Kammerlander

Mir war der Berg als Höhenbergsteiger immer wichtig. Ich habe jahrelang von ihm geträumt, weil ich seit der Kindheit zwei Hobbys habe: Klettern und Skifahren. Dann kam plötzlich die Idee, beides am höchsten Berg der Welt zu kombinieren. Für mich ist der Everest eine außergewöhnliche Erinnerung, vor allem der Start mit Skiern oben am höchsten Punkt und die Einsamkeit. Ich bin ja ab 7000 Metern alleine aufgestiegen, ich habe den Berg richtig spüren können. Ich habe den Everest in toller Erinnerung und freue mich, dass ich das Abenteuer schon vor Jahren erlebt habe. Heutzutage wäre es nicht mehr möglich. Am Everest ist alles Tourismus geworden. Mit Alpinismus hat das Geschehen auf den Normalrouten nichts mehr zu tun. Natürlich gibt es Routen am Everest, die interessant wären, wo man ganz sicher auch alleine unterwegs ist. Aber auf den normalen Aufstiegsrouten unter Hunderten von Leuten aufzusteigen, wäre für mich ein Horror. Der Berg liegt in Handschellen, in Fesseln, das ist nichts mehr. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. (Hans Kammerlander, Extrembergsteiger aus Südtirol, der zwölf der 14 Achttausender bestieg, 1996 den Everest ohne Flaschensauerstoff mit anschließender Skiabfahrt vom Gipfel)

(It has always been important for me as a high altitude climber. For years I’ve dreamed of him because I have had two hobbies since I was a child: climbing and skiing. I had the idea to combine both on the highest mountain in the world. For me, Everest stands for extraordinary memories: especially the moment when I started with skies from the highest point – and the loneliness. I had climbed up alone from 7000 metres, I could really feel the mountain. I have good memories of Everest and I’m glad that I had this adventure many years ago. Nowadays, it wouldn’t be possible. Climbing Everest has become tourism. What’s happening on the normal routes has nothing to do with alpinism. There are still interesting routes on Everest, where you can surely climb alone. But an ascend on the normal route among hundreds of people would be a horror for me. The mountain has been enchained, that’s nothing. But everyone has to decide for themselves. – Hans Kammerlander, South Tyrolean extreme climber, who summited twelve of the fourteen 8000ers, in 1996 Everest without oxygen mask, ski descent from the summit)

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Reinhold Messner

Es ist immer noch der gleiche Berg. Der Sauerstoffpartialdruck ist immer noch der gleiche. Er ist auch immer noch relativ gefährlich. Ich nenne die heutige Phase den Pisten-Alpinismus. Das ist der große Unterschied. Bevor die Klienten dieser Reise-Unternehmer mit dem Aufstieg beginnen, steigen nicht nur Dutzende, sondern einhundert Sherpa auf und bereiten einen Klettersteig vor. Er ist besser vorbereitet als jeder Klettersteig in den Alpen. Dann folgen auf dieser Piste die Leute, wobei jede Schwierigkeit ausgeschlossen ist und die Gefahren minimiert werden – nicht auf Null gestellt, das ist nicht möglich.

Im Grunde ist der Everest für jeden, der einen leichten Viertausender in den Alpen bestiegen hat, möglich, wenn der Weg präpariert ist. Ich kann Ihnen garantieren, dass von den tausend Leuten, die jetzt dort sind, keine drei Klienten überhaupt losgehen würden, wenn der Berg nicht präpariert wäre. Man hat den Berg in Ketten, in Seile und Leitern gelegt, und deshalb ist er für alle zugänglich. Ob das nun richtig oder nicht richtig ist, ist mir relativ gleichgültig. Es hat mit klassischem Alpinismus nichts zu tun. Die Leute besteigen auch nicht Hillarys Everest und auch nicht meinen, sondern sie besteigen einen anderen Berg, wenn er auch geologisch derselbe ist.  (Reinhold Messner, der erste, der alle 14 Achttausender bestieg, zudem 1978 den Everest erstmals ohne Flaschensauerstoff und 1980 im Alleingang)

Messner: Das ist nicht mehr Hillarys oder mein Everest

(It is still the same mountain. The oxygen partial pressure is still the same. And Everest is still relatively dangerous. I call the current phase ‚piste alpinism’. That makes the big difference. Before all the clients of the tour operators start climbing, not only dozens but one hundred Sherpas move up and prepare a via ferrata. It’s better prepared than any via ferrata in the Alps. Then the clients take this piste, any difficulty is excluded, and the dangers are minimized – not to zero, that isn’t possible.

Basically, Everest is possible for everybody who has climbed any easy 4000-metre-peak in the Alps – if the route is prepared. I guarantee you that no three of the thousand clients who are on Everest just now would start climbing if the route has not prepared before. The mountain has been enchained, with ropes and ladders. Thus it’s accessible to all. I don’t care whether it’s right or wrong. That has nothing to do with classic alpinism. People neither climb Hillary’s Everest nor my Everest. They climb another mountain, even if it is geologically the same. – Reinhold Messner, first man who climbed all fourteen 8000ers, in 1978 Mount Everest firstly without supplementary oxygen and in 1980 solo)

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Stephen Venables

Everest is not a particularly beautiful or spectacular mountain.  However, by chance, it is surrounded by some of the most stunning mountain landscape on Earth.  For me, Everest is a place of inspiring stories – stories of the great explorer pioneers, starting with John Noel, who attempted secretly to reach the mountain in 1913.  I was lucky enough in 1988 to help write a new chapter in the mountain’s history, when I climbed a new route up the Kangshung Face with Robert Anderson, Paul Teare and Ed Webster.  Thanks to those fine American/Canadian climbers and a magnificent base camp support team, I enjoyed some of the greatest days of my life of Everest, living for over two months in the beautiful Kama valley. – Stephen Venables, first Briton, who in 1988 scaled Mount Everest without supplementary oxygen, on a new route via the rarely climbed east face)

(Der Everest ist kein besonders schöner oder spektakulärer Berg. Jedoch ist er zufällig umgeben von einer der atemberaubendsten Landschaften der Erde. Für mich persönlich ist der Everest ein Ort inspirierender Geschichten – Geschichten der großen Pioniere unter den Forschungsreisenden, beginnend mit John Noel, der 1913 versuchte, heimlich den Berg zu erreichen. Ich hatte 1988 das Glück, an einem neuen Kapitel der Berggeschichte mitzuschreiben, als ich mit Robert Anderson, Paul Teare und Ed Webster eine neue Route durch die Kangshung-Wand kletterte. Dank dieser ausgezeichneten Kletterer aus den USA und Kanada und einem großartigen Unterstützer-Team im Basislager genoss ich am Everest einige der schönsten Tage meines Lebens, als ich mehr als zwei Monate lang im schönen Kama-Tal lebte. – Stephen Venables, 1988 erster Brite, der den Everest ohne Atemmaske und über eine neue Route durch die selten begangene Ostwand bestieg)

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Ang Tshering Sherpa

Everest has put Nepal on the map as an ultimate (adventure) tourism destination. Subsequently it has a major effect on the livelihood of not only the mountain communities but all of Nepal. Everest is regarded as a Goddess Mother of the Universe in Sherpa folklore. She is the guardian in who’s shadow sherpa children grow up. We think of Everest as massive, solid, unchanging, strong, lofty and unable to be hurt. The truth is, few people know that the home of „Mother of the Universe” (Nepalese called „Sagamartha”), Goddess Mother of Universe (Sherpas called „Chomolungma”) is one of the most endangered places on earth. There are over 3000 glaciers in the high Himalaya and in the last 50 years, almost as many glacial lakes have formed. Less immediately noticeable at lower altitudes, the urgency is in the high Himalaya, now emerging as one of the world’s most vulnerable and quickly disintegrating areas due to the effects of climate change. (Ang Tshering Sherpa, Past President of the Nepal Mountaineering Association, head of the expedition agency Asian Trekking)

(Der Everest hat Nepal auf die Landkarte gebracht als ultimatives (Abenteuer-) Touristenziel. In der Folge wurde er zu einer wichtigen Existenzgrundlage, nicht nur der Bergbevölkerung, sondern für ganz Nepal. Für die Sherpas ist der Everest die Göttinmutter des Universums. Sie ist der Wächter, in dessen Schatten die Sherpa-Kinder aufwachsen. Für uns ist der Everest massiv, stabil, unveränderlich, stark, erhaben und unverletzlich. In Wahrheit wissen nur wenige Leute, dass die Heimat der „Mutter des Universums“ (die Nepalesen nennen den Everest „Sagarmatha“), der „Göttinmutter des Universums“ (die Sherpas nennen ihn „Chomolungma“) einer der bedrohtesten Orte der Welt ist. Es gibt mehr als 3000 Gletscher in den höheren Regionen des Himalaya, in den letzten 50 Jahren haben sich dort fast ebenso viele Gletscherseen gebildet. In niedrigeren Höhen fällt es weniger schnell auf, wie dringlich die Lage im hohen Himalaya ist, den die Auswirkungen des Klimawandels zu einem der verletzlichsten und sich schnell auflösenden Gebiete der Welt gemacht haben. – Ang Tshering Sherpa, langjähriger Präsident des Nepalesischen Bergsteiger-Verbands NMA, Chef des Expeditionsveranstalters Asian Trekking)

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Helga Hengge

Ich habe manchmal einen Alptraum. Da träume ich, dass es unten am Gletscher einen Eingang gibt, eine Art Höhle in deren Tiefe man mit dem Aufzug zum Grat hinauf fahren kann. Durch die Zweite Stufe führen steile Eisenleitern, über die alle aufwärts drängen. Oben ist ein Restaurant mit einer großen Terrasse. Es gibt Tee und Kuchen. Dann kommt plötzlich der Wind, Wolken ziehen auf, ein Sturm bricht heran. Die Menschen in ihren bunten Turnschuhen steigen weiter auf, am Grat entlang. Sie lachen, scherzen. Ich muss sie aufhalten, ihnen sagen, dass es zu gefährlich ist, dass sie sterben werden – aber dann klettern sie auf die lange Rutsche und sausen glücklich hinunter, und ich wache schweißgebadet auf. Wenn es im Basislager dann noch eine Tapferkeitsmedaille und Zuckerwatte für jeden gäbe, würden sich wahrscheinlich nur die Bergsteiger beschweren – und das finde ich irgendwie traurig. (Helga Hengge, zweite deutsche Frau auf dem Everest (1999), die erste, die auch den Abstieg überlebte)

(Sometimes I have a nightmare. I dream that there is an entrance at the bottom of the glacier, a kind of cave where you can use an elevator from its depth up to the ridge. The crowds push upwards using steep iron ladders via the Second Step. At the summit there is a restaurant with a large terrace. Tea and cake are served. Suddenly the wind is getting stronger, clouds are gathering, a storm is coming up. The people with their colourful sneakers continue to climb up on the ridge. They are laughing, joking. I have to stop them, to tell them that it’s too dangerous, that they will die – but then they enter a long slide and rush down happily. And I wake up drenched in sweat. If everybody in addition would get a bravery medal and candy floss at basecamp only the mountaineers would be left to complain. This make me sad. (Helga Hengge, second woman from Germany who (in 1999) scaled Mount Everest but the first who also survived the descent)

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Apa Sherpa

Everest is the greatest and highest mountain on the earth. Everest for me is our identity to the world. People know us in the world because of Mount Everest. More importantly, it opened the doors of opportunity for Sherpa people in the rest of the world. Where we are now is because of Mount Everest. Everest is Nepal’s pride and is our greatest treasure. (Apa Sherpa, Nepalese mountaineer, Everest record holder with 21 ascents)

(Der Everest ist der größte und höchste Berg der Erde. Für mich steht er auch für unsere Identität in der Welt. Die Menschen kennen uns wegen des Mount Everest, und, noch wichtiger, er hat uns auch im Rest der Welt die Türen geöffnet. Was wir heute sind, verdanken wir dem Everest. Er ist Nepals Stolz und unser größter Schatz. – Apa Sherpa, nepalesischer Bergsteiger, Everest-Rekordhalter mit 21 Besteigungen)

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Russell Brice

Nepalis an extremely poor country, but fortunately it has the “Hidden Giant” Everest. This one notable feature of Nepal has been responsible for practically all of its tourism income, either directly or indirectly, from the few climbers, the thousands of trekkers and visitors to Kathmandu. It has been responsible for much development in Nepal from hotels, lodges, airlines, helicopter companies, taxis, trekking companies and even the postcard sellers, and it has generated a huge amount of solid employment for thousands of local people.

Ed Hillary always wanted to help the local population of Nepal. I am pleased that he passed on such thoughts and did not just keep the glory of reaching the summit to himself, he has proved to be a great leader with much foresight. We can easily sit outside ofNepaland have great personal ideas about Everest, but it is harder to actually make a meaningful contribution to the local people. I hope that Everest will continue to be a source of income for the poor people of Nepal in a respectful way. (Russell Brice, New Zealand mountaineer, who scaled Mount Everest twice; head of the expedition company Himalayan Experience)

(Nepal ist ein extrem armes Land, aber glücklicherweise hat es den „versteckten Riesen“ Everest. Diese eine bedeutende Besonderheit Nepals ist praktisch für alle touristischen Einkünfte des Landes verantwortlich, ob direkt oder indirekt, von einigen Bergsteigern, Tausenden von Trekkingtouristen und Besuchern Kathmandus. Der Everest ist auch verantwortlich für einen großen Teil der Entwicklung in Nepal: von Hotels, Gasthäusern, Fluglinien, Hubschrauber-Firmen, Taxis, Trekkingagenturen, selbst von Postkarten-Verkäufern. Und er hat großen Anteil an der dauerhaften Beschäftigung tausender Einheimischer.

Ed Hillary wollte immer der einheimischen Bevölkerung Nepals helfen. Ich bin froh, dass er diese Einstellung weitergegeben und nicht nur den Ruhm, den Gipfel bestiegen zu haben, für sich behalten hat. Er hat sich als große Führungspersönlichkeit mit Weitblick erwiesen. Wir können sehr leicht außerhalb von Nepal sitzen und tolle eigene Ideen zum Everest haben, aber es ist viel schwieriger, einen wirklich bedeutsamen Beitrag für die einheimische Bevölkerung zu leisten. Ich hoffe, dass der Everest eine Einkommensquelle für die armen Menschen Nepals bleibt, auf eine respektvolle Weise. – Russell Brice, neuseeländischer Bergsteiger, der zweimal den Everest bestieg; Chef des Expeditionsveranstalters Himalayan Experience)

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Hirotaka Takeuchi

So far, I have climbed several mountains. Each of those mountains was special for me. MountEverest is also no exception, and it is a very special mountain for me. I climbed Mt.Everest in the year 1996, and it was the second 8,000 m peak for me. I learned a lot from climbing Everest, and all those lessons and experiences were very important and helpful to me to climb all the fourteen 8,000 m peaks. Thus, I think Mount Everest was a great learning place for me. (Hirotaka Takeuchi, the first Japanese who climbed all fourteen 8000ers)

(Ich habe bis jetzt ganz verschiedene Berge bestiegen. Jeder dieser Berge war für mich ein besonderer. Auch der Mount Everest bildet da keine Ausnahme, er ist für mich ein ganz besonderer Berg. Ich bestieg den Everest 1996, für mich war es damals der zweite Achttausender. Ich habe dort viel gelernt, und alle diese Lektionen und Erfahrungen waren für mich sehr wichtig und hilfreich dabei, schließlich alle 14 Achttausender zu besteigen. Insofern, denke ich, war der Mount Everest für mich wie eine große Schule. – Hirotaka Takeuchi, der erste Japaner, der alle 14 Achttausender bestieg)

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Dawa Steven Sherpa

Just like I have many different sides to my personality, so too does the mountain represent many different things to me. As a Nepali, Mount Everest is my identity to the world. As a Sherpa, Mount Everest is the reason we have education, health care and prosperity. As a mountaineer, Mount Everest is the playground where I learned to explore myself, my limitations and my abilities as a person. (Dawa Steven Sherpa, Nepalese climber, who summited Everest twice, entrepeneur, environmentalist)

(So wie ich als Mensch verschiedene Seiten habe, bedeutet auch der Berg verschiedene Dinge für mich. Als Nepalese steht der Mount Everest für meine Identität in der Welt. Als Sherpa ist der Mount Everest der Grund, warum wir Bildung, ein Gesundheitswesen und Wohlstand haben. Als Bergsteiger ist der Mount Everest für mich die Spielwiese, auf der ich lernte, mich selbst zu entdecken, meine Grenzen und meine persönlichen Fähigkeiten. – Dava Steven Sherpa, nepalesischer Bergsteiger, der zweimal den Everest bestieg, Unternehmer, Umweltschützer)

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Miss Hawley

Your questions seem to anthropomorphize Everest, and I don’t see it that way at all. I see it as an enormous mass of rock shaped roughly like a pyramid with numerous features that are treacherous for mountaineers. (e.g., cornices, crevasses) and possible sudden change in the weather, all at extremely high altitudes. – (Elizabeth Hawley, world’s preeminent chronicler of Himalayan mountaineering)

(Ihre Fragen scheinen den Mount Everest zu vermenschlichen, so sehe ich ihn aber keinesfalls. Ich sehe den Everest als einen riesigen Felsblock, annähernd geformt wie eine Pyramide, mit zahlreichen Eigenschaften, die für Bergsteiger tückisch sind (z.B. Wächten oder Gletscherspalten), wo ein plötzlicher Wetterumschwung immer möglich ist, das alles in extrem großer Höhe. – Elizabeth Hawley, legendäre Chronistin des Himalaya-Bergsteigens)

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Denis Urubko

For me Everest is simply the highest mountain of the world. All other things depend on the personal view: Beautiful, difficult, magic mountain – this applies to many mountains. But the highest, this is only Everest.  (Denis Urubko, Russian climber, who has summited all 8000ers without oxygen mask)

(Für mich ist der Everest ganz einfach der höchste Berg der Welt. Alle anderen Dinge hängen von der persönlichen Sichtweise ab: Ein schöner, ein schwieriger, ein magischer Berg, das gilt für viele Berge. Aber der höchste ist allein der Everest. – Denis Urubko, russischer Bergsteiger, der alle Achttausender ohne Atemmaske bestiegen hat)

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Billi Bierling

Der Mount Everest wird immer ein ganz besonderer Berg bleiben – nicht alleine wegen seiner Höhe, sondern auch wegen seiner Schönheit, besonders von der Nordseite aus gesehen. Allerdings ist er bei weitem nicht der schönste Berg im Himalaya oder gar auf der Welt, aber die 8848 Meter werden für Berufs- und Hobbybergsteiger wohl immer anziehend bleiben. Allerdings ist die Chomolungma, wie ihn die Tibeter nennen, in den letzten Jahren unter heftige Kritik geraten, nicht zuletzt über die Art der Besteigungen. Es scheint immer mehr Menschen zu geben, die den höchsten Berg der Erde nur deswegen besteigen, um andere zu beeindrucken, und ich habe das Gefühl, dass es heutzutage einfach nicht mehr ausreicht, ‘nur‘ den Everest zu besteigen. Viele wollen der Erste, der Schnellste, der Schönste, der Jüngste etc. sein. Und wenn man das nicht ist, dann suchen sich viele Everest-Aspiranten in der Umgebung noch einen anderen Berg, den sie auch noch ‚einpacken‘ können. Und so ist es in den letzten Jahren immer häufiger vorgekommen, dass Leute (und das sind bei weitem keine professionellen Bergsteiger) nach dem Everest noch schnell auf den Lhotse, den vierthöchsten Berg, wollen. Und hier stelle ich mir oft die Frage, warum man nach der Besteigung des höchsten Berges nicht einfach dieses Gefühl geniessen kann. Muss man wirklich zwei oder gar drei Berge pro Saison in die Tasche stecken? Schade – der Everest hätte mehr Respekt verdient. (Billi Bierling, deutsche Journalistin und Bergsteigerin, die 2009 den Everest bestieg)

(Mount Everest will always be a very special mountain – not only because of its height but also because of its beauty, especially seen from the north side. Still, it is by far not the most beautiful mountain in the Himalaya or even the world but its 8,848m will remain an attraction for many hobby or professional mountaineers. Over the past few years, Chomolungma, as the Tibetans call her, has come under heavy criticism for the way it is being climbed by many people. It seems that most people want to reach the top to impress others and I get the feeling that it is no longer enough to just climb the highest mountain in the world. Many people want to be the first, the quickest, the prettiest, the youngest etc. and if have not got any ‚firsts‘ in them, they want to bag another 8,000m peak in the same season. Over the past few years, more and more people (who are by no means professional mountaineers) are aiming to climb Lhotse, the fourth highest mountain in the world, straight after Everest. I often ask myself why we can’t just enjoy the feeling of having summmited the highest mountain in the world. Do we really have to bag two or even three peaks per season? It’s a shame – Everest would have deserved more respect.  – Billi Bierling, German journalist and mountaineer, who climbed Everest in 2009)

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Bernd Kullmann

Er ist nach wie vor der höchste Berg auf unserer Erde, aber auch ein Berg, der durch die extreme Kommerzialisierung viel von seinem Majestätischen und von seiner Würde verloren hat. Für viele, die mit Bergsteigen kaum etwas am Hut haben und auch nicht unbedingt die körperlichen und technischen Voraussetzungen mitbringen, ist es schick geworden, sich diesen Skalp an den Gürtel zu hängen. Manche lernen erst im Basislager, wie man sich Steigeisen anzieht. Aber wo eine Nachfrage existiert, entwickelt sich ein Markt. Das ist leider auch am Everest passiert. Für gute Bergsteiger ist er aus meiner Sicht heute nicht mehr unbedingt ein attraktives Ziel. Der Stil und der sportliche Wert haben sich über die Jahrzehnte leider verschlechtert. Eine Besteigung vor drei Jahrzehnten war viel mehr wert. Reinhold Messner und Peter Habeler durchbrachen im Frühjahr 1978 eine Schallmauer, indem sie den Everest erstmals ohne Sauerstoffmaske bestiegen. Ich würde erwarten, dass beim grundsätzlichen Fortschritt in Ausrüstung, Sportmedizin und Trainingslehre heute jeder versucht, ohne Maske hochzukommen. Im Gegenteil, es werden immer weniger. Und es wird immer mehr Hilfe angeboten. Sherpas tragen die Rucksäcke, teilweise auch die Sauerstoffflaschen. Mich würde es heute nicht mehr reizen. (Bernd Kullmann, deutscher Bergsteiger, der im Herbst 1978 den Everest bestieg)

Bernd Kullmann: Der Everest würde mich heute nicht mehr reizen

(Mount Everest remains the highest mountain on earth, but also a mountain that has lost much of it’s majestic and dignity. Many people, who normally have no interest in mountaineering and not the necessary physical and technical skills, think it’s in to hang this scalp on their belt. Some of them have not learned to use their crampons until they reach the basecamp. But where a demand exists, a market develops. Unfortunately this happened on Everest too. I think for good mountaineers Everest has rather lost its status of an attractive aim. The climbing style and the sports value have deteriorated in the past decades. An ascent of Everest 30 years ago was much more valuable than today. In spring 1978 Reinhold Messner and Peter Habeler achieved a breakthrough by climbing Everest without oxygen mask. Considering the improvement of gear, sports medicine and training methods today everybody should try to climb without supplementary oxygen. To the contrary they are less without O 2. And more help is offered: Sherpas are carrying the backpacks, sometimes the oxygen bottles too. Today I wouldn’t be interested anymore to climb Everest – Bernd Kullmann, German climber, who reached the summit of Everest in autumn 1978)

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Edurne Pasaban

Der Everest ist ein besonderer Berg, der höchste, das Dach der Welt. Jeder, der zu klettern beginnt, ob im Himalaya oder sonst wo, hat das Ziel, einmal im Leben den Everest zu besteigen. Als ich das 2001 gemacht habe, dachte ich vorher, ich würde am Gipfel weinen oder durchdrehen. Aber so war es nicht. Ich hatte Angst, machte ein Gipfelfoto und stieg wieder ab. Ich habe dort oben etwas verloren. Der Everest ist schön und der höchste, aber er ist kein fantastischer Ort. In den letzten Jahren hat sich am Everest viel verändert. Er ist im Frühjahr auf den Normalwegen auf der Süd- und Nordseite ein kommerzieller Berg. Aber wenn du einen einsamen Everest erleben willst, kannst du das auch haben: im Winter oder auf einer anderen Route. Es gibt mehr als 15 Routen, auf denen niemand klettert. Wir reden viel über die Massen am Everest. Aber es gibt auch einen anderen Everest, den du finden kannst, wenn du es nur willst. (Edurne Pasaban aus Spanien, die als zweite – oder auch erste – Frau alle Achttausender bestieg)

Edurne Pasaban: Thre is another Everest

(Everest is a special mountain, it’s the highest, the top of the world. And everybody, who starts climbing in the Himalayas or elsewhere, has the goal to climb Everest at least once in his life. When I made it in 2001 I thought before that I would cry on the summit or would be crazy. But it was not like that. I felt fear, took a picture and went back. I lost a little bit there. Everest is nice and the highest, but it’s not a fantastic place. Everest has changed a lot during the last years. It’s true that it’s a commercial mountain in spring, on the normal route from the south and the north side. But if you want to go to Everest without anybody you can do so: In winter or on another route. There are more than 15 routes where nobody is climbing. We speak a lot about the many people on Everest. But there is another Everest that you can find if you want to.  – Edurne Pasaban from Spain, the second – or first – woman who climbed all fourteen 8000ers)

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Silke Wünsch

Ich habe über den Everest viele Bücher gelesen und Filme gesehen. Bin absolut gefesselt von dem, was dort oben in dieser unheimlichen anderen Welt ab 6000 Metern Höhe passiert. Mit unseren Körpern, mit dem Geist, den Kräften und der Wahrnehmung. Klar denke ich als Kletterfrau oft daran, wie es ist, dort oben an seine körperlichen Grenzen zu stoßen, ob ich es auch mal wagen würde, mich in solchen Höhen zu bewegen. Nein, will ich nicht. Ich habe viel zu viel Respekt. Zu sehen, wie anderen der Respekt völlig abgeht, nur weil sie ein fettes Bankkonto haben und diese megateuren und technischen „Expeditionen“ auf die Beine stellen können – das tut weh und hat für mich nichts mehr mit Sport und Liebe zur Natur zu tun. Leider hat der Berg das Pech, in einer Gegend zu stehen, wo die Menschen nicht in Geld schwimmen. Der Natur ginge es so viel besser, wenn man die Zulassungen beschränken würde. Das ist denen, die an den Massen verdienen, aber egal. Schade. Ich kriege auch SOOO einen Hals, wenn ich diesen Zirkus da sehe. (Silke Wünsch, Kletterin aus Köln)

(I have read many books and seen many movies concerning Everest. I’m deeply impressed by what’s happening in this strange world above 6000 meters with our body, mind, physical power and perception. As a female climber for sure I think about how it would be to reach my physical limits up there and whether I should dare to move up to these altitudes. No, I don’t want to do it. I have too much respect. It hurts to see that other climbers don’t show this respect, only because they have a fat bank account and therefore can afford these mega-expensive and technical „expeditions“. This has nothing to do with sports and love for nature. The mountain is unlucky with being located in an area, where people are not rolling in money. Nature would profit, if permits would be limited. But those, who make big profits with the crowds, don’t care. What a pity! I get SOOO furious when I see this circus. – Silke Wünsch, climber from Cologne, Germany)

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Gerlinde Kaltenbrunner

Für mich ist der Mount Everest immer noch ein wunderschöner Berg, speziell von der Nordseite her, wenn man direkt vor der Nordwand steht. Ein faszinierender, sehr anziehender Berg.  Trotzdem werde ich in nächster Zeit nicht mehr zum Everest zurückkehren. 2012 war ich gleich nebenan am Nuptse unterwegs und habe gesehen, was am Everest los war. Das hat mich sehr beschäftigt, und es tat weh zu sehen, was sich dort abspielt. Das hat dieser Berg nicht verdient. (Gerlinde Kaltenbrunner aus Österreich, die erste Frau, die alle vierzehn Achttausender ohne Flaschensauerstoff bestieg)

Gerlinde Kaltenbrunner: Das hat er nicht verdient

(In my eyes Mount Everest is still a beautiful mountain, especially from the North, when you stand directly at the foot of the north face. A very fascinating and attractive mountain. Nevertheless I won’t return to Everest in the near future. When I climbed Nuptse in 2012 I saw what happened on Everest. This troubled me greatly and it hurts. This mountain hasn’t deserved it. – Gerlinde Kaltenbrunner from Austria, the first women who climbed all fourteen 8000ers without supplementary oxygen)

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Ralf Dujmovits

Der Mount Everest hat sich nicht verändert, er ist immer noch der gleiche große Steinehaufen, aber eben der höchste Berg der Erde. Und daraus erklärt sich die Attraktivität für so unglaublich viele Leute. Damit kommen wir zum springenden Punkt, dass draußen verstanden werden sollte, dass man diesen Berg ‚by fair means’ besteigen sollte. Wer mit Sauerstoff aufsteigt, sollte ihn möglichst erst ab dem Südsattel verwenden und hinterher auch wirklich ehrlich darüber berichten. Im Idealfall sollte man auf Hochträger verzichten und den Aufstieg ausschließlich aus eigener Kraft schaffen, möglichst über eine andere Route als die Normalwege. (Ralf Dujmovits, der erste und bisher einzige Deutsche, der alle 14 Achttausender bestiegen hat)

Ralf Dujmovits: Immer noch der gleiche große Steinhaufen

(Mount Everest hasn’t changed. It’s the same big pile of stone, but simply the highest mountain on earth. This explains the attractiveness for an incredible number of people and leads to the key issue: the mountain should be climbed ‚by fair means’. People who use supplementary oxygen should do this only above the South Col and should afterwards report about it honestly. The best case would be to climb without porters, absolutely on your own and as far as possible not on the normal routes. – Ralf Dujmovits, the first and so far only German mountaineer, who climbed all fourteen 8000ers)

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Alix von Melle

Er ist natürlich der höchste Berg und dadurch ein besonderer Anreiz für Höhenbergsteiger. Aber zuerst denke ich beim Everest an die Menschenmassen dort. Dieser erste Gedanke ist also leider auch ein bisschen negativ. Bisher haben wir (Alix und ihr Mann Luis Stitzinger) die hohen Berge ohne künstlichen Sauerstoff bestiegen. Wenn ich zum Everest führe, wollte ich das auch dort versuchen. Aber ganz ehrlich weiß ich nicht, wie ich das machen soll. Wenn so viele Leute unterwegs sind und man im Stau am Fixseil steht, hat man ohne Sauerstoff wenig Chancen. Ich bin nicht der so fitte Überflieger, dass ich dann auf die Überholspur heraustrete. Ich glaube nicht, dass ich das ohne künstlichen Sauerstoff schaffen würde. Für mich ist das die entscheidenden Frage: Wie schafft man es logistisch und praktisch, in diesen Menschenmassen ‚by fair means’ (mit fairen Mitteln) unterwegs zu sein? (Alix von Melle, Deutschlands erfolgreichste Höhenbergsteigerin)

Alix von Melle: Ich denke zuerst an die Massen dort

(It’s the highest mountain and therefore a powerful incentive for high altitude climbers. But when I think of Everest, I first think of the huge crowds of climbers. Unfortunately this first thought is negative. So far we (Alix and her husband Luis Stitzinger) have climbed high mountains without supplementary oxygen. I would try this on Everest too.  But to be honest I don’t know how to realize it. If there are crowds of people on the route and you get stuck in traffic on the fixed ropes, you have little chance without oxygen. I´m not a ‚Superwoman’, so fit that I could move to the fast lane without oxygen. That’s the fundamental question: How can I manage to climb by fair means in these crowds? – Alix von Melle, Germany’s most successful female high-altitude climber)

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Robert Jasper

Der Everest ist sehr beeindruckend. Er ist der höchste Berg der Welt und hat daher eine sehr spezielle Rolle. Bergsteigerisch gesehen suche ich eher die unbekannten Berge. Mich reizt eher das Neuland als so ein berühmter Berg wie der Everest. Eine unbestiegene Wand führt dazu, dass mir der Schweiß über den Rücken läuft und es zu kribbeln beginnt. Trotzdem verstehe ich, dass viele Menschen den Everest besteigen wollen. (Robert Jasper, deutscher Extrembergsteiger)

Robert Jasper: Everest hat eine sehr spezielle Rolle

(Mount Everest is an impressive mountain, the highest of the world. That’s why he has a very special role. I’m looking for unknown mountains. What mainly excites me are new territories rather than a famous mountain like Everest. An unclimbed wall makes me break out in a sweat and gives me a tickling. Nevertheless I understand, why many people want to climb Everest. – Robert Jasper, German extreme climber)

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Wenn ich vom Chomolungma träume, sehe ich ihn so, wie ich ihn 2005 erlebt habe, als ich Gerlinde Kaltenbrunner, Ralf Dujmovits und Hirotaka Takeuchi als Reporter zur Nordwand auf der tibetischen Seite begleitete: als einsamen, formschönen, majestätischen Berg, zu dem ich demütig aufblickte. Ich konnte nachfühlen, warum die Sherpas den Mount Everest „Göttinmutter der Erde“ (Chomolungma) nennen. Ich wusste: Eigenverantwortlich und sportlich fair hätte ich mit meinen Fähigkeiten an diesem Berg keine Chance. Und sollte sie auch nicht haben. Der ungebremste Massentourismus auf den Normalwegen mit all seinen Auswüchsen wirkt auf mich respektlos und sportlich fragwürdig bis wertlos.  (Stefan Nestler)

(When I dream of Chomolungma, I do it in the way I experienced the mountain in 2005, joining Gerlinde Kaltenbrunner, Ralf Dujmovits and Hirotaka Takeuchi as a reporter on their expedition to the north face on the Tibetan site: as a lonely, beautiful, majestic mountain, to which I raised my eyes with humility. I understood why the sherpas call Mount Everest “Mother goddess of the world” (Chomolungma). I realized: With my skills I wouldn’t have any chance to climb this mountain on my own responsibility and by fair means. And I shouldn’t get this chance either. For me the mass tourism on the normal routes with all the alarming excesses shows little respect to the mountain. And from a sporting point of view I consider this form of climbing Everest as questionable or even worthless. – Stefan Nestler)

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Göttinmutter reif für Mütterkur https://blogs.dw.com/abenteuersport/gottinmutter-reif-fur-mutterkur/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/gottinmutter-reif-fur-mutterkur/#comments Fri, 16 Nov 2012 15:41:45 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=18089 Das Telefon klingelt. Ich blicke auf das Display. Na so was, eine Premiere! Chomolungma ruft mich an. Bisher war das eher eine Einbahnstraße. Stets hatte ich den höchsten Berg der Erde angeläutet, um mich nach seinem Befinden zu erkundigen. Neugierig hebe ich den Hörer ab. 

Hier ist Chomolungma, bist du es, Stefan? 

Namasté, mein Freund! Das ist aber eine Überraschung, dass du dich mal meldest. Wie komme ich zu der Ehre? Ich dachte, du lägst im Winterschlaf. 

Ich habe noch kein Auge zugemacht. Schon mal was von Kopfkino gehört? Auch ich muss verarbeiten, was ich erlebt habe. Und außerdem wollte ich einen Antrag stellen. 

Bei mir? Welchen denn? 

Nimm mich in dein Programm „Fair zum Berg“ auf.  

Chomo, das ist kein Programm, sondern war eine Aktion. Ich wollte auf die Bedrohung der Bergwelt durch den Klimawandel aufmerksam zu machen und für mehr Respekt und Demut gegenüber den Bergen plädieren. 

Und verdiene ich das vielleicht nicht? 

Na klar, ich habe dabei natürlich auch an dich gedacht. Aber wo zwickt es dich denn derzeit besonders? 

Witzbold! Überall. Vom Fuß bis zum Gipfel. Wenn ich könnte, würde ich aller Welt den blank gezogenen Allerwertesten oder den Mittelfinger entgegenstrecken.

Na, na, Chomo, jetzt klingst du aber nicht gerade wie die Göttinmutter der Erde. 

(Stöhnt) Gibt es bei euch nicht ein Müttergenesungswerk, das Kuren für gestresste Mütter anbietet?

So schlimm? 

Dieser Wahnsinn macht mich wahnsinnig. Ich nenne dir jetzt mal ein paar Zahlen und du sagst mir, ob ich ein Hypochonder bin: Im Frühjahr zählte ich alleine auf der nepalesischen Seite 900 Camper im Basislager. 565 Mal stieg man mir in dieser Saison aufs Dach, über 6000 Mal musste ich mir das in den letzten 60 Jahren schon gefallen lassen. Hypochonder? 

Nein, aber ganz neu sind deine Beschwerden nicht. 

(Wird laut) Verdammt, es reagiert aber niemand. Die Regierung Nepals nicht, die Bergsteiger schon gar nicht. Die werden eher sogar noch verrückter.  

Das musst du mir erklären. 

In der nächsten Saison sollen ganze Expeditionsgruppen mit dem Heli eingeflogen werden. Diese Banausen machen sich nicht mal mehr die Mühe, mir entgegenzulaufen. Und dann gibt es wohl auch einen Seniorenwettkampf um den Altersrekord. Ich wollte schon vorschlagen, dass die beiden Opis dann vom Gipfel aus ein Abfahrtsrennen mit dem Rollator anschließen. Das fände sogar ich witzig. 

Es gibt Bergsteiger, die glauben, dass du begonnen hast, dich gegen den Massenansturm zu wehren: Mehr Serac-Einstürze im Khumbu-Eisbruch, Steinschlag in der Lhotse-Flanke.

(Lacht höhnisch) Das meinst du ja wohl nicht ernst. Wenn ich wirklich meine dunkle Seite der Macht ausspielen wollte, wären die Folgen viel dramatischer. Aber ich bin doch kein Mörder. Die Rolle des Killers überlasse ich dem Klima und den Stolperern

Stolperer? 

Na, diese Pseudoextremen, die vor ihrem Everest-Versuch Steigeisen noch für Hunde-Maulkörbe hielten und die am liebsten schon in Kathmandu zur Sauerstoffflasche greifen würden. Die sind doch die eigentlichen Killer. 

Du meinst Selbstmörder. 

Auch. Aber diese Fixseilbahn-Bergsteiger gefährden ja nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Mamis auf Zeit, die Sherpas  – und nebenbei auch die guten Kletterer, die im Stau stehen müssen. 

Hättest du ein Gegenmittel? 

Ganz einfach, diese Amateure sollen nicht nur die Hügel rund um ihre Heimatstadt, sondern ein paar richtig hohe Berge besteigen, ehe sie mir auf die Pelle rücken.  

Glaubst du etwa noch an den Weihnachtsmann? 

Nee, der hat schon im letzten Jahr meinen Wunschzettel ignoriert.  

Und jetzt? 

Gehe ich schlafen.  

Träum’ was Schönes, Chomo! 

Meerjungfrauen. 

Meerjungfrauen? 

Erstens erinnern sie mich an die ruhigen Zeiten vor 50 Millionen Jahren, als ich noch unter Wasser lebte. Zweitens sind Meerjungfrauen jung, schön und romantisch. Und drittens gibt es noch keine Steigeisen für Flossen-Wesen.

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https://blogs.dw.com/abenteuersport/gottinmutter-reif-fur-mutterkur/feed/ 3
Fall für eine Psycho-Expedition https://blogs.dw.com/abenteuersport/fall-fur-eine-psycho-expedition/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/fall-fur-eine-psycho-expedition/#comments Mon, 04 Jun 2012 10:53:00 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=15105 Der Everest ist ein Serienmörder. Wow, dachte ich, als ich diese Formulierung auf einer kanadischen Internetseite entdeckte. Ein Serienmörder, obwohl er schon seit Jahren regelmäßig in (Fixseil-) Fesseln gelegt wird? Die Unschuldsvermutung gilt offenbar nicht für Berge: Zehn tote Bergsteiger in einer Frühjahrssaison am Mount Everest, davon sechs an einem Tag – ein medialer Aufschrei ging um die Welt. Ich beschließe, meinen Freund Chomolungma einmal wieder auf seinem Handy anzuläuten und mich nach seinem Befinden zu erkundigen.

Namasté, Chomo, hier ist Stefan! Wie geht es dir, Serienmörder?

Ich gebe keine Interviews mehr. Auch dir nicht.

War doch nur ein Scherz, alter Kumpel. Seit wann bist du denn so zart besaitet?

(brüllt) Liest du keine Zeitung? Wie würdest du dich fühlen, wenn dein Ruf komplett ruiniert ist?

Ruhig Blut, Chomo! In der Regel wurde doch nicht dir der Schwarze Peter zugeschoben.

(Schluchzt) Aber irgendetwas bleibt doch immer hängen.  

So deprimiert habe ich dich aber lange mich mehr erlebt.

Es war der blanke Horror. Über 500 Maskenmänner sind auf meiner Glatze herumgetanzt, 300 an einem einzigen Wochenende. 80 Prozent Dilettanten, die auf ihren Steigeisen getorkelt sind wie Topmodel-Kandidatinnen bei ihrer High-Heel-Premiere. Mir schmerzt es jetzt noch in den Flanken. Einseitige Belastung. Kennst du keinen guten Physio?

Keinen, der auf überbeanspruchte Berge spezialisiert ist. Aber mir scheint, du hast eher einen Psychotherapeuten nötig.

Einen? An mir könnte sich derzeit eine ganze Psycho-Expedition abarbeiten.

Fühlst du dich schuldig?

Nicht die Bohne. Ich kann doch nichts dafür, dass es auch hier weniger schneit, dass Eistürme einbrechen oder sich Steinschlag löst. Klimawandel ist Chefsache. Ich bin doch nur ein einfacher Berg.

Ich dachte eher an die toten Bergsteiger. 

Du kannst mir wirklich glauben, dass es mir für die Jungs und Mädels leid tut. Aber muss ich mir diesen Bergschuh anziehen? Für die Staus am Hillary-Step bin ich doch nicht verantwortlich. Und auch nicht dafür, dass sich Pseudobergsteiger in den Kopf gesetzt haben, mich zu erklimmen. Ein für alle Mal: I c h   b i n   u n s c h u l d i g! 
Ist ja gut! Immerhin waren in dieser Saison aber auch ein paar echte Profis bei dir zu Besuch.

Wenige. Aber ich habe mich ehrlich gefreut, als Ueli und sein Partner Tenzing ‚oben ohne‘ oben auftauchten. Doch dann kam die sauerstofftrunkene Flaschen-Armada. (Schluchzt) Einige meiner Freunde unter den Profis haben mir wegen des Trubels den Rücken gekehrt. Ralf hat endgültig die Nase von mir voll. Und auch Simone hat das Weite gesucht, als ihm klar wurde, dass er im Verkehrschaos stecken bleiben würde. „Unglaublich, es war wie in einem Vergnügungspark!“ Das waren seine Worte.

Hoffst du denn, dass die Expeditionsveranstalter aus den Ereignissen in diesem Jahr Lehren ziehen?

Glaubst du an den Weihnachtsmann? Die wollen 2013 nicht nur eine, sondern zwei Routen durch die Lhotse-Flanke zu legen. Angeblich, um Staus zu verhindern. Ha, ha! Dann werden noch hundert Dilettanten mehr aufsteigen. 

Der Neuseeländer Russell Brice hat in diesem Jahr doch schon die Reißleine gezogen und seine Expedition wegen zu großer Risiken für seine Kunden abgebrochen.

Und dann standen 500 andere auf dem Gipfel. Wollen wir wetten, dass Russell im nächsten Jahr wieder hier ist und sich dann anders entscheidet?

Chomo, ich wette nicht.

Schade! Ich könnte Ablenkung gebrauchen.

Schlafe dich erst mal richtig aus!

Ich habe Schlafstörungen.

Gönne dir etwas Schönes!

Alle hübschen Frauen sind abgereist.

Dann schreie deine Wut heraus!

Auf mich hört doch eh niemand. (Schluchzt) Muss ich denn erst zum Amokläufer werden?

P.S. Juchu! Mein Blog hat es bei der Publikumswahl zum „Online-Star 2012“ (Kategorie „Bester Private-Blog“) unter die Top Ten geschafft. Tausend und einen Dank für eure Stimmen, ihr Lieben! Jetzt wird es richtig ernst. Die Hauptwahl (hier geht es zur Startseite) dauert bis zum 6. Juli. Die Abstimmung beginnt wieder bei Null. Also stimmt bitte noch einmal für den Blog (jetzt braucht ihr ihn nur noch in der genannten Kategorie anzuklicken). Vielleicht gewinnt ihr ja nebenbei auch noch die Reise nach Rom. Und flüster, flüster: bitte weitersagen! 
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https://blogs.dw.com/abenteuersport/fall-fur-eine-psycho-expedition/feed/ 4
Dem Everest sing Pappnas https://blogs.dw.com/abenteuersport/dem-everest-sing-pappnas/ Fri, 17 Feb 2012 14:50:17 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=13193 In meiner Heimatstadt Köln tobt der Karneval. Bei so viel guter Laune auf den Straßen erinnere ich mich an mein letztes Telefon-Gespräch mit dem Mount Everest, in denen der höchste Berg doch eher depressiv wirkte. Ich nehme mir vor, ihn aufzumuntern. Gleich beim ersten Klingeln hebt Chomolungma (wie die Tibeter den höchsten Berg der Erde nennen) ab:  

Hallo?

Hier ist Stefan. Chomolungma, Alaaf!

Du solltest wissen, dass ich nicht Muslim, sondern Buddhist bin!

Nicht Allah, Alaaf! Ein L weniger, ein A mehr und am Ende kein H, sondern ein F wie Flönz.

Was ist Flönz?

So heißt auf Kölsch eine leicht geräucherte Blutwurst, hier in Köln ein beliebtes Nahrungsmittel während der gerade laufenden fünften Jahreszeit, dem Karneval.

Ihr spinnt, ihr Kölner! Mit Spinnern kenne ich mich aus.

Wie meinst du das?

Das, was sich an meinen Hängen Jahr für Jahr abspielt, taugt doch meistens nur noch für Bottichreden.

Büttenreden heißt das. Apropos, ich habe gehört, im Frühjahr kriegst du deinen eigenen Karnevalsprinzen.

(lacht) Ja, ja, Prinz Harry von England! (lacht noch lauter) Vielleicht bringt der auch noch seinen Vater mit, der kann ja dann mit seinen Ohren vom Gipfel paragliden.

Mensch, Chomo, du könntest ja bei uns im Karneval auftreten.

Darf ich mich dann auch verkleiden?

Klar, du musst sogar. Welches Kostüm würdest du denn wählen?

Vielleicht würde ich als K 2 oder Annapurna gehen. Das schreckt die meisten ab herzukommen.

… ist aber mäßig lustig.

Was würdest du mir denn empfehlen?

Verkleide dich doch als Wackelpudding. Das sieht lustiger aus und könnte für Bergsteiger auch abschreckend wirkend.

(lacht) Gute Idee! Euer Karneval gefällt mir. Ich habe gehört, ihr trinkt auch Chang.

Ja, bei uns heißt das Bier aber wie die Sprache: Kölsch. Ich bringe dir beim nächsten Mal ein Fässchen mit. Wie die Bläck Fööss singen: „Trink doch eine mit, stell dich nit esu ahn, du steihst he de janze Zick eröm.“

Das musst du mir übersetzen.

„Trink’ doch einen mit, stell dich nicht so an, du stehst hier die ganze Zeit herum.“

Stimmt! (lacht) Viel mehr als Herumstehen kann ich ja auch nicht. Und was bringst du mir noch mit?

Eine Pappnase.

Warum das?

Die kleidet jeden. Außerdem lautet das Motto des Kölner Karnevals in diesem Jahr „Jedem Jeck sing Pappnas“, also „Jedem Narr seine Pappnase“.

Danke, du bist wirklich der erste, der meinen Humor würdigt. Die Pappnase würde ich mir dann in die Südwestwand hängen. Da klaut sie eh keiner. Die Wand ist aus der Mode gekommen.

2009 haben doch Südkoreaner dort im linken Wandteil eine neue Route eröffnet.

Aber die Koreaner stehen auf Atemmasken, da stören Pappnasen. (lacht)

Schön, dich lachen zu hören.

In meinem tiefsten Innern bin ich halt ein Jeck. Braucht ihr in Köln nicht einen richtig hohen Berg?

Klar, setz‘ dich auf den Karnevalswagen und los!

Und wenn der versehentlich bis Düsseldorf durchfährt?

Untersteh‘ dich!

Alaaf!

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Burnout https://blogs.dw.com/abenteuersport/burnout/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/burnout/#comments Thu, 22 Dec 2011 13:58:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=12463 Vor Weihnachten quält einen häufig das schlechte Gewissen. Vernachlässigte Freunde fallen dir ein und lassen dich zum Telefonhörer greifen. Ich wähle die Handynummer des Mount Everest, bei dem ich mich im Sommer zum letzten Mal gemeldet hatte. Nach dreimaligem Klingeln wird das Gespräch angenommen: „Hallo, hier der Nanga Parbat.“ Verwählt. Ich entschuldige mich und versuche es noch einmal. Dieselbe Stimme: „Hallo, hier das Matterhorn!“ Diesmal lege ich nicht auf.

 

Ich bin mir sicher, die richtige Nummer gewählt zu haben. Du bist es doch, lieber Chomolungma. Warum meldest du dich mit falschem Namen?

Das hat mir mein Psychiater geraten.

Ich wusste gar nicht, dass es dir wieder so schlecht geht. Welche Diagnose hat er denn gestellt?

Klassischer Burnout mit der Gefahr einer tiefen Depression.

Und welche Therapie hat der Psychiater vorgeschlagen?

Er meinte, ich solle mich für eine Weile ganz aus dem Besteigungsgeschäft zurückziehen.

Das klingt leichter gesagt als getan?

(Stöhnt) Das habe ich ihm auch gesagt. Die Liste der Expeditionen für das kommende Frühjahr wird länger und länger. Und ich habe eigentlich keine Hoffnung, dass mich 2012 weniger Bergsteiger bepieseln als 2011.

Wie viele waren es denn in diesem Jahr?

Im Frühjahr 531 auf der nepalesischen und 324 auf der tibetischen Seite, macht 855, das Küchenpersonal nicht mitgerechnet. 506 Mal sind sie mir aufs Haupt gestiegen, davon 375 Mal von der Südseite aus. Das reicht für einen Burnout.

Aber im Herbst war doch sicher weniger los?

Wie immer. Nur ein paar Lang- und Kurznasen, für die Lager III auf 7300 Metern Endstation war. Dazu ein Japaner, der alleine hoch wollte. Außer ein paar Videoclips ist nicht viel dabei herausgekommen. Oben war im Herbst jedenfalls keiner. Wenn es doch auch im Frühling so ruhig zuginge!

Ist das dein Wunsch für Weihnachten?

Ich bin Buddhist, schon vergessen?

Nee, aber du darfst dir doch trotzdem etwas wünschen. Bei uns in Deutschland gibt es sogar ein Postamt, an das du deinen Wunschzettel fürs Christkind schicken kannst. Du musst dich nur als Kind ausgeben.

Echt? Nehmen die auch Kinder an, die 8850 Meter groß sind?

Probier‘ es doch einfach! Was steht denn ganz oben auf deiner Wunschliste?

Eine Schneekanone, eine Wind- und eine Nebelmaschine.

Wozu das?

Schlechtes Wetter ist das einzige, was mir Ruhe verschafft.

Aber vielleicht würde es dir dann irgendwann zu langweilig.

(Lacht) Ich habe doch ein Handy, sogar ein Smartphone.

Ich bin beeindruckt.

Wenigstens einer.

Frohe Weihnachten, lieber Chomolungma!

Danke, wenn du drauf bestehst!

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