Erstbegehung – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Hansjörg Auer gelingt Solo-Erstbegehung an 7000er https://blogs.dw.com/abenteuersport/hansjoerg-auer-gelingt-solo-erstbegehung-an-7000er/ Mon, 09 Jul 2018 17:30:26 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41347

Hansjörg Auer auf dem Lupghar Sar West

Das ist ein echter Meilenstein.  Dem Österreicher Hansjörg Auer ist nach eigenen Angaben an einem Siebentausender im Karakorum die Erstbegehung einer großen Wand gelungen – und das im Alleingang. „Ich habe erstmals die Westwand des Lupghar Sar West durchklettert“, schreibt der 34 Jahre alte Extrembergsteiger aus dem Ötztal auf Instagram. „Ich nahm eine Linie auf der linken Seite (der Wand) und beendete meine Route über den steilen Nordwestgrat mit sehr lockerem Fels hinauf zum Gipfel auf 7157 Metern.“ Hansjörg war Mitte Juni zu seinem Soloprojekt nach Pakistan gereist. Sein ursprünglich vorgesehener Kletterpartner und Freund Alexander Blümel hatte wegen gesundheitlicher Probleme absagen müssen.

Vier Jahre davon geträumt

Der Berg, vom Hunza-Tal aus gesehen

„Diese Besteigung bedeutet mir unheimlich viel, weil ich davon in den letzten vier Jahren geträumt habe“, schreibt Auer. „Seit dem Kunyang Chhish East 2013 (damals gelang ihm mit seinem Bruder Matthias Auer und dem Schweizer Simon Anthamatten die Erstbesteigung dieses 7400 Meter hohen Bergs im Karakorum) wollte ich immer wissen, wie es sich anfühlt, alleine in großer Höhe unterwegs zu sein. Und ich bin glücklich, dass ich diese Erfahrung jetzt gemacht habe.“

In memoriam Gerry Fiegl

Gerry Fiegl (1988-2015)

Hansjörg Auer widmet die Erstbegehung der Westwand seinem verstorbenen Freund Gerry Fiegl.  Auer, Blümel und Fiegl hatten im Herbst 2015 die Südwand des 6839 Meter hohen Nilgiri South im Westen Nepals erstmals gemeistert. Gerry hatte im Gipfelbereich Symptome der Höhenkrankheit gezeigt und war beim Abstieg in den Tod gestürzt.

Der selten versuchte Siebentausender Lupghar Sar – übersetzt „Spitze des großen Felsens“ – hat drei fast gleich hohe Gipfel und liegt im Hunza-Gebiet im Norden Pakistans. Der Westgipfel wurde am 18. Juni 1979 erstmals bestiegen: von den deutschen Brüdern Hans und Sepp Gloggner, die zu einem achtköpfigen Expeditionsteam vom Tegernsee gehörten.

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Neue Route am Chulu West: „Weniger Kommerz, mehr Berg“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/neue-route-am-chulu-west-weniger-kommerz-mehr-berg/ Fri, 24 Nov 2017 14:53:03 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38625

Im Aufstieg über den Westgrat

Es muss nicht gleich die Lhotse-Südwand sein. Für starke und ambitionierte Bergsteiger, die weder zu den „Extremen“ gehören, noch Profis sind, lassen sich im Himalaya auch andere attraktive Ziele finden, die großes Abenteuer bieten. Das haben drei meiner Kumpel von der Erstbesteigung des Kokodak Dome 2014 in diesem Herbst in Nepal bewiesen. Jürgen Schütz, André Günzel und Manuel Möller gelang am 19. Oktober zusammen mit den Nepalesen Dawa Gyalje Sherpa und Pasang Gomba Sherpa die Erstbegehung des Westgrats am Chulu West. Der 6419 Meter hohe Berg liegt im Gebiet um den Achttausender Annapurna. Der Chulu West, 1952 von einer japanischen Expedition erstbestiegen, ist ein beliebter „Trekkingberg“ ohne große technische Schwierigkeiten – das gilt allerdings nur für die Normalroute über den Nordostgrat.

Viele Spalten

Die neue Westgrat-Route am Chulu West

„Es gab keine Passage, die einfach nur leicht war“, schreibt mir André über den knapp 1000 Meter hohen Westgrat. „Die steilsten Passagen dürften um die 55 Grad sein. Und die ausgesprochenen Gratstellen sind schmal (zwei Fuß breit) und recht steil“, ergänzt Jürgen, der die Idee zu der Erstbegehung hatte. „Im Mittelteil öffnet sich der Grat zu einer Flanke mit reichlich Spalten. Nach zwei riesigen Querspalten, die wir links umgingen, erreichten wir über ein kleines Plateau die Schneide des Südgrats.“

Am Gratende umgekehrt

Jürgen auf der Gratschneide

Bei einem ersten Erkundungsaufstieg hatten die Bergsteiger zuvor auf einer Höhe von 5480 Metern ein Materialdepot angelegt. Im zweiten Anlauf stiegen sie dann in einem Zug bis zum Ende des Westgrats auf. „An diesem Tag waren wir elf Stunden unterwegs. Geplant war eigentlich, über den Südgrat zum Gipfel weiterzugehen“, schreibt Jürgen. „Diesen Teil mussten wir aufgeben, da wir eine ca. 300 Meter lange Strecke des beidseitig überwechteten Südgrats mit Fixseilen hätten präparieren müssen. Diese Aktion hätte unseren Zeitrahmen gesprengt.“

Ohne Hochlager auf den Gipfel

Die drei Deutschen und die beiden Sherpas beschlossen, über die neu eröffnete Route wieder ins Basislager abzusteigen und dabei das Material aus dem Depot mitzunehmen. Den Gipfelerfolg holte das Quintett zwei Tage später nach. Über die Normalroute stiegen die fünf Bergsteiger in 14 Stunden ohne Hochlager zum höchsten Punkt und wieder hinunter ins Basislager.

„Engagierte Amateure“

Jürgen Schütz, Manuel Möller, André Günzel, Dawa Gyalje Sherpa (v.l.)

„Da wir keine Profis sind, freut es mich um so mehr, dass es auch heute noch möglich ist, als engagierter Amateur in diesen faszinierenden Bergen ein Plätzchen zu finden, an dem man eigene Ideen entwickeln und nach seinem Gusto mit netten Freunden in die Tat umsetzen kann“, bilanziert Jürgen Schütz, der sein Geld im „normalen“ Leben als Chemielaborant verdient. Auch für Unternehmensberater Manuel Möller war die Expedition zum Chulu-West-Westgrat ein echtes Abenteuer: „Irgendwie ist es immer noch am schönsten, etwas Neues in den Bergen zu versuchen. Weniger kommerzieller Rummel, mehr Berg.“ Berufssoldat André Günzel bringt es so auf den Punkt: „Mit Freunden an einen schönen Berg, auf einer wunderbaren, neuen und anspruchsvollen Linie! Besser geht‘s nicht.“

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Spektakuläre Erstbegehung am Cerro Kishtwar https://blogs.dw.com/abenteuersport/spektakulaere-erstbegehung-am-cerro-kishtwar/ Fri, 10 Nov 2017 08:00:31 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38405

In der Nordwestwand

Auf den Bildern wirkt es fast, als seien sie in den legendären Granitwänden des El Capitan geklettert – wären da nicht der Schnee und die verfrorenen Gesichter. Die beiden Schweizer Stephan Siegrist und Julian Zanker sowie der Deutsche Thomas Huber haben Mitte Oktober erstmals die zentrale Nordwestwand des 6150 Meter hohen Cerro Kishtwar im indischen Teil der Unruheprovinz Kaschmir durchstiegen. Zwei Anläufe brauchten die drei Topkletterer, ehe sie am 14. Oktober den Gipfel erreichten. Es war überhaupt erst die vierte Besteigung des entlegenen Bergs. Insgesamt war das Trio zehn Tage in der extrem steilen, teilweise überhängenden Wand unterwegs – drei Tage beim ersten Versuch, sieben beim erfolgreichen zweiten.

Schwierig von Anfang bis Ende

„Die Wand hat meine Erwartungen mehr als erfüllt“, schwärmt Stephan Siegrist. „Eine Wand in der Höhe mit so homogenen Schwierigkeiten gibt es wohl kaum ein zweites Mal.“ Der 44 Jahre alte Schweizer hatte sich in die zentrale Nordwestwand verguckt, als ihm 2011 zusammen mit seinem Landsmann Denis Burdet und dem Österreicher David Lama die zweite Besteigung des Cerro Kishtwar über eine neue Route rechts der Wand geglückt war. 1993 hatten der Brite Mick Fowler und der US-Amerikaner Steve Susted den Sechstausender erstmals bestiegen. Im Jahr zuvor hatten sich die beiden Engländer Andy Perkins und Brendan Murphy an der Nordwestwand versucht, nach 17 Tagen aber rund 100 Meter unter dem Gipfel erschöpft aufgeben müssen.

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Wand unterschätzt

Die Route durch die Wand

Siegrist, Zanker und Huber stiegen am 1. Oktober erstmals in die Wand ein, mit dem Ziel, in fünf Tagen den höchsten Punkt zu erreichen. „Rückblickend kann man sagen, wir hatten den Berg, die Wand und unser Vorhaben unterschätzt“, berichtet Thomas Huber. Nach drei Tagen hätten sie „nicht einmal ein Drittel Wandhöhe erreicht“. Das Team, so der 50-Jährige, habe dann die Taktik überdacht: „Entweder wir reduzieren radikal unsere Essensrationen, oder wir setzen alles auf einen neuen Versuch. Wir haben uns für den Rückzug entschieden.“

Erfrierungen an den Zehen

Mit neuer Kraft und Motivation startete das Trio am 8. Oktober seinen zweiten Versuch. Das Wetter war stabil, aber alles andere gemütlich: Morgens wolkenlos, nachmittags Schneefall, Temperaturen bis zu minus 20 Grad Celsius. Die extremen Herausforderungen hinterließen Spuren bei den Kletterern: Stephan kämpfte mit einer Sehnenscheidenentzündung an der linken Hand, alle drei froren sich die Zehen an. „Julian und Thomas erwischte es dabei ziemlich stark. Das wird die beiden bestimmt noch länger beschäftigen“, sagt Siegrist.

Einzigartiger Gipfelmoment

Am Ziel: Stephan Siegrist, Julian Zanker, Thomas Huber (v.l.)

Als sie schließlich den Gipfel erreichten, sei dies, so Stephan, ein Moment gewesen, der „emotional jedem von uns tief unter die Haut ging.“ Das bestätigt auch Thomas Huber: „An dem Tag hatten wir, wie durch ein Wunder, bestes Wetter. Wir hatten fast das Gefühl, dass wir nicht alleine wären und wurden für all das, was wir durchgemacht haben, mit einem einzigartigen Moment belohnt. 500 Meter über uns zogen die Schleierwolken im Jetstream, und wir standen hier in der Sonne, bei Windstille. Wir wussten alle, dass wir es nur schaffen konnten, weil wir uns als mutige Gemeinschaft gefühlt haben!“

„Reiss di zam!“

Durchbeißen angesagt

Julian Zanker, der am Sonntag seinen 27. Geburtstag feiert, war der mit Abstand Jüngste im Team. Es sei für ihn „eine riesengroße Chance“ gewesen, mit den Routiniers Siegrist und Huber unterwegs sein zu dürfen, sagt Julian. „Für mich waren es sechs Wochen gefüllt mit schönen Momenten, neuen Erfahrungen und dazu noch einer wunderschönen neuen Linie an einem unglaublichen eindrucksvollen Berg.“ Die drei Kletterer tauften ihre Route nach dem Titel eines populären Hindu-Lieds „Har-Har Mahadev“, was laut Thomas Huber ins Bayrische übersetzt so viele heißt wie „Reiss di zam!“ (für alle Nicht-Bayern: Reiß dich zusammen!) Der Cerro Kishtwar habe sein Leben „mit einer wilden Geschichte bereichert“, bilanziert der ältere der beiden Huberbuam. Für Stephan Siegrist ist der Berg nach zwei Besteigungen auf neuen Routen jetzt abgearbeitet. „Doch Kaschmir allgemein ist für mich noch nicht abgeschlossen“, schiebt der Schweizer hinterher. Die entlegene Region bietet eben noch viele unberührte Gipfel und Wände. Wenn da nur nicht dieser endlos schwelende Konflikt zwischen Indien und Pakistan wäre.

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Auer und Blümel gelingt 7000er-Erstbegehung in Nepal https://blogs.dw.com/abenteuersport/auer-und-bluemel-gelingt-7000er-erstbegehung-in-nepal/ Fri, 16 Dec 2016 10:47:33 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34463 Auer (l.) und Blümel auf dem Gipfel des Gimmigela East

Auer (l.) und Blümel auf dem Gimmigela East

„Es war eine dieser Expeditionen, wo einfach alles perfekt zusammengepasst hat“, sagt Hansjörg Auer. Dem 31 Jahre alten Österreicher und seinem Landsmann Alex Blümel gelang es, erstmals die Nordwand des 7005 Meter hohen Gimmigela East zu durchsteigen, und das im Alpinstil, also ohne feste Hochlager, ohne Sherpa-Unterstützung und unter Verzicht auf Flaschensauerstoff. Der Nebengipfel des Gimmigela Chuli (7350 Meter) liegt im Osten Nepals, an der Grenze zu Indien, ziemlich versteckt im Gebiet um den Achttausender Kangchendzönga, den dritthöchsten Berg der Erde.

Ausgesetzter Biwakplatz

Nordwand des Gimmigela East

Nordwand des Gimmigela East

Fünf Tage lang wanderten Auer und Blümel zunächst entlang des Flusses Tamar und dann über die Hochplateaus des Ghunsa-Tals, ehe sie ihr Basislager zu Füßen des Gimmigela East aufschlugen. Um sich zu akklimatisieren, übernachteten sie drei Nächte auf 5900 Metern auf dem Südgrat des Trekkingbergs Dromo Ri. Am 8. November stiegen Hansjörg und Alex dann in die 1200 Meter hohe Nordwand ein. „Wegen des niederschlagreichen Monsuns fanden wir die Wand in perfektem Zustand vor“, schreibt Auer auf seiner Internetseite. Ein erstes Biwak verbrachten die beiden Kletterer in der bis zu 85 Grad steilen Eiswand, ein zweites auf dem Gipfelgrat. Diese zweite Nacht sei eine echte Herausforderung gewesen, „weil der Biwakplatz auf einer schmalen Felsleiste dem starken Wind extrem ausgesetzt war“, so Auer. Am 10. November um 7.30 Uhr erreichten die beiden Österreicher den Gipfel. „Ein kalter, windiger, aber klarer Morgen öffnete uns den Blick auf die Bergkette Sikkims und die noch unerforschte Ostwand des Kangchendzönga.“

„Königslinie“

In der Wand

In der Wand

Laut Auer war es die erste Expedition zur Nordwand des Gimmigela East und erst die dritte Besteigung des Gipfels, nachdem zwei japanische Expeditionen 1993 und 1994 von der indischen Südseite aufgestiegen seien. Hansjörgs Bilanz der Expedition fällt rundum positiv aus: „Ein großes  Projekt, eine noch größere Freundschaft und eine sehr effiziente Erstbegehung einer ‚Königslinie‘ an einem Siebentausender in einer der entlegensten Ecken des Himalaya.“ Auer und Blümel hatten im Herbst 2015 im Westen Nepals gemeinsam mit ihrem Landsmann Gerry Fiegl erstmals die Südwand des 6839 Meter hohen Nilgiri South gemeistert. Fiegl hatte im Gipfelbereich Symptome der Höhenkrankheit gezeigt und war beim Abstieg in den Tod gestürzt. „Es war einer der traurigsten Momente meiner ganzen Karriere“, sagte mir Hansjörg bei einem Treffen im Oktober vor seiner Abreise zum Gimmigela East. „Ich glaube, dass ich das mein Leben lang nicht vergessen kann.“

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Fowler/Ramsden: Diesmal getrennt erfolgreich https://blogs.dw.com/abenteuersport/fowlerramsden-diesmal-getrennt-erfolgreich/ Wed, 12 Oct 2016 12:59:06 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33893 Piolet-d'Or-Gewinner Mick Fowler (r.) und Paul Ramsden

Piolet-d’Or-Gewinner Mick Fowler (r.) und Paul Ramsden

Die Nimmermüden haben es wieder getan. Die Briten Mick Fowler und Paul Ramsden haben erneut alpinistische Glanzlichter gesetzt, zur Abwechslung jedoch einmal getrennt, mit anderen Kletterpartnern. Fowler, inzwischen 60 Jahre (!) alt, gelang nach eigenen Angaben zusammen mit seinem Landsmann Victor Saunders die Erstbegehung des Nordpfeilers am 6100 Meter hohen Sersank im nordindischen Himalaya. Paul Ramsden durchstieg mit Nick Bullock erstmals die Nordwand des 7046 Meter hohen Nyainqentangla South East in Tibet. Im vergangenen April hatten Fowler und Ramsden für ihre Erstbesteigung des 6571 Meter hohen Gave Ding, eines abgelegenen Bergs im Nordwesten Nepals, den Piolet d’Or gewonnen, den „Oscar der Bergsteiger“. Es war bereits der dritte für das erfolgreiche britische Zweier-Team.

Saunders (l.) und Fowler 1987 auf dem Gipfel des Spantik

Saunders (l.) und Fowler 1987 auf dem Gipfel des Spantik

Nach 29 Jahren wieder vereint

„Der Sersank ist abgehakt”, meldete jetzt Fowler aus der nordindischen Stadt Manali im Bundesstaat Himachal Pradesh. „Fünf Tage, um den Nordpfeiler zu klettern und ein Acht-Tage-Rundtrip vom Basislager aus. Absolut brilliant.“ Fowler und Saunders waren vor 29 Jahren zuletzt gemeinsam geklettert. 1987 war ihnen die Erstbegehung des so genannten „Golden Pillar“ (der im Sonnenlicht wirklich golden wirkt), des Nordwest-Pfeilers am 7027 Meter hohen Spantik in Pakistan gelungen. Danach hatten sich ihre Wege getrennt. Saunders hatte später als Bergführer unter anderem sechsmal den Mount Everest bestiegen. Über ein Buchprojekt hatten Mick und Vic wieder zusammengefunden und beschlossen, erneut gemeinsam loszuziehen.

Monster-Matterhorn

Gipfelselfie von Ramsden und Bullock (r.)

Gipfelselfie von Ramsden und Bullock (r.)

Ramsden (geboren 1969) und der 50-jährige Bullock benötigten fünf Tage, um die Nordwand des Nyainqentangla South East zu durchklettern. „Es ist fast unmöglich, diese Wand ohne Superlative zu beschreiben“, berichtet Nick auf seiner Internetseite. „Sie war ein Traum, sie hatte Wasserrinnen, Eis, Schneefelder, scharfe Grate – in der Art eines krummen Riesen-Monster-Matterhorns. Eine 1600-Meter-Wand, die uns das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ.“ Am fünften Tag nach Verlassen des Basislagers erreichten Paul und Nick den Gipfel, anderthalb weitere Tage benötigten sie für den Abstieg über den Ostgrat. Die Erstbesteigung des Nyainqentangla South East war 2001 den Österreichern Stefan und Erich Gatt über die Südseite des Bergs gelungen.

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Shivas Bug https://blogs.dw.com/abenteuersport/shivas-bug/ Mon, 19 Nov 2012 15:00:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=18135

Mick auf „Shivas Bug“

Mick mag keine Achttausender. Erstens herrscht ihm an diesen Prestigebergen zu viel Rummel. Und zweitens dauert eine solche Expedition einfach zu lange. Maximal vier Wochen gönnt sich Mick Fowler pro Jahr, um an den Bergen der Welt zu klettern. Schließlich verdient der Brite sein Geld als Steuerbeamter und hat nicht endlos Urlaub. Jetzt haben Mick und sein Kletterpartner Paul Ramsden in Indien eine neue anspruchsvolle Route eröffnet: Am 6142 Meter hohen Shiva im Bundesstaat Himachal Pradesh meisterten sie als Erste den Nordostgrat. „Ehrlich gesagt, kann ich mir nicht vorstellen, wie ihr das anstellen wollt“, hatte ihnen der russische Bergsteiger Andrej Muryshev mit auf den Weg gegeben, der vorher an dem Grat gescheitert war. Der Berg war 1988 von einer japanischen Frauenexpedition über eine leichtere Route von Süden her erstbestiegen worden. Zu dem Team hatte auch Junko Tabei gehört, die erste Frau auf dem Mount Everest.

Durchbeißen statt umkehren

Shiva (erinnert ans Matterhorn, oder?)

Mick und Paul brauchten neun Tage bis zum Gipfel und zurück. Anschließend bewerteten sie ihre neue Route „Prow of Shiva“ (Shivas Bug) mit ED +, was für „extrêmement difficile“, also extrem schwer plus ein bisschen steht. „Die Kletterei war ziemlich anspruchsvoll und der Ausgang offen, bis endlich die letzte überhängende Wand hinter uns lag“, berichtet Mick. Der 56 Jahre alte Engländer und sein Landsmann Paul Ramsden sind ein eingespieltes Team. „Wir haben beide eine Familie und einen Vollzeitjob. So sehr wir das Klettern auch lieben, es ist nicht das Einzige in unserem Leben“, beschreibt Mick die Gemeinsamkeiten. Auch als Bergsteiger ticken sie laut Fowler gleich: „Wir sind uns einig, dass auf einer schweren Route eben auch grimmige Bedingungen herrschen können und dass wir uns durchbeißen sollten – es sei denn, es gibt einen sehr triftigen Grund umzukehren.“ Auf das Konto der beiden gehen bereits einige spektakuläre Erstbegehungen. 2002 etwa durchstiegen Mick und Paul erstmals die Nordwand des 6250 Meter hohen Siguniang im Westen Chinas. Dafür erhielten sie den Piolet d’Or, den Oscar der Bergsteiger. 

Erste Bahnhofs-Winterbesteigung 

Mick (r.) und Paul auf dem Gipfel

Immer wieder sucht Mick nach Bergen wie dem Siguniang oder Shiva, 6000 bis 7000 Meter hoch. „Mein ideales Ziel ist eine technisch anspruchsvolle, sichere, auffällige Linie, die direkt zum Gipfel eines markanten Bergs führt. Der sollte in einem kulturell interessanten Gebiet liegen, das ich vorher noch nie besucht habe. Und am besten auch kein anderer Bergsteiger.“ Mit Einschränkungen galt das auch für Fowlers kuriose „ erste Winterbesteigung“ des Londoner Bahnhofs St Pancras, mit der es Mick vor einem Vierteljahrhundert sogar auf die Titelseite des „Daily Telegraph“ schaffte. Unter einem undichten Abflussrohr einer Bahnhofstoilette hatte sich ein 20 Meter hoher Eisfall gebildet. Als Sicherungspunkt am Boden musste eine Parkuhr herhalten. Mick und zwei Freunde kletterten den stinkenden Eisfall hinauf. „Oben war es schon ein bisschen unangenehm“, erinnert sich Mick. „Aber wir zogen es durch.“

P.S. Eine weitere spektakuläre Erstbegehung gelang in diesem Herbst den jungen Slowenen Nejc Marcic und Luka Strazar. Sie durchstiegen erstmals die Westwand des 7090 Meter hohen Janak Chuli, der in unmittelbarer Nachbarschaft des Achttausenders Kangchendzönga liegt. Die Slowenen waren in diesem Jahr für ihre Erstbegehung der K 7-Westwand im Karakorum mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet worden.

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