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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Suche nach Gerry Fiegl eingestellt

Gerhard Fiegl (1988-2015)

Gerhard Fiegl (1988-2015)

Aus den schlimmsten Befürchtungen ist traurige Gewissheit geworden. Der österreichische Bergsteiger Gerhard, genannt Gerry Fiegl, kehrt nicht mehr zurück. Die Suche nach dem 27-Jährigen sei eingestellt worden, informiert mich Reiner Gerstner, Unternehmenssprecher des Outdoor-Sportartikelherstellers Salewa. Fiegl gehörte seit acht Jahren zum Salewa-Athletenteam, um das sich Gerstner kümmert: „Nach Informationen aus Nepal bestand keine Hoffnung mehr, Gerry noch lebend zu finden.“ In den letzten Tagen seien in der Annapurna-Region ein bis anderthalb Meter Neuschnee gefallen. Am Montag vergangener Woche war Fiegl beim Abstieg vom 6839 Meter hohen Nilgiri South mehrere hundert Meter tief abgestürzt. Gerry hatte zuvor zusammen mit seinen Landsleuten Hansjörg Auer und Alexander Blümel erstmals die schwierige Südwand des Bergs durchstiegen, an der in den vergangenen Jahrzehnten mehrere Expeditionen gescheitert waren. „So nahm eine bis dahin erfolgreiche Expedition ein tragisches Ende“, sagt Gerstner. „Wir trauern um einen Freund. Gerry war ein Großer.“

Nonstop auf den Fitz Roy

Gerhard im August 2015 in den Wendenstöcken im Wallis

Gerry in den Wendenstöcken (August 2015)

Gerhard Fiegl gehörte zu den Besten der jungen österreichischen Bergsteiger-Generation. 2014 kletterte Gerry zusammen mit seinem Südtiroler Freund Simon Gietl nonstop in nur 21,5 Stunden auf den Gipfel des legendären Granitbergs Fitz Roy in Patagonien. Nach 31,5 Stunden waren die beiden wieder zurück am Ausgangspunkt. Auch mit seinen Partnern vom Nilgiri South gelangen Fiegl spektakuläre ambitionierte Touren. So eröffnete Gerry mit Alex Blümel 2013 eine neue Felskletter-Route am Gargoyle in Alaska und im Frühjahr 2015 mit Hansjörg Auer im heimatlichen Ötztal eine ambitionierte Mixed-Route. Im Sommer hatte Fiegl seine Bergführer-Ausbildung abgeschlossen.

„Es mag abgedroschen klingen, aber das Wichtigste im Leben sind nicht Berge, Klettertouren und Schwierigkeitsgrade, sondern Gesundheit und Zufriedenheit“, schrieb Gerry. „Jeder von uns weiß, dass es nicht selbstverständlich ist, gesund und fit zu sein, sondern dass sich diese Situation von einer Sekunde auf die nächste ändern kann.“ R.I.P., oder wie die amerikanischen Bergsteiger sagen: Climb on.

Datum

3. November 2015 | 12:17

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