Gletscherschmelze – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 „Warmes“ Eis im Everest-Gletscher https://blogs.dw.com/abenteuersport/warmes-eis-im-everest-gletscher/ Fri, 23 Nov 2018 13:10:28 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42811

Khumbu-Gletscher

Der Khumbu-Gletscher zu Füßen des Mount Everest ist durch den Klimawandel offenbar noch gefährdeter als bisher angenommen. Darauf weisen britische Glaziologen hin, die 2017 und 2018 die Eistemperatur des Gletschers gemessen hatten. An drei Bohrstellen bis auf eine Höhe von rund 5200 Metern nahe dem Everest-Basislager leiteten sie mit einer umgebauten Apparatur aus einer Autowaschanlage unter hohem Druck heißes Wasser ins Eis. In die so entstandenen Löcher – das tiefste reichte etwa 130 Meter tief ins Eis – hängten die Wissenschaftler Schnüre mit Temperatursensoren. „Der Temperaturbereich, den wir gemessen haben, war wärmer, als wir erwartet – und auch vorzufinden erhofft – hatten“, sagt Duncan Quincey von der Universität Leeds, Leiter des „EverDrill“-Projekts.

Wärmer als die Außenluft

Bohrstellen nahe dem Everest-Basislager

Die minimale Eistemperatur habe bei minus 3,3 Grad Celsius gelegen, „selbst das kälteste Eis war damit zwei Grad wärmer als die mittlere jährliche Lufttemperatur dort“, heißt es in der Studie der Glaziologen. Bei einer ähnlichen Untersuchung nahe dem Everest-Basislager im Jahr 1974 habe man noch zwei bis drei Grad kälteres Eis vorgefunden. „‘Warmes‘ Eis ist besonders anfällig für den Klimawandel, da bereits kleine Temperaturanstiege dazu führen können, dass das Eis schmilzt“, erklärt Quincey. „Die Innentemperatur hat einen erheblichen Einfluss auf die komplexe Dynamik eines Gletschers – wie er sich bewegt, wie das Wasser abgeleitet wird und wie groß die Menge des Schmelzwassers ist.“ Millionen von Menschen im Himalaya und Hindukusch seien von diesen Vorgängen betroffen, weil sie auf das Gletscherwasser angewiesen seien.

„Wasserturm für Asien“

Bereits vor fünf Jahren hatten Wissenschaftler der Universität Mailand darauf hingewiesen, dass die Eismassen rund um den Everest in den vergangenen 50 Jahren um 13 Prozent geschrumpft seien. „Die Gletscher des Himalaya sind wie ein Wasserturm für Asien“, sagte damals der nepalesische Geowissenschaftler Sudeep Thakuri. „Sie speichern das Wasser und geben es in der Trockenzeit als Schmelzwasser wieder ab. Die Menschen in den niedrigeren Regionen sind davon abhängig, weil sie es als Trinkwasser, für die Landwirtschaft und für die Stromproduktion benötigen.“

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Bergsteigen für den Klimaschutz https://blogs.dw.com/abenteuersport/bergsteigen-fuer-den-klimaschutz/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/bergsteigen-fuer-den-klimaschutz/#comments Wed, 25 Nov 2015 11:01:39 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31313 Heidi Sand (© AthletenWerk/Bob Berger)

Heidi Sand (© AthletenWerk/Bob Berger)

Heidi Sand weiß, wie es ist, einen aussichtslos erscheinenden Kampf anzunehmen. „Seit meiner Krebserkrankung habe ich ein besonderes Verhältnis zu Wahrscheinlichkeiten und Chancen“, schreibt mir die 49 Jahre alte deutsche Bergsteigerin und Bildhauerin. „Man muss an sich glauben und sollte die Chance auch noch so gering sein, alles daran setzen, sie zu nutzen.“ 2010 wurde bei Heidi Darmkrebs in fortgeschrittenem Stadium diagnostiziert. Sie nahm den Kampf an. Zwei Jahre später bestieg sie den Mount Everest. 2013 ließ sie mit dem Cho Oyu ihren zweiten Achttausender folgen. Im Jahr danach waren Sand und Billi Bierling die beiden ersten deutschen Frauen auf dem Gipfel des Makalu. Jetzt engagiert sich Heidi für das Klimaschutz-Projekt „25zero”. Das Team um den australischen Abenteurer Tim Jarvis will während des bevorstehenden Klimagipfels in Paris auf die Folgen des Klimawandels für 25 noch vergletscherte Gipfel am nullten Breitengrad, sprich dem Äquator, aufmerksam machen. Wenn jetzt nichts geschehe, so Jarvis, werde auf diesen Bergen spätestens in 25 Jahren kein Eis oder Schnee mehr liegen. Deshalb „25Null“.

Sechs Gipfel auf drei Kontinenten

Mount Stanley

Mount Stanley

Wenn ab Montag kommender Woche in Paris über ein neues Klimaschutzabkommen verhandelt wird, steigen mehrere Teams für das Projekt auf sechs der Gipfel in Äquatornähe mit schwindenden Eisflächen: die Carstensz-Pyramide (4884 Meter) in Indonesien, den Mount Stanley (5109 Meter) in Uganda, den Mount Kenya (5199 Meter) und den Kilimandscharo (5895 Meter) in Tansania sowie den Chimborazo (6268 Meter) in Ecuador und den Nevado del Tolima (5215 Meter) in Kolumbien. Mit Liveberichten und Bildern von diesen Bergen wollen die Abenteurer den Entscheidungsträgern in Paris vor Augen führen, wie dramatisch die Lage bereits ist. “Ich habe mich für den Mount Stanley entschieden, da das Ruwenzori-Gebirge besonders schlimm vom Klimawandel betroffen ist”, sagt Heidi. Mit ihr werden „25zero”-Gründer Jarvis und der Brite Ed Wardle aufsteigen. Jarvis gelang 1999 mit seinem australischen Landsmann Peter Treseder die damals schnellste Expedition zum Südpol ohne Unterstützung von außen. Auch danach sorgte der Australier mit verschiedenen Expeditionen in der Arktis und Antarktis für Schlagzeilen. Wardle ist ein Filmemacher und Bergsteiger, der  schon dreimal auf dem Everest stand.

Gletscher auf dem Rückzug

Es dürfe keine weitere Zeit verschenkt werden, meint Heidi Sand. „Wenn man in unseren Alpen z. B. in Grindelwald unterwegs ist, sieht man es ganz deutlich. Vor 100 Jahren zog sich der große Grindelwald-Gletscher noch bis ins Dorf. Heute ist der Gletscher so weit abgeschmolzen, dass man vom Dorf sechs Stunden hinaufwandern muss“, sagt Heidi. „Auch die Nordwände in den Alpen glichen dieses Jahr eher Südwänden – so gut wie kein Eis oder Schnee in den Wänden. Deshalb musste ich auch mein großes Projekt, die Eiger-Nordwand, auf nächstes Jahr verschieben.“

Optimistin

Immer wieder sind in der Vergangenheit Klimakonferenzen gescheitert. Viel mehr als heiße Luft kam am Ende nicht heraus. Was macht Heidi zuversichtlich, dass es in Paris anders enden könnte? „Wenn ich nicht an den Erfolg glauben würde und nicht eine optimistische Grundeinstellung hätte, die mir das Erreichen meiner Ziele ermöglicht, wäre ich nicht Teil von ‚25zero‘“, antwortet Heidi Sand. „Wir alle haben den Glauben daran und den Optimismus, unseren Teil zu einer besseren Welt beizutragen.“

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Dalai Lama: Klimawandel bedroht Dach der Welt https://blogs.dw.com/abenteuersport/dalai-lama-klimawandel-bedroht-dach-der-welt/ Wed, 21 Oct 2015 11:55:34 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30913 Da schmilzt er dahin

Da schmilzt er dahin

200 Meter Luftlinie von meinem Schreibtisch entfernt wird über nicht weniger verhandelt als die Zukunft des Planeten. Im Bonner World Conference Center beraten noch bis Freitag Vertreter aus aller Welt über ein neues Klimaabkommen. Es soll beim Weltklimagipfel in Paris verabschiedet werden, der Ende November beginnt. Wie so häufig, wenn es um das Klima geht, gestalten sich die Verhandlungen zäh. Die Solidarität mit den Staaten, die schon jetzt die Auswirkungen des Klimawandels spüren, hält sich in Grenzen. Meist gilt: Ökonomie schlägt Ökologie. Dass die Uhr tickt, zeigen uns die Gletscher, die mit wenigen Ausnahmen weltweit abschmelzen. Die vom US-Bergsteiger David Breashears gegründete Organisation Glacier Works hat eindrucksvoll dokumentiert, wie weit sich etwa die Gletscher rund um den Mount Everest in den vergangenen Jahrzehnten zurückgezogen haben. Jetzt hat auch der Dalai Lama auf die Folgen des Klimawandels für seine tibetische Heimat hingewiesen.

Der dritte Pol

„Dieser blaue Planet ist unser einziges Zuhause und Tibet sein Dach. Es ist so wichtig wie die Arktis und die Antarktis, es ist der dritte Pol“, sagt das geistliche Oberhaupt der tibetischen Buddhisten in einer Videobotschaft (s.u.) aus dem Exil in Indien. „Das tibetische Hochplateau muss geschützt werden, nicht nur für die Tibeter, sondern für eine gesunde Umwelt und Nachhaltigkeit der gesamten Welt.“

Der 80-Jährige weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Worte nicht als politische Botschaft, sondern als eine humanitäre verstanden wissen will.

Trinkwasser für über eine Milliarde Menschen

Auch chinesische Wissenschaftler weisen seit langem auf die Folgen des Klimawandels für die Gletscher in Tibet. Die Durchschnittstemperatur auf dem über 4000 Meter hohen Plateau ist in den letzten fünf Jahrzehnten um 1,3 Grad Celsius gestiegen und damit deutlich stärker als im weltweiten Durchschnitt. Die Gletscher Tibets gelten als Trinkwasser-Reservoir für rund 1,3 Milliarden Menschen in Asien. Vor diesem Hintergrund appelliert der Dalai Lama an die junge Generation des 21. Jahrhunderts, sich stärker für den Schutz des Planeten zu engagieren – und damit auch für den Umweltschutz im Himalaya, speziell in Tibet. Ob sein Ruf die Verhandlungsführer hier in Bonn und später dann in Paris erreicht? Schlecht wäre das nicht.

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Wenn der Gletscher schmilzt https://blogs.dw.com/abenteuersport/wenn-der-gletscher-schmilzt/ Mon, 02 Mar 2015 16:39:21 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28603 Tsho Rolpa

Der Tsho Rolpa in Nepal

Nepal hat ein Gletscherproblem. In den vergangenen drei Jahrzehnten sind die 3808 Gletscher in dem Himalaya-Land um etwa ein Viertel geschrumpft. Durch die verstärkte Schmelze sind einige Gletscherseen entstanden, die Wissenschaftler für tickende Zeitbomben halten. Einer der größten von ihnen, der gut 100 Kilometer nordöstlich von Kathmandu gelegene Tsho Rolpa, wird inzwischen auf 90 bis 100 Millionen Kubikmeter Wasser geschätzt. Sollte sein natürlicher Staudamm bersten, hätte dies verheerende Folgen. Die nepalesische Haupstadt ist in dieser Woche Gastgeber eines internationalen Kongresses, bei dem sich mehr als 200 Wissenschaftler aus aller Welt darüber austauschen, welche Auswirkungen der Klimawandel auf die Hochgebirge Asiens hat – also nicht nur auf den Himalaya, sondern auch auf Karakorum, Hindukusch, Tien Shan, Pamir und das tibetische Hochplateau.

Derzeit mehr Wasser …

Doris Düthmann

Doris Düthmann

Zu den Wissenschaftlern, die in Kathmandu ihre Forschungsergebnisse präsentieren, gehört auch die Deutsche Doris Düthmann. Die Hydrologin vom Helmholtz-Zentrum Potsdam untersucht den Wasserhaushalt am Oberlauf des Tarim. „Dort haben die Abflüsse über die letzten 40 Jahre sehr stark zugenommen, weil die höheren Temperaturen zu einer stärkeren Gletscherschmelze geführt haben“, sagt mir die Wissenschaftlerin (vor ihrer Abreise nach Nepal). Der Tarim ist über 2000 Kilometer lang und damit der längste Fluss Zentralasiens. Er liegt nördlich der Wüste Taklamakan  und wird unter anderem von den Gletscherabflüssen des Tien Shan-Gebirges gespeist, zu dem die Siebentausender Pik Pobedy (7439 Meter) und Khan Tengri (7010 Meter) gehören. Gerade die trockene Region am Rande der Taklamakan ist abhängig von dem Wasser aus dem Gebirge. In den vergangenen Jahrzehnten wurde der Tarim immer mehr angezapft, um Felder zu bewässern. Die starken Gletscherabflüsse machten es möglich.

… später weniger

„Die Menschen dort rechnen damit, dass es auch in Zukunft so bleibt, aber das wird irgendwann nicht mehr der Fall sein“, sagt Düthmann voraus. „Man lebt von der verstärkten Gletscherschmelze. Diese wird nicht dauerhaft sein, weil die Schmelze an den Gletschern zehrt. Im nördlichen Tien Shan sind die Eisflächen schon jetzt 30 Prozent geringer als noch vor 30, 40 Jahren.“ Mit anderen Worten: Immer weniger Eis ist vorhanden, das noch schmelzen kann. Das Wasser wird irgendwann knapp. Es sei schwierig, die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen, sagt die Hydrologin. Auf der einen Seite stünden die Staaten am Oberlauf des Flusses  wie Kirgistan oder Tadschikistan, die das Gebirgswasser vor allem nutzten, um Strom zu erzeugen, auf der anderen Seite die Länder am Unterlauf wie Usbekistan und Turkmenistan, die sehr viel Wasser entnähmen, um ihre Felder zu bewässern. „Es gibt viel Konfliktpotential beim Thema Wasser“, sagt Doris Düthmann. Umso wichtiger ist es, miteinander zu reden – wie bei der Konferenz in Kathmandu.

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Schon über 600 Gletscher weggeschmolzen https://blogs.dw.com/abenteuersport/ipcc-klimabericht-himalaya-gletscher/ Tue, 01 Oct 2013 12:44:57 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=23421

Da schmilzt er dahin

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, auch in der Öffentlichkeitsarbeit. Vor drei Jahren war der Weltklimarat (IPCC) auf dem Eis der Himalaya-Gletscher böse ausgerutscht. Im letzten Weltklimabericht hatte es geheißen, die Eismassen an den höchsten Bergen der Welt wären im Jahr 2035 mit großer Wahrscheinlichkeit komplett verschwunden. 2010 musste das IPCC kleinlaut einräumen, dass es sich um einen Zahlendreher handelte, gemeint war das Jahr 2350. Peinlich. Es hagelte Kritik. Kein Wunder, dass in der jetzt veröffentlichten Zusammenfassung des neuen Klimaberichts das Wort „Himalaya“ fehlt. Das IPCC verkündet lediglich, dass „die Gletscher in den vergangenen zwei Jahrzehnten fast auf der ganzen Welt weiter geschrumpft“ seien. Auch in der über 2000 Seiten langen, ausführlichen Fassung hält sich der Weltklimarat mit Prognosen für den Himalaya auffallend zurück. 

Vorhersagen schwierig  

„In der Gebirgskette des Karakorum und Himalaya gibt es viele unterschiedliche Typen von Gletschern und klimatischen Bedingungen, und über die Eigenschaften der Gletscher ist immer noch wenig bekannt“, heißt es in dem Bericht. „Das macht Vorhersagen über ihre Entwicklung besonders unsicher.“ Während Studien zeigten, dass sich Gletscher im Himalaya und im Hindukusch zurückzögen, seien die Eismassen im Karakorum relativ stabil. Dort gebe es sogar – ebenso wie an den Küsten Norwegens, Neuseelands und im Süden Patagoniens – einzelne Gletscher, die zugelegt hätten. Ursache dafür seien dort besondere topographische oder klimatische Bedingungen, z.B. deutlich höhere Niederschläge. „Weitere Gletscher werden verschwinden, andere werden den Großteil ihrer tief gelegenen Abschnitte verlieren, wieder andere sich möglicherweise gar nicht großartig verändern“, resümiert der Weltklimarat.  

Einige Gebirge werden gletscherfrei

Spuren des Klimawandels (am 7000er Putha Hiunchuli)

Von einer Entwarnung kann jedoch keine Rede sein. Ganz im Gegenteil. Nach Einschätzung des IPCC geht es vielen Gletscher an den weißen Kragen: Ob in den Bergen Kanadas, den Rocky Mountains, den Anden, den Alpen, dem Tien-Shan-Gebirge oder sonst wo, mehr als 600 Gletscher seien in den vergangenen Jahrzehnten bereits verschwunden. „Und es ist wahrscheinlich, dass einige Gebirgsketten die meisten, wenn nicht sogar alle ihre Gletscher verlieren werden.“

Folgen für Hunderte Millionen Menschen

Schon vor der Veröffentlichung des Berichts hatte IPCC-Chef Rachendra Pachauri darauf hingewiesen, dass die Lage im Himalaya kritisch bleibe: „Unser Fehler damals war einzig, das Jahr 2035 anzuführen. Aber das schmälert in keiner Weise die Auswirkungen der Gletscherschmelze entlang der gesamten Himalaya-Kette, und über die muss man wirklich besorgt sein.“ Schon vor 2035 werde sich die Wasserversorgung der Region verändern, sagte der Inder. Geschätzte 500 Millionen Menschen in Südasien und 250 Millionen in China könnten davon betroffen sein. 

Verglichen damit wirken die Folgen für Bergsteiger geradezu belanglos. Nichtsdestotrotz müssen sich auch die Kletterer an den höchsten Bergen der Welt auf mehr Felspassagen als bisher und eine höhere Steinschlaggefahr einstellen. Und auf Extremwetterlagen, die bei der erwarteten weiteren Erwärmung des Weltklimas wohl häufiger auftreten werden.

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Schwedens höchster Berg schmilzt dahin https://blogs.dw.com/abenteuersport/schweden-kebnekaise-schmilzt-dahin/ Fri, 13 Sep 2013 11:56:22 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=23183

Kebnekaise

Dem Kebnekaise in Lappland geht es an den weißen Kragen. Wenn nicht noch ein klimatisches Wunder geschieht, wird Schwedens höchster Gipfel bald nur noch die Nummer zwei im Lande sein. Forscher der Universität Stockholm vermaßen in diesem August den von einem kleinen Gletscher bedeckten Südgipfel des Kebnekaise und kamen dabei auf eine Höhe von nur noch 2099 Metern, ein historisches Tief (wenn man das bei einer Höhe sagen darf). In den vergangenen 18 Jahren sei die Eishaube im Schnitt um etwa einen Meter pro Jahr zusammengeschmolzen. „Das ist ein klarer Trend“, sagt Geograph Gunhild Rosqvist. Der Klimawandel sei schuld: „Es gibt keinen Zweifel, dass die Schmelze durch das wärmere Wetter verursacht wird.“

Nord statt Süd

Blick vom Südgipfel

Noch knapp drei Meter Eiskuppe weniger und der Kebnekaise Süd ist nicht mehr Schwedens höchster Berg. Die Bücher müssen dann jedoch nur geringfügig umgeschrieben werden. Der zweithöchste Berg des Landes ist nämlich der Nordgipfel des Kebnekaise, nach Angaben der Forscher 2096,3 Meter hoch. Sein Vorteil: Er ist aus solidem Fels, mit einem Steinmann am höchsten Punkt.

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Nachgefragt: Gletscherschmelze https://blogs.dw.com/abenteuersport/nachgefragt-gletscherschmelze/ Thu, 06 Sep 2012 13:29:22 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16607

Samuel Nussbaumer

Die Gletscher geben nun preis, was sie einst verschluckt haben. Auf dem Gauli-Gletscher in der Schweiz trat zuletzt der Propeller einer 1946 abgestürzten Maschine zutage. Auf dem Bosson-Gletscher im Mont-Blanc-Massiv fanden Bergsteiger eine seit einem Flugzeugunglück 1966 verschollene indische Diplomatentasche.  Und der Taschachferner in den Ötztaler Alpen gab die Leiche eines seit elf Jahren vermissten Münchner Bergsteigers frei. Grund für diese Funde ist die fortschreitende Gletscherschmelze in den Alpen. Aber nicht nur dort, sondern weltweit sind die Eisriesen auf dem Rückzug – nicht zuletzt eine Folge des Klimawandels. Ich habe darüber mit dem Schweizer Glaziologen Samuel Nussbaumer gesprochen. Der 31 Jahre alte Wissenschaftler arbeitet in Zürich für den World Glacier Monitoring Service (WGMS), der die Entwicklung der Gletscher beobachtet und analysiert.

Samuel Nussbaumer, Sie und Ihre Kollegen haben ein wissenschaftliches Auge auf die Gletscher unserer Welt. Wie steht es denn nun wirklich um die Gletscher im Himalaya?

Im Himalaya gibt es im Gegensatz etwa zu den Alpen noch sehr wenige Feld-Messungen über einen langen Zeitraum. Das bringt natürlich gewisse Probleme mit sich, weil noch viele Unsicherheiten bestehen. Es gab in der letzten Zeit durch diese IPCC-Geschichte (Anm.: Der Weltklimarat hatte irrtümlich prognostiziert, dass die Gletscher im Himalaya bis 2035 verschwunden sein würden.) kürzlich viele Studien zum Himalaya. Grundsätzlich gehen auch dort die Gletscher stark zurück, bis auf die Karakorum-Region, wo man ausgeglichene Massenbilanzen beobachtet hat.

Ziehen sich die Gletscher im Himalaya in einem sehr auffälligen, besorgniserregenden Maße zurück oder bewegt sich das Ganze in einem normalen Rahmen?

Es ist „normal“ im weltweiten Vergleich, aber insofern nicht mehr normal, weil es eine so rasche Veränderung in der Vergangenheit – d.h. seit Beobachtungen vorhanden sind – noch nie so gegeben hat. Das bringt natürlich Probleme mit sich, etwa für die Wasserversorgung. Auch die Situation von Naturgefahren verändert sich.

Welche Rolle spielt der Klimawandel bei dieser Entwicklung?

Gletscher reagieren grundsätzlich auf das Klima, also auf Temperaturen, Niederschläge und auch Strahlung. Wenn es wärmer wird, schmelzen die Gletscher mehr und ziehen sich entsprechend zurück. Insofern kann man sagen, dass der Rückgang der Gletscher im Himalaya auch auf den Klimawandel zurückzuführen ist. Es stellt sich jedoch die Frage, wie viel davon anthropogen bedingt (Anm.: vom Menschen verursacht) ist. Es gibt auch natürliche Klimaschwankungen, aber die werden durch den anthropogenen Teil deutlich überlagert. Das zeigt die Simulation der Klimaentwicklung seit den 1950er Jahren durch Klimamodelle.

Blicken wir auf die Alpen, auf unsere Berge. Werden Ihre Enkel Gletscher in der Schweiz, Österreich oder Bayern noch erleben?

Man geht davon aus, dass bis 2050 etwa noch ein Viertel der heutigen Gletscherfläche vorhanden ist und im Jahr 2100 die Gebiete unterhalb von 3500 Metern im Sommer schneefrei sind – regional gibt es sicher Unterschiede. Das heißt, dass es auch unterhalb dieser Grenze keine Gletscher mehr geben kann, weil der Schnee als Nachschub für das Eis fehlt. Die Gletscher reagieren allerdings mit einer gewissen Verzögerung. Der Große Aletschgletscher zum Beispiel, der größte Gletscher der Alpen, braucht 50 oder noch mehr Jahre, bis er sich ans Klima angepasst hat. Deshalb wird es wohl auch in 100 Jahren noch Teile des Aletschgletschers geben.

Hat sich das Eis denn in den vergangenen Jahren schneller zurückgezogen?

Ja. Vor allem 2003 mit seinem Hitzesommer war für die Alpengletscher ein fatales Jahr. Damals ist bis auf eine Höhe von über 3500 Meter aller Schnee geschmolzen. Deshalb gab es keine Anhäufung von Schnee, der später zu Firn und dann zu Eis wird. Auf den Gletschern kamen Staub oder kleine dunkle Partikel zum Vorschein. Durch die dunklere Oberfläche wurde die Wärme besser aufgenommen und die Schmelze noch einmal verstärkt.

Der Tsho Rolpa-Gletschersee ist einer der größten und gefährlichsten im Himalaya

Welche Folge hat der Rückzug der Gletscher für die Bergwelt?

Die Gletscher speichern den Niederschlag des Winters, der als Schnee fällt und zu Eis wird und dann im Sommer als Gletscherwasser wieder zur Verfügung steht. Sie sorgen also für eine Verlagerung des Abflusses vom Winter auf den Sommer. Wenn das wegfällt, besteht im Frühling die Gefahr von Hochwasser, weil das Wasser zu rasch abfließt. Und im Sommer kann es Wasserknappheit geben.

Wenn sich die Gletscher zurückziehen, hinterlassen sie außerdem instabile Moränen oder Gletschervorfelder mit viel Schutt. Dort können sich bei Gewittern Schlammströme entwickeln. Oder es bilden sich neue Gletscherseen, bei denen die Gefahr besteht, dass sie sich plötzlich entleeren. Das ist übrigens auch im Himalaya ein großes Problem.

Treten diese Phänomene schon jetzt vermehrt auf?

Ja, so ein See hat sich etwa am Unteren Grindelwaldgletscher gebildet. Um die Gefahr zu entschärfen, hat man für einen zweistelligen Millionenbetrag seitlich einen Stollen durch den Fels gegraben, damit das Wasser abfließen konnte. In Europa können wir so etwa finanziell bewältigen, aber im Himalaya sind diese Geldmittel nicht vorhanden.

Das ist ja eigentlich auch nur ein Arbeiten an den Symptomen. Die Ursachen kann man kurzfristig wohl nicht mehr drehen?

Genau das ist das Problem. Das Klimasystem ist sehr träge. Auch wenn wir ab heute die CO2-Emissionen drastisch reduzierten, würde sich trotzdem in den nächsten 50 Jahren noch eine Erwärmung ergeben.

Da könnte man versucht sein zu sagen: Wir können ohnehin nicht wahnsinnig viel machen, am Ende sind die Gletscher doch weg.

Das sehen wir als Gletscherforscher mit Wehmut. Noch vor 150 Jahren gab es eine regelrechte Eispracht und jetzt sieht man nur noch diese kümmerlichen Reste. Und in der Zukunft wird es vielleicht überhaupt keine Gletscher mehr geben. Meine Enkel wissen vielleicht gar nicht mehr, was Gletscher sind und werden sie deshalb auch nicht vermissen. Aber es gibt eben auch die beschriebenen negativen Folgen des Gletscherrückzugs. Das ist eine bedenkliche Entwicklung.

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