Herve Barmasse – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 David Göttler: „Mehrere Achttausender im Visier“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/david-goettler-mehrere-achttausender-im-visier/ Tue, 04 Sep 2018 13:56:14 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41931

David Göttler

Sie haben zwei Zuhause. Den Winter verbringen der deutsche Profibergsteiger David Göttler und seine Lebensgefährtin Monica Piris in Chamonix am Mont Blanc, den Sommer in Monicas Heimat Nordspanien, zwischen Bilbao und Santander, „da, wo Spanien noch richtig grün ist“, schwärmt David. In diesem Sommer war Göttler – wie berichtet – mit leeren Händen aus Pakistan zurückgekehrt. Das schlechte Wetter hatte ihm und seinem Teamkameraden, dem Italiener Hervé Barmasse, am 7932 Meter hohen Gasherbrum IV im Karakorum einen Strich durch die Rechnung gemacht. Gestern feierte Göttler in Spanien seinen 40. Geburtstag – nicht in den Bergen, sondern auf der Baustelle, wie er mir erzählt, als ich ihm nachträglich gratuliere: „Ich habe meinen Trainingsraum fertiggestellt. Von daher war es auch ein guter Tag.“

40 Jahre, David, das ist schon eine Marke. Viele blicken dann auf ihr Leben zurück oder schmieden Pläne für die Zukunft. Du auch?

Für mich war es eigentlich ein ganz normaler Geburtstag. Allerdings grübelt man schon ein bisschen darüber nach, dass jetzt vielleicht die Mitte des Lebens erreicht ist. Ich habe nicht das Gefühl, etwas verpasst oder falsch gemacht zu haben. Aber ich freue mich auch auf die nächsten 40 Jahre. Mein Vater wird im nächsten Winter 79 Jahre alt und ist noch jeden Tag in den Bergen unterwegs, mit dem Gleitschirm oder Snowboard oder beim Klettern. Wenn ich von diesen Genen nur ein bisschen geerbt habe, dann habe ich noch weitere 40 gute Jahre vor mir. Gerade im Höhenbergsteigen kann ich jetzt noch in den nächsten Jahren gute Sachen machen. Und darauf freue ich mich total.

David mit Ueli Steck (l.) im Frühjahr 2016

Hast du vielleicht gestern auch an Ueli Steck gedacht, mit dem zusammen du im Frühjahr 2016 an der Shishapangma-Südwand warst. Er ist im vergangenen Jahr am Nuptse tödlich abgestürzt – mit vierzig Jahren. Machst du dir Sorgen, du könntest auch selbst einmal die Schraube überdrehen?

Ich versuche eigentlich immer, sehr bewusst mit dem Risiko umzugehen – wie Ueli es übrigens auch getan hat.  Ich habe gestern im Laufe des Tages schon mal an ihn gedacht, aber eher mit Blick auf meine Zukunft: Es wäre so schön gewesen, mit ihm neue Ziele planen zu können.

Welche Ziele hast du dir denn gesteckt?

Ich habe mir erst mal vorgenommen, im Flachland einen Marathon in einer vernünftigen Zeit zu laufen. Das werde ich wahrscheinlich Anfang Dezember angehen. Auf längere Sicht, für die nächsten etwa fünf Jahre, habe ich ein paar Achttausender, die mich besonders interessieren. Auch der Gasherbrum IV, an dem Hervé und ich in diesem Sommer waren, ist noch auf der Liste.

Yoga im Basislager

Welche Achttausender hast du konkret im Visier?

Ich habe mich noch nicht entschieden, in welcher Reihenfolge ich sie angehe. Aber einer der Achttausender auf meiner Liste ist der Kangchendzönga, an dessen faszinierender Nordseite 2003 meine Achttausenderkarriere begann und an dem ich mich gerne noch einmal versuchen möchte. Dann der Nanga Parbat, ein super spannender Berg, an dem ich schon einmal im Winter war (2014 hatte er mit dem Polen Tomek Mackiewicz ein Höhe von 7200 Metern erreicht). Der Mount Everest ohne Sauerstoff ist für mich ebenfalls noch ein Ziel, auch wenn dort so viele Menschen unterwegs sind. Ich würde es gerne mal ausprobieren, wie sich die letzten quasi 400 Höhenmeter mehr anfühlen im Vergleich zu den anderen Achttausendern, die ich bisher gemacht habe (David hat bisher fünf 8000er bestiegen: Gasherbrum II, Broad Peak, Dhaulagiri, Lhotse und Makalu). Auch der Gasherbrum I, den ich mir in diesem Sommer vom G IV aus angesehen habe, bietet noch viele Möglichkeiten für neue oder ungewöhnliche Touren jenseits des Normalwegs.

Mit Herve Barmasse (r.)

Du warst mit Herve Barmasse am Gasherbrum IV. Wie ist es euch dort ergangen?

Es war vom Wetter her eine super merkwürdige Saison im Karakorum. Die Leute wurden vielleicht von der Nachricht geblendet, dass es am K 2 so viele Gipfelerfolge wie nie zuvor gab. Aber auch am K 2 ist der Kommerz inzwischen angekommen: Von unten bis oben wird der Weg gesichert, viele Sherpas sind im Einsatz, treten die Spur und stellen die Lager auf. Fast alle waren mit Sauerstoff oben. An den anderen Achttausendern sah es ganz anders aus. Am Gasherbrum I und am Gasherbrum II etwa waren jeweils nur zwei Bergsteiger am Gipfel, Luis Stitzinger und Gianpaolo Corona am G I, Adam Bielecki und Felix Berg am G II. Das schlechte Wetter und die daraus resultierenden schwierigen Bedingungen am Berg haben uns auch am Gasherbrum IV zu schaffen gemacht und einen wirklichen Gipfelversuch verhindert.

Wie hoch seid ihr gekommen?

Unseren höchsten Punkt haben wir noch während der Akklimatisationsphase mit 7100 Metern erreicht, unterhalb der Ostwand. Beim Gipfelversuch sind wir nur bis Lager 1 auf 6000 Metern gekommen. Es hat die ganze Nacht geschneit, am Morgen immer noch, dazu null Sicht. Wegen zu hoher Lawinengefahr sind wir dann umgekehrt.

Unterwegs am Gasherbrum IV

Nicht nur ihr seid wegen des anhaltend schlechten Wetters mit leeren Händen heimgekehrt. Wie schon in den letzten Jahren waren die Verhältnisse in der klassischen Sommersaison im Karakorum  problematisch. Sollte man wegen der Auswirkungen des Klimawandels später im Jahr anreisen?

Wir haben im Basislager darüber diskutiert. Vielleicht muss man wirklich nicht mehr zu diesen „Old-School-Wetterfenstern“ anreisen, in denen früher die besten Verhältnisse herrschten. Das Klima verschiebt sich. Nicht nur niederschlagsreiche, sondern auch zu heiße und trockene Sommer sind für viele Projekte eher schlecht. Ich denke, man muss vielleicht künftig wirklich experimentieren und zu anderen Zeiten in den Karakorum reisen. In der klassischen Sommersaison scheint es immer schwieriger zu werden. 

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Gasherbrum IV-Gipfelversuche abgebrochen https://blogs.dw.com/abenteuersport/gasherbrum-iv-gipfelversuche-abgebrochen/ Thu, 02 Aug 2018 14:31:44 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41725

Gasherbrum IV

Die Wetterverhältnisse im Karakorum bleiben schwierig. Der Deutsche David Göttler und der Italiener Herve Barmasse mussten ihren Versuch am Fast-Achttausender Gasherbrum IV aufgeben. Die beiden hatten sich ursprünglich vorgenommen, erstmals die Südwestwand des 7932 Meter hohen Bergs im Karakorum zu durchsteigen. „Für den Augenblick muss der G IV ein Klettertraum bleiben“, schreibt David auf Facebook. „Traurig und frustriert wurden wir durch nicht vorhergesagten Schneefall ins Basislager zurückgetrieben. Die Lawinengefahr ist zu groß.“ Auch die Spanier Oriol Baro, Roger Cararach, Iker Madoz und Marc Toralles brachen ihren Gipfelversuch wegen des schlechten Wetters ab und kehrten aus Lager 2 auf 6500 Metern zurück.  Sie hatten sich vorgenommen, den Gipfel über den noch unbestiegenen Südpfeiler zu erreichen.

Tolle Tour

Felix Bergs Gipfel-Selfie auf dem Gasherbrum II

An den Gasherbrum-Gipfeln hat es in dieser Saison bisher nur zwei Erfolge gegeben. Der Deutsche Luis Stitzinger und der Italiener Gianpaolo Corona erreichten am 18. Juli den 8080 Meter hohen Gipfel des Gasherbrum I, „nach einem Aufstieg durch wadentiefen Neuschnee, im Alpinstil, und ohne Verwendung von künstlichem Sauerstoff“, wie Luis auf Facebook berichtete. Zwei Tage zuvor hatten der Pole Adam Bielecki und der Deutsche Felix Berg den höchsten Punkt des Gasherbrum II auf 8034 Meter erreicht, ebenfalls ohne Flaschensauerstoff. „Es war eine tolle Tour“, erzählt mir Felix, inzwischen wieder zurück bei seiner Familie in der Schweiz. „Und das an einem Berg, der normalerweise überlaufen ist. Insofern war es mit dem Wetter Glück um Unglück.“ Drei Wochen lang habe es zuvor fast ununterbrochen geschneit. Die kommerziellen Expeditionen seien nicht über Lager 1 auf 5900 Metern hinausgekommen, darüber habe es keine Fixseile gegeben.

Logische Linie

Adam Bielecki am Westgrat

Auch Bielecki und Berg hatten ursprünglich zusammen mit Jacek Czech, einem weiteren Polen, den Gasherbrum IV über eine neue Route durch die Ostwand versuchen wollen. Den Gasherbrum II hatten sie eigentlich nur besteigen wollen, um sich zu akklimatisieren. Wegen des anhaltend schlechten Wetters disponierten sie um und beschlossen, im oberen Bereich des Bergs eine neue Routen-Variante durch die Westwand zu versuchen. „Der Normalweg ist bis hinauf nach Lager 3 auf 6900 Metern eine schöne gerade Linie, knickt dann aber nach rechts weg“, erklärt Felix. „Die Westwand ist eigentlich die logische Verlängerung dieser Linie bis zum Gipfel.“ Die brüchigen Felsplatten in der Wand hätten ihnen zu schaffen gemacht, sagt der 37-Jährige. „Wir konnten uns nicht absichern. Wir sind am Seil gegangen, mit ein, zwei Pseudosicherungen zwischen uns. Keiner hätte ausrutschen oder stürzen dürfen.“

Spaltensturz beim Abstieg

Die Spalte, in die Felix stürzte

Berg und Bielecki erreichten den Gipfel, überschritten ihn und stiegen auf dem Normalweg ab. Jacek Czech und der Russe Boris Dedeshko hatten vorzeitig dort umkehren müssen. Auf dem Weg hinunter ins Basislager erlebte Felix Berg noch eine Schrecksekunden. Kurz vor dem Ziel stürzte er 15 Meter tief in eine Gletscherspalte. Glücklicherweise waren Boris und er zu diesem Zeitpunkt angeseilt. „Ich hatte ziemliches Glück“, sagt Felix. „Ich zog mir nur ein paar Prellungen zu und eine Schnittwunde, die genäht werden musste. Aber für einen 15-Meter-Sturz ist es glimpflich ausgegangen.“

P.S.: Ich bin jetzt mal für gut zwei Wochen weg – aktiv die Seele baumeln lassen in den Alpen. 🙂

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Bangen um Alexander Gukov am Latok I https://blogs.dw.com/abenteuersport/bangen-um-alexander-gukov-am-latok-i/ Fri, 27 Jul 2018 13:59:20 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41579

Alexander Gukov (2014)

Alexander Gukov muss weiter durchhalten. Am heutigen Freitag umhüllten dichte Wolken den 7145 Meter hohen Latok I im Karakorum in Pakistan. Der Hubschrauber der pakistanischen Armee, mit dem der 42 Jahre alte russische Bergsteiger vom Nordgrat gerettet werden soll, blieb am Boden. Wie gestern berichtet, steckt Gukov in 6200 Meter Höhe ohne Ausrüstung fest, sein Seilpartner Sergey Glazunov war beim Abseilen in den Tod gestürzt. „Verdammt! Wo kommen nur all die Lawinen her? Ich kann mir nicht mal Wasser kochen“, schrieb Alexander heute per SMS an Anna Piunova von mountain.ru. Später klang er wieder etwas optimistischer: „Mir ist es gelungen, ein halbes Snickers zu finden und auch etwas Wasser zu trinken.“ Seine Lebensmittelvorräte sind nach mehr als zwei Wochen am Berg längst aufgebraucht.

Mehrere Optionen

Hier wartet Gukov auf Hilfe

Noch ist nicht ganz klar, wie Gukov gerettet werden soll. Es gibt mehrere Optionen. Die Retter könnten versuchen, ihn vom Hubschrauber aus mit einem langen Seil vom Berg zu holen. Oder sie versorgen Alexander aus der Luft mit Lebensmitteln und Ausrüstung, sodass er selbstständig weiter absteigen kann. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass andere Bergsteiger ihm auf dem Grat entgegensteigen. Der Italiener Herve Barmasse und der Deutsche David Göttler, derzeit am Fast-Achttausender Gasherbrum IV, haben ihre Hilfe angeboten, konnten bisher aber nicht zum Latok I gebracht werden. „Das schlechte Wetter setzt sich fort. Keine Chance zum Latok I zu fliegen“, schrieb Herve auf Instagram. Laut Wetterprognose könnte sich unter Umständen am Samstagvormittag ein kleines Fenster öffnen. Durchgreifend besser soll das Wetter aber erst ab Sonntag werden.

Update 28. Juli: Auch am heutigen Samstag war wegen Wolken am Berg kein Rettungsflug möglich. Die Batterie von Gukovs Satellitentelefon ist inzwischen leer, sodass er keine SMS mehr versenden kann. Ein Licht zeichnet sich am Horizont ab:  Das Wetter hat sich verbessert, hier und da ist der Himmel schon sichtbar, aber der Berg ist noch verhüllt. Für morgen sieht es gut aus“, berichtet Viktor Koval aus dem Latok I-Basislager.

Wetter am Sonntag

Update 29. Juli: Wieder nichts. In der Nacht von Samstag auf Sonntag fielen 20 Zentimeter Neuschnee. Der Latok I blieb in Wolken. Erst am Nachmittag konnte der Rettungshubschrauber aufsteigen. Sichtkontakt zu Gukov hatten die Piloten offenbar nicht. „Heute werden die Hubschrauber nicht mehr fliegen. Ich hoffe, Sascha hat uns gehört. Er hört, dass wir ihn nicht verlassen, nicht vergessen haben .Wir tun alles, was möglich ist, auch bei schlechtem Wetter. Morgen wird es laut Vorhersage von morgens bis abends klar sein. Hilf uns, Herr!“, schrieb Anna Piunova hinterher auf mountain.ru. 

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Drama am Siebentausender Latok I in Pakistan https://blogs.dw.com/abenteuersport/drama-am-siebentausender-latok-i-in-pakistan/ Thu, 26 Jul 2018 20:04:00 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41553

Gukovs Position am Nordgrat des Latok I (s. Pfeil)

Daumendrücken für Alexander Gukov! Nach Informationen von Anna Piunova von der Internetseite mountain.ru sitzt der 42 Jahre alte russische Bergsteiger am Nordgrat des 7145 Meter hohen Latok I im Karakorum auf einer Höhe von 6200 Metern fest. Gukov habe am Mittwoch einen Notruf  abgesetzt: „Ich brauche Hilfe. Ich muss evakuiert werden. Ich hänge ohne Ausrüstung in der Wand.“ Sein 26 Jahre alter Kletterpartner Sergey Glazunov sei beim Abseilen in den Tod gestürzt.  

Rettung am langen Seil?

Offenbar waren die beiden am Dienstag auf einer Höhe von knapp 7000 Metern umgekehrt. Wegen schlechten Wetters mit Regen und Schneefall konnte ein Rettungshubschrauber der pakistanischen Armee bisher noch nicht aufsteigen. Es soll versucht werden, Gukov am langen Seil vom Berg zu holen. Einige Bergsteiger haben angeboten, sich an der Rettungaktion zu beteiligen – darunter der Italiener Herve Barmasse und der Deutsche David Göttler, die sich in diesem Sommer an der Südwestwand des 7925 Meter hohen Gasherbrum IV versuchen. Sie müssten mit dem Hubschrauber zum Latok I geflogen werden.

Vor zwei Wochen aufgebrochen

Alexander Gukov (l., 2014 mit Aleksei Lonchinsky)

Am 12. Juli waren Gukov und Glazunov aufgebrochen, um den Nordgrat erstmals bis zum Gipfel zu klettern. Spitzenkletterer aus aller Welt haben sich an dieser Aufgabe schon die Zähne ausgebissen. Seit dem legendären ersten Versuch 1978, als die US-Amerikaner Jeff und George Henry Lowe, Michael Kennedy und Jim Donini  im Sturm rund 150 Meter unterhalb des Gipfels hatten umkehren müssen, sind rund 30 Versuche gescheitert, die Route zu meistern. Gukov hat in der Szene einen Namen. 2015 erhielt er mit seinem Landsmann Aleksei Lonchinsky  für ihre neue Route durch die Südwand des 6618 Meter hohen Thamserku in Nepal den Piolet d’Or, den „Oscar der Bergsteiger“.

Mit gebrochenen Knochen zurück aus der Nordwand

Andere Mitglieder  der russischen Expedition zum Latok I hatten versucht, die Nordwand zu durchklettern. Wegen Steinschlags waren sie umgekehrt. „Wir haben den Abstieg ins Basislager überlebt, aber Helm, Rippe und Knochen sind gebrochen“, meldete Victor Koval nach Russland. „Am Ende traf uns eine Lawine.“  Eine slowenische Expedition ist ebenfalls vor Ort, um die Nordwand anzugehen.  Die beiden deutschen Kletterer Thomas Huber (der ältere der beiden „Huberbuam“ – der jüngere, Alexander Huber, ist derzeit mit Fabian Buhl am 6166 Meter hohen Choktoi Ri unterwegs, ebenfalls im Karakorum) und Rainer Treppte sowie der Südtiroler Simon Gietl sitzen quasi auf gepackten Koffern. Auch ihr Ziel: die Nordwand des Latok I.

Update 27. Juli, 11 Uhr: Alexander Gukov hat sich erneut bei Anna gemeldet: „Verdammt! Wo kommen nur die ganzen Lawinen her? Ich kann mir nicht mal Wasser kochen.“ Inzwischen wird erwogen, den Bergsteiger vom Hubschrauber aus mit Material zu versorgen. Möglicherweise wäre Alexander dann noch in der Lage, selbstständig abzusteigen. Herve Barmasse schreibt aus dem Gasherbrum-Basislager: „Das schlechte Wetter setzt sich fort. Keine Chance zum Latok I zu fliegen.“

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Italienischer Bergsteiger stirbt am Gasherbrum IV https://blogs.dw.com/abenteuersport/italienischer-bergsteiger-stirbt-am-gasherbrum-iv/ Wed, 11 Jul 2018 12:50:44 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41379

Maurizio Giordano (1986 – 2018), R.I.P.

Dritter Todesfall der Sommersaison im Karakorum: Die italienische Nachrichtenagentur ANSA berichtet, Maurizio Giordano sei heute am 7925 Meter hohen Gasherbrum IV von einem Eisbrocken erschlagen worden. Das Unglück habe sich auf einer Höhe von rund 6300 Metern ereignet, als der 32-Jährige mit seinen Teamgefährten Marco Majori, Marco Farina und Daniele Bernasconi von Lager 2 aus abgestiegen sei. Die vier Mitglieder der italienischen Armee hatten sich vorgenommen, als Erste die Route ihrer Landsleute Walter Bonatti und Carlo Mauri über den Nordostgrat zu wiederholen, die vor 60 Jahren den Gasherbrum IV erstbestiegen hatten.

Drei Expeditionen am G IV

Gasherbrum IV

Im Jubiläumsjahr versuchen sich zwei weitere Expeditionen an dem technisch äußerst anspruchsvollen Berg im Karakorum. Die beiden Polen Adam Bielecki und Jacek Czech sowie der Deutsche Felix Berg wollen eine neue Route durch die Ostwand eröffnen. Der Deutsche David Göttler und der Italiener Hervé Barmasse planen, erstmals durch die Südwestwand zu klettern. – Am vergangenen Samstag war am K 2, dem zweithöchsten Berg der Erde, der Kanadier Serge Dessureault in den Tod gestürzt. Eine Woche zuvor war der Österreicher Christian Huber am Siebentausender Ultar Sar bei einem Lawinenunglück ums Leben gekommen.

 

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„Schönwetter-Störung“ im Karakorum https://blogs.dw.com/abenteuersport/schoenwetter-stoerung-im-karakorum/ Thu, 05 Jul 2018 14:28:23 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41307

Viel Schnee am Gasherbrum II

Kurze Schneepause im Karakorum –oder, wie es Felix Berg am Gasherbrum II mit einem Augenzwinkern beschreibt, eine „kleine Schönwetter-Störung“.  Zeit für die Bergsteiger, die Nase endlich mal wieder in den Wind zu halten und die eigenen Pläne zu überdenken. Dominik Müller, Chef und Expeditionsleiter des deutschen Veranstalters Amical Alpin hat beschlossen, die Zelte am 8051 Meter hohen Broad Peak abzubrechen und heimzukehren. „Das gesamte Material aus Lager 1 konnte geborgen werden“, schreibt Dominik heute auf Facebook. „Im Moment schneit es schon wieder, und im Aufstieg gingen einige Lawinen ab!“ Für Sonntag seien die Träger bestellt.

Stitzinger: „Zu viel Schnee in den Flanken und Rinnen“

Auch das von Luis Stitzinger geleitete Amical-Team, das den 7082 Meter hohen Urdok Kangri II erstmals besteigen wollte, hat das Handtuch geworfen. „Seit unserer Ankunft im BC hat es tagelang durchgeschneit. Es liegt nun ein halber Meter Neuschnee, auf 6.000 oder 7.000 m Höhe bis eineinhalb Meter“, schreibt Luis auf Facebook. „Die Route sieht elegant aus, aber es liegt viel zu viel Schnee in Flanken und Rinnen.“ Für die nächsten drei Tage werde nochmals über ein halber Meter Neuschnee erwartet, so Luis. Deshalb werde die Expedition frühzeitig  beendet: „So eine Saison mit derart beständigem Schlechtwetter habe ich im Karakorum noch nicht erlebt.“

Wie Russisch Roulette

Alex Gavan (l.) und Tunc Findik

Auch an den anderen Achttausendern Pakistans haben die Schneefälle die Lawinengefahr erhöht. Ein weiterer Aufstieg sei derzeit wie „Russisches Roulette“, schrieb etwa der Rumäne Alex Gavan vor drei Tagen. Alex hatte mit seinem türkischen Teampartner Tunc Findik die Aktivitäten am Nanga Parbat unterbrochen. Die beiden wollen den 8125 Meter hohen Berg ohne Flaschensauerstoff besteigen.

Bargiel und Golab ziehen zum K 2 um

Am Achttausender Gasherbrum II erklärten die Polen Andrzej Bargiel und Janusz Golab ihre Akklimationsphase dort „wegen des heftigen Schneefalls“ für beendet. „Es wird Zeit, ins K 2-Basislager umzuziehen und uns auf unser Hauptziel zu fokussieren“, schreibt Bargiel auf Instagram. Der 30-Jährige plant die erste komplette Skiabfahrt vom 8611 Meter hohen Gipfel des K 2. Im vergangenen Jahr war Bargiel mit diesem Vorhaben am zweithöchsten Berg der Erde gescheitert – wegen zu schlechten Wetters.

Göttler und Barmasse wollen G IV-Südwestwand durchsteigen

Gasherbrum IV

Der deutsche Bergsteiger David Göttler und der Italiener Hervé Barmasse werden froh sein, sich erst spät auf den Weg in den Karakorum gemacht zu haben. Die beiden befinden sich noch auf dem Anreise-Trekking. Verpasst haben sie definitiv nichts. Göttler und Barmasse wollen am 7925 Meter hohen Gasherbrum IV erstmals die Südwestwand durchsteigen – im Alpinstil, also ohne Flaschensauerstoff, Hochlager und Hochträger.

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Göttler und Barmasse klettern durch Shishapangma-Südwand https://blogs.dw.com/abenteuersport/goettler-und-barmasse-klettern-durch-shishapangma-suedwand/ Tue, 23 May 2017 06:52:28 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36353

David Göttler am höchsten erreichten Punkt (im Hintergrund der Gipfel)

Wenige Meter haben bis ganz oben gefehlt, aber die Wand haben sie durchklettert. David Göttler und Hervé Barmasse stiegen am Sonntagmorgen in die Shishapangma-Südwand ein und kletterten in 13 Stunden bis knapp unter den 8027 Meter hohen Gipfel. „Eine letzte etwa zehn Meter lange Traverse und dann noch fünf Meter hoch auf den Gipfel waren uns von der Lawinengefahr her zu heikel“, schreibt mir David nach der Rückkehr ins Basislager. Ursprünglich hatten der 38-Jährige Deutsche und sein ein Jahr älterer Teampartner aus Italien eine neue Route durch die Südwand eröffnen wollen. Wie schon im Vorjahr, als David es mit dem Schweizer Ueli Steck versucht hatte, vereitelte das Wetter auch diesmal den Plan.

In Uelis Stil

David Göttler (l.) und Herve Barmasse (r.)

Wir hatten nur ein sehr kurzes Wetterfenster von ca. 24 Stunden mit wenig Wind und ohne Niederschlag“, schreibt Göttler. „Deshalb haben wir uns entschlossen, super leicht und schnell über die Girona-Route den Gipfel zu probieren.“ Die Route war 1995 von einem spanischen Team erstbegangen worden. Auch im Frühjahr 2016 war David mit Steck auf diesem Weg aufgestiegen, allerdings nur bis auf eine Höhe von 7800 Meter. Im vergangenen Februar hatten sich Steck, Göttler und Barmasse bei einem Intensiv-Trainingslager in Nepal gemeinsam auf ihre Expeditionen vorbereitet. Ueli war am 30. April am Nuptse in den Tod gestürzt. In ihren Gedanken sei er in der Shishapangma-Südwand mit dabei gewesen, sagt David. „Was mich persönlich glücklich macht ist, dass ich dieses Mal in dem Stil, den ich von Ueli gelernt habe, nach ganz oben gekommen bin. Und, dass Hervé und ich dort oben noch einen klaren Kopf hatten und auf die letzten Meter verzichtet haben. Diese Meter waren einfach, aber eben unserer Meinung nach bei diesen Bedingungen zu gefährlich.“

Wir wollen wiederkommen“

Einen weiteren Versuch, doch noch eine neue Route durch die Shishapangma-Südwand zu eröffnen, wird es nicht mehr geben – zumindest nicht in diesem Jahr. „Der Wetterbericht ist für die kommende Woche bis hin zum Ende des Monats nicht vielversprechend. Es kommt zwar um den 27. Mai herum nochmal weniger Wind, dafür aber Niederschlag“, schreibt Göttler. „Deshalb denken wir, dass wir keine Chance mehr für die neue Route haben. Wir werden hier für dieses Jahr zusammenpacken. Wir wollen aber wiederkommen.“ Beide kehren zufrieden aus Tibet heim, sagt David: „Für Hervé und mich war es eine der besten Leistungen, die wir bisher erbracht haben.“

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David Göttler an der Shishapangma: 4 Fragen, 4 Antworten https://blogs.dw.com/abenteuersport/david-goettler-an-der-shishapangma-4-fragen-4-antworten/ Sun, 14 May 2017 07:19:55 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36187

Akklimatisierungsaufstieg für die Shishapangma-Südwand

David Göttler und Hervé Barmasse warten auf ihre Chance. Auf das Schönwetterfenster, das es ihnen erlaubt, in die Shishapangma-Südwand einzusteigen, wo sie – wie berichtet – eine neue Route klettern wollen. Im Gegensatz zum Mount Everest, wo sich derzeit auf beiden Seiten des Bergs Hunderte von Bergsteiger tummeln, sind der 38 Jahre alte Deutsche und der 39 Jahre alte Italiener in ihrem Basislager auf der Südseite der Shishapangma alleine. Ich habe David vier Fragen geschickt.

David, in welcher Phase befindet sich eure Expedition?

Wir haben unsere Akklimatisation am 9. Mai abgeschlossen. Da waren wir für eine Nacht auf einem Col (Pass) rechts der Shishapangma auf 6900 Metern. Jetzt sind wir im Basislager und warten auf ein gutes Wetterfenster. Die Möglichkeit für die neue Route haben wir uns gut aus dem ABC (dem vorgeschobenen Basislager) angeschaut und es hängt jetzt davon ab, was das Wetter hergibt.

David Göttler (l.) und Herve Barmasse (r.)

Wie sind die Verhältnisse am Berg?

Die Verhältnisse scheinen nicht so schlecht zu sein. Auf dem Pass waren sie sehr gut. Hoffentlich sind sie auch so in der Südwand. Da wir das Ganze ja im Alpinstil angehen wollen, waren wir dort ja noch nicht. 

Wie funktioniert ihr beide als Team? Wie ist eure Stimmung?

Die Stimmung ist super und positiv. Wir sind beide glücklich, das wir so gut und ohne Probleme auf 6900 Metern schlafen konnten. Auch die Route da hoch und runter war ein super Test für die Südwand. Wir haben viel Spaß, und es ist irgendwie etwas Besonderes für uns beide, hier so alleine zu sein. 

Wann wird es richtig ernst mit der neuen Route?

Das ist schwer zu sagen. Wir sind in ständigem Kontakt mit Karl Gabl (Meteorologe aus Österreich) und hoffen auf ein baldiges Wetterfenster. Im Moment ist es zwar endlich wärmer geworden (davor hatte es nachts minus 13 Grad im Basislager-Zelt), und es hat wenig Wind. Dafür aber täglich unberechenbare Bewölkung und Niederschlag. Nicht viel, aber für uns sind leider schon fünf Zentimeter Neuschnee und null Sicht wirklich schlecht. Hier sind keine Fixseile oder Wegmarkierungen, die uns den Weg weisen. Deshalb wird ein bisschen Neuschnee schnell zu einer ernsten Gefahr, wenn man sich in einer 2000 Meter hohen Wand befindet.  

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Shishapangma-Südwand, die Zweite! https://blogs.dw.com/abenteuersport/shishapangma-suedwand-die-zweite/ Wed, 05 Apr 2017 13:04:00 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35705

Shishapangma-Südwand

Diese Wand hat ihn gepackt. Das zweite Frühjahr in Folge wird der deutsche Profibergsteiger David Göttler versuchen, eine neue Route durch die Südwand der 8027 Meter hohen Shishapangma in Tibet zu eröffnen. Nach seinem gescheiterten Anlauf 2016 mit dem Schweizer Ueli Steck ist der 38-Jährige diesmal mit Hervé Barmasse unterwegs. Der 39 Jahre alte Italiener ist ein sehr erfahrener Kletterer, der in den letzten Jahren vor allem mit neuen Routen an seinem Hausberg, dem Matterhorn, für Schlagzeilen gesorgt hat. Auch im Karakorum und in Patagonien gelangen Hervé bereits spektakuläre Erstbegehungen. Auf einem Achttausender hat Barmasse bisher noch nicht gestanden. Ich erwische Göttler per Telefon am Tag seiner Abreise in den Himalaya, auf dem Weg zum Flughafen.

David, du bist auf dem Sprung nach Nepal. Mit welchem Gefühl startest du?

David Göttler

Ich bin sehr, sehr positiv gestimmt und total motiviert. Ich glaube, ich habe selten so viel an Zeit, Training und Vorbereitung für eine Expedition investiert. Es könnte eine neue Route an einem Achttausender herausspringen. Ich war im letzten Jahr schon einmal an der Shishapangma-Südwand und weiß, wie es dort aussieht, und dass es absolut möglich ist. Ich empfinde eine ziemliche Anspannung, aber in einem sehr positiven Sinn.

Du hat im Februar mit Hervé Barmasse und Ueli Steck intensiv im Khumbu-Gebiet trainiert. Hat sich dieses Vortraining in Nepal aus deiner Sicht bewährt?

Erst wenn wir jetzt nach zwei Wochen wieder aus dem Khumbu zurückkehren werden, kann ich sagen, ob es sich wirklich so ausgezahlt hat, wie wir uns das erhoffen. Aber wenn ich davon ausgehe, wie es sich zu Hause in den Bergen um Chamonix auf 4000 Metern angefühlt hat, kann ich schon jetzt sagen, dass ich einen sehr positiven Effekt spüre.

Barmasse, Steck, Tenji Sherpa und Göttler (v.l.n.r.)

Ihr werdet noch gut zwei Wochen in Nepal verbringen, bevor ihr nach Tibet zur Shishapangma weiter reist. Was genau plant ihr, um euch weiter zu akklimatisieren?

Wir wollen nicht so eine trainingsintensive Zeit wie im Februar verbringen, als wir wirklich viel herumgerannt sind, sondern wir wollen diesmal ein bisschen mit den Kräften haushalten. Aber natürlich werden wir uns bewegen. Wir haben unsere Sachen vom Februar in Chukhung [4730 Meter hoch gelegenes Dorf im Khumbu-Gebiet] deponiert. Dort werden wir wieder unser „Basislager“ aufschlagen. Von dort aus werden wir auf jeden Fall wieder den Island Peak [technisch relativ einfacher 6180 Meter hoher Berg] besteigen und die üblichen Pässe überqueren. Aber wir werden nichts wirklich Anspruchsvolles machen. Das heben wir uns für die Shishapangma auf.

Im vergangenen Jahr warst du mit Ueli Steck an der Südwand, jetzt mit Hervé Barmasse. Dasselbe geographische Ziel, auch exakt dasselbe sportliche Ziel?

Ich möchte die Idee aus dem letzten Jahr von der neuen Route durch die Shishapangma-Südwand jetzt mit Hervé realisieren. Das ist unser Ziel. 2016 endete es ja, bedingt durch das instabile Wetter, mit zwei Eintagesversuchen. Ich hoffe, dass wir in diesem Frühjahr in Tibet stabileres Wetter haben und diese neue Route wenigstens mal ernsthaft versuchen können – und hoffentlich auch schaffen.   

Steck und Göttler in der Shishapangma-Südwand (2016)

Ihr wart im letzten Jahr sehr schnell unterwegs. Nehmt ihr euch diesmal mehr Zeit?

Auf der neuen Route können wir nicht so schnell sein. Es ist technisches Gelände, die Schlüsselstelle, die man auf Fotos erkennt, ist ziemlich weit oben. Wir planen, insgesamt etwa drei Tage in der Wand zu sein. Da hat man automatisch nicht mehr diese hohe Geschwindigkeit, weil man Zelt, Schlafsack, Matte, Kocher und Essen braucht. Das ist ein riesiger Klotz am Bein, oder besser gesagt auf dem Rücken, und macht einen langsamer. Es wird nicht realisierbar sein, diese technisch doch anspruchsvolle Route in einem Tag hinaufzuklettern und abzusteigen. 

Erwägt ihr, wie Ueli und du im letzten Jahr, im Erfolgsfall eine Überschreitung des Gipfels und den Abstieg über die Nordseite der Shishapangma?

Wir wollen eher über die Südseite absteigen. Auch weil ich jetzt aus dem letzten Jahr zwei Abstiegs-Optionen kenne. Das ist vom Logistischen her deutlich einfacher. Eine Überschreitung haben wir diesmal jedenfalls nicht vordergründig im Sinn.

David auf dem Shishapangma-Grat

Glaubst du, dass sich eure Chancen dadurch erhöht haben, dass du im letzten Jahr schon mal dort warst?

Auf alle Fälle. Für solche anspruchsvollen Ziele muss man vielleicht immer zwei, drei Jahre investieren, um die Bedingungen besser kennenzulernen. Ich glaube, ich habe jetzt ein viel besseres Gespür für die Wand. Ich weiß ganz genau, was uns dort erwartet. Das ist zum einen mental ein Vorteil. Zum anderen konnte mich dementsprechend auch anders vorbereiten.

Aber das Wetter könnt ihr nicht beeinflussen.

Natürlich nicht. Ich hadere immer wieder damit, weil ich so viel in die Vorbereitung investiere und versuche, alle Unwägbarkeiten auszuschalten. Aber am Ende lasse ich mich auf ein Spiel ein, bei dem ich viele Komponenten nicht beeinflussen kann, wie das Wetter oder die Verhältnisse. Wenn so etwas passiert wie das Erdbeben 2015, ist man machtlos.

Die Spielregeln haben sich nicht geändert: Egal wie gut oder fit ich bin, am Ende hängt es davon ab, ob wir ein Wetterfenster von drei, vier Tagen bekommen, währenddessen wir einen ordentlichen Versuch machen können. Auf der einen Seite hadere ich damit ein bisschen, auf der anderen Seite ist es das, was das Expeditionsbergsteigen auch ausmacht, dass man eben nicht diese Sicherheit hat.

Hervé Barmasse

Du bist nun erstmals mit Hervé auf Expedition? Stimmt die Chemie zwischen euch beiden?

Ja. Es ist einfach immer gut, mit einem Italiener unterwegs zu sein, da hast du immer eine Gaudi. Wir sind etwa gleich alt, wir haben auch viele Gemeinsamkeiten im Leben, so wie wir aufgestellt sind. Wir kennen uns schon länger, haben zusammen trainiert und waren auch schon gemeinsam unterwegs. So etwas Großes haben wir jedoch noch nie zusammen gemacht. Aber ich habe ein super Gefühl. Ich glaube, wir funktionieren sehr gut als Team. Das wird dieses Mal auch sehr wichtig sein. Außer Hervé und mir werden nur noch ein Koch und ein Küchenjunge im Basislager sein. Das wird einsamer als zum Beispiel am Nanga Parbat im Winter. Ich freue mich schon riesig darauf, dieses ungefilterte, pure Expeditions-Feeling in so einem kleinen Team zu erleben.

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Expeditionsvorbereitung der besonderen Art https://blogs.dw.com/abenteuersport/expeditionsvorbereitung-der-besonderen-art/ Tue, 21 Feb 2017 11:00:30 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35115

Barmasse, Steck, Tenji Sherpa und Göttler (v.l.n.r.)

Was für eine hochkarätige Trainingsgruppe! Der Schweizer Ueli Steck, der Nepalese Tenji Sherpa, der Deutsche David Göttler und der Italiener Hervé Barmasse bereiteten sich zehn Tage lang gemeinsam im Dorf Chukhung im Everest-Gebiet auf ihre Expeditionen im Frühjahr vor. Steck und Tenji Sherpa planen die Überschreitung von Mount Everest und Lhotse. Ohne Flaschensauerstoff ist das bisher noch niemandem gelungen. Göttler und Barmasse wollen in Tibet eine neue Route durch die Shishapangma-Südwand eröffnen. Beim gemeinsamen Training standen Bergläufe im Vordergrund. „Ich bin drei Mal von Chukhung (4730 Meter) aus auf den Gipfel des Island Peak (6180 Meter) gerannt“, schreibt Ueli. Er sei insgesamt rund 12.000 Höhenmeter geklettert und gelaufen und habe dabei eine Distanz von rund 150 Kilometern zurückgelegt. „Meinem Körper und meiner Seele geht es großartig“, sagt Steck. „Ich genieße es wirklich, mit so guten Freunden hier in Nepal zu sein. Einfach klettern und rennen und sonst nichts.“

„Persönliches Experiment“

Ueli (l.) und Tenji auf dem Island Peak

Derzeit setzen die vier Bergsteiger ihr Trainingsprogramm in der Gegend rund um Namche Bazaar fort, dem 3440 Meter hoch gelegenen Hauptort der Khumbu-Region. Anschließend werden sie für vier Wochen nach Europa zurückkehren. Eine ungewöhnliche Form der Vorbereitung. „Es ist ein persönliches Experiment von uns allen“, schreibt mir David Göttler auf meine Frage, ob in der Zwischenzeit nicht der Akklimatisierungseffekt wieder verpufft. „In der Zeit daheim wollen wir möglichst oft maximal hoch schlafen oder bergsteigen. Wir sind uns fast sicher, dass es was bringt in Sachen schnellere Akklimatisation, wenn wir dann im April wieder hierherkommen für die eigentlichen Expeditionen. Wir werden sehen, ob der Plan aufgeht.“

Hervés Traum

Training für die Shishapangma-Südwand

David und Ueli waren im Frühjahr 2016 bei ihrem Versuch, eine neue Route durch die Shishapangma-Südwand zu eröffnen, vom schlechten Wetter gestoppt worden. „Mich hat die Südwand wirklich begeistert, und ich will da einfach nochmal hin“, schreibt Göttler. „Hoffentlich haben wir dieses Jahr besseres Wetter!“ Da Steck wegen seines Everest-Lhotse-Projekts diesmal nicht als Partner zur Verfügung stand, hat sich David mit Hervé Barmasse zusammengetan. Der 39-Jährige ist ein sehr erfahrener Kletterer, der in den letzten Jahren vor allem mit neuen Routen an seinem Hausberg, dem Matterhorn, für Schlagzeilen gesorgt hat. Auch im Karakorum und in Patagonien gelangen Hervé bereits spektakuläre Erstbegehungen. Im vergangenen Jahr hatte sich Barmasse zweimal operieren lassen müssen. „Er ist wieder zurück im Spiel“, schreibt David über den Italiener, der noch nie auf einem Achttausender gestanden hat. „Es bleibt mein Traum, meinen ersten Achttausender auf einer neuen Route zu besteigen“, hatte mir Hervé bei einem Treffen im November 2012 erzählt. Daran dürfte sich nichts geändert haben.

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