Hornbein-Couloir – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Steck vor Everest-Expedition: „Eher spät als früh“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/steck-vor-everest-expedition/ Tue, 21 Mar 2017 11:30:19 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35523

Ueli Steck

Er schaut nach vorn, nicht zurück. „Was 2013 am Everest passiert ist, werde ich nie mehr vergessen“, sagt mir der Schweizer Topbergsteiger Ueli Steck. „Aber ich glaube, dass ich damit absolut kein Problem haben werde. Es ist vorbei. Ich bin sehr motiviert und fahre mit einem sehr guten Gefühl.“ Im Frühjahr 2013 hatte ein aufgebrachter Sherpa-Mob Steck, den Italiener Simone Moro und den Briten Jonathan Griffith im Hochlager angegriffen und mit dem Tod bedroht. Jetzt kehrt Ueli zum höchsten Berg der Erde zurück. Sein Ziel: die Überschreitung von Mount Everest und Lhotse.

Der 40-Jährige wird mit Tenji Sherpa klettern, mit dem er bereits 2012 den Everest ohne Flaschensauerstoff bestiegen hatte. Der 24-Jährige gehöre „zu einer neuen Generation von Sherpas, die auch wirklich Spaß am Bergsteigen hat und nicht nur Business machen will“, sagt Ueli. „Ich freue mich darauf, mit ihm unterwegs zu sein. Wie berichtet, hatte Steck im Februar als Vorbereitung ein Intensivtrainingslager mit dem Deutschen David Göttler und dem Italiener Hervé Barmasse im Khumbu-Gebiet absolviert. Anschließend kehrte Ueli für einige Wochen in die Schweiz zurück. Am 8. April startet er Richtung Kathmandu.

Ueli, im Februar beim Trainingslager in Nepal bist du 250 Kilometer über 15.000 Höhenmeter gelaufen und geklettert. Wie viel ist seitdem dazugekommen?

Berglauf im Khundu (vom Cho La hinunter nach Gokyo, im Hintergrund der Gokyo Ri)

Das kann ich nicht so genau sagen. Ich habe eh nicht mehr so viel Volumen gemacht, sondern mich auf intensive Trainings konzentriert. Aber letzte Woche habe ich noch mal 10.000 Höhenmeter gemacht. Insgesamt dürften etwa 25.000 Höhenmeter dazugekommen sein.

Wie sieht dieses intensive Training aus?

Hauptsächlich mache ich Intervall- und Schwellentraining. Das sind relativ kurze Belastungen, aber in einer hohen Pulsfrequenz. Dabei geht es darum, den Maximalpuls zu verschieben.

Wie würdest du deinen derzeitigen körperlichen Zustand beschreiben?

Wenn du mich heute fragst, ist er eigentlich perfekt. Ich kann jetzt auch nicht mehr viel verändern, es geht nur noch um Feintuning. Eine große Leistungssteigerung kriege ich nicht mehr hin, bevor ich abreise. Aber im Moment bin ich topfit, die Leistungsparameter sind eigentlich sensationell. Ich habe geplant, dass ich das jetzt sehr wahrscheinlich jedes Jahr so machen werde.

Ueli und Tenji auf dem Island Peak

Wie geht die Akklimatisation in Nepal weiter?

Ich werde direkt ins Basislager gehen. So wie ich es einschätze, kann ich vielleicht am zweiten Tag nach Ankunft sofort nach Lager 2 [auf 6400 Metern] aufsteigen und dort Zeit verbringen. Für mich ist es wichtig, dass ich, bevor es richtig losgeht, auch mal zwei Nächte auf dem Südsattel auf knapp 8000 Metern geschlafen habe. Aber ich werde sicher während der Akklimatisierung auch auf die Westschulter steigen, um zu sehen, wie die Verhältnisse sind.

Liebäugelst du immer noch mit einem Aufstieg über die Westschulter?

Es wäre schon das Eleganteste, wenn wir die Überschreitung über das Hornbein-Couloir zum Gipfel, dann hinunter zum Südsattel und hinauf zum Lhotse machen könnten. Das wäre mein Traumding. Aber ich bin auch realistisch und habe genug Erfahrung, um zu wissen, dass es nur klappen kann, wenn sehr, sehr viel stimmt. Es müssen perfekte Verhältnisse herrschen, das Wetter muss gut und stabil sein. Ich glaube, es ist wichtig, dass man Ideen hat, aber am Ende am Berg entscheidet, was möglich ist und was nicht.

Everest (l.) und Lhotse (Mitte)

Die Überschreitung von Everest und Lhotse ist noch niemals ohne Flaschensauerstoff gelungen. Wie groß schätzt du die Chance ein?

Da muss schon etwas ziemlich schief gehen, damit die Überschreitung über die Normalroute nicht geht. Doch wir haben es im letzten Jahr an der Shishapangma gesehen: Wenn das Wetter nicht passt, hast du einfach keine Chance. Wie hoch die Chance tatsächlich ist, weiß man niemals im Vorfeld. Aber ich glaube, dass es für mich sehr gut machbar ist.

Viele erwarten für dieses Frühjahr eine Rekordsaison am Everest, sprich der Berg wird richtig voll. Das klingt nicht gerade nach idealen Voraussetzungen für sein so ambitioniertes Projekt wie eine Überschreitung.

Wie viele Leute am Berg sind, hat überhaupt keinen Einfluss. Es ist egal, wenn die Leute am Fixseil im Stau stehen. Du brauchst dich ja nicht einzuklinken, sondern kannst nebenher gehen.

Könnte es vielleicht ein Rezept sein, möglichst früh in der Saison den Aufstieg zum Gipfel in Angriff zu nehmen?

Früh in der Saison stellt sich ja häufig das Problem, dass es noch sehr kalt ist. Wenn du ohne Flaschensauerstoff gehst, sollte es jedoch relativ warm sein. Von daher ist früh sehr wahrscheinlich keine Option. Ich werde eher spät gehen. Lassen wir mal das erste Wetterfenster vorbeiziehen, dann sind schon mal die meisten oben gewesen, und man hat mehr Ruhe am Berg. Ich glaube, dass es eher darauf hinausläuft.

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Kurikis Everest-Gipfelversuch in der entscheidenden Phase https://blogs.dw.com/abenteuersport/kurikis-everest-gipfelversuch-in-der-entscheidenden-phase/ Thu, 06 Oct 2016 16:17:28 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33839 Nobukazu Kuriki

Nobukazu Kuriki

Er ist wild entschlossen. „Ich denke, die Chance ist da, denn der Wind ist schwach“, berichtete Nobukazu Kuriki via Facebook aus seinem Lager 3 auf 6800 Metern in der Nordwand des Mount Everest. Der Japaner will den Gipfel im Alleingang und ohne Flaschensauerstoff erreichen, im oberen Wandteil durch das Hornbein-Couloir. „Die Sauerstoffsättigung meines Blutes liegt bei 81 Prozent und ist sehr stabil“, freute sich der 34 Jahre alte Bergsteiger und kündigte an, noch am heutigen Donnerstagabend (Ortszeit) weiter aufzusteigen. Wenn alles so laufe wie geplant, könne er möglicherweise am frühen Freitagabend (Ortszeit) den Gipfel erreichen. Für Samstag, so Kuriki, werde schlechtes Wetter erwartet.

Mit neun Fingerstummeln

Everest-Nordwand

Everest-Nordwand

Dass der Japaner bereit ist, notfalls bis zum Äußersten zu gehen, hat er schon 2012 bewiesen. Damals zog er sich bei einem Solo-Versuch über den Everest-Westgrat, bei dem er nach eigenen Worten bis auf eine Höhe von rund 8000 Meter gelangte, schwerste Erfrierungen zu. Sie kosteten ihn neun seiner zehn Finger. Kuriki kehrte auch mit neun verbliebenen Stummeln und nur einem intakten Daumen immer wieder zum Everest zurück. Der aktuelle Versuch ist bereits sein sechster am höchsten Berg der Erde, allesamt in der Herbst-Saison. 2015 war Nobukazu auf der Normalroute auf der nepalesischen Everest-Südseite bis auf eine Höhe von 8150 Metern gelangt, ehe ihn tiefer Schnee und starker Wind zurückgeschlagen hatten. „Ich werde es genießen, trotz aller Strapazen“, hatte er mir vorher geschrieben. Ob er diesmal für seinen Durchhaltewillen belohnt wird? Hoffentlich überdreht er die Schraube nicht.

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Kuriki steigt in Everest-Nordwand ein https://blogs.dw.com/abenteuersport/kuriki-steigt-in-everest-nordwand-ein/ Wed, 05 Oct 2016 09:55:40 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33827 Nobukazu Kuriki

Nobukazu Kuriki

Das klingt nach einem Tanz auf dem Vulkan, auch wenn der Mount Everest keiner ist. Nobukazu Kuriki ist nach Angaben seines Teams heute in die tief verschneite Everest-Nordwand eingestiegen. Der 34 Jahre alte Japaner wolle durch das Hornbein-Couloir zum 8850 Meter hohen Gipfel aufsteigen, hieß es. Gemeint ist wohl die „Supercouloir“-Route, die das Japaner-Couloir im unteren Teil mit dem Hornbein-Couloir im oberen Teil der Wand verbindet und im Frühjahr 1980 von den beiden Japanern Tsuneo Shigehiro and Takashi Ozaki eröffnet worden war. „Ich bin voll konzentriert und starte jetzt“, gab Kuriki per Funk durch. In den letzten Wochen hatte Nobukazu mehrfach vom Wandfuß aus mögliche Aufstiegsrouten erkundet und von hoher Lawinengefahr berichtet. Aus diesem Grund hatte Kilian Jornet – wie berichtet – seine Everest-Expedition abgebrochen. Der Spanier, bekannt für seine Hochgeschwindigkeitsaufstiege, war nach eigenen Worten auf der tibetischen Normalroute bis auf eine Höhe von 7950 Meter aufgestiegen.

Bergsteiger aus Liebeskummer

Verschneite Everest- Nordwand

Verschneite Everest- Nordwand

Nobukazu Kuriki hat angekündigt, den Everest solo und ohne Flaschensauerstoff besteigen zu wollen. Der Japaner ist bereits zum sechsten Mal im Herbst am höchsten Berg der Erde unterwegs, erstmals jedoch auf der tibetischen Nordseite. In die Nordwand hatte er 2012 schon einmal hineingeschnuppert. Bei seinem gescheiterten Versuch über den Westgrat hatte er sich so schwere Erfrierungen zugezogen, dass neun Finger fast auf ganzer Länge hatten amputiert werden müssen. 2014 bestieg er mit nur einem verbliebenen intakten Finger den 8051 Meter hohen Broad Peak in Pakistan. Zum Bergsteiger wurde der Japaner übrigens aus Liebeskummer. Seine Freundin, eine begeisterte Bergsteigerin, hatte ihm den Laufpass gegeben. Um herauszufinden, was ihr an ihm gefehlt habe, begann Kuriki selbst bergzusteigen. Sagt er jedenfalls.

Update, 15.30 Uhr: Kuriki meldet an sein Team, er sei bis auf eine Höhe von 6800 Metern aufgestiegen und werde dort die Nacht verbringen. Er sei „ziemlich besorgt“ über die Schneeverhältnisse in der Rinne.

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