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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Besser Koala als tot

Kuriki hat einen hohen Preis bezahlt

Nicht nur ich bin heimgekehrt (aus Südtirol), auch der Japaner Nobukazu Kuriki (aus Nepal). Allerdings in deutlich schlechterem Zustand als ich. Der 30-Jährige bezahlte seinen Versuch, den Gipfel des Mount Everest im Alleingang und ohne Flaschensauerstoff über die anspruchsvolle Westgrat-Route zu erreichen, mit schweren Erfrierungen im Gesicht, an Händen und Füßen. Inzwischen liegt Kuriki in einer japanischen Klinik. 

Hubschrauber-Rettung 

Der Bergsteiger aus Nippon hatte nach eigenen Angaben seinen Vorstoß wegen orkanartiger Böen etwa in Höhe des Einstiegs zum Hornbein-Couloir auf 8000 Meter Höhe abbrechen müssen. Beim Abstieg sandte Kuriki einen Notruf an sein Team im Basislager. Sherpas liefen ihm entgegen. Schließlich wurde der Japaner von Lager 2 auf 6400 Metern mit einem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus nach Kathmandu geflogen. „Ich fühle mich mental erfrischt, weil ich hier unten genug Sauerstoff atme“, twitterte Kuriki von dort. „Meine Erfrierungen sind sehr ernst.“ Wenig später hatte er seinen Humor wiedergefunden. „Mein Gesicht sieht aus wie das eines Koalas.“ 

Mut oder Harakiri? 

In fast allen Kommentaren im Internet wird Kuriki wegen seines Mutes in den (Bergsteiger-) Himmel gehoben. Ich sehe das kritischer. Den Mut spreche ich ihm nicht ab und auch nicht die Leistung, auf dieser schwierigen Route so weit gekommen zu sein. Doch meiner Meinung nach grenzte es an Harakiri, unter den herrschenden Bedingungen überhaupt in die Nordwand einzusteigen. Schließlich hatten die Meteorologen übereinstimmend Orkanböen auf beiden Seiten des Everest vorhergesagt. Diese Prognosen dürfte Kuriki gekannt haben. Sein Vorstoß war zum Scheitern verurteilt, bevor er überhaupt begann. Und der Japaner kann wirklich froh sein, dass sein Name jetzt nicht auf der Liste der Everest-Toten steht. Weniger Glück hatte Pemba Sherpa. Der 38 Jahre alte Nepalese stürzte – wie berichtet – beim  Gipfelversuch der polnischen Lhotse-Expedition in den Tod. Die Gruppe unter Leitung des erfahrenen Artur Hajzer brach anschließend ihre Zelte ab.

Datum

24. Oktober 2012 | 22:35

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