Ines Papert – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Ines Papert zu Ueli Stecks Tod: „Es war SEIN Leben!“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/ines-papert-zu-ueli-stecks-tod-es-war-sein-leben/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/ines-papert-zu-ueli-stecks-tod-es-war-sein-leben/#comments Wed, 03 May 2017 09:36:07 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36059

Ueli Steck wenige Tage vor seinem tödlichen Absturz

Warum wählte Ueli Steck den Nuptse, um sich zu akklimatisieren? Das ist eine Frage, die ich mir stelle, seitdem sich am Sonntag die Nachricht vom Tod des Schweizers wie ein Lauffeuer verbreitete. Einige Tage zuvor war der 40-Jährige Richtung Everest-Westschulter geklettert. Das machte Sinn, schließlich plante er bei seiner Everest-Lhotse-Traverse den Aufstieg über Westgrat und Hornbein-Couloir zum höchsten Punkt. Aber der Nuptse? Nicht gerade die klassische Tour, um sich zu akklimatisieren. Und mit welchem Mehrwert, als nur weitere Höhenmeter zu machen?

Reinhold Messner mutmaßt, Ueli habe vielleicht nicht nur die angekündigte Traverse, sondern das „große Hufeisen“ im Visier gehabt, also die noch niemals versuchte Rundtour über Nuptse, Lhotse und Everest und die Grate dazwischen. Dafür sehe ich nach dem, was ich bisher gehört und gelesen habe, keinen Anhaltspunkt. Der Franzose Yannick Graziani schrieb in seinem Blog, dass Ueli ihn drei Tage vor seinem Tod gefragt habe, ob er nicht Lust habe, ihn auf den Nuptse zu begleiten. Der 43-Jährige, der in diesem Frühjahr den Everest ohne Flaschensauerstoff besteigen will,  lehnte ab. Es sei wirklich nur um eine Akklimatisationstour gegangen, ließ mich Yannicks Team auf Nachfrage wissen: „Ueli hat niemals über das Hufeisen geschrieben oder geredet. Er wartete darauf, dass sich sein Sherpa-Freund Tenji von seiner Erfrierung erholte, um mit ihm zusammen zur Westschulter aufzusteigen.“

Ich hatte am Montag einige Topbergsteiger angeschrieben und gefragt, wie sie Ueli erlebt haben. Zwei weitere Antworten erreichten mich.

Auer: „Ueli hat uns inspiriert und ermuntert“

Hansjörg Auer

Der 33 Jahre alte Österreicher Hansjörg Auer wurde in den USA von der Nachricht über Stecks Tod überrascht:

„Ueli war jemand, der sein Tun am Berg mit voller Passion und hohem persönlichen Einsatz betrieben hat. Er hat nicht nur viele Alpinisten inspiriert, sondern uns auch immer wieder mit seinen Ideen ermuntert, diesen notwendigen Schritt weiter zu gehen, um unsere Kultur des Bergsteigens neu zu definieren. Ich durfte mit ihm einige Male darüber diskutieren und werde sein sehr persönliches, wertschätzendes und aufmunterndes Email nach meinem Verlust von Gerry [Fiegl] am Nilgiri South [Fiegl stürzte im Herbst 2015 beim Abstieg von dem 6839 Meter hohen Berg im Westen Nepals in den Tod] nie vergessen. Lebe wohl, Ueli!“

Papert: „An den Grenzen des Menschenmöglichen“

Ines Papert

Nachdenkliche Worte fand die 43 Jahre alte deutsche Spitzenkletterin Ines Papert:

„Ich verliere Tränen über Uelis Verlust. Er hat im Alpinismus Unglaubliches bewegt und neue Maßstäbe gesetzt.

Aber kein Mensch ist unsterblich, auch nicht Ueli. Die Nachricht hat mich dennoch sehr hart getroffen, auch wenn sie nicht völlig unerwartet kam. Ich war über die Jahre immer ein wenig in Sorge und fragte mich, wie weit man das Limit pushen kann, ohne dabei Gefahr zu laufen, sein Leben zu verlieren. Ich bin sicher, es war ihm bewusst, wie nah er sich an der Kante befindet. Dies zu kritisieren, ist absolut vermessen, denn es war SEIN Leben, das Leben in den Bergen. Er hat es ERLEBT und war dabei sicher glücklich. 

Doch hoffte ich immer, dass er mit seinem Zugang zum Alpinismus nicht zu viele Nachahmer finden würde. Leichtigkeit (light and fast) bis zu einem gewissen Maß kann das Risiko an hohen Bergen enorm reduzieren. Doch je weiter man das Spiel treibt, umso näher ist man dem Tod. Dessen war sich Ueli bewusst, denn er war nicht nur unglaublich motiviert und stark sondern auch ein intelligenter Mensch. 

Es liegt viele Jahre zurück, dass wir gemeinsam die Route „Blaue Lagune“ an den Wendenstöcken [Gebirgsgruppe in den Urner Alpen in der Schweiz] geklettert sind, dass wir uns in der Pizzeria im Val di Cogne [Seitental des Aosta-Tals in Italien] nach dem Klettern getroffen haben und über ethische Fragen im Mixed-Klettern diskutiert haben. Er stand damals ganz am Anfang seiner Karriere, doch seine Begeisterung oder fast Besessenheit für das Klettern und die Herausforderung grenzwertiger Ambitionen war deutlich spürbar. Seinen Erfolg konnte ich später nur noch aus den Medien verfolgen, er hatte sich komplett in eine andere Richtung entwickelt, als ich selber.

Ich habe ihn immer sehr bewundert, wie weit er seinen Körper und Geist an die Grenzen des Menschenmöglichen treiben konnte. Gleichzeitig hatte ich immer die Befürchtung, es würde eines Tages schief gehen. Ein wenig tröstlich ist, dass er dort geblieben ist, wo sein Zuhause war: in den Bergen der Welt.“ 

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Ines Papert: „Ich bin schon stolz“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/ines-papert-ich-bin-schon-stolz/ Thu, 27 Oct 2016 14:36:13 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34117 Ines Papert

Ines Papert

Ließe sich gute Laune in Strom umwandeln, bräuchte Ines Papert derzeit zu Hause keine Steckdose mehr. Ich kann das Strahlen der 42 Jahre alten deutschen Topkletterin förmlich durch das Telefon hören, als ich mit ihr über den Erfolg am 5842 Meter hohen Kyzyl Asker im Grenzgebiet zwischen Kirgistan und China spreche. Zusammen mit ihrem 28 Jahre alten slowenischen Seilpartner Luka Lindic hatte sie – wie berichtet – eine spektakuläre Route durch die Südostwand des Bergs eröffnet. Eine Linie, an der zuvor viele Spitzenkletterer gescheitert waren, sie selbst auch zweimal.

Ines, wie fühlt sich das an, wenn man sich im dritten Anlauf (nach 2010 und 2011) einen so großen Traum erfüllt?

Richtig gut wäre untertrieben. (lacht) Es gibt eigentlich keine Worte dafür. Ich wache immer noch manchmal morgens auf und denke: War das jetzt nur ein Traum? Der Moment dort oben war schon sehr ergreifend, wenn auch kurz. Wir wussten ja, dass das Wetter umschlägt und wir schnell wieder herunter mussten. Deshalb war nicht viel Zeit, es zu genießen. Aber es wirkt schon noch nach.

Ines und Luka Lindic auf dem Gipfel des Kyzyl Asker

Ines und Luka Lindic auf dem Gipfel des Kyzyl Asker

Du warst ja erstmals mit dem Slowenen Luka Lindic unterwegs und ihr kehrt gleich mit einem großen Erfolg zurück. Hat es einfach gepasst?

Der Kyzyl Asker lag mir immer noch schwer im Magen, nachdem ich dort 2011 zum zweiten Mal gescheitert war. Es war für mich klar, dass es vom Team her einfach besser passen musste, wenn ich noch einmal dorthin aufbräche. Ich wollte es nicht mehr dem Zufall überlassen, sondern auf meine innere Stimme hören. Als ich Luka bei einer Veranstaltung unseres gemeinsamen Sponsors erstmals das Bild der Wand gezeigt habe, spürte ich sofort seine Begeisterung. Inzwischen kann ich einordnen, ob so etwas aus tiefer Überzeugung kommt oder ob jemand vielleicht meint, es wäre gut für seine Vita. Bei Luka merkte ich sofort, dass es ernst und ehrlich gemeint war. Ich habe natürlich auch seine Expeditionen der vergangenen Jahre verfolgt. Man kann sich für so ein Projekt eigentlich keinen besseren Kletterpartner wünschen. Es gab eigentlich nie Reibungspunkte zwischen uns. Wir brauchten am Berg gar nicht viel zu kommunizieren. Es war einfach klar, wie wir das Ganze angehen.

Habt ihr euch gegenseitig motivieren müssen?

Das war gar nicht nötig. Wir waren von Anfang an hoch motiviert, als wir sahen, wie gut die Bedingungen im Vergleich zu den beiden anderen Versuchen waren. Wir sind angekommen, haben unsere Akklimatisationstour gemacht, zwei Tage im Schneesturm abgewartet und dann gleich das erste Wetterfenster genutzt. Es gab also keine langen Wartephasen, keine Schwierigkeiten mit der Höhe oder andere Probleme.

Ines in perfektem Eis

Ines in perfektem Eis

Ihr habt eine Linie vollendet, an der sich viele Expeditionen zuvor die Zähne ausgebissen hatten. Du selbst warst ja auch zweimal mit leeren Händen zurückgekehrt. Worin lag diesmal das Erfolgsgeheimnis?

Ich hatte mir vorher überlegt, dass es günstiger ist, von China aus anzureisen. Das hatten Nicolas Favresse und Sean Villanueva vorgemacht, als sie 2013 erstmals den Südpfeiler rechts unserer Route geklettert waren. Bis dahin hatten wir gedacht, man müsse über Kirgistan anreisen. Von der chinesischen Seite aus musst du nicht erst, wie in Kirgistan, dein Gepäck über 16 Kilometer bis zum vorgeschobenen Basislager schleppen und dabei auch noch einen 5200 Meter hohen Pass überqueren. Außerdem startest du in China auf einer Höhe von 2900 Metern und kannst dich viel besser akklimatisieren als in Kirgistan, wo du zunächst bis auf 4000 Meter hochfahren musst. Wir hatten also einen kürzeren Zustieg und mehr Höhenmeter, um uns zu akklimatisieren.
Das zweite Erfolgsgeheimnis war unser Team. Luka ist einfach wahnsinnig schnell. Wir beide haben uns wahnsinnig gut ergänzt und konnten echt Gas geben. Für uns war klar, dass wir die fast 1200 Höhenmeter bis zum Gipfelgrat am ersten Tag schaffen mussten.
Und dann die guten Bedingungen! Bei meinen ersten Versuchen am Kyzyl waren die Verhältnisse schwierig. Das waren mindestens M8-Seillängen, eine solche Mixed-Kletterei braucht natürlich viel mehr Zeit als jetzt in einer geschlossenen Eislinie, die nur ab zu von ein paar Felsstellen unterbrochen ist.
Ein weiterer Erfolgsfaktor war, dass wir nur einen Rucksack mit dabei hatten. Wir haben auf vieles verzichtet. Wir hatten nur einen Zwei-Personen-Schlafsack mit, keine Reserven an Gas und Essen. Nur das Nötigste an Kleidung.

Unbequemes Biwak

Unbequemes Biwak

Wie sehr warst du beim Klettern am Limit?

Am Limit war ich eigentlich nur weit oben in der Wand. Es ist wirklich zäh, wenn du nur einen Rucksack hast. Ich weiß nicht, ob ich das noch einmal machen würde. Vielleicht sollte man besser das Gepäck aufteilen, auf einen leichten Rucksack für den Vorsteiger und einen schwereren für den Nachsteiger. Wir sind immer abwechselnd mehrere Seillängen vorgestiegen. Die Passagen, in denen ich nachstieg und den schweren Rucksack tragen musste, haben mich am meisten geschlaucht. Luca hat am Ende noch einmal richtig Gas gegeben. Ich hätte vielleicht schon ein, zwei Seillängen unterhalb biwakiert. Aber wir haben nach einem Platz gesucht, auf dem man einigermaßen sitzen kann. Das hat sich dann leider nicht mehr ergeben.

Der Erfolg gibt euch Recht, auch wenn ihr eine kalte Nacht verbracht habt.

Das hat aber auch nur funktioniert, weil wir nachher nicht mehr viel klettern mussten. Nach der Nacht wäre keiner von uns beiden mehr in der Lage gewesen, noch einmal in der Schwierigkeit wie zuvor weit zu klettern.

Die neue Route durch die Südostwand

Die neue Route durch die Südostwand

Wo ordnest du den Erfolg in deiner persönlichen Rangliste der Karriere-Höhepunkte ein?

Schon ganz, ganz weit oben. (lacht) Mir gefällt einfach nach wie vor der Alpinstil am besten. Man ist beweglich und schnell, man kann auch kleine Zeitfenster nutzen. Das hat sich für unsere Linie einfach angeboten. Ich bin schon stolz.
Ich habe mich auch sehr über verschiedene Kommentare auf Facebook gefreut, von Kletterern, die sich vergeblich an der Route versucht hatten. Das ist die größte Belohnung überhaupt. Es könnte auch jemand angepisst reagieren und schreiben: Das war eigentlich meine Linie, sie war für mich reserviert. Aber da sieht man, dass die Bergsteiger-Community eigentlich im Großen und Ganzen gut funktioniert, dass man sich auch gegenseitig einen Erfolg gönnt. Das war eine schöne Erfahrung.

Und jetzt hängst du in einem tiefen Loch und weißt nicht mehr, was du machen sollst?

Von wegen! Ich habe immer ganz viele Ideen. Ich weiß gar nicht, wann ich die alle umsetzen soll. Dafür reicht mein Leben nicht aus. Wir hatten in China am Ende unserer Expedition noch ein bisschen Zeit und haben bereits eine Liste möglicher Ziele für die nächste Zeit erstellt.

Das heißt, du wirst mit Luka erneut losziehen?

Selbstverständlich, wir haben schon ganz klare Pläne.

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Ines Papert am Kyzyl Asker: Erfolg im dritten Anlauf https://blogs.dw.com/abenteuersport/ines-papert-am-kyzyl-asker-erfolg-im-dritten-anlauf/ Fri, 21 Oct 2016 08:11:46 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34055 Ines Papert und Luka Lindic auf dem Gipfel des Kyzyl Asker

Ines Papert (l.) und Luka Lindic auf dem Gipfel des Kyzyl Asker

Manche Berge wirken auf bestimmte Menschen wie Magneten. Sie üben eine fast magische Anziehungskraft aus, auch wenn sie so schwer zugänglich sind wie der Kyzyl Asker in der Grenzregion zwischen China und Kirgistan. Zum dritten Mal ist die deutsche Topkletterin Ines Papert zu dem 5842 Meter hohen Berg gereist, um sich dort an einer neuen Kletterroute durch die schwierige Südostwand zu versuchen, die ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte. 2010 und 2011 war Ines gescheitert, jetzt kehrte sie mit einem Erfolg im Gepäck heim. “Ich glaube, ich werde mein Dauergrinsen eine Weile nicht mehr los”, schreibt Papert auf Facebook. Zusammen mit dem 28 Jahre alten Slowenen Luka Lindic kletterte die 42-Jährige vor drei Wochen durch die Wand zum Gipfel des Kyzyl Asker. In den letzten Jahren hatten sich mehrere Expeditionen an der 1200 Meter hohen, markanten Rinne die Zähne ausgebissen. Papert und Lindic tauften ihre neue Route “Lost in China”. Erstmals war Ines nicht von Kirgistan, sondern von China aus angereist. Das habe der Expedition ihre besondere Note gegeben, schreibt Ines: “Die Sprache, die Kultur, die Zeit, die wir brauchten, und die unermessliche Weite des Landes vermittelten uns oft den Eindruck, verloren zu sein.”

Fast leicht

Die neue Route durch die Südostwand

Die neue Route durch die Südostwand

Am 30. September stiegen Ines und Luka um fünf Uhr morgens in die Südostwand ein. “Wir wussten, dass wir schnell vorankommen mussten, um noch am selben Tag den Gipfelgrat zu erreichen. Das kleine Schönwetterfenster drohte zu schließen, wir hätten uns zurückziehen müssen oder wären vielleicht in einem Schneesturm gefangen gewesen.” 2010 hatte Ines 300 Meter unterhalb des Gipfels wegen heftigen Schneefalls und Lawinen umkehren müssen. Diesmal fand sie ganz andere Bedingungen vor: “Weder Luka noch ich waren jemals zuvor in dieser Höhe eine so perfekte Eis- und Mixed-Route geklettert. 2010 hatte uns dieselbe Route wegen der schwierigen Verhältnisse unglaublich viel Zeit gekostet. Diesmal erschien es fast leicht.”

Hartes Biwak

Ines in der Wand

Ines in der Wand

Sie kletterten bis zehn Uhr abends und biwakierten zwei Seillängen unterhalb des Gipfelgrates. In mühsamer Arbeit schlugen sie sich mit ihren Eisgeräten einen kleinen Sitzplatz aus dem Eis. “Er war windgeschützt, dennoch ausgesetzt, alles andere als bequem.” Die beiden Kletterer froren sich durch die kurze Nacht. „Luka sagte, es sei eines der härtesten Biwaks gewesen, die er je gemacht habe. Ich hatte Nächte wie diese schon zweimal vorher am Kyzyl Asker erlebt“, schreibt Ines. Am nächsten Mittag erreichten Papert und Lindic den überwechteten Gipfel. Der Slowene ließ der deutschen Kletterin den Vortritt. So viel Energie hatte sie schon in diesen Berg investiert, jetzt war Ines am Ziel ihrer Träume: „Ich war sprachlos, einfach glücklich, diesen Augenblick zu erleben. Luka kam dazu, und ich konnte die Freude in seinem Gesicht sehen.“

Eine der besten Linien

Luka in Aktion

Luka in Aktion

Lindic gehört zur „jungen Garde“ der starken slowenischen Bergsteiger. 2015 gewann Luka mit seinen Landsleuten Marko Prezelj und Ales Cesen den Piolet d’Or, den „Oscar der Bergsteiger“. Im Sommer gelang Luka und Ales am Fast-Achttausender Gasherbrum IV (7932 Meter) in Pakistan die erst vierte Begehung des schwierigen Nordwestgrats. Lindic hat die Expedition mit Ines Papert genossen. „Das war eine der besten Linien, die ich bisher geklettert bin“, schreibt der 28-Jährige auf Facebook. „Danke Ines für die Idee und die großartige Zeit.“

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Frauen-Power in Patagonien https://blogs.dw.com/abenteuersport/frauen-power-in-patagonien/ Thu, 03 Mar 2016 11:11:51 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32029 Papert und Smith-Gobat auf dem Gipfel des Torre Central

Papert und Smith-Gobat auf dem Gipfel des Torre Central

Den Sportkletterschuh am einen Fuß, am anderen einen Schuh mit Steigeisen – das sollte sich Ines Papert patentieren lassen. Die deutsche Topkletterin kreierte die eigenwillige Technik kürzlich in einer schwierigen Passage in der Ostwand des 2800 Meter hohen Torre Central in Patagonien. „Die Seillänge lies mir keine andere Wahl“, berichtet Ines. „Eine für mich völlig unbekannte Technik, deren Namen ich vielleicht prägen könnte: ‚hochgepapert‘?“ Sie habe sich wirklich mit allen Mitteln die extrem schwierige Route „Riders on the Storm“ hinaufgekämpft, sagt Ines: „Ich nutzte meine Eisgeräte nicht nur zum Klettern, sondern auch als Zwischensicherung.“ Zusammen mit der 36 Jahre alten Neuseeländerin Mayan Smith-Gobat gelang der 41-Jährigen an dem Granitturm die erst fünfte Begehung der Route, die 1991 von den deutschen Kletterlegenden Wolfgang Güllich, Kurt Albert, Bernd Arnold, Norbert Bätz und Peter Dittrich eröffnet worden war. 

Extreme Herausforderung

Mayan in der Wand

Mayan: „Neue Erfahrung“

Zusammen mit den beiden Frauen kletterte der Fotograf und Bergführer Thomas Senf. Der 34 Jahre alte gebürtige Leipziger lebt und arbeitet seit 15 Jahren in der Schweiz. Das Team hatte sich vorgenommen, die extrem schwierige Route durch die 1300 Meter hohe Wand erstmals frei zu klettern. Daran waren Güllich und Co. ebenso wie alle anderen Kletterer später gescheitert. Auch Ines und Mayan bissen sich letztlich an dieser Aufgabe die Zähne aus. Immerhin hätten sie zwei Seillängen „befreit“ und bei fünf weiteren kletterbare Varianten ausgemacht, berichten die beiden. Dass es nicht mehr wurde, verhinderte das berüchtigte „Patagonien-Wetter“ mit Schnee, Regen oder Sturm. Eine extreme Herausforderung in einer extremen Route, sagt Mayan: „Nicht selten klemmten die Finger, die Hand oder gar der ganze Körper in einem vereisten Riss, was auch für mich eine neue Erfahrung darstellte“, sagt Mayan.

Schrecksekunde in der Nacht

Frauen-Power: Ines (l.) und Mayan

Frauen-Power: Ines (l.) und Mayan

Ein seltenes Schönwetterfenster gleich zu Beginn ihrer Expedition nutzten Papert, Smith-Gobat und Senf, um die Route bis zum Gipfel zu durchsteigen. Ines spricht von einem „magischen“ Moment auf dem höchsten Punkt: „Wir fallen uns in die Arme und sind sprachlos. Kein Wind ist spürbar. Keine Wolke trübt den Himmel. Für einen Moment sind wir die glücklichsten Menschen auf dieser Erde.“ Aber es gab auch andere Momente. So krachte in der Nacht nach dem Gipfelerfolg ein kühlschrankgroßer Felsbrocken aus der Wand ins Tal. Ein Stein traf das Portaledge der Kletterinnen und zerriss das Zelt in zwei Hälften. Ines und Mayam kamen mit dem Schrecken davon.

Hochpapern ohne Papert

„Ich hatte reichlich Glück in dieser Wand. So reizvoll es erscheint wiederzukommen, um das Projekt zu vollenden, aber ich habe mich dagegen entschieden“, sagt Ines. Mayan hat die erste freie Begehung der extrem schwierigen Route noch nicht abgeschrieben. Sie will zum Torre Central zurückkehren, um sich, falls nötig, auch „hochzupapern“.

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Piolet d’Or: Da waren es nur noch drei https://blogs.dw.com/abenteuersport/piolet-dor-da-waren-es-nur-noch-drei/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/piolet-dor-da-waren-es-nur-noch-drei/#comments Thu, 05 Mar 2015 15:27:52 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28667 Logo-Piolet-d'OrDie Oscars für die Schauspieler sind verliehen, die für die Bergsteiger noch nicht. Vom 9. bis 12. April trifft sich die Bergsteiger-Szene in Chamonix und Courmayeur zu Füßen des Mont Blanc, wo die diesjährigen Piolet d‘Ors verliehen werden, die Goldenen Eispickel. Die neunköpfige Jury, zu der auch die deutsche Topkletterin Ines Papert gehört, hat aus einer vorläufigen Liste der 58 wichtigsten Besteigungen  des Jahres 2014 drei besonders herausragende ausgewählt.Traverse, Nordwand und ein „Scheues Mädchen“

Dazu zählt die so genannte „Fitz-Traverse“, die im Februar Alex Honnold und Tommy Caldwell im Februar 2014 gelungen war. Die beiden US-Amerikaner überschritten die komplette Gipfelgruppe um den Fitz Roy in Patagonien. Für die mehr als fünf Kilometer lange Kletterstrecke über sieben Gipfel und teilweise messerscharfe Grate benötigten die beiden fünf Tage.

Neue Routen auf den Hagshu: rechts die der Slowenen, links die der Briten

Neue Routen auf den Hagshu: rechts die der Slowenen, links die der Briten

Ebenfalls unter die Top drei haben es die drei slowenischen Bergsteiger Ales Cesen, Luka Lindic and Marko Prezelj geschafft. Sie durchstiegen Ende September 2014 am formschönen 6515 Meter hohen Hagshu in der indischen Krisenregion Kaschmir erstmals die 1350 Meter hohe Nordwand. Die beiden Briten Mick Fowler und Paul Ramsden, die sich ursprünglich dieselbe Route vorgenommen hatten, dann aber wegen der schon anwesenden Slowenen auf die Nordostwand ausgewichen waren, schafften es mit ihrer neuen Route „nur“ in die Vorauswahl.

Die Dritten auf dem Podest sind die beiden Russen Alexander Gukov and Alexey Lonchinsky. Sie durchstiegen im Mai 2014 erstmals die 1900 Meter hohe Südwestwand des Thamserku (6618 Meter) im Khumbu-Gebiet in Nepal, unweit des Mount Everest. Für ihre Tour im Alpinstil benötigten sie acht Tage. Ihre Route tauften Alexander und Alexey “Shy girl”, scheues Mädchen. Warum, werden sie sicher im April am Mont Blanc verraten.

Ehren-Piolet d’Or für Chris Bonington

Bei der Veranstaltung erhält auch die lebende Bergsteiger-Legende Sir Chris Bonington einen Piolet d’Or.  Der 80 Jahre alte Brite wird – wie berichtet – für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr hatten der Schweizer Ueli Steck (für seine Solodurchsteigung der Annapurna-Südwand in Nepal) sowie die Kanadier Raphael Slawinsky und Ian Welsted (für die Erstbesteigung des 7040 Meter hohen K 6 West in Pakistan) den „Oscar der Bergsteiger“ gewonnen.

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Ines Papert: „Ein überwältigender Moment“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/ines-papert-likhu-chuli/ Fri, 29 Nov 2013 13:10:42 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=24437

Route des Auf- und Abstiegs

Auf diese Art Souvenir aus dem Himalaya hätte Ines Papert gerne verzichtet. „Die Heilung von Fingern und Zehen wird jetzt einige Zeit in Anspruch nehmen“, sagt die 39-Jährige nach ihrer Heimkehr aus Nepal. Dort hat die deutsche Topkletterin – wie berichtet – am 13. November den 6719 Meter hohen Likhu Chuli I, auch Pig Pherado Shar genannt, erstbestiegen und mit ihrem Seilpartner Thomas Senf eine neue Route durch die Nordwand des Sechstausenders eröffnet. „Nie hätte ich geglaubt, dass sich Erfrierungen so schleichend abzeichnen können“, wundert sich Ines. „Wir haben zwar während unserer Begehung gefroren wie noch nie, aber auch erste Anzeichen sehr ernst genommen.“ Aus diesem Grund verzichtete Thomas im letzten Lager auf 6580 Metern auf den finalen Aufstieg zum greifbar nahen höchsten Punkt.

Erfrierungen zweiten Grades

Ines Papert auf dem Gipfel des Likhu Chuli I

„Wäre ich an dieser Stelle weiter geklettert, hätte ich schwere Erfrierungen riskiert“, sagt Thomas. „Umso mehr freute ich mich über Ines Entschluss, alleine zum Gipfel aufzubrechen. Hätte sie mir zuliebe verzichtet, wäre das sehr schade gewesen.“ Papert kletterte die letzte Passage über die Westflanke seilfrei und stand um 14 Uhr Ortszeit auf dem Gipfel, 6719 Meter hoch. „Ein überwältigender Moment, als erster Mensch seinen Fuß auf einen Himalaya-Gipfel zu setzen“, erinnert sich Ines. „Aber ganz große Freude wollte nicht aufkommen. Ich hätte mir so gewünscht, diesen Moment mit Thomas teilen zu können. Außerdem setzten mir die Kälte und Höhe zunehmend zu.“ Nach einer weiteren Nacht im letzten Lager stiegen Ines und Thomas ins Basislager ab. Beide zogen sich Erfrierungen zweiten Grades zu. Dabei verfärbt sich die Haut blaurot, und es können sich Blasen bilden. Die gute Nachricht: Bei richtiger Behandlung verheilt alles wieder, ohne dass sich Narben bilden.

Plan geändert

Ursprünglich hatten Papert und Senf vorgehabt, eine neue Route durch die Nordwand des 6487 Meter hohen Tengkangpoche zu legen. Als sie jedoch die Verhältnisse in der Wand sahen (wenig Eis in der Route, gefährliche Hängeseracs im Gipfelbereich), änderten sie ihren Plan. Eine gute Entscheidung. Wer kann sich schon Erstbesteiger eines Himalaya-Gipfels nennen?

P.S. Den vollständigen Expeditionsbericht findet ihr auf Ines‘ Homepage.

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Ines Papert ist die Erstbesteigerin https://blogs.dw.com/abenteuersport/ines-papert-ist-die-erstbesteigerin/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/ines-papert-ist-die-erstbesteigerin/#comments Fri, 22 Nov 2013 10:13:28 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=24287

Ines Papert

Und es war doch eine Erstbesteigung! Ines Papert hat am 13. November als erster Mensch ihren Fuß auf den 6718 Meter hohen Pig Pherado Shar in Nepal gesetzt, auch als Likhu Chuli I bekannt. Billi Bierling, Mitarbeiterin der legendären Himalaya-Chronistin Elizabeth Hawley schreibt mir, dass die Französin Cécile Barbezat und Nawang Dorje Sherpa am 21. Oktober 1960 auf dem Gipfel des Likhu Chuli II gewesen seien, „was wiederum bedeutet, dass Ines die Erstbesteigerin des Likhu Chuli I ist.“ Das hätten Recherchen ihres französischen Kollegen Rodolphe Popier in der Bibliothek des französischen Alpenvereins (Club Alpin Français) ergeben.

Text-Bild-Schere

Der Likhu Chuli ziert eine 12-Rupie-Briefmarke

„Es ist ganz klar, dass sie den Likhu II über den Westgrat bestiegen haben und nicht den Likhu I“, urteilt Rodolphe, der den vor mehr als einem halben Jahrhundert verfassten Bericht von Barbezat überprüft hat: „Im Text wird ein schwieriger Aufstieg erwähnt, von einer Traverse zwischen den beiden Gipfeln ist keine Rede. Es gibt eindeutige Bilder. Eines, das unterhalb des von ihnen beanspruchten Gipfels aufgenommen wurde, zeigt direkt darunter den Trakarding-Nordwestgletscher mit dem Tsho-Rolpa-See (im Hintergrund der Gauri Shankar und der Melungtse). Auf einem anderen vom Gipfel aus sieht man den Südwestgrat des Likhu II (noch jungfräulich und fälschlicherweise als Südgrat bezeichnet). Selbst auf dem Bild des Gipfels, das vom Basislager aus fotografiert wurde, wird ihre Westgrat-Route auf der rechten Seite erwähnt, ohne klare Unterscheidung der beiden Gipfel.“ Mit anderen Worten: Die Angaben im Text passen nicht zu den Bildern. Barbezat und Nawang Dorje haben einen anderen Gipfel bestiegen, als den, für den sie ihn ausgaben. Laut Billi Bierling wird der Fehler in der Datenbank von Miss Hawley umgehend korrigiert. Ines Papert wird jetzt als Erstbesteigerin des Likhu Chuli I geführt. Herzlichen Glückwunsch, Ines!

P.S. Und wo ich schon dabei bin zu gratulieren: Alles Gute nachträglich, Miss Hawley! Der 90. Geburtstag der unverwüstlichen Himalaya-Expertin am 9. November ist mir doch glatt durchgeflutscht.

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War Ines doch die Erste? https://blogs.dw.com/abenteuersport/ines-papert-pig-pherado-shar/ Thu, 21 Nov 2013 11:23:46 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=24227

Ines Papert

Na, das wird ja immer spannender. Möglicherweise hat Ines Papert doch als Erste den 6718 Meter hohen Pig Pherado Shar in Nepal bestiegen. Darauf macht mich Billi Bierling, Mitarbeiterin der Himalaya-Chronistin Elizabeth Hawley, aufmerksam. Der Berg ist auch unter dem Namen Likhu Chuli I bekannt. Ich hatte auf einen Vermerk in Hawleys Datenbank verwiesen, nach dem ein französisches Team unter Leitung von Robert Sandoz den Sechstausender nahe Namche Bazar bereits am 21. Oktober 1960 bestiegen habe. Billi schreibt, die Franzosen hätten vor 53 Jahren möglicherweise den Gipfel des 6659 Meter hohen Likhu Chuli II (Pig Pherago Nup) erreicht. Die Frage lautet also: Likhu Chuli I oder II? „ Die Datenbank sagt ‚I‘, aber wir glauben, dass es ein Fehler ist!“, so Billi. Die Recherche laufe. Wenn es Neuigkeiten aus Kathmandu gibt, werde ich euch natürlich informieren. Übrigens: Erstbesteigung hin oder her, die Leistung von Ines Papert verdient ohnehin unseren Applaus.

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Ines Papert besteigt 6000er im Khumbu https://blogs.dw.com/abenteuersport/ines-papert-besteigt-6000er-im-khumbu/ Tue, 19 Nov 2013 23:53:14 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=24209

Ines Papert auf dem Gipfel des Pig Pherado Shar

Schöner Erfolg für Ines Papert. Die deutsche Spitzenkletterin eröffnete nach eigenen Angaben mit Thomas Senf im Alpinstil eine neue Route durch die Nordwand des 6718 Meter hohen Pig Pherado Shar. Der Berg liegt nahe Namche Bazaar, dem Hauptort des Khumbu-Gebiets unweit des Mount Everest. Den Gipfel erreichte die 39-Jährige allein. „Thomas blieb wegen beginnender Erfrierungen an den Zehen der höchste Punkt leider verwehrt“, schreibt Ines auf der Facebook-Seite eines ihrer Sponsoren. Es sei das „kälteste Abenteuer ihres Lebens“ gewesen.

Erstbesteigung offenbar schon 1960 

Mit ihrer spontanen (mittlerweile wieder entfernten) Aussage, den Pig Pherado Shar „als erster Mensch“ bestiegen zu haben, dürfte Ines aber wohl falsch gelegen haben. Laut einem Eintrag der gewöhnlich äußerst genau recherchierenden Himalaya-Chronisten Elizabeth Hawley und Richard Salisbury in einer Veröffentlichung des American Alpine Club wurde der Pig Pherado Shar bereits vor 53 Jahren erstbestiegen. Ein französisches Team unter Leitung von Robert Sandoz habe den Berg, der auch als Likhu Chuli I bekannt ist, am 21. Oktober 1960 über den „steilen, schwierigen Westgrat“ erreicht.

Plan geändert 

Ursprünglich hatten Ines Papert und Thomas Senf eine neue Route durch die Nordwand des 6487 Meter hohen Tengkangpoche eröffnen wollen. Warum sie ihren Plan änderten, werden wir sicher in den nächsten Tagen erfahren. Die Schweizer Ueli Steck und Simon Anthamatten waren 2008 erstmals durch die Tengkangpoche-Nordwand gestiegen. Für diese Leistung waren sie 2009 mit dem Piolet d’Or, dem Goldenen Eispickel, ausgezeichnet worden, dem „Oscar der Bergsteiger“.

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Alpine Mentoren https://blogs.dw.com/abenteuersport/alpine-mentoren/ Fri, 04 Oct 2013 15:33:52 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=23513

Ausbildungstag im Mont-Blanc-Gebiet

„Ausbildung ist der beste Reiseproviant für die Reise zum hohen Alter“, hat schon der alte Aristoteles gewusst. Dass der Philosoph als Felskletterer die Klippen der Ägäis unsicher gemacht hätte, wäre neu. Aber sein weiser Spruch gilt auch für Bergsteiger und Kletterer: Wer gut ausgebildet ist, lebt länger. Steve House, der Topkletterer aus den USA, hat sich nach einem Sturz 2010, der ihn fast das Leben gekostet hätte, der Ausbildung junger, talentierter Kletterer verschrieben. Er gründete die gemeinnützige Organisation „Alpine Mentors“, um – so Steve – „dem Klettern etwas zurückzugeben und der heutigen Kletterjugend ein Mittel an die Hand zu geben, dass ich nicht hatte“. Der 43-Jährige hat internationale Topkletterer als Mentoren gewonnen, die bereit sind, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten am Berg an die nächste Generation weiterzugeben. Mit am Seil sind dieser Tage auch die deutschen Spitzenbergsteiger Ines Papert und David Göttler

„Die flippen bei einer Spalte aus!“

Bei einem zweiwöchigen Trainingslager in Fels, Schnee und Eis rund um den Mont Blanc bilden die beiden deutschen Spitzenbergsteiger gemeinsam mit Steve House das Trainerteam für vier Nachwuchstalente. David Göttler schwärmt via Facebook von „super Verhältnissen“ und „ungewöhnlicher Einsamkeit im ganzen Gebiet“. Der 35-Jährige, der bereits fünf Achttausender bestiegen hat, kann sich einen kleinen Seitenhieb auf die jungen Kollegen nicht verkneifen – mit einem Augenzwinkern: „(Ich) hatte Spaß mit der Truppe und finde es unglaublich, dass die teilweise in neun Stunden die „Nose“ (legendäre Kletterroute am Granitfelsen El Capitan im Yosemite-Nationalpark) hochmachen und bei einer Spalte am Gletscher ausflippen!“

DAV-Frauen-Expedkader in Indien

Spielwiese für DAV-Kletterinnen

David ist ein erfahrener Ausbilder. Von 2010 bis 2012 trainierte er die Jungs des Expedkaders des Deutschen Alpenvereins und führte sie zum Abschluss zur Erstbesteigung eines bis dahin noch namenlosen, fast 6000 Meter hohen Bergs im Westen Tibets.  Auch den nächsten Kurs über zweieinhalb Jahre wird Göttler betreuen. Derzeit ist das erste reine DAV-Frauen-Team auf Abschlussexpedition in Indien. Unter der Leitung ihrer Trainerin Dörte Pietron klettern sechs junge Bergsteigerinnen schwierige Routen an den Fünftausendern im Satling Valley. Eine vorbildliche Ausbildung, ganz im Sinne von Aristoteles, auch wenn der möglicherweise ein Klettermuffel war.

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Wahnsinnswand https://blogs.dw.com/abenteuersport/wahnsinnswand/ Mon, 27 Aug 2012 15:31:41 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16397

Mount Asgard (r.)

Auf der Flucht rast James Bond auf Skiern einem Abgrund entgegen. An der Kante fällt der Fels senkrecht ab. 007 stürzt im freien Fall in die Tiefe. Dann öffnet er seinen Fallschirm in den Farben des Union Jack und entschwebt seinen Verfolgern. Die Anfangsszene des Bond-Films „Der Spion, der mich liebte“ wurde am Mount Asgard gedreht, einem 2015 Meter hohen formschönen Granitfelsen auf Baffin Island im Norden Kanadas. In diesem Sommer tummelten sich dort drei deutsche Topkletterer – und waren erfolgreich. Nachdem Ines Papert mit zwei kanadischen Partnern eine neue Route durch die Nordwestwand des Südpfeilers eröffnet hatte, kletterten die „Huberbuam“ Thomas und Alexander mit dem Osttiroler Mario Walder jetzt am selben Pfeiler die „Bayerische Direttissima“, eine Route wie ein Strich durch die 700 Meter hohe Westwand, erstmals komplett frei.

Letztes Problem gelöst

Alex in der Direttissima

Sie nutzten also Haken, Klemmkeile und Seil nur zur Sicherung, nicht zur Fortbewegung – wie noch die sechs Bayern Bernd Adler, Markus Bruckbauer, Tom Grad, Luca Guscelli, Mane Reichelt und Christian Schlesener, die 1996 die äußerst anspruchsvolle Route eröffnet hatten. Eine belgische Expedition, angeführt von den Brüdern Nicolas und Olivier Favresse, war 2009 bei ihrem Versuch, die Direttissima zu „befreien“, knapp gescheitert. An einer Seillänge hatten sich die Kletterer die Zähne ausgebissen. Thomas und Alexander Huber gelang es nun mit Mario Walder, diese Lücke zu schließen. „Eine Wahnsinnszeit an einer Wahnsinnswand“, schwärmt Thomas. Die Schwierigkeit lasse sich durchaus mit den Toprouten am El Capitan vergleichen, dem legendären Granitfelsen im Yosemite-Nationalpark in den USA. „Der Asgard hat uns nichts geschenkt, nur der letzte Meter war wirklich leicht“, resümiert Alex.

Reizüberflutung

Auch Ines Papert und die beiden Kanadier Jon Walsh und Joshua Lavigne hatten an dem Berg alles geben müssen. Sturm und Regen hatten ihren Auf- und Abstieg erschwert. „Reizüberflutung“ (Sensory Overload) tauften die drei anschließend ihre neue Route. „1200 Meter Wandhöhe, ohne Portaledge, ohne Fixseile, leicht und schnell, in unserem favorisierten Stil, dem Alpinstil, zu klettern, ist ein sehr passables Ergebnis“, bilanzierte Ines zufrieden – auch wenn das Trio wegen des schlechten Wetters die Route nicht frei klettern konnte.

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Eisfassadenklettern https://blogs.dw.com/abenteuersport/eisfassadenklettern/ Fri, 27 Jan 2012 17:03:46 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=12979

Ines Papert in Harbin

Klappern gehört zum Geschäft, auch bei Profibergsteigern. Mit spektakulären Bildern oder Filmen bringen sich die Athleten immer wieder in Erinnerung. Ines Papert gehört zu den besten Eiskletterern der Welt. Bevor sie den Sport zum Beruf machte, war sie zweimal Weltmeisterin und dreimal Weltcup-Gesamtsiegerin in dieser Disziplin. Inzwischen hat sich die 37-Jährige auch in der Profiszene einen Namen gemacht: mit schwierigen Routen im gemischten Gelände, also Eis und Fels. In meinem Blog habe ich euch Ines bereits vorgestellt. Nicht vorenthalten will ich euch das Video, das sie beim Eisklettern in Harbin zeigt. Die Millionenstadt in der Mandschurei im Nordosten Chinas ist für ihr alljährlich veranstaltetes Eisfestival inzwischen weltberühmt. Ines hat dort einige von Menschenhand geschaffene Skulpturen erklommen. Eisfassadenklettern. Das mag sportlich eigentlich kaum erwähnenswert sein, doch das Video ist wirklich nett.

Bier verbindet

Seit 2002 finden sich in Harbin im Sommer dort, wo im Winter die bunt beleuchteten Eistürme stehen, große Bierzelte. Das zwölf Tage dauernde Bierfestival, bei dem auch deutsche Brauereien vertreten sind, erfreut sich großer Beliebtheit. Harbin hat eine lange Bier-Tradition. Die dortige Brauerei wurde bereits im Jahr 1900 von einem polnisch-stämmigen Russen gegründet. Heute ist sie in US-Besitz. Bier verbindet – auch international. Vielleicht sehen wir bald ja auch einen Profibergsteiger in einem der Festzelte herumturnen.

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