ISPO – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Everest-Winterpionier Wielicki: „Akklimatisation ist der Schlüssel“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-winterpionier-wielicki-akklimatisation-ist-der-schluessel/ Wed, 08 Feb 2017 20:25:31 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35007 Krzysztof Wielicki

Krzysztof Wielicki

Krzysztof Wielicki wirkt skeptisch. „Ich glaube, dass sie ein Problem kriegen, weil sie bisher nur in Lager 3 übernachtet haben und nicht auf 8000 Metern“, antwortet mir der Pole, als ich ihn auf der Sportartikelmesse ISPO in München treffe und ihn nach den Chancen des Basken Alex Txikon am Mount Everest frage. Txikon, der den höchsten Berg der Erde in diesem Winter ohne Flaschensauerstoff besteigen will, hockt im Basislager in den Startlöchern für seinen ersten Gipfelversuch. „Meiner Meinung nach sollte man vorher am Südsattel geschlafen haben“, sagt Wielicki. „Ich wünsche ihm viel Glück und hoffe, dass nichts passiert. Hauptsache, sie kommen sicher zurück. Ob mit oder ohne Gipfelerfolg.“

Wielicki about Txikon: They can have a problem

Am Gipfel Flasche leer

Wielicki (l.) und Cichy nach ihrem Gipfelerfolg

Wielicki (l.) und Cichy nach ihrem Gipfelerfolg

Der inzwischen 67-Jährige weiß, wovon er spricht. Mit seinem Landsmann Leszek Cichy gelang Wielicki am 17. Februar 1980 am Everest die erste Winterbesteigung eines Achttausenders überhaupt. Oberhalb des Südsattels nutzten sie Flaschensauerstoff, “weil wir nicht wussten, dass es ohne geht”, erzählt Krzysztof. „Unser Expeditionsleiter [Andrzej Zawada] sagte, hier ist die Flasche. Die müsst ihr tragen. Eine Flasche, neun Kilo! Als wir den Gipfel erreichten, stellten wir fest, dass die Flaschen leer waren.“

Nie wieder Atemmaske

Trotz einer Durchflussmenge von nur zwei Litern pro Minute habe der Sauerstoff nur für drei, vier Stunden gereicht. „Die Maske war gefroren. Ich habe überhaupt nicht gemerkt, dass ich Sauerstoff atme“, erzählt Wielicki. „Es war schrecklich. Ich habe danach nie wieder Flaschensauerstoff benutzt.“ Auch ohne Atemmaske blieb der Pole ein Pionier. 1986 gelang ihm mit seinem Landsmann Jerzy Kukuczka die erste Winterbesteigung des Kangchendzönga (8586 Meter). 1988 bestieg Krzysztof den Lhotse (8516 Meter) nicht nur erstmals im Winter, sondern auch als Erster solo. 1996 wurde Wielicki der fünfte Mensch, der auf allen 14 Achttausendern gestanden hatte.  Flaschensauerstoff sei „nicht nötig, wenn du gut akklimatisiert bist“, findet der Pole. „Das ist der Schlüssel.“

Wielicki: It was horrible

Immer noch Finanzierungsprobleme

K 2

K 2

Im Winter 2017/2018 will Krzysztof Wielicki eine polnische Winterexpedition zum K 2 leiten, dem einzigen Achttausender, der noch nicht in der kalten Jahreszeit bestiegen wurde. Noch immer ist die geplante Finanzierung durch polnische Regierungsunternehmen nicht endgültig unter Dach und Fach. „Wir sind schon etwas enttäuscht von der Regierung“, sagt Wielicki. „Aber wir werden kämpfen, und ich hoffe, dass wir die Probleme überwinden können.“ Derzeit stünden 14 Namen auf seiner Kandidatenliste, am Ende werde er voraussichtlich ein Achterteam zusammenstellen.

Wielicki: I hope we can overcome the problem

„Die schwierigste Herausforderung“

Denis Urubko

Denis Urubko

Adam Bielecki, dem 2012 die erste Winterbesteigung des Gasherbrum I (8080 Meter) und 2013 des Broad Peak (8051 Meter) gelang, werde sicher dazugehören, sagt Wielicki. Und auch Denis Urubko, Wintererstbesteiger des Makalu (8485 Meter) und des Gasherbrum II (8034 Meter): „Er möchte mit. Und wir wollen ihn auch. Ich denke, er wird uns begleiten.“ Urubko ist zwar in Kasachstan geboren, hat inzwischen aber einen russischen und einen polnischen Pass. Wielicki und Urubko waren im Winter 2002/2003 schon einmal gemeinsam am K 2, dem mit 8611 Metern zweithöchsten Berg der Erde. Auch damals leitete Wielicki die Expedition, bei der das Team über die chinesische Nordseite aufstieg. Urubko erreichte eine Höhe von 7650 Metern, ehe er und sein Seilpartner vom schlechten Wetter gestoppt wurden und die Expedition abgebrochen wurde. Diesmal ist ein Versuch über die pakistanische Seite des K 2 geplant. „Entweder über den Abruzzengrat oder über die Cesen/Basken-Route, je nach den Verhältnissen in der Wand“, sagt Krzysztof Wielicki. „Ich denke, wenn wir von Winterexpeditionen an den Achttausendern reden, ist es die letzte und schwierigste Herausforderung.“

Wielicki: K 2 the last and most difficult challenge

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Kaltenbrunner: „Alle Everest-Parteien an einen Tisch!“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/kaltenbrunner-interview-everest/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/kaltenbrunner-interview-everest/#comments Fri, 13 Feb 2015 11:00:27 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28447 Gerlinde Kaltenbrunner auf der ISPO

Gerlinde Kaltenbrunner auf der ISPO

Es ist ruhiger geworden um Gerlinde Kaltenbrunner. Ein Umstand, der ihr eigentlich ganz gut gefällt. Nach wie vor ist die 44 Jahre alte Österreicherin eine gefragte Vortragsrednerin. Über mangelnde Arbeit kann sich Gerlinde also nicht beklagen. Doch ihr bleibt immer noch ausreichend Zeit, um auf Reisen zu gehen. Ganz ohne Druck. Der ist verschwunden, seitdem sie 2011 mit dem Erfolg am K 2 ihr großes Projekt erfolgreich abschloss: Als erste Frau der Welt bestieg sie alle 14 Achttausender, ohne zu Flaschensauerstoff gegriffen zu haben. Unsere Wege kreuzten sich 2005 am Mount Everest, als sie (vergeblich) versuchte, gemeinsam mit Ralf Dujmovits und Hirotaka Takeuchi die Nordwand zu durchsteigen und ich als Reporter darüber berichtete. 2010 stieg sie über die tibetische Normalroute zum Gipfel auf. Auf der ISPO in München sprach ich mit Gerlinde über den Everest.

Gerlinde, du hast den Mount Everest wie auch die anderen 13 Achttausender ohne Sauerstoff bestiegen. Im Moment gibt es viel Unruhe rund um den höchsten aller Berge, vor allem wegen des Lawinenunglücks 2014 auf der nepalesischen Seite und dem anschließenden Abbruch der Expeditionen. Die Sherpas begehrten auf. Ist dort ein Konflikt hoch- und dann übergekocht?

Wahrscheinlich hat es sich wirklich über Jahre angesammelt und aufgestaut, dieses Unwohlsein bei den Sherpas, die sich stark ausgenutzt fühlen. Ich denke, es muss am Everest irgendetwas geschehen, weil es so nicht weitergehen kann.

Everest heute: Viel Verkehr auf der Normalroute

Viel Verkehr auf der Normalroute (2012)

Wer ist gefordert?

Beide Seiten müssen umdenken. Auch wenn ich selbst nie mit Sherpas unterwegs war, weiß ich aus Gesprächen, dass sie sich über die Expeditionen freuen, weil sie davon profitieren. Oft werde ich angesprochen: Die Sherpas bekommen ja nichts. Aber ich weiß aus sicherer Quelle, dass sie vergleichsweise viel Geld verdienen und damit wirklich ihre Familien ein Jahr lang ernähren können. Andererseits verstehe ich, dass sie dieses erhöhte Risiko nicht mehr eingehen möchten.

Viele Bergsteiger am Everest nutzen die Vorteile der Sherpa-Unterstützung, aber sprechen nicht darüber, dass sie mit Sherpas unterwegs sind. Da fehlt einfach die Wertschätzung. Es wäre schön, wenn die Menschen, die dorthin gehen, wieder mehr Eigenverantwortung mitbringen, mehr Selbstständigkeit beim Bergsteigen. Sie sollten viel mehr die Zusammenarbeit mit den Sherpas suchen, anstatt nur zu fordern, was alles zu geschehen hat. Der Materialtransport in die Hochlager, die vielen Sauerstoffflaschen, das hat wirklich ein Ausmaß angenommen, das ich nicht mehr nachvollziehen kann.

Kaltenbrunner:Es fehlt an Wertschätzung

Aber der Everest ist ein durchkommerzialisierter Berg. Ist es nicht naiv zu glauben, dass sich daran etwas ändert? Weil es dort so viel Infrastruktur gibt, wird der Everest immer auch Menschen anlocken, die von ihren Fähigkeiten als Bergsteiger her eigentlich nicht dorthin gehören.

Das stimmt ganz sicher. Man hat in den vergangenen Jahren gesehen, dass sehr viele Leute dort sind, die mit dem Bergsteigen eigentlich nichts zu tun haben, aber unbedingt den Traum verwirklichen wollen, den höchsten Berg der Erde zu besteigen – egal was es kostet, egal mit welchen Mitteln. Das hat eine Richtung eingeschlagen, die absolut nicht gut ist. Ganz im Gegenteil. Vielleicht ist es wirklich naiv zu glauben, dass sich daran etwas ändert. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

Eigentlich weiß jeder, dass es so nicht weitergehen kann und etwas passieren muss. Die Frage ist nur, was genau. Viele sprechen darüber, ich auch. Aber letztendlich hat niemand eine wirkliche Idee, mit der man ernsthaft etwas bewirken und verändern kann. Die Sherpas begehren auf. Einige, mit denen ich gesprochen habe, sagen, sie möchten nicht mehr zum Everest, weil sie genug verdient haben. Viele leben inzwischen im Ausland, viele in Amerika. Andere machen es weiter, weil sie das Geld brauchen, um ihren Kindern eine gute Schulbildung zu ermöglichen. Es ist wirklich ein heikles und schwieriges Thema.

Kaltenbrunner: Die Hoffnung stirbt zuletzt

Ich habe das Gefühl, dass derzeit die Verantwortung hin und her geschoben wird. Die Veranstalter klagen die Regierung an und umgekehrt. Die Sherpas wiederum kritisieren Veranstalter und Regierung. Aber sie setzen sich nicht an einen Tisch und einigen sich auf eine Stoßrichtung.

Genau daran fehlt es, dass sie alle an einem Tisch sitzen und dass jeder sein Ego ein Stück weit zurückschraubt und ernsthaft eine sinnvolle Lösung anstrebt. Es sieht auch nicht so aus, als würde es in nächster Zeit geschehen.

Nordwand-Basislager

Nordwand-Basislager

Bist du vor diesem Hintergrund froh, das Kapitel Everest abgehakt zu haben?

Ich möchte es nicht als abgehakt bezeichnen. Aber ich bin auf jeden Fall froh, dass ich 2010 das große Glück hatte, an einem Tag unterwegs zu sein, an dem nur sehr wenige Leute aufstiegen. Es schneite, es war wolkig, ich hatte am Gipfel keinen Ausblick. Aber dafür war es ruhig am Berg. Von Genuss am Gipfel möchte ich nicht reden, dafür war der Aufstieg zu anstrengend. Aber ich habe mich gefreut, es geschafft zu haben.

Außerdem hatten wir damals unser Basislager unterhalb der Nordwand aufgeschlagen. Dort war es ruhig und abgeschieden, wir waren alleine. An diesem großen Berg, wo wirklich viel los ist, hatten wir ein Stück weit unsere Ruhe. Das habe ich genossen und ich freue mich noch heute, dass ich es so habe erleben dürfen.

Kaltenbrunner: Ich habe Ruhe am Everest erlebt

Das wird in der Diskussion ja auch meist unterschlagen, dass es am Everest immer noch die Möglichkeit gibt, bergsteigerische Abenteuer zu erleben. Ich denke nur an die Nordwand oder auch die Kangshung-Flanke. Es gibt durchaus noch Spielwiesen.

Natürlich, für echte Bergsteiger gibt es noch genug zu tun. Ich weiß nicht, ob in diesem Jahr jemand zur Nordwand geht. Dort hast du pure Einsamkeit. Im Basislager nur die gurrenden Schneehühner. Sonst ist es absolut ruhig, und du hast den Blick auf die Nordwand. Auch an der Kangshung-Wand ist niemand unterwegs. Nur auf den Hauptaufstiegsrouten, die von unten bis oben gesichert sind, tummeln sich die Leute. Ich will sie gar nicht Bergsteiger nennen. Natürlich gibt es solche und solche. Aber am Everest sind viele unterwegs, die dort eigentlich nicht hingehören.

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Ueli Steck: „Ich akzeptiere das Risiko“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/interview-ueli-steck-risiko/ Wed, 11 Feb 2015 09:35:16 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28383 Ueli Steck auf der ISPO

Ueli Steck auf der ISPO

Eigentlich wollte Ueli Steck im Herbst 2014 in Tibet nur ein bisschen Aktivurlaub machen. Der 38 Jahre alte Top-Bergsteiger aus der Schweiz plante, mit seiner Frau Nicole über die Normalroute den Achttausender Shishapangma zu besteigen. Schnell war klar: Ganz so einfach würde es nicht, weil zu viel Schnee lag. „Nur im Basislager rumsitzen, ist aber nicht mein Ding“, erzählte mir Ueli auf der ISPO in München. „Deshalb habe ich die Jungs bei ihrem Gipfelversuch begleitet.“ Die Jungs, das waren die deutschen Skibergsteiger Benedikt Böhm, Sebastian Haag und Martin Maier sowie der Italiener Andrea Zambaldi. Im Gipfelbereich löste sich eine Lawine: Haag und Zambaldi kamen ums Leben, Maier überlebte schwer verletzt. Nur Steck und Böhm wurden von der Lawine nicht mitgerissen. Grund genug, mit Ueli über Risiko und Glück zu reden:

Ueli, man sagt, eine Katze habe sieben Leben. Wie viele Leben hast du?

Ja, wie viele Leben habe ich? Ich habe jetzt schon ein paar Mal Glück gehabt. Aber ich zähle das nicht, da machst du dich nur verrückt. Es ist halt so, wenn man in die Berge geht, geht man ein gewisses Risiko ein. Und das muss man einfach akzeptieren.

Ueli Steck: Hatte schon ein paar Mal Glück gehabt

Vorgeschobenes Basislager an der Shishapangma

Vorgeschobenes Basislager an der Shishapangma

Im vergangenen Herbst hast an der Shishapangma hat eine Lawine im Gipfelbereich die Skibergsteiger Sebastian Haag und Andrea Zambaldi das Leben gekostet. Du warst dabei, wie knapp war es für dich?

Es war eigentlich nur Glück, dass Beni (Böhm) und ich uns noch etwas weiter oben aufhielten. Wir standen auch in der Lawine, aber eben ein wenig auf der Seite, wo nicht so viel wegrutschte. Wir konnten stehen bleiben, die anderen hat es weggefegt. Das war sehr knapp.

Wie viel ist in so einer Situation Glück, wie viel Instinkt?

Das ist schwierig zu sagen. Instinkt, das sind Entscheidungen, die du unbewusst triffst. Das kann man nicht messen. Es gibt schon Leute, die machen immer das Richtige. Man sagt dann auch, die haben immer Glück. Aber was ist Glück? Vielleicht trifft man einfach instinktiv die richtige Entscheidung und steht am richtigen Ort. Ich würde jetzt nicht unbedingt sagen, das war mein Instinkt, dass ich dort überlebt habe. Aber ich würde auch nicht sagen, es war nur pures Glück. Ich kann das irgendwie nicht erklären.

Du hast schon mehrere solcher Situationen erlebt. So wurdest du bei einem deiner ersten Versuche an der Annapurna-Südwand im Jahr 2007 von einem Stein am Kopf getroffen und kullertest 300 Meter tief den Berg hinunter.

Das war pures Glück. Pech war eigentlich nur, dass mich damals der Stein getroffen hat, der Rest war wirklich pures Glück. Das hatte nichts mit Instinkt oder was auch immer zu tun.

Ueli Steck In der Annapurna-Südwand

Ueli Steck In der Annapurna-Südwand

Wie gehst du anschließend mit so einer Erfahrung um? Hast du irgendwelche professionellen Mechanismen entwickelt, damit du das nächste Projekt wieder unbefangen angehen kannst oder beschäftigt es dich genauso, wie es einen Laien beschäftigen würde?

Mich beschäftigt das sehr. Die Geschichte 2013 an der Annapurna (Ueli riskierte viel, als er solo durch die Südwand über eine bis dahin noch nicht vollendete Route zum Gipfel stieg und nach nur 28 Stunden wieder unten ankam) hat mich richtig aus der Bahn geworfen, das muss ich zugeben. Aber man kann das einfach herunterbrechen: Beim Bergsteigen probiert man, gute Entscheidungen zu treffen, nicht zu viel Risiko einzugehen. Am Schluss müssen wir jedoch einfach ganz klar sagen: Sobald wir in die Berge gehen, egal auf welchem Niveau du es betreibst, besteht ein gewisses Risiko, dass ein Unfall passiert. Da gibt es für mich nur Schwarz-Weiß. Entweder ich akzeptiere das oder eben nicht. Wenn ich es nicht akzeptiere, darf ich nicht mehr in die Berge fahren. Und da sind mir halt das Bergsteigen und die Erlebnisse, die ich dabei habe, einfach zu wichtig und geben mir zu viel. Deshalb akzeptiere ich das Risiko.

Ueli Steck: An der Annapurna, das war zu viel

Bist du als Profi gezwungen, ein größeres Risiko einzugehen, um ernst genommen zu werden?

Nein, ich bin zu absolut nichts gezwungen. Ich kann machen, was ich will. Ich treffe meine Entscheidungen für mich selber. Wenn ich in eine Wand einsteige, habe ich das Projekt so lange vorbereitet, dass es auch machbar ist. Es gibt bei mir nicht die Überlegung: Wenn ich es überlebe, mache ich ein gutes Geschäft daraus. Wenn ich gehe, ist für mich klar, ich komme auch wieder zurück. Das ist ein entscheidender Faktor. Aber ich bewege mich natürlich in einem anderen Bereich als jemand, der einfache Touren macht. Und sobald wir uns in diesem High-End-Bereich aufhalten, ist automatisch das Risiko viel höher.

Im Zelt an der Annapurna

Im Zelt an der Annapurna

Ihr versucht, eure persönlichen Grenzen immer ein Stück weiter zu verschieben. Besteht dann nicht die Gefahr, die Schraube zu überdrehen? Ist es möglich, irgendwann zu sagen: Das war das Riskanteste, was ich gemacht habe, ab jetzt drehe ich die Schraube ein Stück zurück?

Das ist ja genau das Schwierige, und das weiß ich auch für mich selber. Nehmen wir die Annapurna. Ich habe das reflektiert, es hat mich sehr beschäftigt. Ich bin eigentlich der einzige, der wirklich beurteilen kann, wie viel Risiko ich dort eingegangen bin und wie viel Commitment (Einsatz) dabei war. Es war sehr viel. Ich habe dort sogar akzeptiert, dass ich wahrscheinlich nicht lebend zurückkomme. Und das ist zu viel. Es ist ganz einfach, jetzt hier am Tisch zu sagen, ich drehe die Schraube ein bisschen zurück. Aber es ist ein Riesenprozess, das auch zu fühlen, zurückstehen zu können, ohne immer das Gefühl zu haben, man sollte doch noch weiter gehen. Bei mir ist es auch noch nicht so, dass ich sagen kann: Ich gehe jetzt nicht mehr in den Himalaya. Ich weiß, sobald ich in dieser Situation bin, treffe ich die Entscheidung wieder genauso wie an der Annapurna, und ich akzeptiere das Risiko.  

Ueli Steck: Schwierig, die Schraube zurückzudrehen

Du hast vor nicht allzu langer Zeit einmal gesagt: Die Zeit der Solos ist vorbei, ich möchte jetzt auch wegen des Risikofaktors mehr im Team unterwegs sein. An der Shishapangma 2011 seid ihr zu zweit aufgebrochen, letztlich bist du aber alleine durch die Südwand gestiegen. An der Annapurna 2013 dasselbe. Hast du Schwierigkeiten, gleich starke Partner zu finden?

Zumindest probiere ich es. (lacht) Zweimal hat es nicht geklappt. Es ist schon schwierig, jemand zu finden, der auf demselben Niveau ist und das auch umsetzen kann. Ich habe eben diese Erfahrung der Sologänge, und damit ist es auch immer eine Option. Das wird in meinem Leben auch immer so bleiben. Es ist mir auch schon passiert, als ich mit einem Partner zur Eiger-Nordwand wollte. Am Einstieg sagt er, ich fühle mich schlecht, ich komme nicht mit. Dann habe ich halt die Option zu sagen: Das Wetter ist schön, ich gehe trotzdem und wir sehen uns dann am Nachmittag auf der Kleinen Scheidegg im Bahnhofsbuffet und trinken was zusammen.

Andere würden umdrehen.

Ja, weil sie diese Option nicht haben. Daher gerate ich immer wieder in diese Situationen.

Was machst du als nächstes?

Ich probiere auch wirklich, die Schraube ein bisschen zurückzudrehen. Ich plane zusammen mit (dem deutschen Bergsteiger) Michi Wohlleben eine Traverse in den Alpen, alle Viertausender. Dabei wollen wir einfach auch Spaß haben zu klettern. Im Herbst gehe ich zum Nuptse, wo ich mit Colin Haley die Route von Valeri Babanov im Alpinstil wiederholen möchte.

Zur Erklärung: Den Russen Valerij Babanov und Yuri Kosholenko gelang es 2003 erstmals, den Gipfel des 7804 Meter hohen Nuptse East (in der Nachbarschaft des Mount Everest) über den Südpfeiler zu besteigen. Bis auf eine Höhe von 6400 Meter legten sie Fixseile – was in der Kletterszene zu einer Kontroverse über ihren Stil führte. Die Route sei durch Haken und Fixseile „entweiht worden“, kritisierte der US-Kletterer Steve House, der 2002 im Alpinstil auf derselben Route eine Höhe von 7200 Metern erreicht hatte. Babanov konterte: „Der Berg wartet. Du brauchst einfach nur hinzugehen und zu klettern!“ Genau das will Ueli nun machen.

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Dujmovits: „Ich will es für mich erreichen“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/interview-dujmovits-everest-2015/ Mon, 09 Feb 2015 15:34:34 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28351 Ralf Dujmovits

Ralf Dujmovits

Noch immer steckt sein Lesezeichen im Buch Everest. Ralf Dujmovits hat als bislang einziger Deutscher alle 14 Achttausender bestiegen. Nur 1992 am Mount Everest griff Ralf zu Flaschensauerstoff. Das empfindet der 53-Jährige bis heute als Makel und will diese Scharte auswetzen. Zum nun schon siebten Mal will Ralf in diesem Frühjahr zum höchsten Berg der Erde reisen, zum vierten Mal auf die tibetische Nordseite. Im letzten Jahr hatte Dujmovits auf dem Nordostgrat eine Höhe von 8300 Metern erreicht. Anschließend hatte er sich über seine eigenen Fehler geärgert. Und so wurde aus dem von Ralf schon mehrmals angekündigten „definitiv letzten“ Versuch am Everest wieder einmal nur ein vorerst letzter. In diesem Jahr will er mit der kanadischen Kletterin Nancy Hansen ein Team bilden. Ich traf Ralf bei der ISPO in München und fragte ihn nach seinen Everest-Plänen:

Ralf und der Everest, eine unendliche Geschichte?

Unendlich nicht. Ich hatte ja letztes Jahr gesagt, dass 2014 definitiv mein letzter Versuch wäre. Aber es hat mich doch nicht in Ruhe gelassen, weil ich 2014 einfach nicht das Gefühl hatte, eine echte Chance bekommen zu haben. Ich will mir jetzt zumindest noch einmal eine Chance gönnen, bei der ich das Gefühl habe, alles geben zu können und nicht vom Wind weggeblasen zu werden. Wenn ich dann umdrehen müsste, wäre es eine andere Geschichte. Aber ich will zumindest Richtung Gipfel aufbrechen und mich noch einmal richtig ins Zeug legen.

Ralf Dujmovits: Noch mal ins Zeug legen

Aufstieg nach Lager 3 (2014)

Aufstieg nach Lager 3 (2014)

Du hast eine neue völlig neue Definition des Wortes „definitiv“ kreiert. Vermeidest du diesmal die Formulierung „der definitiv letzte Versuch“?

Ich habe gelernt, dass man niemals nie sagen soll. „Definitiv nicht mehr“, möchte ich diesmal nicht sagen. Ich bin im Moment so motiviert. Und ich spüre, dass ich mit intensivem Training noch mal so fit geworden bin, dass ich es ganz einfach nicht ausschließen möchte, selbst wenn es jetzt nicht hinhauen sollte. Aber man wird natürlich zurückhaltender und vorsichtiger. Ich glaube, das ist auch richtig so. Es muss einfach alles zusammenpassen und alles stimmen, dass man sich noch einmal zu so einem ganz großen Ziel aufmacht und dort auch wirklich eine echte Chance erhält.

Positiv formuliert, bist du Anfang 50, weniger positiv gesagt, näherst du dich schon Mitte 50. Fällt es einem da schwerer, sich auf ein so extremes Projekt vorzubereiten?

Ich bin nach wie vor sehr motiviert und tue mich überhaupt nicht schwer zu trainieren. Ich merke, dass ich das Training mit sehr viel Hirn angehen muss, ich darf in dieser Phase nicht allzu viele andere Sachen machen. Ich komme gerade aus der Antarktis (Ralf leitete eine kommerzielle Expedition zum Mount Vinson, dem höchsten Berg des weißen Kontinents). Das war zwar bergsportlich einigermaßen intensiv. Trotz allem hatte es natürlich nicht die Intensität wie ein gutes Training. Nach vier Wochen quasi Nichtstun in der Antarktis habe ich einen echten Trainingsrückstand. Insofern muss ich jetzt konsequent dranbleiben, um das Level zu erreichen, das ich mir an Fitness vorstelle für so eine Geschichte. Und ich will auch nur dann wieder aufbrechen, wenn ich das Gefühl habe, dass alles passt.

Ralf Dujmovits: Konsequent dranbleiben

Hast du das Gefühl, dass du heute deutlich schneller umdrehst, als du es früher getan hast?

Ich hänge vielleicht noch mehr an meinem Leben als früher. Ich weiß auch, all das Schöne neben dem Bergsteigen zu schätzen. Ich muss niemandem mehr etwas beweisen, sondern möchte es nur noch gerne für mich erreichen. Ich drehe inzwischen wahrscheinlich wirklich leichter um, weil ich überhaupt keinen Druck mehr habe. Ich möchte es für mich machen, aber auch immer wieder gut unten ankommen. Damit darf ich auch einfach sehr viel zurückhaltender sein.

Ralf Dujmovits: Ich mache es fuer mich

Im Everest-Hochlager

Im Everest-Hochlager

Den Everest hast du schon so oft kennengelernt, von diversen Seiten, in vielen Versuchen. Was genau hast du dir diesmal vorgenommen?

Ich habe mir vorgenommen, mich zunächst wirklich gut zu akklimatisieren, um dann bestens akklimatisiert Richtung Gipfel aufzubrechen. Auf welcher Route ich letztlich aufsteigen werde, nachdem wir uns am Nordgrat akklimatisiert haben, werde ich erst noch sehen. Es hängt von den Verhältnissen ab und davon, wie wir beieinander sind. Ich möchte gar nicht viel im Voraus erzählen. Ich denke, wenn ich mich gut fühle, kann ich auch eine andere Route als den Nordostgrat gehen, der unendlich lang dem Wind ausgesetzt ist. Aber das entscheide ich ganz zum Schluss.

Rechnest du damit, dass es in diesem Jahr auf der tibetischen Nordseite mehr Rummel gibt – aufgrund der Ereignisse auf der nepalesischen Südseite im letzten Jahr?

Ich habe sehr intensiv verfolgt, wer von den kommerziellen Anbietern wirklich auf die Nordseite wechselt. Eigentlich ist das nur der Veranstalter Alpenglow, der aber in den letzten Jahren immer nur sehr kleine Gruppen hatte. Ich gehe schon davon schon aus, dass einige Bergsteiger mehr dort sein werden. Aber es wird sicher nicht den großen Rummel geben, wie er früher schon einmal auf der Nordseite herrschte. Ganz einfach deshalb, weil es vor allem für die Amerikaner immer noch ungewiss bleibt, ob sie überhaupt nach China hereingelassen zu werden.

Aber du hast mit den Chinesen keine Probleme?

Ich habe insofern keine Probleme, dass ich dorthin nur zum Bergsteigen gehe und mich dann wieder vom Acker mache. Es gibt andere Dinge, über die man diskutieren kann. Ich will aber das Bergsteigen nicht mit etwas anderem vermischen.

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Makalu, die Zweite! https://blogs.dw.com/abenteuersport/makalu-die-zweite/ Sun, 02 Feb 2014 15:24:36 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25205 Alix von Melle und Luis Stiztinger

Alix von Melle und Luis Stitzinger

Manche Berg-Seilschaft endet als eine fürs Leben. Beispiele für Ehen zwischen einer Bergsteigerin und einem Bergsteiger gibt es viele: Gaby und Sigi HupfauerDaniela und Robert Jasper, Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits, um nur einige zu nennen. Auch Alix von Melle und Luis Stitzinger haben sich das Ja-Wort fürs Leben gegeben. 2011 war das, zehn Jahre nachdem es bei einer Expedition zum Aconcagua, dem mit 6962 Metern höchsten Berg Südamerikas, zwischen ihnen gefunkt hatte.

Inzwischen haben beide sechs Achttausender auf dem Bergkonto, fünf davon gemeinsam bestiegen, allesamt ohne Flaschensauerstoff. Die 42 Jahre alte Alix ist damit die erfolgreichste Achttausender-Bergsteigerin Deutschlands. Luis hat sich in der Szene mit spektakulären Skiabfahrten von den höchsten Bergen der Erde einen Namen gemacht. So fuhr der 45-Jährige 2009 als Erster die zentrale Diamirflanke des Nanga Parbat mit Skiern hinunter. In diesem Frühjahr will sich das Bergsteiger-Ehepaar erneut am 8485 Meter hohen Makalu in Nepal versuchen. 2010 hatten die beiden am fünfthöchsten aller Berge in 8000 Meter Höhe umkehren müssen. Anfang der Woche habe ich Alix und Luis auf der ISPO in München getroffen.

Ihr seid als Ehepaar am Berg in extremer Mission unterwegs. Ist es für euch ein Wohlfühl-Faktor, zu zweit aufzubrechen?

Alix: Unbedingt. Ich habe das eigentlich schätzen gelernt, als ich einmal ohne Luis unterwegs war, am Cho Oyu. Das war auch eine ganz tolle Expedition. Wir haben uns in der Gruppe gut verstanden. Aber man merkt doch, wie eingespielt man als Paar ist. Es braucht einfach keine großen Worte, die Plattform zu machen, das Zelt aufzubauen. Einer schmeißt den Kocher an, der andere bläst schon mal die Matten auf, packt die Schlafsäcke aus. Wir sind ein eingespieltes Team, ohne viele Worte. Das mag ich sehr, sehr gerne, wenn wir unterwegs sind.

Alix von Melle: Eingespieltes Team

Alix und Luis 2011 auf dem Gipfel des Broad Peak

Alix und Luis 2011 auf dem Gipfel des Broad Peak

Luis, wie ist das bei dir? Du hast es anfangs ja auch anders erlebt.

Luis: Ich war damals sehr viel als Expeditionsleiter unterwegs, mit Gruppen. Das ist natürlich etwas anderes. Da trägt man viel mehr Verantwortung, ist bis spät in die Nacht hinein non-stop im Dienst und muss sich um alle Belange kümmern. Das ist belastender. Man kann sich eigentlich nie mit jemand austauschen, wenn es schlecht läuft. Und man kann sich auch nicht so schön wie mit seinem Partner freuen, wenn es gut gelaufen ist.

Aber Achttausender-Bergsteigen ist nicht wie Softeis-Essen. Das Risiko ist ein ständiger Begleiter. Wie geht ihr mit der Angst um den Partner um?

Alix: Das ist ganz komisch. Man hat immer mehr Angst um den Partner, egal ob an einem Achttausender oder auf einer Skitour im Winter in den Alpen. Man meint immer, man selber hat alles im Griff, einem passiert nichts, man stürzt nicht ab. Die Angst hat man eigentlich immer um den Partner. Aber wahrscheinlich ist das in jeder Beziehung so.

Seid ihr dann füreinander auch ein bisschen Korrektiv? Sagt der eine dem anderen auch einmal: „Jetzt übertreibe es mal nicht!“?

Luis: Definitiv! Wir achten sehr stark aufeinander und sagen es offen und ehrlich, wenn wir sehen, dass der andere erschöpft oder mal an einem Tag nicht gut drauf ist. Das ist auch ein Korrektiv, das einen vor Fehlern bewahrt. Das ist sehr wichtig.

Macht euch das vielleicht auch eine Spur vorsichtiger?

Alix: Das glaube ich schon. Wir kennen uns sehr genau und spüren sofort, wenn es dem Partner vielleicht nicht mehr so gut geht. Man wird natürlich auch vorsichtiger, wenn man einen Blick aufeinander wirft.

Luis 2012 am Makalu

Luis 2012 am Makalu

Achttausender-Bergsteigen funktioniert nicht, wenn man nicht den Ehrgeiz hat, wirklich oben anzukommen. Helft ihr euch auch gegenseitig, den letzten Anschub noch zu kriegen, den inneren Schweinehund zu überwinden?

Luis: Alle Extreme sind schlecht. Wenn man zu engagiert und ambitioniert ist, kann das einem den Kragen kosten. Andererseits, wenn man zu wenig ehrgeizig ist, kommt man einfach nicht hinauf. Das ist oftmals ein Problem bei Gruppen, die ohne Führer unterwegs sind. Denen fehlt der letzte, ich sage mal, Tritt in den Arsch. (lacht) Den muss man sich oftmals auch selbst geben. Wenn man ein bisschen Erfahrung hat, funktioniert das auch. Wir ergänzen uns in dieser Hinsicht gut. Wir können uns gegenseitig gut anspornen und auch diesen Tritt versetzen. Das ist sehr wichtig, denn die Gipfeletappe kostet immer Kraft und geht immer an die Grenze des persönlichen Leistungsvermögens.

Luis Stitzinger: Tritt in den Allerwertesten

Ihr seid im Jahr etwa sechs bis sieben Wochen an den ganz hohen Bergen unterwegs und teilt extreme Erlebnisse. Fällt es euch in der restlichen Zeit schwer, ein ganz normales Paar in der Ebene zu sein?

Alix: Eigentlich gar nicht. Die Umstellung von diesem abgeschiedenen Leben ohne Trubel, Emails, Anrufbeantworter oder Steuererklärung hinein in diese ganze Reizüberflutung fällt mir schon schwer. Aber ich muss für mich sagen: Ich fahre gerne weg, komme aber genauso gerne wieder. Ich liebe einfach die Alpen. Wenn ich jetzt im Winter auf Skitour bin, mag ich manchmal gar nicht auf Expedition fahren. Und wenn ich dann anschließend wiederkomme, freue ich mich wahnsinnig, im T-Shirt auf dem Mountainbike zu sitzen, hinterher in einen See zu springen oder klettern zu gehen. Ich könnte nicht das ganze Jahr über auf Expedition sein. Aber es ist eben genauso schön, aufbrechen zu dürfen.

Sucht ihr euch die neuen Ziele gemeinsam? Gibt es dann Abende, an denen Karten gewälzt werden?

Luis: Nein, im Laufe der Jahre kristallisiert sich schon eine nähere Auswahl von Zielen heraus, die man angehen möchte. Wenn es dann langsam so weit ist – man muss schon ein gutes Jahr vorher daran denken – reden wir immer wieder darüber und schauen, womit wir uns am besten fühlen. Es wird dann schon so besprochen, dass es jedem von uns gefällt und für keinen eine Notlösung ist.

Alix (r.) und Luis 2013 auf der Shishapangma

Alix (r.) und Luis 2013 auf der Shishapangma

Ihr fahrt jetzt wieder zum Makalu. Dort wart ihr 2010 schon einmal, seid bis auf 8000 Meter gekommen, dann war Schluss. Sagt ihr: „Mensch, das müssen wir jetzt noch abhaken!“?

Alix: Das hat eine Weile gebraucht. Ich hätte definitiv nicht gleich im Jahr nach diesem Versuch wieder zum Makalu fahren wollen. Ich brauche einfach ein bisschen Zeit, alles zu verarbeiten. Außerdem reizen mich neue Aufgaben sehr. Es gibt ja genügend Achttausender, an denen wir noch nicht unterwegs waren. Trotzdem ist der Makalu ein toller Berg. Nach dieser Zeit, in der sich das Ganze gesetzt hat und die Erlebnisse verarbeitet sind, habe ich auch wieder Lust, eigentlich zum ersten Mal einen Berg noch einmal zu probieren, an dem wir schon unterwegs, aber eben nicht am Gipfel waren. Das wird sicherlich eine neue Erfahrung sein.  

Alix von Melle: Neue Erfahrung

2013 haben nur sieben Bergsteiger den Gipfel des Makalu erreicht. Wie groß seht ihr eure Chancen?

Luis: Der Makalu ist sicher eine harte Nuss, auch über seine leichteste Route. Ich würde sagen, unsere Chance ist fifty-fifty. Wir hatten auch 2010 ein sehr gutes Gefühl und sehr gute Verhältnisse. Aber der Jetstream hat uns wertvolle Zeit gekostet und letztendlich zu einem Gipfelversuch gedrängt, bei dem es sehr kalt war. Gegen solche Einflüsse kann man nichts ausrichten. Das liegt nicht in der eigenen Gewalt. Deswegen ist bei Achttausender-Besteigungen immer auch sehr viel Glück im Spiel.

Luis Stitzinger: Fifty-fifty

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Wie Ferrari-Fahren ohne Führerschein https://blogs.dw.com/abenteuersport/robert-jasper-mount-everest/ Fri, 08 Feb 2013 16:32:30 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=19593

Robert Jasper

Robert Jasper hat sich noch nicht am Mount Everest versucht, ihn aber schon in Augenschein genommen. 1995 durchstieg der Extremkletterer aus Schopfheim im Südschwarzwald vis-à-vis dem Everest einen Felspfeiler am 7804 Meter hohen Nuptse East. Und bei einer Expedition zum Achttausender Cho Oyu im Jahr 2007 sah Robert den höchsten Berg der Welt von der tibetischen Seite aus. „Er ist sehr beeindruckend“, sagt der 44-Jährige, als ich ihn auf der ISPO in München treffe und ihn bitte, mir zum 60. Geburtstag der Erstbesteigung zu schildern, wie er den Mount Everest sieht (Seine Aussagen findet ihr auf der rechten Blog-Seite an den Everest-60-Pinnwänden). „Er ist der höchste Berg der Welt und hat daher eine sehr spezielle Rolle.“ 

Verbot für Nicht-Bergsteiger 

Er könne deshalb schon verstehen, wenn jemand einmal im Leben den Mount Everest besteigen wolle, sagt Robert, doch „ich weiß halt, dass da sehr viele Menschen unterwegs sind, die zum ersten Mal Steigeisen an den Füßen haben“. Das sei „dasselbe, als wenn ich mich ohne Führerschein in einen Ferrari setzen und in den Alpen herumrasen würde. Das ist auch absolut lebensgefährlich“. Eigentlich sei er ja ein Gegner von Vorschriften und setze auf die Vernunft der Menschen. Doch „Nicht-Bergsteigern“ müsste es vielleicht wirklich verboten werden, den Everest zu besteigen, findet Robert. Deshalb wünscht er dem Mount Everest zum diesjährigen Jubiläum auch, dass „es wirklich eingefleischte Bergsteiger sind, und nicht nur Gipfelsammler, die wegen Ruhm und Ehre hochsteigen“. 

Robert Jasper: Über neue Regeln am Everest nachdenken

Lieber Neuland  

Dass sich Robert Jasper selbst einmal auf den Weg zum 8850 Meter hohen Gipfel macht, ist unwahrscheinlich. „Ich suche eher die unbekannte Berge“, erklärt Robert. „Mich reizt das Neuland. Eine unbestiegene Wand führt dazu, dass mir der Schweiß über den Rücken läuft und es zu kribbeln beginnt.“ Wie im Frühjahr 2012, als er – wie hier im Blog berichtet – mit zwei Freunden tief im Süden Feuerlands den entlegenen Monte Giordano bestieg und hinterher den formschönen Berg „Shark’s Fin“ (Haifischflosse) taufte.

P.S. Hiermit lade ich noch einmal herzlich dazu ein, euch ebenfalls auf den Everest-60-Pinnwänden zu verewigen. Einfach Mail an stefan.nestler(ad)dw.de schicken!

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Auf der ISPO gesehen https://blogs.dw.com/abenteuersport/auf-der-ispo-gesehen/ Tue, 31 Jan 2012 15:24:27 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=13029 Fragt mich bitte nicht, was es an bahnbrechenden Neuigkeiten auf der ISPO gibt. In Erinnerung ist mir eigentlich nur ein Zelt ohne Stangen geblieben, zum Aufblasen (!). Die Sportartikelmesse in München ist viel zu groß, als dass du dir an einem Tag mehr als nur einen groben Überblick verschaffen könntest. Für mich ist die Veranstaltung eher eine Kontaktbörse. ISPO könnte auch stehen für „Internationaler Szenetreff von Profi-Bergsteigern – Offen“. Und nebenbei läuft mir noch der eine oder andere Spitzen-Wintersportler vor das Mikro. Ich habe also Material gesammelt, das ich in nächster Zeit peu á peu hier im Blog und auf unserer Sportseite aufarbeiten werde. Um euch neugierig zu machen, hier ein paar Bilder von der ISPO. Nur mit Ski-Doppelolympiasiegerin Maria Höfl-Riesch konnte ich nicht in Ruhe reden, der (Medien-)Rummel war zu groß. Aber über sie wird ja ohnehin genug geschrieben.

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