Jacek Czech – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Gasherbrum IV-Gipfelversuche abgebrochen https://blogs.dw.com/abenteuersport/gasherbrum-iv-gipfelversuche-abgebrochen/ Thu, 02 Aug 2018 14:31:44 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41725

Gasherbrum IV

Die Wetterverhältnisse im Karakorum bleiben schwierig. Der Deutsche David Göttler und der Italiener Herve Barmasse mussten ihren Versuch am Fast-Achttausender Gasherbrum IV aufgeben. Die beiden hatten sich ursprünglich vorgenommen, erstmals die Südwestwand des 7932 Meter hohen Bergs im Karakorum zu durchsteigen. „Für den Augenblick muss der G IV ein Klettertraum bleiben“, schreibt David auf Facebook. „Traurig und frustriert wurden wir durch nicht vorhergesagten Schneefall ins Basislager zurückgetrieben. Die Lawinengefahr ist zu groß.“ Auch die Spanier Oriol Baro, Roger Cararach, Iker Madoz und Marc Toralles brachen ihren Gipfelversuch wegen des schlechten Wetters ab und kehrten aus Lager 2 auf 6500 Metern zurück.  Sie hatten sich vorgenommen, den Gipfel über den noch unbestiegenen Südpfeiler zu erreichen.

Tolle Tour

Felix Bergs Gipfel-Selfie auf dem Gasherbrum II

An den Gasherbrum-Gipfeln hat es in dieser Saison bisher nur zwei Erfolge gegeben. Der Deutsche Luis Stitzinger und der Italiener Gianpaolo Corona erreichten am 18. Juli den 8080 Meter hohen Gipfel des Gasherbrum I, „nach einem Aufstieg durch wadentiefen Neuschnee, im Alpinstil, und ohne Verwendung von künstlichem Sauerstoff“, wie Luis auf Facebook berichtete. Zwei Tage zuvor hatten der Pole Adam Bielecki und der Deutsche Felix Berg den höchsten Punkt des Gasherbrum II auf 8034 Meter erreicht, ebenfalls ohne Flaschensauerstoff. „Es war eine tolle Tour“, erzählt mir Felix, inzwischen wieder zurück bei seiner Familie in der Schweiz. „Und das an einem Berg, der normalerweise überlaufen ist. Insofern war es mit dem Wetter Glück um Unglück.“ Drei Wochen lang habe es zuvor fast ununterbrochen geschneit. Die kommerziellen Expeditionen seien nicht über Lager 1 auf 5900 Metern hinausgekommen, darüber habe es keine Fixseile gegeben.

Logische Linie

Adam Bielecki am Westgrat

Auch Bielecki und Berg hatten ursprünglich zusammen mit Jacek Czech, einem weiteren Polen, den Gasherbrum IV über eine neue Route durch die Ostwand versuchen wollen. Den Gasherbrum II hatten sie eigentlich nur besteigen wollen, um sich zu akklimatisieren. Wegen des anhaltend schlechten Wetters disponierten sie um und beschlossen, im oberen Bereich des Bergs eine neue Routen-Variante durch die Westwand zu versuchen. „Der Normalweg ist bis hinauf nach Lager 3 auf 6900 Metern eine schöne gerade Linie, knickt dann aber nach rechts weg“, erklärt Felix. „Die Westwand ist eigentlich die logische Verlängerung dieser Linie bis zum Gipfel.“ Die brüchigen Felsplatten in der Wand hätten ihnen zu schaffen gemacht, sagt der 37-Jährige. „Wir konnten uns nicht absichern. Wir sind am Seil gegangen, mit ein, zwei Pseudosicherungen zwischen uns. Keiner hätte ausrutschen oder stürzen dürfen.“

Spaltensturz beim Abstieg

Die Spalte, in die Felix stürzte

Berg und Bielecki erreichten den Gipfel, überschritten ihn und stiegen auf dem Normalweg ab. Jacek Czech und der Russe Boris Dedeshko hatten vorzeitig dort umkehren müssen. Auf dem Weg hinunter ins Basislager erlebte Felix Berg noch eine Schrecksekunden. Kurz vor dem Ziel stürzte er 15 Meter tief in eine Gletscherspalte. Glücklicherweise waren Boris und er zu diesem Zeitpunkt angeseilt. „Ich hatte ziemliches Glück“, sagt Felix. „Ich zog mir nur ein paar Prellungen zu und eine Schnittwunde, die genäht werden musste. Aber für einen 15-Meter-Sturz ist es glimpflich ausgegangen.“

P.S.: Ich bin jetzt mal für gut zwei Wochen weg – aktiv die Seele baumeln lassen in den Alpen. 🙂

]]>
Italienischer Bergsteiger stirbt am Gasherbrum IV https://blogs.dw.com/abenteuersport/italienischer-bergsteiger-stirbt-am-gasherbrum-iv/ Wed, 11 Jul 2018 12:50:44 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41379

Maurizio Giordano (1986 – 2018), R.I.P.

Dritter Todesfall der Sommersaison im Karakorum: Die italienische Nachrichtenagentur ANSA berichtet, Maurizio Giordano sei heute am 7925 Meter hohen Gasherbrum IV von einem Eisbrocken erschlagen worden. Das Unglück habe sich auf einer Höhe von rund 6300 Metern ereignet, als der 32-Jährige mit seinen Teamgefährten Marco Majori, Marco Farina und Daniele Bernasconi von Lager 2 aus abgestiegen sei. Die vier Mitglieder der italienischen Armee hatten sich vorgenommen, als Erste die Route ihrer Landsleute Walter Bonatti und Carlo Mauri über den Nordostgrat zu wiederholen, die vor 60 Jahren den Gasherbrum IV erstbestiegen hatten.

Drei Expeditionen am G IV

Gasherbrum IV

Im Jubiläumsjahr versuchen sich zwei weitere Expeditionen an dem technisch äußerst anspruchsvollen Berg im Karakorum. Die beiden Polen Adam Bielecki und Jacek Czech sowie der Deutsche Felix Berg wollen eine neue Route durch die Ostwand eröffnen. Der Deutsche David Göttler und der Italiener Hervé Barmasse planen, erstmals durch die Südwestwand zu klettern. – Am vergangenen Samstag war am K 2, dem zweithöchsten Berg der Erde, der Kanadier Serge Dessureault in den Tod gestürzt. Eine Woche zuvor war der Österreicher Christian Huber am Siebentausender Ultar Sar bei einem Lawinenunglück ums Leben gekommen.

 

]]>
Achttausender-Saison in Pakistan läuft https://blogs.dw.com/abenteuersport/achttausender-saison-in-pakistan-laeuft/ Wed, 13 Jun 2018 14:20:49 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41135

Nanga Parbat

Fast nahtlos ist die Frühjahrssaison an den höchsten Bergen Nepals in die Sommersaison an den Achttausendern Pakistans übergegangen. Die ersten Expeditionsteams haben die Basislager erreicht. So traf der südafrikanische Abenteurer Mike Horn bereits vor einer Woche auf der Diamir-Seite des Nanga Parbat ein. Inzwischen sind der 51-Jährige und seine Mitstreiter bereits einmal bis auf 5900 Meter aufgestiegen. Ebenfalls an dem 8125 Meter hohen Berg versucht sich Maya Sherpa. Im Mai hatte die 40 Jahre alte Sherpani am Kangchendzönga auf rund 8500 Metern umkehren müssen. Weniger als 100 Höhenmeter hatten Maya noch bis zum Gipfel gefehlt. Mit dem Rumänen Alex Gavan und dem Türken Tunc Findik haben sich zwei weitere bekannte Bergsteiger auf den Weg zum Nanga Parbat gemacht. Der 36 Jahre alte Gavan, im Frühjahr am Dhaulagiri gescheitert, hat bisher sechs Achttausender bestiegen.  Für den 46 Jahre alten Findik, den erfolgreichsten Höhenbergsteiger der Türkei, wäre der Nanga Parbat im Erfolgsfall sein zwölfter der 14 Achttausender.

Ziel: Gasherbrum-Neuland betreten

Die Gasherbrum-Gruppe

Die beiden Polen Adam Bielecki und Jacek Czech sowie der Deutsche Felix Berg werden im Gasherbrum-Massiv unterwegs sein. Akklimatisieren will sich das Trio am 8035 Meter hohen Gasherbrum II. Anschließend wollen die drei Bergsteiger versuchen, eine neue Route durch die Ostwand des 7925 Meter hohen Gasherbrum IV zu eröffnen.  Ein weiteres mögliches Ziel ist der noch unbestiegene 6955 Meter hohe Gasherbrum VII. Felix Berg hatte im Mai den Achttausender Cho Oyu in Tibet ohne Flaschensauerstoff bestiegen. Im Frühjahr 2017 hatten Bielecki und Berg gemeinsam mit dem Kanadier Louis Rousseau und dem Briten Rick Allen die selten begangene Annapurna-Nordwestwand durchsteigen wollen, hatten aber wegen schlechten Wetters aufgeben müssen.

Achttausender Nr. 8 für von Melle und Stitzinger?

Alix von Melle und Luis Stitzinger

Auch das deutsche Höhenbergsteiger-Ehepaar Alix von Melle und Luis Stitzinger – beide haben sieben bestiegene Achttausender auf dem Konto – steuern die Gasherbrum-Gruppe an. Die 46-Jährige und ihr drei Jahre älterer Ehemann wollen im Alpinstil den 8080 Meter hohen Gasherbrum I, auch Hidden Peak genannt, von Süden her besteigen. Ihre Ski haben sie mit im Gepäck. Zuvor versuchen Alix und Luis, mit einer Gruppe des Expeditionsveranstalters Amical Alpin den 7082 Meter hohen Urdok Kangri II erstmals zu besteigen.  Luis leitet die Gruppe.

Am K 2 (8611 Meter) und dem benachbarten Broad Peak (8051 Meter) schlagen mehrere Expeditionsteams ihre Zelte auf. So hat sich – wie schon im Sommer 2017 – der Pole Andrzej Bargiel die erste komplette Skiabfahrt vom Gipfel des K 2 vorgenommen, des zweithöchsten Berg der Erde.

]]>
Aus fünf mach‘ vier https://blogs.dw.com/abenteuersport/aus-fuenf-mach-vier/ Mon, 11 Jan 2016 14:23:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31621 Nanga Parbat

Nanga Parbat

Kräfte bündeln ist ein Erfolgsrezept – auch beim Bergsteigen. Erinnert sei nur an die legendäre Erstbegehung der Eiger-Nordwand 1938, als sich die beiden Deutschen Anderl Heckmair und Ludwig Vörg sowie die Österreicher Heinrich Harrer und Fritz Kasparek erst in der Wand zu einer Viererseilschaft zusammentaten und erfolgreich waren. Auch am Nanga Parbat haben sich jetzt zwei der fünf Expeditions-Teams zusammengeschlossen, um größere Chancen auf die erste Winterbesteigung des neunthöchsten Bergs der Erde zu haben. „Unser Plan A, eine schnelle Besteigung im Alpinstil, scheiterte am Wetter. Plan B, sich erneut zu akklimatisieren und ‚annähernd‘ im Alpinstil zu klettern, scheiterte an Jaceks Gesundheit – er ist jetzt übrigens wieder der Alte. Jetzt ist es Zeit für Plan C“, schreibt der Pole Adam Bielecki auf Facebook.
Bielecki und sein Landsmann Jacek Czech arbeiten nun mit dem Spanier Alex Txikon, dem Italiener Daniele Nardi und dem Pakistani Ali Sadpara zusammen. Das internationale Trio hatte angekündigt, über die Kinshofer-Route, sprich die Normalroute auf der Diamir-Seite des Bergs, auf den Gipfel gelangen zu wollen – im traditionellen Stil, also mit Hochlagern. Innerhalb der nächsten drei Tage solle der Weg bis hinauf nach Lager 3 auf 6700 Metern mit Fixseilen gesichert werden, schreibt Bielecki.

„Nanga-Träumer“ auf 6200 Metern

In ihrer Heimat Polen wurde Adam und Jacek übrigens in der vergangenen Woche bei einer ironischen Bergsteiger-Ehrung das „Bronzene Ei“ zugeteilt. Sie hätten ihr Winter-Projekt „Nanga Revolution“ genannt hatten, ohne klar zu machen, was sie damit eigentlich meinten – „eine bergsteigerische oder islamische Revolution“. Da erscheint die Bezeichnung des polnischen Teams auf der Rupal-Seite eindeutiger. „Nanga Dream“, also der Nanga-Parbat-Traum, ist nachvollziehbar – weniger allerdings der Zusatz „Justice for all“, Gerechtigkeit für alle. Die „Nanga-Träumer“ haben inzwischen auf der Schell-Route eine Höhe von rund 6200 Metern erreicht.

Akklimatisieren auf über 7000 Metern

Elisabeth Revol im eisigen Hochlager

Elisabeth Revol im eisigen Hochlager

Am höchsten von allen Expeditionen sind bisher der Pole Tomek Mackiewicz und die Französin Elisabeth Revol gelangt. Die beiden „Rubber Ducks“ – sprich Badeenten, noch so ein seltsamer Team-Name – übernachteten auf der Messner-Route auf der Diamir-Seite auf gut 6700 Metern und wollten zwecks weiterer Akklimatisierung heute bis auf 7200 Meter aufsteigen. Im vergangenen Winter hatten die beiden eine Höhe von etwa 7800 Metern erreicht. In diesen Bereich waren im März 2015 auch Txikon, Nardi und der Pakistaner Muhammad Ali vorgedrungen. Sie hatten sich damals allerdings auf der Kinshofer-Route verstiegen und dann absteigen müssen, weil Muhammad höhenkrank geworden war.

Winter-Weltmeister Polen

Zwölf der 14 Achttausender wurden schon im Winter bestiegen, nur der K 2 und der Nanga Parbat widersetzten sich bisher allen Versuchen. Winter-Weltmeister der Bergsteiger sind eindeutig die Polen. Neun Erstbesteigungen von Achttausendern gingen auf das Konto rein polnischer Expeditionen. An einer weiteren war ein polnischer Bergsteiger beteiligt (Piotr Morawski 2005 an der Shishapangma).
Denis Urubko hat dafür gesorgt, dass man jetzt sogar mit Fug und Recht behaupten kann, an allen (!) Winter-Erstbegehungen an Achttausendern seien Polen beteiligt gewesen. Der gebürtige Kasache, dann Russe und neuerdings auch Besitzer eines polnischen Passes gehörte zu den Winter-Erstbesteigern des Makalu und Gasherbrum II – in nicht-polnischen Teams. Bei der erwähnten augenzwinkernden Bergsteiger-Ehrung in Polen wurde Urubko mit Blick auf dessen neue Staatsbürgerschaft und sein Faible für Winterbesteigungen ebenfalls mit einem Preis bedacht: dem „Roten Ei mit Hammer und Sichel“.

]]>
Schockfrosten am Nanga Parbat https://blogs.dw.com/abenteuersport/schockfrosten-am-nanga-parbat/ Thu, 07 Jan 2016 15:39:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31597 Jacek Czech auf eisigem Untergrund

Jacek Czech auf eisigem Untergrund

Rekordtemperaturen wird es in diesem Winter am Nanga Parbat wohl kaum geben, jedenfalls nicht nach oben. „Leider ist das Januar-Wetter am Nanga extrem schlecht verglichen mit den vergangenen beiden Jahren”, schreibt der Pole Adam Bielecki, der mit seinem Landsmann Jacek Czech im Alpinstil – also ohne Flaschensauerstoff und feste Hochlager – auf der Diamir-Seite des Bergs über die Kinshofer-Route auf den 8125 Meter hohen Gipfel steigen will. „Bisher gab es noch keinen einzigen Tag, an dem das Wetter gut genug für einen Gipfelversuch gewesen wäre.“ Die Quecksilbersäule sank in den vergangenen Tagen auf minus vierzig Grad Celsius, manchmal sogar darunter. Dazu wehte ein kräftiger Wind und es schneite. Bielecki und Czech wollen nach eigenen Angaben in diesen Tagen auf eine Höhe von mindestens 7000 Metern aufsteigen, „um die Akklimatisierung wiederzuerlangen, die es uns erlaubt, auf besseres Wetter zu waren“. Das klingt, als könnten sich die beiden Polen auch vorstellen, vor ihrem ersten Gipfelversuch nicht mehr ins Basislager abzusteigen. Adam und Jacek hatten sich vor ihrer Reise nach Pakistan schon am 6893 Meter hohen Vulkan Ojos del Salado in Chile vorakklimatisiert.

Noch mal erholen

Nanga Parbat

Nanga Parbat

Eine weitere Erholungsphase im Basislager haben sich dagegen der Pole Tomek Mackiewicz und die Französin Elisabeth Revol fest vorgenommen, die derzeit in ihrem Lager auf 6000 Metern bei eisiger Kälte vor sich hin bibbern. Wenn die Zustände es zulassen, wollen sie am Freitag auf der Messner-Route bis auf eine Höhe von 7000 Metern vordringen und dann wieder absteigen. Der Pakistani Arslan Ahmed, der Dritte im Bunde des „Rubber Duck“ (Badeenten)-Teams, hat sich wegen gesundheitlicher Probleme bisher noch etwas zurückgehalten. Das Trio will, ebenfalls im Alpinstil, die Messner-Route vollenden, auf der im Jahr 2000 die Südtiroler Reinhold und Hubert Messner, Hanspeter Eisende und Wolfgang Tomaseth eine Höhe von 7500 Metern erreicht hatten.

Vereist

Simone Moro auf dem Ganalo

Simone Moro auf dem Ganalo-Grat

Auch das italienische Duo Tamara Lunger und Simone Moro plant, über diese Flanke auf den Gipfel des bisher noch nie im Winter bestiegenen Achttausenders zu gelangen. Die beiden haben inzwischen ihre Akklimatisierung am 6608 Meter Ganalo im Nanga-Parbat-Massiv abgeschlossen. Das vierte Team auf der Diamirseite des Bergs – der Spanier Alex Txikon, der Italiener Daniele Nardi und der Pakistani Ali Sadpara – hat auf der Kinshofer-Route sein Lager eins auf 4850 Metern aufgeschlagen. „Die höchsten und steilsten Hänge sehen deutlich eisiger aus als im letzten Jahr“, schreibt Alex. Auf der Rupalseite des Nanga Parbat ist das polnische „Nanga Dream“-Team unter der Leitung von Marek Klonowski auf der so genannten „Schell-Route“ bis auf knapp 6000 Meter aufgestiegen.

Kein Wettlauf?

Für das kommende Wochenende wird am neunthöchsten Berg der Erde ruhiges Winterwetter erwartet: kein Schneefall mehr, deutlich weniger Wind, Temperaturen um minus 30 Grad – eine gute Chance, sich weiter Richtung Gipfel vorzuarbeiten. Von einem Wettlauf der Teams um die erste Winterbesteigung des Nanga Parbat will Simone Moro nicht sprechen: “Jeder von uns hat dasselbe Ziel und es ist nicht, der erste auf dem Gipfel zu sein, sondern schlicht zu versuchen, es bis zum höchsten Punkt zu schaffen. Wer immer es schafft – ob als Erster, Zweiter oder Zehnter – würde einen Traum erfüllen, den die besten Höhenbergsteiger der letzten 30 Jahre geträumt haben.“ Das würden wahrscheinlich alle Bergsteiger am Nanga Parbat unterschreiben, aber ob sie auch wirklich so denken? Kaum einer wird bestreiten, dass mit jeder gescheiterten Winterexpedition – und es waren schon mehr als zwei Dutzend – der Prestigewert des Projekts gestiegen ist. Und damit auch sein Marktwert.

]]>
Wenn das Murmeltier am Nanga Parbat grüßt https://blogs.dw.com/abenteuersport/wenn-das-murmeltier-am-nanga-parbat-gruesst/ Sat, 05 Dec 2015 13:00:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31401 Andie MacDowell mit einem echten Murmeltier

Andie MacDowell mit echtem Murmeltier

Was machen eigentlich Bill Murray und Andie MacDowell in diesem Winter? Vielleicht reisen die beiden Hollywood-Stars ja nach Pakistan, um in der Welt der Höhenbergsteiger ein Remake ihres Klassikers „Und täglich grüßt das Murmeltier“ zu drehen. Denn auch am Nanga Parbat wiederholt sich alljährlich dasselbe Spiel: Mehrere Expeditionsteams treffen dort ein, um den „Nackten Berg“ erstmals im Winter zu besteigen. Und regelmäßig kehren sie zwei Monate später erschöpft und mit leeren Händen heim. 27 Expeditionen erging es bisher so. Auch in diesem Winter werden sich wieder fünf Teams an dem 8125 Meter hohen Berg versuchen, der neben dem K 2 der einzige Achttausender ist, der noch nie in der kalten Jahreszeit bestiegen wurde. Zwei der Teams tragen sogar das Murray/MacDowell-Muster – auch wenn der Name der einen Expedition eher nach einem Disney-Film klingt.

Badeenten

Elisabeth Revol im Lager 4 auf 7000 Metern

Elisabeth Revol in Lager 4 auf 7000 Metern

Die männliche Hauptrolle im „Rubber duck“ (Badeenten) -Team spielt Tomek Mackiewicz. Der Pole versucht sich bereits den sechsten Winter in Serie am Nanga Parbat. Zum dritten Mal ist er mit der Französin Elisabeth Revol unterwegs. Im vergangenen Winter erreichten die beiden auf der Diamir-Seite des Bergs gemeinsam eine Höhe von etwa 7800 Metern, ehe sie wegen zu großer Kälte und zu starken Windes umkehren mussten. „Ich konnte den Gipfel fast schon mit meinen Fingern ‚spüren‘. Er war so nahe“, sagte Revol damals. In diesem Jahr vervollständigt der Pakistani Arslan Ahmed Ansari das Team. Die „Badeenten“ wollen, im Alpinstil kletternd, die so genannte „Messner“-Route vollenden. Diesen Weg hatten im Jahr 2000 die Südtiroler Reinhold und Hubert Messner, Hanspeter Eisendle und Wolfgang Tomaseth bis auf eine Höhe von 7500 Metern erstmals begangen.

Starker Motor

Tamara (l.) und Simone im Manaslu-Basislager

Tamara und Simone im Manaslu-Basislager

In etwa diesen Aufstiegsweg hat sich auch das andere „Und täglich grüßt das Murmelteier“-Team vorgenommen. „Ich möchte sehen, ob die Route, die Denis Urubko und ich im Winter 2012 als möglich erkannt haben, die richtige ist“, sagt Simone Moro. Der Italiener ist ein echter Winterspezialist. Drei Winter-Erstbesteigungen von Achttausendern gehen auf sein Konto: Shishapangma (2005), Makalu (2009) und Gasherbrum II (2011). Am Nanga Parbat versucht sich der 48-Jährige bereits zum dritten Mal. Die weibliche Rolle spielt in diesem Team die 29 Jahre alte Südtirolerin Tamara Lunger. Im vergangenen Winter waren Tamara und Simone erstmals gemeinsam auf Expedition gegangen. Die Schneemassen am Manaslu hatten das Duo nicht höher als Lager 1 auf 5700 Metern aufsteigen lassen. Tamara sei dennoch mit einem Lächeln im Gesicht heimgekehrt, sagt Moro und lobt die Leistungsfähigkeit seiner Seilpartnerin in höchsten Tönen: „Tamara verfügt über einen Motor, wie ich ihn bisher nur bei sehr wenigen Männern gefunden habe.“

Alte Bekannte

Nanga Parbat

Nanga Parbat

Über einen Nanga-Parbat-Motor verfügen einige der Bergsteiger aus den drei anderen Teams am Berg. So sind unter den neun Mitgliedern der polnischen „Justice for all“-Expedition, die auf der Rupal-Seite des Bergs über die Schell-Route aufstiegen will, mehrere Wiederholungstäter. Auch der Spanier Alex Txikon, der Italiener Daniele Nardi und der Pakistani Ali Sadpara sind alte Bekannte am Nanga Parbat. Sie haben sich die Kinshofer-Route auf der Diamir-Seite vorgenommen – im traditionellen Stil, also mit Hochlagern. Vierter im Bunde ist der Pole Janusz Golab, dem 2012 zusammen mit seinem Landsmann Adam Bielecki die Winter-Erstbesteigung des Achttausenders Gasherbrum I gelang.
Seinen damaligen Seilpartner wird Janusz im Basislager wiedertreffen. Bielecki, der 2013 auch zu den Winter-Erstbesteigern des Broad Peak gehörte, reist mit Jacek Czech an. Die beiden Polen wollen den Nanga Parbat ebenfalls über die Kinshofer-Route besteigen, allerdings im Alpinstil.
Es ist angerichtet für eine neue Episode von „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Vielleicht gibt es ja diesmal das Happy-End, das Bill Murray und Andie MacDowell in ihrem Hollywood-Erfolgsfilm vorgelegt haben.

]]>