Jamling Tenzing Norgay – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Jamling Tenzing Norgay: „Mein Vater wäre geschockt“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/jamling-tenzing-norgay-mein-vater-waere-geschockt/ Mon, 30 Mar 2015 12:04:02 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28811 Jamling Tenzing Norgay

Jamling Tenzing Norgay

Jamling verdanke ich meine ersten Erfahrungen im Himalaya. Ich lernte den Sohn des Everest-Erstbesteigers Tenzing Norgay 2001 kennen, als er in Deutschland sein Buch „Auf den Spuren meines Vaters“ vorstellte. 1996 hatte er selbst auf dem Gipfel des höchsten Bergs der Erde gestanden. Jamlings Buch war das erste, in dem das Unglück am Mount Everest im Mai 1996 aus Sherpa-Sicht betrachtet wurde. Damals waren zwölf Bergsteiger ums Leben gekommen, die meisten Kunden kommerzieller Expeditionen. Am Ende unseres Treffens sagte Jamling: „Wenn du irgendwann mal nach Nepal kommen willst, sag‘ mir Bescheid! Dann helfe ich dir dabei, die Reise zu organisieren.“ Er hielt Wort. Im folgenden Jahr war es soweit: 2002, im Internationalen Jahr der Berge, wanderte ich zum Basislager auf der nepalesischen Seite des Mount Everest. Heute ist Jamling Tenzing Norgay ein begehrter Vortragsredner. Ich habe den 48-Jährigen gefragt, was er in diesem Jahr am Mount Everest erwartet.

Jamling, wir stehen am Beginn der Frühlingssaison am Everest. Glaubst du, dass es in Nepal „business as usual“ gibt oder dass es wegen der Ereignisse im letzten Jahr ganz anders kommt?

Ich denke, es wird wieder auf die gleiche Weise ablaufen wie in den Jahren zuvor. Ich fürchte, dass in diesem Jahr sogar mehr Leute dort sein werden, weil zu den Neulingen auch noch die Bergsteiger hinzukommen, die im vergangenen Jahr nicht zum Zuge kamen. Der einzige Unterschied im Vergleich zum Vorjahr ist, dass die Sherpas einen besseren Versicherungsschutz haben werden – und dass die kommerziellen Veranstalter und die lokalen Partneragenturen sie hoffentlich in diesem Frühjahr auch besser bezahlen.

Jamling mit Peter Hillary, dem Sohn des anderen Everest-Erstbesteigerns (2013)

Jamling mit Peter Hillary, dem Sohn des anderen Everest-Erstbesteigers (2013)

Hat sich die Stimmung unter den Sherpas nach dem Lawinenunglück des letzten Jahres und dem darauf folgenden vorzeitigen Ende der Klettersaison verändert?

Wir Sherpas sind fröhliche und zufriedene Menschen. Aber natürlich betrauern wir auch den Verlust unserer Sherpa-Brüder, die beim Bergsteigen ums Leben kommen. Nichtsdestotrotz machen wir mit dem weiter, was wir am besten können, und das ist Bergsteigen. Das Risiko nehmen wir bei unserer Arbeit in Kauf.

Was hältst du vom Auftreten der Expeditionsveranstalter? Haben sie aus den Geschehnissen von 2014 gelernt? Oder gab es möglicherweise gar keinen Grund für sie, irgendetwas zu ändern?

Ich finde, das Unglück von 2014 sollte den kommerziellen Veranstaltern und ihren lokalen Agenturen eine Lehre gewesen sein. Das Wichtigste, das jeder im Leben anstrebt, ist Sicherheit. Wir brauchen bessere Lebensversicherungen für die Climbing Sherpas und auch eine bessere Bezahlung.

Am allerwichtigsten ist, dass ihre Familien und Kinder im Falle unvorhersehbarer Ereignisse abgesichert  sind. Die Regierung Nepals sollte einen bestimmten Prozentsatz der Besteigungsgebühren in eine Stiftung einzahlen, die die Familien tödlich verunglückter Sherpas finanziell unterstützt und die Ausbildung der betroffenen Kinder sicherstellt.

Was würde wohl dein Vater sagen, wenn er noch lebte und sähe, was sich am Everest abspielt?

Ich glaube, er wäre geschockt, wenn er sähe, wie kommerzialisiert der Berg geworden ist – und dass der Everest von heute eine Spielwiese für jene ist, die glauben, man könne quasi über Nacht zu richtigen Bergsteigern werden.  

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Vererbte Freundschaft https://blogs.dw.com/abenteuersport/peter-hillary-jamling-tenzing-everest/ Wed, 05 Jun 2013 12:42:44 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=22003

Jamling Tenzing Norgay (l.) und Peter Hillary

Der Pickel fällt nicht weit vom Berg. Wie ihre berühmten Väter Tenzing Norgay und Edmund Hillary sind auch Jamling und Peter Freunde und würden eine gute Seilschaft abgeben. Beide traten in die Fußstapfen ihrer Väter: Als Bergsteiger standen Jamling Tenzing Norgay (1996) und Peter Hillary (1990 und 2002) ebenfalls auf dem Gipfel des Mount Everest. Beide führen auch die Arbeit ihrer Väter zum Wohle der Sherpas fort und halten die Erinnerung an die Everest-Erstbesteiger wach. „Mein Vater bestieg als einfacher Mann den Berg und kam als solcher wieder herunter. Er lebte auch den Rest seines Lebens sehr bescheiden und einfach, genau wie Edmund Hillary“, erzählt mir Jamling, als wir uns bei der Jubiläumsfeier in London treffen. „Keine anderen beiden als Hillary und mein Vater hätten den Everest als Erste besteigen können.“ Auch Peter Hillary ist stolz auf die Leistung seines Vaters und Tenzing Norgays. „60 Jahre danach steht sie vor allem dafür: Jemand macht etwas Neues und öffnet damit die Tür für jeden, der nachfolgt. Hillary und Tenzing bestiegen den Everest und bewiesen damit, dass es möglich ist. Das war wie eine Befreiung.“ 

Peter und Jamling über die Leistung ihrer Väter

Gleiches Recht für alle 

Edmund Hillary (l.) und Tenzing Norgay

Sir Edmund Hillary gehörte bis zu seinem Tod 2008 zu den prominentesten Kritikern des kommerziellen Bergsteigens am Mount Everest. „Er war einfach traurig, dass an die Stelle ihres wundervollen Abenteuers – niemand außer ihnen war am Berg, nicht einmal in der Nähe – das getreten ist, was wir heute haben“, sagt Peter. „Es ist eine Industrie.“ Der 58 Jahre alte Neuseeländer findet, dass man das akzeptieren muss. „Sonst müssten wir konsequenterweise auch nach Garmisch oder Chamonix gehen und sagen: Keine Bergführungen mehr, kein Skifahren, keine Chalets und Restaurants mehr. Wir können das den Nepalesen nicht wegnehmen.“ Wie Peter plädiert jedoch auch sein Freund Jamling dafür, die Standards am höchsten Berg der Erde zu überprüfen. Die Zahl der Bergsteiger am Everest sollte begrenzt werden“, sagt Jamling, der Sicherheit wegen, „damit wir weniger Unfälle am Berg haben.“ 

Peter und Jamling über das heutige Bergsteigen am Everest

Wahre Bergsteiger respektieren einander  

Der Angriff einer Gruppe von Sherpas gegen die europäischen Topbergsteiger Simone Moro und Ueli Steck in diesem Frühjahr hat den 48-Jährigen betroffen gemacht. „Das hätte niemals passieren dürfen. Der Berg ist groß genug, dass jeder dort klettern kann“, findet Jamling. „Wahre Bergsteiger respektieren einander.“ Das gelte nicht nur für die Sherpas, sondern auch für die westlichen Alpinisten. „Sie müssen lernen, Rücksicht auf die arbeitenden Sherpas nehmen.“

Peter und Jamling über die Schlägerei am Everest

Peter Hillary hält den Zwischenfall für einen „unglücklichen Fehltritt“, will ihn aber nicht überbewerten. „Wenn Leute dort klettern, spielt die Höhe eine Rolle, die Nerven liegen blank, es gibt viele Egos und Komplikationen. Es war einfach der falsche Augenblick, ein hässlicher, aber nicht besonders schwerwiegender Zwischenfall.“ Er hoffe, sagt Peter, dass beide Seiten daraus lernten und das traditionell sehr gute Verhältnis zwischen Sherpas und ausländischen Bergsteigern fortbestehe. „Und ich glaube, dass es auch so kommen wird.“

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Smalltalk mit Prinz Philip https://blogs.dw.com/abenteuersport/smalltalk-mit-prinz-philip/ Thu, 30 May 2013 01:31:42 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=21937

Die Royal Geographical Society in London

Fast hätte ich nicht nur Prinz Philip, sondern auch der Queen die Hand geschüttelt. Sie steht einen Meter vor mir. Ein Kanadier, der sich dazwischen drängt, verhindert den Kontakt. Dann ist die 86-Jährige in ihrem lila Kostüm schon weiter gezogen. Schade. Ich wollte sie doch eigentlich fragen, ob sie auch heute noch ein besonderes Verhältnis zum Mount Everest habe. Schließlich erreichte die Nachricht, dass zwei Mitglieder einer britischen Expedition am 29. Mai 1953 erstmals den höchsten Berg der Erde bestiegen hatten, pünktlich zu den Krönungsfeiern von Elizabeth II. die britische Hauptstadt London. Kein Wunder also , dass die Queen es sich jetzt nicht nehmen lässt, zur offiziellen 60-Jahr-Jubiläumfeier in der Royal Geographical Society zu erscheinen.

Britische Everest-Helden

Die Anweisung der Veranstalter ist eindeutig: „Wenn die Königin und Prinz Philip erscheinen, erheben Sie sich bitte von ihren Plätzen! Warten Sie, bis sich die beiden gesetzt haben, dann nehmen auch Sie wieder Platz!“ Den größten Teil der Veranstaltung verpassen die beiden Royals. Einige legendäre britische Everest-Besteiger teilen sich die Aufgabe, die Geschichte der Erstbesteigung durch den Neuseeländer Edmund Hillary und den Sherpa Tenzing Norgay nachzuerzählen: Sir Chris Bonington, der 1975 die Expedition zur steilen Südwestwand geleitet hatte; Doug Scott, der das Unternehmen zusammen mit Dougal Haston erfolgreich abschloss; Stephen Venables, der 1988 als erster Brite den Everest ohne Flaschensauerstoff bestieg, über eine neue Route in der äußerst gefährlichen Ostwand; Rebecca Stephens, 1993 die erste britische Frau auf dem höchsten Berg der Erde.

Den Sherpas etwas zurückgegeben

Jamling Tenzing Norgay (l.) und Peter Hillary

Anschließend erzählen die beiden Söhne der Erstbesteiger, Jamling Tenzing Norgay und Peter Hillary, von ihren berühmten Vätern. „Sie waren wirkliche Helden“, sagt der 48 Jahre alte Jamling, der 1996 den Everest bestieg und damit in die Fußstapfen seines Vaters trat. „Sie waren Ikonen der Hoffnung für Millionen von Menschen. Und das war erst der Anfang.“ Sein Vater und Edmund Hillary hätten ihren Ruhm bis zu ihrem Tod genutzt, um die Sherpas in Nepal zu unterstützen. „Er fühlte ein großes Verlangen, den Menschen zu helfen und ihnen etwas zurückzugeben“, erinnert sich der zweimalige Everest-Besteiger Peter Hillary, dessen Vater Sir Edmund 1960 den Himalayan Trust gründete. Die Stiftung baute für die Sherpas Schulen, Krankenhäuser, Minikraftwerke, Brücken.

Verdammt gute Queen“

Der Vortrag liegt exakt in der anvisierten Zeit. Als sich alle erheben, um die Queen und ihren Ehemann zu begrüßen, ist Jan Morris an der Reihe. Sie erzählt, wie sie – damals noch ein Mann mit Vornamen James – als Reporter der „Times“ dafür sorgte, dass die verschlüsselte Exklusiv-Nachricht über die erfolgreiche Erstbesteigung des Mount Everest rechtzeitig in London ankam. „Es war das nationale Krönungsgeschenk für Elizabeth II.“, sagt die 87-Jährige und fügt mit einem Grinsen hinzu: „Im Gegenzug war sie dann eine verdammt gute Queen..“ Gelächter im Saal. Die Königin und Prinz Philip sehe ich nur von hinten. Aber ich würde darauf wetten, dass auch sie sich ein royal zurückhaltendes Lächeln nicht verkneifen können.

Wo sind da die Berge?

Beim anschließenden Empfang, zu dem ich als Mitglied der deutschen Sektion der Hillary-Stiftung eingeladen bin, darf ich dem Herzog von Edinburgh die Hand schütteln. „Sind Sie Bergsteiger?“, fragt mich der 91 Jahre alte Gatte der Queen. „Journalist und Bergsteiger“, antworte ich. „Ich war schon einmal über 7000 Metern.“ Damit habe ich offenbar seine Neugier geweckt: „Wo leben Sie denn?“ „In Köln.“ Prinz Philip grinst: „Und wo sind da die Berge?“ „Weit weg“, sage ich und entlocke ihm ein weiteres Lächeln. Er wendet sich dem nächsten Gast zu. Aber vielleicht hat er es ja seiner Frau abends im Bett erzählt.

P.S. Nur der Hoffotograf durfte die Royals fotografieren, ich nicht. 🙁

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