Mackiewicz – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Winter-Ebbe an den höchsten Bergen https://blogs.dw.com/abenteuersport/winter-ebbe-an-den-hoechsten-bergen/ Wed, 07 Dec 2016 14:44:20 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34403 Nanga Parbat

Nanga Parbat

Der Nanga Parbat fällt in den Winterschlaf zurück. Hatten sich in den vergangenen Jahren regelmäßig mehrere Expeditionen an dem 8125 Meter hohen Berg in Pakistan getummelt, um ihn erstmals im Winter zu besteigen, sieht es derzeit so aus, als bliebe der „Nackte Berg“ in den nächsten Monaten auch ein einsamer. Selbst der Pole Tomasz Mackiewicz wird in diesem Winter zur Abwechslung mal nicht sein Wohnzimmer – wie in den letzten sechs Jahren – mit einem kalten Zelt am Nanga Parbat tauschen.

Hauptargument ist weg

Erfolgsteam: Alex, Tamara, Simone, Ali (v.l.)

Erfolgsteam: Alex, Tamara, Simone, Ali (v.l.)

„Die Expedition zum Nanga Parbat wird auf 2017/2018 verschoben“, schreibt Tomek auf Facebook. Er habe vergeblich versucht, finanzielle Unterstützung der polnischen Regierung für einen weiteren Versuch zu erhalten. Die Argumentation dürfte ihm auch deutlich schwerer gefallen sein, nachdem die Winterbastion Nanga Parbat 2016 gefallen ist:  Nach zahllosen gescheiterten Versuchen gelang dem Italiener Simone Moro, dem Basken Alex Txikon und dem Pakistaner Muhammad Ali „Sadpara“ Ende Februar endlich die erste Winterbesteigung des neunthöchsten Bergs der Erde. Das vierte Teammitglied, die Südtirolerin Tamara Lunger, drehte knapp unterhalb des Gipfels um, weil es ihr schlecht ging.

K 2-Winterexpedition erst 2017/2018

K 2

K 2

Doch nicht nur am Nanga Parbat, auch an den anderen Achttausendern ist Winter-Ebbe angesagt. Eine ursprünglich für den K 2, den einzigen noch nie im Winter bestiegenen Achttausender, geplante polnische Expedition unter Leitung des Winter-Altmeisters Kryzsztof Wielicki wurde ebenfalls um ein Jahr auf 2017/2018 vertagt. Auch in diesem Fall fehlte zunächst das Geld. Immerhin soll die Finanzierung durch zwei staatliche Unternehmen inzwischen stehen.

 

Lunger macht Pilotenschein

Tamara Lunger

Tamara Lunger

Vielleicht versucht sich im übernächsten Winter ja auch Tamara Lunger am Mount Everest. Nach ihrem „fast Nanga-Gipfel im Winter“ war berichtet worden, dass die 30-Jährige jetzt den Everest als Winterziel ins Auge fasse. Schon in diesem Jahr? „Nein“, schreibt mir Tamara. „Ich bin in Amerika für meinen Hubschrauber-Pilotenschein.“

Geheimnis um Winterziel

Und sonst? Der indische Bergsteiger Arjun Vajpai hat via Facebook eine Winterexpedition auf einen Siebentausender in seinem Heimatland angekündigt. Um welchen Berg es sich handelt, ließ er offen. Der 23-Jährige hat bereits fünf Achttausender bestiegen: den Mount Everest (als noch 16-Jähriger im Jahr 2010), Lhotse und Manaslu (beide 2011) sowie im Frühjahr 2016 den Makalu und im Oktober den Cho Oyu.

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Nanga Parbat zermürbt seine Belagerer https://blogs.dw.com/abenteuersport/nanga-parbat-zermuerbt-seine-belagerer/ Tue, 26 Jan 2016 08:41:08 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31717 Blick aus Lager 3 auf den Gipfel

Blick aus Lager 3 auf den Gipfel

Dann waren es nur noch fünf. Noch geben wir nicht auf“, schreibt Tamara Lunger auf Facebook. Die 29 Jahre alte Südtiroler Bergsteigerin und ihr italienischer Seilpartner Simone Moro hoffen am Nanga Parbat auf besseres Wetter. Bis zum Wochenende ist täglich Schneefall vorhergesagt, zudem weht am Gipfel auf 8125 Metern ein starker Wind, der einen Aufstieg derzeit unmöglich macht. Auf ein Ende des schlechten Wetters wartet auch das andere noch im Basislager verbliebene Team, der Spanier Alex Txikon, der Italiener Daniele Nardi und der Pakistaner Ali Sadpara.

Das Trio hat die Kinshofer-Route, den Normalweg, bis Lager 3 auf 6700 Metern mit Fixseilen gesichert. „Die härteste Arbeit ist schon getan, die Route und auch wir selbst sind ausreichend vorbereitet für einen Gipfelvorstoß, sobald das Wetter es zulässt“, schreibt Alex. Es werde nicht nötig sein, weitere Sicherungen bis zum Gipfel anzubringen, „wenn sich die Bedingungen nicht ändern“. Doch genau das ist äußerst fraglich, wenn es in den nächsten Tagen weiter heftig schneien sollte.

Nie wieder Nanga Parbat?

Der Pole Tomek Mackiewicz und die Französin Elisabeth Revol haben die Heimreise angetreten. Die beiden waren bei ihrem Gipfelversuch Ende vergangener Woche bis auf etwa 7500 Meter vorgedrungen, ehe sie die Eiseskälte zurückgetrieben hatte. Tomek war hinterher so frustriert, dass er verkündete, nicht mehr zum Nanga Parbat zurückzukehren und vielleicht sogar das Himalaya-Bergsteigen ganz an den Nagel zu hängen. Mackiewicz hatte sich den sechsten Winter in Serie vergeblich am neunthöchsten Berg der Erde versucht. Inzwischen verdichten sich die Informationen, dass auch das polnische „Nanga Dream“-Team auf der Rupal-Seite seine Zelte abbricht. Marek Klonowski und Pawel Dunaj waren Ende vergangener Woche auf der Schell-Route bis auf 7500 Meter aufgestiegen.

Update 13 Uhr: Tamara Lunger und Simone Moro schwenken nun auf die Kinshofer-Route über und schließen sich mit Alex Txikon und Co. zusammen. „Ich denke, gemeinsam können wir uns noch besser helfen, motivieren und vielleicht Großes schaffen!“, schreibt Tamara auf Facebook.

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Tage der Entscheidung am Nanga Parbat https://blogs.dw.com/abenteuersport/tage-der-entscheidung-am-nanga-parbat/ Tue, 19 Jan 2016 16:38:34 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31683 Tomek Mackiewicz im Aufstieg

Tomek Mackiewicz im Aufstieg

Die erste Winterbesteigung des Nanga Parbat liegt in der Luft – sagt jedenfalls mein Bauch. Bis zum Wochenende werden am achthöchsten Berg der Erde sonnige Tage und klare Nächte erwartet. Der Wind soll abflauen, bis auf eine Geschwindigkeit von gerade einmal zehn Stundenkilometern am Freitag. Das klingt nach idealen Bedingungen für einen Gipfelversuch – wenn man davon im Winter überhaupt sprechen kann. Denn das Thermometer pendelt sich nach wie vor am 8125 Meter hohen Gipfel bei etwa minus 40 Grad Celsius ein. Möglicherweise gründet sich mein optimistisches Bauchgefühl auch ganz einfach darauf, dass die Teams am Nanga Parbat derzeit mit Informationen eher geizen. Fast so, als konzentrierten sie sich nun voll auf den Aufstieg und wollten sich nicht mehr von „Öffentlichkeitsarbeit“ ablenken lassen.

Kurzes Zeitfenster

Elisabeth Revol in Lager 2

Elisabeth Revol in Lager 2

Vom italienischen Duo Simone Moro und Tamara Lunger, die auf der Messner-Route auf der Diamir-Seite aufsteigen, haben wir seit Tagen nichts mehr gehört. Der Pole Tomek Mackiewicz und die Französin Elisabeth Revol, auf derselben Route unterwegs, sind mitteilsamer. Tomek telefonierte heute per Satellitentelefon aus Lager 2 auf 6000 Metern mit dem polnischen Radiojournalisten Bartosz Styrna. Sturmböen von bis zu 100 Stundenkilometern hätten an ihrem Zelt gezerrt, sagte Mackiewicz. Für morgen sei der weitere Aufstieg geplant. „Wir haben nur ein sehr kurzes Zeitfenster von zwei bis drei Tagen Maximum“, glaubt Tomek. „Wir müssen uns reinhängen. Es wird ein harter Kampf.“

Bielecki und Czech abgereist

Den erwarten auch der Spanier Alex Txikon, der Italiener Daniele Nardi und der Pakistani Ali Sadpara auf der Kinshofer-Route, dem Normalweg. Sie haben die Route bis auf eine Höhe von 6500 Meter versichert. Ein Sturz Nardis ging glimpflich aus. Die beiden Polen Adam Bielecki und Jacek Czech, die sich ursprünglich dem Trio anschließen wollten, sind inzwischen abgereist. Bielecki sah wegen seiner Handverletzung nach einem 80-Meter-Sturz keine Chance mehr, den Gipfel zu erreichen.

Auf der Rupalseite des Nanga Parbat befindet sich das das „Nanga Dream“-Team wieder im Aufstieg über den Südsüdwestgrat. Auch von diesen Bergsteigern hört man wenig bis nichts. Ich bleibe dabei, es liegt etwas in der Luft.

Update 21. Januar: Tomek und Elisabeth haben ihr Lager 4 auf 7200 Metern aufgeschlagen. Wenn alles klappt, könnten sie am Freitag oder Samstag den Gipfel erreichen. Das Wetter scheint zu halten. Also, Daumen drücken! Derweil sind Simone und Tamara ins Basislager abgestiegen.

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Den Gipfel schon gespürt https://blogs.dw.com/abenteuersport/nanga-parbat-gipfel-schon-gespuert/ Mon, 26 Jan 2015 15:56:00 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28203 Nanga Parbat (© The North Face)

Rupalseite des Nanga Parbat (© The North Face)

„Wer Geduld sagt, sagt Mut, Ausdauer, Kraft“, hat einmal Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach geschrieben. Die österreichische Schriftstellerin, die von 1830 bis 1913 lebte, meinte das natürlich allgemein. Doch sie hat damit ziemlich genau jene Zutaten beschrieben, die nötig sind, um einen Achttausender wie den Nanga Parbat im Winter zu besteigen. Nach mehr als zwei Dutzend erfolglosen Winterexpeditionen belagern auch in diesem Jahr wieder mutige, ausdauernde und starke Bergsteiger den neunthöchsten Berg der Erde. Am erfolgversprechendsten erscheint derzeit der Versuch der Russen Nickolay Totmjanin, Valery Shamalo, Serguey Kondrashkin und Victor Koval auf der Rupalseite, der Südseite des Nanga Parbat. Sie haben sich immerhin schon bis auf eine Höhe von 7150 Metern hinaufgearbeitet. „Die Route ist ungefähr acht Kilometer lang. Wir haben bereits 700 Meter Fixseile über sehr hartes Wintereis gelegt“, twittern die vier Bergsteiger aus St. Petersburg. Jenes Eis träfen sie fast durchgängig oberhalb von 6000 Metern an. Das gefährliche Blankeis war im vergangenen Jahr auch einer der Gründe, warum der Pole Tomek Mackiewicz und der Deutsche David Göttler auf dieser Route auf 7200 Metern umgekehrt waren.

Kurz: Zu riskant

Elisabeth Revol im Lager 4 auf 7000 Metern

Elisabeth Revol in Lager 4 auf 7000 Metern

In diesem Jahr war Tomek auf die Nordflanke des Bergs gewechselt, weil er sich dort mehr Erfolg versprach. Sein Gipfelversuch mit der Französin Elisabeth Revol auf der Diamir-Seite endete – wie berichtet – auf 7800 Metern. Noch 50 Meter höher kam bisher im Winter nur der Pole Zbigniew Trzmiel bei seinem gescheiterten Versuch 1997. „Wir hatten keine Chance, den Gipfel zu erreichen“, sagte Mackiewicz. „Zu kalt, zu windig, das Wetter zu unvorhersehbar – kurz zu riskant“, fasste Revol jetzt nach der Rückkehr nach Frankreich die Gründe zusammen, warum die beiden gut 300 Meter unterhalb des Gipfels umdrehten. „Ich konnte den Gipfel fast schon mit meinen Fingern ‚spüren‘. Er war so nahe. Mein Herz schlug schneller, aber wir mussten abgeklärt bleiben. Es war frustrierend, nicht gerade leicht umzudrehen, besonders wenn du siehst, wie weit du schon gekommen bist.“ Beim Abstieg brach eine Schneebrücke unter Tomek, der Pole stürzte 50 Meter tief in eine Gletscherspalte. Mackiewicz hatte Glück. Er überlebte mit Oberschenkel- und Rippenverletzungen und konnte sich mit Elisabeths Hilfe aus der Spalte befreien. Für Mackiewicz und Revol war die Expedition damit beendet. Beide reisten ab. Auf der Diamir-Seite verblieb der Italiener Daniele Nardi. Zu ihm gesellen sich jetzt ein iranisches Team sowie der Baske Alex Txikon, der im Team mit zwei pakistanischen Bergsteigern versuchen will, den Nanga Parbat erstmals im Winter zu besteigen. Ob Mut, Ausdauer und Kraft reichen? Bisher hat der Berg selbst die geduldigsten Winterkandidaten in Schach gehalten.

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300 Meter unter dem Gipfel umgekehrt https://blogs.dw.com/abenteuersport/nanga-parbat-winterexpeditionen/ Mon, 19 Jan 2015 13:48:14 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28117 Nanga Parbat vom Basislager aus (Archivbild)

Nanga Parbat (vom Diamir-Basislager aus)

Zeigt der Nanga Parbat wieder seine Zähne? Mehr als 20 Winterexpeditionen sind an dem 8125 Meter hohen Berg in Pakistan bereits gescheitert. Neben dem K 2 ist der Nanga Parbat der einzige Achttausender, der noch nicht im Winter bestiegen wurde. Deswegen ist der „Nackte Berg“ seit Jahren in der kalten Jahreszeit ein beliebtes Ziel von Profibergsteigern. Den fünften Winter in Serie versucht sich nun schon der Pole Tomasz, genannt Tomek Mackiewicz am neunthöchsten Berg der Erde. Nachdem er im vergangenen Jahr auf der Südseite des Nanga Parbat (Rupalseite) mit dem deutschen Bergsteiger David Göttler bis zum Mazeno-Grat auf etwa 7200 Metern gekommen war, probiert Tomek es diesmal auf der Nordwestseite (Diamirseite). Heute ist er nach einem Gipfelversuch mit der Französin Elisabeth Revol sicher ins Basislager zurückgekehrt.

Tomasz Mackiewicz

Tomasz Mackiewicz

Die beiden waren auf einer noch unvollendeten Route in der Nordflanke unterwegs, die die beiden Südtiroler Reinhold Messner und Hanspeter Eisendle im Jahr 2000 bis auf eine Höhe von 7500 Metern eröffnet hatten. Mackiewicz und Revol kamen nach eigenen Angaben bis auf eine Höhe von 7800 Metern. Viel fehlte also nicht mehr bis zum Gipfel. Tagelang hatte es keinen Kontakt zu den beiden gegeben. Jetzt ließ der Italiener Daniele Nardi, der sich mit Tomek und Elisabeth das Basislager teilt, via Facebook Entwarnung geben: „Es geht ihnen gut. Tomek hat ein kleines Problem am Bein, weil er in eine Gletscherspalte gefallen ist. Nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste.“

Auch Txikon will auf den Nanga Parbat

Alex Txikon

Alex Txikon

Zwei weitere Expeditionsteams sind auf dem Weg zur Diamir-Seite. Die Iraner Mahmood Hashemi, Reza Bahadorani und Iraj Maani werden am kommenden Wochenende im Basislager erwartet. Dort wird auch Alex Txikon sein Zelt aufschlagen. Nachdem seine  geplante K-2-Winterexpedition mit dem Russen Denis Urubko und dem Polen Adam Bielecki – wie berichtet – abgeblasen werden musste, hat sich der Baske entschlossen, den Nanga Parbat anzugehen. Begleiten werden ihn die beiden pakistanischen Bergsteiger Muhammad Ali  und Muhammad Khan. Beide stammen aus Dörfern in Baltistan: Ali aus Sadpara, Khan aus Machulu. „Sie haben viele hohe Berge im Himalaya bestiegen, sie sind erfahren und stark, und ich bin sicher, dass sie gute Partner sein werden“, schreibt Alex auf seiner Homepage.

Auf der Rupalseite arbeitet sich derweil ein Team aus St. Petersburg in Russland den Berg hinauf. Zuletzt gab es vor fünf Tagen eine Nachricht von Nickolay Totmjanin, Valery Shamalo, Serguey Kondrashkin und Victor Koval. Da hieß es, sie hätten erneut ihr Basislager verlassen, um die Route voranzutreiben.

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Nanga Parbat bleibt im Winter unbestiegen https://blogs.dw.com/abenteuersport/nanga-parbat-bleibt-im-winter-unbestiegen/ Sat, 15 Mar 2014 21:40:45 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25505 Obrycki (l.) und Dunaj im Krankenhaus von Skardu

Obrycki (l.) und Dunaj im Krankenhaus von Skardu

„Zeit, nach Hause zu gehen!“ Jacek Teler bringt es auf den Punkt. Auch die polnische Winterexpedition zum Nanga Parbat ist erfolglos geblieben. Nach dem Lawinenunglück vor einer Woche war auch die letzte Chance dahin, noch einmal zu einem Gipfelversuch aufzubrechen. Am nächsten Donnerstag beginnt der Frühling. In Skardu blühen bereits die Kirschbäume, schreibt Jacek in seinem Blog. Er hat seine Teamgefährten Pawel Dunaj und Michal Obrycki zum Militärkrankenhaus der Stadt begleitet, wo die Verletzungen der beiden behandelt wurden. Beiden geht es den Umständen entsprechend gut. Pawel hat es bei der Lawine deutlich schlimmer erwischt: vier Rippen gebrochen, die Lunge zusammengeklappt. Alles in allem hatten Dunaj und Obrycki jedoch Glück im Unglück. Sie leben.

Wird Tomek wiederkommen? Bestimmt!

Tomasz Mackiewicz

Tomasz Mackiewicz

Tomek Mackiewicz blieb zu Füßen des Achttausenders zurück, um das Basislager abzubauen. Damit geht auch die letzte der vier Winterexpeditionen zu Ende. Die polnischen Bergsteiger waren im Dezember die ersten am Berg und sind jetzt die letzten, die zusammenpacken. Ihre Ausdauer ist wirklich bewundernswert. Wie schon im letzten Winter war es auch in diesem Jahr Tomek vorbehalten, von allen Aspiranten am höchsten aufzusteigen. Gemeinsam mit David Göttler erreichte er auf 7200 Metern den Mazeno-Grat. 2013 war Mackiewicz bei seinem letzten Versuch im Alleingang bis auf 7400 Meter aufgestiegen. Vier Jahre in Serie hat sich Tomek im Winter am Nanga Parbat versucht – und das obwohl er keine finanzstarken Sponsoren im Hintergrund hat. Ich würde fast wetten, dass er in neun Monaten wieder nach Pakistan reist.

Der Nanga Parbat bleibt auch nach 21 Versuchen in 25 Jahren im Winter unbestiegen. Wie der K 2, der ebenfalls noch niemanden in der kalten Jahreszeit auf sein Haupt gelassen hat. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Eines Tages.

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Auf ein Neues am Nanga Parbat https://blogs.dw.com/abenteuersport/auf-ein-neues-am-nanga-parbat/ Fri, 07 Mar 2014 23:31:54 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25465 Mackiewicz auf etwa 7200 Metern (© The North Face)

Tomek auf 7200 Metern (© The North Face)

Würde es einen Oscar für Hartnäckigkeit geben, die polnischen Bergsteiger am Nanga Parbat hätten ihn verdient. Seit über 80 Tagen harren Tomasz, genannt „Tomek“ Mackiewicz und seine Freunde bereits an dem Achttausender in Pakistan aus, immer noch fixiert auf ihr großes Ziel: die erste Winterbesteigung des 8125 Meter hohen Bergs. An diesem Wochenende steigen sie wieder auf. Am heutigen Samstag machen Pawel Dunaj und Michal Obrycki den Anfang – „um zu spuren und das Lager für Tomek auszugraben, der am Sonntag mit Jacek losgeht“, heißt es auf der Facebook-Seite der Expedition „Justice for all“. Tomek Mackiewicz und Jacek Teler sollen also offenbar beim vierten Versuch das Gipfelteam bilden.

„Wir bleiben!“

David am Mazeno-Grat (© The North Face)

David am Mazeno-Grat (© The North Face)

Die ersten drei waren erfolglos geblieben. Beim letzten hatte Tomek gemeinsam mit David Göttler – wie berichtet – immerhin den Mazeno-Grat erreicht und damit eine Höhe von 7200 Meter. David und seine italienischen Partner Simone Moro und Emilio Previtali hatten anschließend ihre Expedition beendet – und wie selbstverständlich gingen alle davon aus, dass auch Mackiewicz und Co. ihre Zelte abbrechen würden.  Doch weit gefehlt: „Wir bleiben!“, verkündeten die Polen. „Wir haben jede Menge Essen und Ausrüstung. Die Seile sind fixiert. Simone hat uns eine Menge toller Sachen zurückgelassen: Parmesan, Würstchen, Schlafsäcke. Wir haben ein Depot und ein Zelt in Lager drei, viel Kraft, ein weiteres Depot in Lager vier. Wir versuchen es weiter.“

Noch knapp zwei Wochen

Zäh sind sie – und stehen damit in der Tradition polnischer Höhenbergsteiger. Winterbergsteigen ist einfach ihr Ding. Neun der zwölf  Winter-Erstbesteigungen von Achttausendern gingen auf das Konto polnischer Expeditionen. An einer weiteren (Shishapangma) war mit Piotr Morawski ein Pole beteiligt. Er bildete 2005 ein Team mit Simone Moro. Lediglich am Makalu (Moro und Denis Urubko) und am Gasherbrum II (Moro, Urubko, Cory Richards) waren Teams ohne polnische Bergsteiger erfolgreich.  Viel Zeit bleibt Tomek und seinen Freunden am Nanga Parbat nicht mehr. In knapp zwei Wochen endet der Winter.

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Göttler: „Es war uns zu knapp“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/goettler-es-war-uns-zu-knapp/ Sat, 01 Mar 2014 18:11:21 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25437 David während des Gipfelversuchs (© The North Face)

David während des Gipfelversuchs (© The North Face)

David Göttler ist nicht nur ein schneller Bergsteiger, sondern auch ein Speed-Antworter. Nachdem ich den Bericht über den heute gescheiterten Gipfelversuch am Nanga Parbat geschrieben habe, schicke ich dem 35-Jährigen eine Email mit einigen Fragen nach Pakistan. Ich erwarte eigentlich keine schnelle Reaktion, da David gerade erst wieder im Basislager eingetroffen ist und sich doch eigentlich von den Strapazen erholen muss. Eine Stunde später ertönt jedoch bereits das akustische Signal für eine neue Nachricht. Seine Antworten seien kurz ausgefallen, schreibt Göttler, „bin noch halb am Berg ;-)“. Lest selbst!

David, und wieder hat es nicht sollen sein. Schade. An deinem Biss hat es nicht gelegen, wie fit hast du dich gefühlt?

Ich habe mich fit gefühlt, gleichzeitig aber auch gewusst oder gemerkt, dass das Gelände da oben wirklich noch anspruchsvoll ist. Das heißt, man muss noch viel Kraft und Konzentration für den Abstieg haben. In Kombination mit nur noch einem Reservetag vom Wetter her war uns das zu knapp.

Wart ihr euch schnell einig oder habt ihr lange diskutieren müssen?

Wir waren uns sofort einig.

Nachdem Simone wegen Magenbeschwerden abbrechen musste, fandest du dich plötzlich in einem Zweierteam mit Tomek Mackiewicz wieder. Musstest du dich umstellen?

Klar ist es etwas anderes, wenn man plötzlich mit einem anderen Bergpartner unterwegs ist. Mit Simone war es mittlerweile alles eingespielt, und wir haben gut zusammen gearbeitet.

Wie schwer ist es dir gefallen, so hoch oben am Berg umzukehren?

Das sind keine leichten Momente. Rational sagst du dir, es ist das Richtige, anderseits überlegst du, ob ein wenig mehr Risiko nicht doch noch vertretbar ist.

Was nimmst du mit von deinen drei gescheiterten Gipfelversuchen am Nanga Parbat?

Eine Zeit intensiver Momente, sei es die Einsamkeit oder die unglaublichen Dimensionen hier.

Es war deine erste Winterexpedition zu einem Achttausender. Kannst du dir vorstellen, zum Wiederholungstäter zu werden?

Dazu ist es zu früh. Aber ich hatte hier eine sehr gute Zeit, warum also nicht?

Die Expedition neigt sich dem Ende zu. Worauf freust du dich am meisten, nach acht Wochen am Berg?

Auf eine Zeit ohne Mützen und lange Unterhosen, aber am meisten auf meine Freundin!

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David Göttler: „Moral ist tipptopp!“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/interview-goettler-nanga-parbat-2/ Tue, 18 Feb 2014 17:14:39 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25331

David Göttler im Basislager (© The North Face)

Beißen sich die Winterbergsteiger am Nanga Parbat ihre Zähne aus? Seit acht Wochen belagert eine polnische Expedition den Achttausender in Pakistan, seit gut sechs Wochen eine italienisch-deutsche Mannschaft. In der vergangenen Woche scheiterte auch der zweite Gipfelversuch beider Teams. Simone Moro und David Göttler stiegen bis Lager drei auf, kehrten dann aber wegen des schlechten Wetters um. Ich habe David einige Fragen ins Basislager geschickt. Der 35-Jährige Münchner antwortete prompt:

David, auch der zweite Gipfelversuch war nicht erfolgreich, auf 6800 Metern war Schluss. Wie schwer war es für euch, erneut umzudrehen?

Diesmal war es ein wenig schwerer. Weil das Wetter noch nicht so schlecht war, als wir uns zum Umdrehen entschlossen haben. Aber wir wussten, es geht sich nicht aus, und deshalb war es sicher die richtige Entscheidung. Auch weil es wirklich sehr kalt war! Noch im Abstieg hat es dann wie erwartet komplett zugemacht und zu schneien angefangen. Oben wäre die Orientierung schwer geworden oder gar unmöglich. Und der starke Wind am kommenden Tag hätte sicherlich jeden Gipfelversuch vereitelt. Also haben wir wertvolle Kraft gespart und auch keine Erfrierungen davon getragen.

Wie steht es um Simones und deine Moral, nach sechs Wochen am Berg und zwei gescheiterten Versuchen? Besteht die Gefahr eines Lagerkollers?

Die Moral ist immer noch tipptopp! Keine Gefahr von Lagerkoller oder sonst etwas –  was aber nicht heißt, dass mir das Warten hier leicht fällt. Im Gegenteil, ich denke, es ist, wie so oft, der schwierigste Teil einer Expedition.

Das Team um Tomek Mackiewicz ist sogar noch zwei Wochen länger als ihr vor Ort. Was glaubst du, wie lange halten eure polnischen Freunde noch durch?

Die sind ja vielleicht sogar noch ausdauernder. Ich denke, ihnen geht es wie uns: Jeder hier ist froh, wenn er wieder nach Hause kommt. Aber wir wollen alle hier den Berg besteigen. Deshalb nehmen wir noch weitere Warterei in Kauf!  

So lange in großer Höhe, das zehrt auch an den körperlichen Kräften. Wie fit fühlst du dich noch?

Ich fühle mich immer noch gut und fit. Vorgestern habe ich zum Beispiel eine Trainingseinheit hoch ins ABC (vorgeschobenes Basislager) gemacht und wieder zurück: 38 Minuten hoch, 15 Minuten runter. Das tut gut bei den vielen Tagen im BC (Basislager). Ich mache auch jeden Tag, wenn es das Wetter im BC zulässt, meine Yoga-Einheit. Ich denke, durch die niedrige Höhe hier im BC kann man sich immer gut erholen.

Für wann plant ihr den nächsten Gipfelversuch?

Wenn ich das wüsste! Wir müssen geduldig sein, und im Moment ist noch kein gutes Wetterfenster in Aussicht.

Abendstimmung im Hochlager (© The North Face)

Abendstimmung im Hochlager (© The North Face)

Dreimal ist göttlich, sagt das Sprichwort. Hoffst du, dass das auch fürs Winterbergsteigen am Nanga Parbat gilt?

Natürlich! Das wäre der Jackpot … aber alles ist hier Inschallah.

Musst du den Gipfel unbedingt erreichen, um diese Winterexpedition in deiner persönlichen Einschätzung als Erfolg verbuchen zu können?

Das ist es, weshalb ich hier hergekommen bin. Aber trotzdem weiß ich, die Chancen stehen sehr niedrig, dass es klappt. Und ich bin auch jetzt schon mehr als zufrieden!

Der Nanga Parbat ist neben dem K 2 der einzige Achttausender, der sich bisher allen Versuchen widersetzt hat, ihn im Winter zu besteigen. Verstehst du inzwischen besser, warum dort schon so viele Topbergsteiger in der kalten Jahreszeit gescheitert sind?

Das habe ich davor auch schon verstanden oder gewusst, dass es einfach im Winter andere Spielregeln hat als im Sommer. Und klar, jetzt, wo ich das Spiel auch mal erlebt habe, kann ich es noch besser nachvollziehen.

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Nanga-Parbat-Versuche und Everest-Gebühren https://blogs.dw.com/abenteuersport/nanga-parbat-versuche-und-everest-gebuehren/ Mon, 17 Feb 2014 15:09:53 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25315 Yoga im Basislager

Yoga im Basislager (© The North Face)

Der Nanga Parbat wehrt sich. Auch die zweiten Gipfelversuche auf der Rupal-Seite des Achttausenders in Pakistan blieben erfolglos. Der Italiener Simone Moro und sein deutscher Teampartner David Göttler stiegen in der vergangenen Woche (meiner Skiurlaubswoche in Osttirol) bis Lager drei auf 6800 Meter auf. „Aber das Wetter war wieder einmal nicht auf unserer Seite“, schreibt David auf Facebook. „Schneefall und null Sicht waren die Mischung, die uns diesmal umkehren ließen.“ Die beiden Polen Tomasz Mackiewicz und Pawel Dunaj hatten bereits vorher umgedreht. Das polnische Expeditionsteam harrt schon seit über acht Wochen am Nanga Parbat aus. Simone und David waren zur Jahreswende im Basislager eingetroffen, sind nun also auch schon gut sechs Wochen vor Ort. „Solange es auf dem Berg stürmt und ungefähr minus 50 Grad Celsius kalt ist, versuche ich die Körperspannung mit täglichen Yoga-Übungen aufrechtzuerhalten”, schreibt David aus dem Basislager.

Für die einen billiger, für die anderen teurer

Everest heute: Viel Verkehr auf der Normalroute

Viel Verkehr auf der Normalroute

Nepal hat derweil angekündigt, die Besteigungsgebühren für den Everest vom kommenden Jahr an zu verändern. Einzelne Bergsteiger zahlen nach Angaben des Tourismusministeriums in Kathmandu vom 1. Januar 2015 an für den Aufstieg über die Normalroute auf der Everest-Südseite in der Frühjahrssaison nur noch 11.000 statt wie bisher 25.000 US-Dollar. Teurer wird es dagegen für Gruppen. Schlossen sich bis dato sieben Bergsteiger zusammen, zahlte das Team insgesamt 70.000 Dollar. Ab 2015 werden nun siebenmal 11.000, also 77.000 Dollar fällig.

Wirklich gut für ernsthafte Kletterer?

„Die neuen Gebühren werden all die künstlich zusammengewürfelten Gruppen entmutigen, in denen die Expeditionsleiter nicht einmal jedes Mitglied kennen“, meint Tilakram Pandey vom Tourismusministerium. „Unterstützt werden die verantwortungsvollen und ernsthaften Kletterer.“ Der Schuss könnte jedoch auch nach hinten losgehen, etwa wenn sich unerfahrene Bergsteiger einen Bergführer nehmen und sich als Kleinteam deutlich preiswerter als bisher am höchsten Berg der Erde versuchen. An den anderen Achttausendern Nepals sinken die Gebühren für Solo-Bergsteiger von 5500 auf 1800 Dollar. 2013 waren die Einnahmen Nepals aus den Besteigungsgenehmigungen im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent gesunken. 

Free Solo

Nach so vielen Zahlen nun noch ein Video zum Entspannen (oder Verspannen): Der 29 Jahre alte US-Amerikaner Alex Honnold klettert in Mexiko free solo durch eine gut 750 Meter hohe, steile Felswand. „El sendero luminoso“ (Der leuchtende Pfad) gehört zu den schwierigsten Routen, die jemals ohne Seilsicherung gemeistert wurden.

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Gipfelversuche am Nanga Parbat https://blogs.dw.com/abenteuersport/gipfelversuche-am-nanga-parbat/ Fri, 07 Feb 2014 16:00:08 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25279 Simone Moro steigt auf (© The North Face)

Simone Moro steigt auf (© The North Face)

Es riecht ein wenig nach Gipfel. Auf der Rupalseite des Nanga Parbat haben das polnische und auch das italienisch-deutsche Expeditionsteam das Basislager verlassen. Ihr Ziel: der höchste Punkt auf 8125 Metern. Der Pole Tomasz Mackiewicz meldete sich aus Lager 2, einer Schneehöhle in 6100 Metern Höhe. „Heute war es schrecklich: Schneefall, kalt, windig“, berichtete Tomek per Funk an den Italiener Emilio Previtali im Basislager. Der Wind am Grat lasse aber offenbar nach. Für Anfang kommender Woche wird ruhiges Wetter erwartet, das einen Aufstieg zum Gipfel zulassen könnte.

„Sehr motiviert“

David Göttler in luftiger Höhe (© The North Face)

David in luftiger Höhe (© The North Face)

Auch der Italiener Simone Moro und sein deutscher Kletterpartner David Göttler sind zu ihrem ersten Gipfelversuch aufgebrochen. Die beiden erreichten heute Lager 1 auf 5100 Metern. Sie hatten bei ihrem letzten Aufstieg vor gut einer Woche ihr Lager 3 auf knapp 7000 Metern angelegt. „Das Gelände ist steil, ein Fehler würde fatal enden“, schrieb David anschließend auf Facebook . „Wir kletterten gleichmäßig, konzentrierten uns auf jeden Schritt. Wir erreichten einen Punkt, von dem aus wir den nächsten Abschnitt einsehen konnten. Es sah vielversprechend aus.“ In der Zwischenzeit hat es jedoch geschneit. Die Verhältnisse könnten sich gründlich verändert haben. „Wir sind aufgeregt und bereit, den Berg zu besteigen. Mal sehen, wie weit wir kommen“, schrieb David vor dem Aufbruch an alpin.de. „Wir sind sehr motiviert und hoffen, dass wir dieses Mal Glück haben.“

Auf Mummerys Spuren

Auf der Diamir-Seite des Bergs  akklimatisiert sich derweil der Italiener Daniele Nardi. Er hat sich vorgenommen, den Nanga Parbat im Alleingang zu besteigen, über die so genannte Mummery-Rippe. Der Brite Albert Frederick Mummery war 1895 beim ersten ernsthaften Versuch, einen Achttausender zu besteigen, verschollen geblieben. 1953 hatte der Österreicher Hermann Buhl erstmals den Gipfel des Nanga Parbat erreicht.  Bis heute hat der Achttausender alle Bergsteiger abgeschüttelt, die versuchten, ihn im Winter zu besteigen.

P.S. Ich verabschiede mich jetzt mal für eine gute Woche. Ich muss überprüfen, ob es in Osttirol wirklich so viel geschneit hat. 😉

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Fragen bleiben https://blogs.dw.com/abenteuersport/fragen-karakorum-winter/ Wed, 13 Mar 2013 16:56:27 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=20291 Die erste Winterbesteigung des Broad Peak, aber insgesamt drei vermisste Bergsteiger, die inzwischen für tot erklärt wurden. Das ist die Bilanz der fünf Winterexpeditionen in Pakistan. Wie immer lohnt es sich, genauer hinzusehen. Bei den vier Gruppen am Nanga Parbat handelte es sich um kleine Teams von maximal drei Bergsteigern. Am weitesten kam der Pole Tomasz Mackiewicz, der immerhin, zuletzt im Alleingang, eine Höhe von 7400 Metern erreichte. Die anderen blieben bei eisiger Kälte in den Schneemassen stecken. Ein Rätsel bleibt für mich das Soloprojekt von Joel Wischnewski.

Warum fuhr er nicht heim?

Vollmundig hatte der junge Franzose – bisher ein unbeschriebenes Blatt im Höhenbergsteigen –  verkündet, er wolle den 8125 Meter hohen Gipfel solo und im Alpinstil erreichen und anschließend mit dem Snowboard abfahren. Später beschrieb er in seinem Blog immer häufiger, wie schlecht es ihm gesundheitlich ging. „Heute blute ich aus dem Darm. Na toll“, schrieb Joel noch am 3. Februar, um gleich hinzuzufügen, dass er wisse, wie er damit umgehen müsse. Die nahe liegende Konsequenz, seine Expedition abzubrechen, kam für ihn nicht in Frage: „Ich bleibe lieber hier, selbst im Sturm, bis zum letzten Augenblick.“ Am 6. Februar meldete er sich ein letztes Mal. Danach verlor sich seine Spur. Waren es Selbstüberschätzung, Übermut, Realitätsverlust, die Joel das Leben kosteten oder hatte er am Ende einfach nur Pech?

Warum trennte sich das Team?

Während wir hierauf aller Wahrscheinlichkeit nach keine Antwort mehr erhalten werden, könnte sich im Falle der beiden vermissten polnischen Bergsteiger am Broad Peak der Nebel noch lichten. Schließlich sind Adam Bielecki und Artur Malek, die am 5. März gemeinsam mit Maciej Berbeka und Tomasz Kowalski den 8051 Meter hohen Gipfel bestiegen, sicher ins Basislager gelangt. Vielleicht können sie nach ihrer Rückkehr aus Pakistan die Fragen beantworten, die sich aufdrängen: Warum gelangte das Quartett erst zwischen 17 und 18 Uhr zum Gipfel, so spät, dass ein nächtlicher Abstieg unumgänglich wurde? Warum trennte sich das Team anschließend? Warum benötigten Berbeka und Kowalski auf dem Rückweg bis zum Sattel auf 7900 Metern fast acht Stunden und damit etwa dreimal so lang wie normalerweise üblich? Warum nutzte Berbeka sein Funkgerät nicht? Warum hatten sie kein leichtes Zelt für ein Notbiwak dabei?

Doch letztlich wird auch jetzt – wie schon im Winter 2012, als der Österreicher Gerfried Göschl, der Schweizer Cedric Hählen und der Pakistaner Nisar Hussein am Achttausender Gasherbrum I spurlos verschwanden – sicher Raum für Spekulationen bleiben. Allzu oft nehmen Bergsteiger im Himalaya und Karakorum das Geheimnis ihres Unglücks mit ins eisige Grab.

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Questions remain open https://blogs.dw.com/abenteuersport/questions-winter-karakorum-english/ Wed, 13 Mar 2013 16:51:32 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=20281 The first winter ascent of Broad Peak, but a total of three missing climbers who have been declared dead. That is the result of the five winter expeditions in Pakistan. As always, it’s worth having a look to the details. All the four groups on Nanga Parbat were small teams with a maximum of three climbers. Tomasz Mackiewicz from Poland made the greatest progress, reaching 7400 meters, finally climbing alone. The others got stuck in the deep snow, in icy cold conditions. For me the solo project of Joel Wischnewski remains mystifying.

Why didn’t he go home?

The young Frenchman – so far a dark horse in high-altitude mountaineering – announced that he wanted to reach the 8125 meter summit solo and in alpine style, and afterwards would snowboard down. He later described in his blog more often, how bad his health was. „Today, I’m losing blood from my intestines. It’s great…”, Joel wrote on February 3, adding that he knew how to handle it. He ignored the logical consequenz of ending the expedition: „I prefer to stay here, even in storms, till the last moment.” On February 6, he wrote a last short post in his blog. Then he disappeared. Was it hubris, arrogance or loss of reality that did cost him his live? Or was he finally just unlucky?

Why did they separate?

Probably we won’t get answers to these questions regarding Joel. But maybe we get a clearer view in the case of the two missing Polish climbers on Broad Peak. Adam Bielecki and Artur Malek, who summited the mountain on March 5 together with Maciej Berbeka and Tomasz Kowalski, later returned to basecamp safely. After their return from Pakistan Adam and Artur maybe can answer the questions which came into my mind: Why did the four climbers reach the summit between 5:00 and 6:00 p.m. local time, so late that they were forced to descend into the dark? Why did they separate? Why did Berbeka and Kowalski need almost eight hours to reach the pass on 7900 meters, three times longer as usual. Why didn’t Berbeka use his walkie-talkie? Why didn’t they have a light tent for bivouacing?

But in the end there will be left room for speculation – as in winter 2012, when the Austrian Gerfried Göschl, the Swiss Cedric Hählen and the Pakistani Nisar Hussein disappeared on Gasherbrum I. Too often climbers in the Himalayas and Karakorum take the secret of their fatal accident to the icy grave.

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Neues vom Nanga Parbat https://blogs.dw.com/abenteuersport/neues-vom-nanga-parbat/ Sat, 09 Feb 2013 21:08:44 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=19649

Polen in der Rupalflanke

Und tschüss. Die beiden Polen Tomasz Mackiewicz und Marek Klonowski sich auch im dritten Winter in Folge die Zähne am Nanga Parbat ausgebissen. Die beiden hatten versucht, über die Rupalflanke in Richtung des 8125 Meter hohen Gipfels aufzusteigen. Tomasz kam nach eigenen Angaben bis auf eine Höhe von etwa 7400 Metern oberhalb des Mazeno-Grats, ehe er umkehrte. Marek hatte schon früher aufgegeben. „Unsere Mittel sind aufgebraucht, wir haben kein Essen mehr und auch kein Geld“, schreibt Marek in seinem Blog. „Wir fahren nach Hause, wo unsere Familien warten und unsere Jobs, wenn es sie noch gibt. :-)“ 

Immer noch allein in der Wand?

Vom französischen Bergsteiger und Snowboarder Joel Wischnewski gibt es seit Tagen keine neuen Nachrichten. Er hatte in seinem Blog mitgeteilt, dass er seinen Versuch, alleine über den zentralen Pfeiler der Rupalwand zu klettern, abgebrochen habe und nun eine andere Route versuche. Er wolle die Zeit bis zum Ablauf seines Permits am 21. März nutzen. „Außer meiner Familie wartet in Frankreich nichts Gutes auf mich. Deshalb ziehe ich es vor, hier zu bleiben, selbst im Sturm, bis zum letzten Augenblick.“

Auf die Perle fokussiert 

Lager 2 am Broad Peak

Auf der Diamir-Seite des Nanga Parbat blasen die beiden Klein-Expeditionen zum Gipfelversuch. „Unsere Batterien sind voll aufgeladen“, schreibt die Französin Elisabeth Revol, die mit dem Italiener Daniele Nardi eine Seilschaft bildet. „Mein Herz und mein Kopf sind zu hundert Prozent auf diese Perle namens Nanga Parbat fokussiert.“ Auch der US-Amerikaner Ian Overton und der Ungar David Klein sind aus dem Basislager aufgebrochen. „Es wird nicht leicht, unsere Spur durch den Neuschnee zu legen, aber wir werden uns durchwühlen”, verspricht Ian.

Am Broad Peak haben derweil vier Bergsteiger der polnischen Expedition Lager drei auf 7000 Metern erreicht. Wie der Nanga Parbat wurde auch dieser Achttausender in Pakistan bisher noch nie im Winter bestiegen.

Update 11.02.: Ian und David haben ihren Gipfelversuch und auch die Expedition abgebrochen, weil der US-Amerikaner Symptome der Höhenkrankheit zeigte. „David fürchtete, dass Ian bewegungsunfähig werden und er seinen Partner nicht alleine vom Berg bringen könnte“, heißt es auf der Facebook-Seite der Expedition.

Update: 13.02.: Nun haben auch Elisabeth und Daniele ihre Expedition abgebrochen. Die beiden drehten auf einer Höhe von 6000 Metern um, nachdem sich der Italiener bei einer Temperatur von minus 48 Grad Erfrierungen an den Zehen zugezogen hatte.

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Winter-Wahrheiten und ein (halbes) Märchen https://blogs.dw.com/abenteuersport/winter-wahrheiten-und-ein-halbes-marchen/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/winter-wahrheiten-und-ein-halbes-marchen/#comments Mon, 03 Dec 2012 16:29:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=18463

Winter am Nanga Parbat

Der Winter steht kalendarisch vor der Tür, meteorologisch ist er längst im Haus. Für die Wetterfrösche beginnt die kalte Jahreszeit nämlich schon am 1. und nicht erst am 21. Dezember. Das passt zum heutigen Blick aus dem Fenster: Selbst hier im Rheinland fallen Schneeflocken. Sie bleiben jedoch nicht lange liegen. Das ist an den höchsten Bergen der Welt naturgemäß anderes. Auch in diesem Winter werden sich wieder einige wetterfeste Bergsteiger an jenen Achttausendern im Karakorum versuchen, die noch nie im Winter bestiegen wurden. 

Gerechtigkeit für alle? 

Am 8125 Meter hohen Nanga Parbat werden nach derzeitigem Stand mindestens zwei Expeditionen unterwegs sein. Am zweiten Weihnachtstag brechen die Ungarn David Klein und Zoltan Acs zusammen mit dem US-Amerikaner Ian Overton nach Pakistan auf. Sie wollen über die Diamir-Flanke aufsteigen – über dieselbe Route, auf der im vergangenen Winter der Italiener Simone Moro und der Kasache Denis Urubko bis auf eine Höhe von 6000 Meter gelangt waren, ehe sie wegen Dauerschneefalls hatten umkehren müssen. Über die so genannte Schell-Route am westlichen Rand der Rupal-Wand streben fünf Polen unter Leitung von Tomasz Mackiewicz gipfelwärts. Es ist die zweite Auflage der „Justice For All Nanga Panga Winter Expedition“. Im vergangenen Winter waren Maciewicz und Co gescheitert. Was eine Nanga-Parbat-Besteigung mit Gerechtigkeit für alle zu tun hat, erschließt sich mir nicht ganz. 

Wielicki am Broad Peak

Broad Peak (mit Schatten des K 2)

Auch der Achttausender Broad Peak im Karakorum wartet noch auf seine erste Winterbesteigung. Wie schon Anfang dieses Jahres will auch 2013 eine polnische Expedition den 8051 Meter hohen Berg angehen. Geleitet wird sie von der lebenden Legende Krzysztof Wielicki. Dem heute 62-Jährigen war 1980 mit seinem Landsmann Leszek Cichy die erste Winterbesteigung des Mount Everest gelungen. Auch den Kangchendzönga (1996 mit Jerzy Kukuczka) und den Lhotse (1990 solo) bestieg Krzysztof in der kalten Jahreszeit. Der Mann weiß also, wie es geht.

Erst im Frühjahr  

Denis Urubko

Im Internet kursieren derzeit Meldungen, der Kasache Denis Urubko und der Russe Alexej Bolotov wollten in diesem Winter am Mount Everest eine neue Route erschließen – und das im Alpinstil. Das wäre ein echter Leckerbissen. Stimmt auch alles – bis auf die Jahreszeit. Wir werden uns bis zum Frühjahr gedulden müssen. Er wolle „Mitte Mai in Topform den Gipfel des Mount Everest“ erreichen, sagte Denis in einem Interview mit der kasachischen Internetseite sports.kz. Die beiden sind sicher ein schlagkräftiges Team. Der 39 Jahre alte Urubko hat alle 14 Achttausender ohne Flaschensauerstoff bestiegen. Zudem gelangen ihm mit Simone Moro die ersten Winterbesteigungen der Achttausender Makalu und Gasherbrum II. Der 49-jährige Bolotov wurde bereits zweimal mit dem Piolet d’Or geehrt, dem Oscar der Bergsteiger. 2001 gelang ihm außerdem die Erstbesteigung des 8410 Meter hohen Lhotse-Westgipfels. Ein Jahr später stand er auf dem Gipfel des Mount Everest, ohne zur Atemmaske gegriffen zu haben.

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