Miyamoto – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Jetzt nach Nepal? Unbedingt! https://blogs.dw.com/abenteuersport/jetzt-nach-nepal-unbedingt/ Thu, 20 Aug 2015 12:12:46 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30395 Nepal-nowDas finanzielle Nachbeben ist wohl unausweichlich. Doch es gilt, die Erschütterungen für Nepal in Grenzen zu halten. Die herbstliche Trekking-Saison steht vor der Tür, und es zeichnet sich ein dramatischer Einbruch der Besucherzahlen um 50 Prozent ab. “Die Zahl ausländischer Touristen ist nach dem Erdbeben zurückgegangen“, sagt Tourismusminister Kripasur Sherpa. „Dies stellt eine große Belastung dar, denn der Tourismus ist für die nepalesische Wirtschaft und das Volk sehr wichtig.“ Die Regierung weist darauf hin, dass internationale Experten die beliebtesten Trekkingrouten des Landes, die Annapurna-Runde und den Everest Base Camp Trek, für unbedenklich erklärt haben. „Touristen setzen sich nun keinem erhöhten Risiko mehr aus“, erklärt Kripasur Sherpa. „Fast 80 Prozent Nepals und die meisten touristischen Ziele waren vom Erdbeben nicht betroffen.“

Falsche Eindrücke

Das Erdbeben vom 25. April und die zahlreichen Nachbeben haben den Himalaya-Staat, der ohnehin schon zu den ärmsten Ländern der Welt gehört, ins Mark getroffen. Nach offiziellen Angaben kamen fast 9000 Menschen kamen ums Leben, mehr als 22.000 wurden verletzt, über 500.000 Häuser wurden zerstört, zahlreiche Straßen und Wege sind noch heute unpassierbar. Das Beben lenkte zunächst die geballte internationale Aufmerksamkeit auf Nepal. Dann aber geschah, was häufig nach Katastrophen passiert: Die Erdbeben-Folgen verschwinden aus den Hauptnachrichten, das Interesse lässt nach, die Welle der Hilfsbereitschaft und Solidarität ebbt ab. Und es verfestigen sich Eindrücke, die mit der Wirklichkeit oft wenig oder gar nichts zu tun haben.

Nicht gerade up to date

Gorak Shep nahe dem Everest-Basislager

Gorak Shep nahe dem Everest-Basislager

So scheinen viele zu glauben, dass ganz Nepal am Boden liegt, in absehbarer Zeit nicht mehr aufsteht und dass man deshalb einen großen Bogen um das Land machen sollte. Dazu trugen auch die Reisewarnungen vieler westlicher Regierungen für Nepal bei, die ungebührlich lange in unveränderter Form bestehen blieben. Inzwischen wurden die meisten Warnungen aufgehoben oder abgeschwächt – doch das bedeutet nicht unbedingt, dass sie auf wirklich aktuellem Stand sind. So rät das Auswärtige Amt in Berlin weiter von „nicht notwendigen Reisen in die vom Erdbeben am schwersten betroffenen Gebiete“ ab und führt dabei auch das „Solokhumbu (inkl. Everest Base Camp und Trekkingrouten in der Everest-Region)“ und die Annapurna-Region an. Dabei hatten die auf Erdbebenschäden spezialisierten unabhängigen Experten der US-Agentur Miyamoto International zuletzt weitgehend Entwarnung für beide Gebiete gegeben.

Ralf Dujmovits

Ralf Dujmovits

Ich habe Ralf Dujmovits, den bisher einzigen deutschen Bergsteiger, der auf allen 14 Achttausendern stand, nach seiner Meinung gefragt. Die nepalesische Regierung hat den 53-Jährigen zusammen mit anderen Topbergsteigern zum Tourismus-Sonderbotschafter ernannt:

Ralf, wurdest du jemandem, der dich fragt, dazu raten, im Herbst auf Trekking in Nepal zu gehen?

Ja, unbedingt! Aber nicht uneingeschränkt. Das heißt, vor dem Hintergrund der inzwischen vorliegenden Gutachten für die Trekking-Gebiete würde ich meine Empfehlung etwas differenzierter ausdrücken. Zum Beispiel sind Trekkingtouren im Khumbu oder Mustang gut durchführbar, im Rolwaling-Gebiet oder auf der Manaslu-Runde nur eingeschränkt möglich. Touren im Langtang-Gebiet sollte man zurückstellen.

Die meisten westlichen Regierungen inklusive der deutschen haben ihre Reisewarnung aufgehoben oder abgemildert, raten aber immer noch von Reisen in einige beliebte Trekkinggebiete ab. Was hältst du davon?

Die nach wie vor sehr undifferenzierten bzw. falschen Darstellungen sollten schnellstmöglich den tatsächlichen Gegebenheiten angepasst werden. Es gibt inzwischen Gutachten von unabhängigen Fachleuten, die Gebiete, vor denen das Auswärtige Amt warnt, durchaus positiv sehen. Die aktuellen Reisewarnungen sind leider grundlos weiterhin zum Schaden des ohnehin schon sehr gebeutelten Landes.

Die nepalesische Regierung erwartet 50 Prozent Umsatzeinbußen im Herbst im Vergleich zum Vorjahr. Was bedeutet das für das Land?

Devisenbringer und Arbeitgeber Nummer eins in Nepal ist der Tourismus. Neben dem sowieso fehlenden Geld zum Wiederaufbau des Landes werden mit der voraussichtlichen Entwicklung im Herbst weitere wichtige Einnahmequellen massiv schrumpfen. Es bleibt nur zu hoffen, dass möglichst viele Menschen ihren Urlaub in Nepal verbringen werden.

P.S. Auch auf die Gefahr hin, dass ich nerve: Bitte unterstützt unsere Aktion „School up!“ zum Wiederaufbau der vom Erdbeben zerstörten Schule in Thulosirubari! Details findet ihr auf der rechten Seite des Blogs oder in der Leiste oben unter „School up!“.

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Everest-Trekking weitgehend unbedenklich https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-trekking-weitgehend-unbedenklich/ Sat, 08 Aug 2015 09:44:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30267 Erdrutsch nördlich von Phakding

Erdrutsch nördlich von Phakding

Vorsichtige Entwarnung für die Trekkingroute zum Everest-Basislager. „Keine der Hauptverbindungsbrücken (auf der Route) scheint von neuen geotechnischen Gefahren als Folge des Erdbebens betroffen zu sein“, heißt es im Bericht einer Gruppe von Bergführern und Ingenieuren der auf Erdbebenschäden spezialisierten US-Agentur Miyamoto International. „Der größte Teil des Trekkingpfades und auch die meisten Mauern oberhalb und unterhalb des Weges, die herabfallende Steine aufhalten, sind nicht beschädigt.“ Ende Juni hatte das Team auf der Strecke zwischen dem Ort Lukla am Eingang des Khumbu-Tals und dem Everest-Basislager die Schäden durch das verheerende Erdbeben vom 25. April und die Nachbeben bewertet. 83 Prozent der untersuchten Lodges und Häuser erhielten eine grüne Unbedenklichkeits-Marke, was bedeutet, dass sie gar nicht oder nur kaum beschädigt wurden. Und die übrigen? „Die meisten beschädigten Gebäude können repariert werden. Die Besitzer haben damit begonnen, sie wieder instand zu setzen“, heißt es in dem Bericht.

Umsiedlung wegen Gefahren

Steinschlag-Gefahr in Shomore

Steinschlag-Gefahr in Shomore

Schwere Schäden wurden vor allem in den tiefer gelegenen Teilen des Khumbu-Tals festgestellt: Die kleinen Dörfer Toktok und Bengkar sind weiterhin massiv von Murgängen und Steinschlag bedroht. Die Experten empfehlen, Teile der Ortschaften und auch die Trekkingroute auf das gegenüberliegende Ufer des Flusses Dudh Kosi zu verlegen. Das Team rät außerdem dazu, vorerst von Übernachtungen in dem weiter talaufwärts gelegenen Dorf Shomore abzusehen. Es wurde von Steinschlag getroffen. An einigen Stellen der Route Richtung Everest-Basislager sollen Schilder aufgestellt werden, die Trekker vor Steinschlag- und Erdrutschgefahr warnen. Für den gesamten Weg empfehlen die Experten eine genauere Bestandsaufnahme nach dem Ende der Monsunzeit.

Einheimische hoffen auf Rückkehr der Touristen

Gorak Shep nahe dem Everest-Basislager

Gorak Shep nahe dem Everest-Basislager

„Die einheimischen Teehaus-Besitzer arbeiten mit Hochdruck daran, ihre Lodges zu reparieren. Die meisten Arbeiten sind bereits abgeschlossen“, schreibt mir Dawa Gyaljen Sherpa. Der nepalesische Bergführer war Mitglied des Bewertungsteams. „Die Einheimischen hoffen, dass der Tourismus in das Khumbu-Gebiet zurückkehrt.” Die nepalesische Regierung erklärte, dass mit Hochdruck daran gearbeitet werde, die Trekkingpfade abzusichern. „Es hat höchste Priorität, die Wege zu reparieren. Dort wo es nicht möglich ist, werden wir die Route verlegen“, sagte Tulsi Prasad Gautam vom Tourismusministerium. Vor dem Erdbeben besuchten gewöhnlich rund 40.000 westliche Trekkingtouristen pro Jahr das Gebiet rund um den Mount Everest. Die Herbst-Trekkingsaison beginnt im September.

Weitere Hilfe ist nötig

Dawa Gyaljen Sherpa weist darauf hin, dass die meisten der Menschen, die im Khumbu besonders hart von dem Beben betroffen wurden, abseits der Trekkingroute leben und nicht vom Bergtourismus profitieren. „Diese Menschen benötigen auch weiterhin die Unterstützung der Hilfsorganisationen“, sagt Dawa. Es ist noch nicht vorbei. Vergesst Nepal nicht!

P.S.: Ich wollte euch noch einmal an unsere Hilfsaktion “School up!“ erinnern. Ziel ist es, die „Gerlinde-und- Ralf-Schule“ in Thulosirubari im von dem Beben besonders hart getroffenen Distrikt Sindhupalchowk wieder aufzubauen. Die Schule wurde so schwer beschädigt, dass sie abgerissen werden muss. Die Bankverbindung für eure Spenden findet ihr auf der rechten Seite des Blogs. Vielen Dank für eure Unterstützung!

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