Muhammad Ali – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Tamara Lunger: „Es war ein Traum“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/tamara-lunger-es-war-ein-traum/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/tamara-lunger-es-war-ein-traum/#comments Mon, 07 Mar 2016 09:38:05 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32049 Tamara Lunger

Tamara Lunger

Es war doppelt knapp. Erst verpasste Tamara Lunger die erste Winterbesteigung des Nanga Parbat denkbar knapp, dann kam die 29 Jahre alte Südtirolerin knapp mit dem Leben davon. Knapp unterhalb des 8125 Meter hohen Gipfels, informierte Tamara entkräftet ihren italienischen Teampartner Simone Moro, dass sie wohl herauf-, aber ohne Hilfe nicht mehr herunterkommen würde. Wenig später drehte sie um. Simone, der Spanier Alex Txikon und der Pakistaner Muhammad Ali (nach seinem Heimatdorf auch „Ali Sadpara“ genannt) erreichten ohne sie den Gipfel. Beim Abstieg verlor Lunger dann kurz vor dem obersten Lager nach einem Sprung über eine Gletscherspalte den Halt. Sie rutschte rund 200 Meter dem Abgrund entgegen, ehe sie mit viel Glück im lockeren Schnee zum Halten kam. Inzwischen ist die Bergsteigerin wieder daheim in Südtirol.

Tamara, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu deiner Leistung. Hast du dich inzwischen von den Strapazen erholt?

Vielen Dank, Stefan. Ich muss sagen, die Strapazen vom „fast-Gipfel“ habe ich schon überstanden, aber die Folgen meines Sturzes noch nicht. Es hat mich, denke ich, recht zusammengehauen, und auch mein Sprunggelenk ist immer noch geschwollen. Das werde ich am Montag gleich abklären, aber da ist sicher was in Fetzen. 🙁

Tamara mit Simone Moro

Tamara mit Simone Moro

Das Wetter am Gipfeltag war perfekt, aber der Weg zum höchsten Punkt lang, je rund 1000 Höhenmeter waren noch im Auf- und Abstieg zu überwinden. Wie groß hast du vor dem Aufbruch aus Lager 4 eure Chance bewertet, den höchsten Punkt zu erreichen?

Ich bin ehrlich, wenn ich sage, dass ich am Vorabend zu Simone gesagt habe: „Das ist ja sehr nahe, das rocken wir gewiss!“ Ich wusste es wirklich mit hundertprozentiger Sicherheit. Und auch wenn es für mich nicht geklappt hat, es war mehr das Pech einer etwas schlechten Tagesverfassung.

Nach den Worten Simones warst du gerade einmal 60, 70 Meter unterhalb des Gipfels. Wie schwer ist dir die Entscheidung gefallen, dort umzukehren?

Überhaupt nicht. Ich musste mich den ganzen Tag übergeben, und der starke Wind hat mir viel Energie geraubt. Als ich an meine Umkehrstelle gelangte und ich Ali mir schon vom Gipfel zuwinken sah, schoss mir auf einmal dieser Satz in meinen Kopf: „Wenn du jetzt auf den Gipfel gehst, dann siehst du deine Leute nicht mehr!“ Ohne darüber nachzudenken, machte ich kehrt und bin ausgestiegen, weil ich wusste, dass ich vom Gipfel bis zum Lager 4 bei jedem Schritt ausrutschen könnte und in den Tod stürzen könnte. Wir hatten nicht mal einen Meter Seil dabei, da wäre eine Hilfe unmöglich gewesen, und auch der Rest vom Team war recht angeschlagen von den Strapazen.

Ali (l.) und Simone (r.) am höchsten Punkt

Ali (l.) und Simone (r.) am höchsten Punkt

Du hast dich bereits am Morgen des Gipfeltags übergeben, bist aber trotzdem aufgebrochen. Hast du gehofft, dass sich die Beschwerden mit der Zeit geben?

Noch davor habe ich gespürt, dass ich muskulär nicht einen guten Tag hatte, aber ich war noch in der Hoffnung, dass sich das legt. Als ich mich das erste Mal übergeben habe, fühlte ich mich nachher fast etwas befreit, aber mit jede Schluck Getränk und jedem Bissen Essen hat sich das wiederholt, und meine Kraft wurde immer weniger. Ich wusste, das würde sich heute nicht mehr ändern.

Glaubst du, dass mangelnde Akklimatisierung die Ursache für deine Beschwerden war?

Könnte sein, immerhin haben Simone und ich zuvor nur eine Nacht auf Lager 2 (ca. 6100m) geschlafen. Es könnte aber auch der ganze Aufstieg an sich gewesen sein. Ich konnte kaum schlafen, da wir zu viert nur zwei Isomatten hatten. Und wir hatten von Lager 3 bis 4 noch Fixseile anzubringen, was uns alle Kraft und Zeit gekostet hat.

Abstieg

Abstieg

Das Bild der verschiedenen Aufstiegswege, das Alex veröffentlicht hat, zeigt, dass du dich kurz unterhalb des Gipfels von Simones und Alex‘ Route entfernt und seitlich gequert hast. Warum?

Ich wollte versuchen, dem Wind auszustellen, vergeblich. Meine Füße waren schon wieder so kalt, und ich wollte die Batterien in meinem Sohlen-Heizsystem austauschen. Ich hatte keine Chance, es war zu kalt, und ich traute mich nicht meine Fäustlinge auszuziehen.

In welchem Zustand hast du am Abend Lager 4 erreicht?

Ich war fertig, hatte Schüttelfrost die ganze Nacht. Die Schrecksekunden bei meinem Sturz haben mir nochmal einiges an Energie und Nerven gekostet.

Erfolgsteam Tamara, Simone, Alex und Ali (v.r.n.l.)

Erfolgsteam Tamara, Simone, Alex und Ali (v.r.n.l.)

Mit welchem Gefühl kehrst du vom Nanga Parbat nach Südtirol zurück, was nimmst du an Erfahrungen mit?

Es war ein Traum. Alles kam so, wie es kommen sollte. In den drei Monaten hat sich wahnsinnig viel getan. Nach der Abreise von Daniele Nardi fühlten wir uns alle frei. Es ist nicht so, dass ich ihn nicht ausstehen kann, im Gegenteil, aber im ganzen Basislager war eine fehlende Harmonie, die einfach nur zum Kotzen war, und das hat mich fertig gemacht. Ich muss frei sein im Kopf, wenn ich so was machen will. Anschließend war das Team perfekt, alle vier gleichwertig, das Wetter gut. Und dann war nur noch Ruhe von uns gefragt. Ich gönne es meinem Team, ich weiß, was wir dafür gegeben haben. Und ich bin auch sehr stolz auf mich, dass ich den Mut hatte, auf meinen Bauch zu hören. Ich sehe es als Geschenk, so etwas in mir zu tragen, und ich werde es hüten und beschützen wie einen Schatz, damit es mir immer und immer wieder den richtigen Weg zeigt, meinen Weg.

Simone hat angekündigt, dass er dem Winterbergsteigen an den Achttausendern adieu sagt. Wie sieht es bei dir aus?

Ich kann dazu noch nichts sagen. 😉

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Am Nanga Parbat verstiegen https://blogs.dw.com/abenteuersport/am-nanga-parbat-verstiegen/ Tue, 17 Mar 2015 15:49:55 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28709 Umkehrpunkt des Trios

Umkehrpunkt des Trios

Und täglich grüßt das Murmeltier. Wieder geht ein Winter zu Ende, ohne dass der Nanga Parbat bestiegen worden ist. Der neunthöchste Berg der Erde behält seine „weiße Winterweste“. Noch nie stand ein Bergsteiger in der kalten Jahreszeit auf dem 8125 Meter hohen Gipfel in Pakistan. Der Nanga Parbat und der K 2 sind die einzigen der 14 Achttausender, die noch ohne Winterbesteigung sind. Immerhin, viel fehlte diesmal nicht zum Gipfelerfolg. Der Pole Tomek Mackiewicz und die Französin Elisabeth Revol schafften es Mitte Januar bis auf eine Höhe von etwa 7800 Metern, ehe sie wegen zu großer Kälte und zu starken Windes umkehren mussten. Noch einige Meter höher (geschätzt 7830 Meter) stiegen am vergangenen Wochenende der Baske Alex Txikon, der Italiener Daniele Nardi und der Pakistaner Muhammad Ali. Der Gipfelerfolg war greifbar nahe, doch ein Fehler machte alle Chancen zunichte.

Höhenkrankheit verhindert weiteren Versuch

Das Trio verpasste den richtigen Zustieg zum Gipfel und steckte plötzlich in einer Sackgasse. Alex, Daniele und Muhammad blieb nichts anderes übrig, als wieder zum letzten Lager auf 7200 Metern abzusteigen. Eigentlich wollten sie einen Tag später einen weiteren Versuch wagen, doch Muhammad Ali zeigte Symptome, die auf ein lebensbedrohliches Höhenhirnödem hindeuteten. „Als wir morgens aufbrechen wollten, sahen wir, wie er seinen Handschuh als Socke anziehen wollte und umgekehrt“, berichtet Alex in seinem Blog. „Wir fragten ihn nach seinem Alter und seinen Kindern, und er erzählte Unsinn.“ Damit war klar: der Pakistaner musste so schnell wie möglich in tiefere Regionen. Ein weiterer Gipfelversuch hätte wohl seinen Tod bedeutet. Es gelang Alex und Daniele, Muhammad ins Basislager zurückzubringen. Sein Zustand besserte sich zusehends, je tiefer sie kamen.

Orientierungslos

Die Höhenkrankheit des pakistanischen Bergsteigers könnte auch der Grund gewesen sein, warum sich die Seilschaft bei ihrem Gipfelversuch verstieg. Die beiden Europäer überließen Muhammad die Routenwahl. “Wir vertrauten ihm während des Vorstoßes, weil er den Gipfel (im Sommer) schon zweimal erreicht hatte“, sagt Alex. „Doch er bewegte sich orientierungslos, als ob er Angst hätte. Bis er uns dann plötzlich sagte, dass wir auf dem falschen Weg seien und keine andere Wahl hätten, als nach Lager 4 zurückzukehren.“

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Am Manaslu eingeschneit und ausgeflogen https://blogs.dw.com/abenteuersport/am-manaslu-eingeschneit-und-ausgeflogen/ Wed, 04 Mar 2015 14:21:31 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28649 Drei- bis viermal täglich Schneeschaufeln (hier Tamara)

Drei- bis viermal täglich Schneeschippen (hier Tamara)

Die Südtirolerin Tamara Lunger und der Italiener Simone Moro haben am Manaslu die Flucht ergriffen. Die beiden ließen sich mit einem Hubschrauber nach Samagaon ausfliegen, dem Dorf zu Füßen des Achttausenders in Nepal. Nach den heftigen Schneefällen der vergangenen Tage sei „die Lage außer Kontrolle geraten“, sagt Simone. Mehr als fünf Meter Schnee türmen sich im Basislager auf 4700 Metern. Dem kleinen Team gelang es kaum noch, die Zelte freizuschaufeln. Wegen der Schneemassen war der eigentlich lawinensichere Standort akut gefährdet. Gestern streifte eine Lawine das Lager. Die 28-Jährige Tamara, die noch vor einigen Tagen so euphorisch klang, fand das „nicht mehr lustig“. Auch der erfahrene Simone ist von der extremen Wetterlage beeindruckt. „Ich war bereits 13-mal auf Winterexpedition. Aber ich kann mich nicht erinnern, jemals so etwas wie hier gesehen zu haben“, sagt Moro. „Noch länger hier zu bleiben, würde bedeuten, dass wir unser Leben riskieren.“

Im Frühjahr statt im Winter

Simone steckt fest

Simone steckt fest

Der 47-Jährige stellt jedoch klar, dass „unsere Expedition hier noch nicht endet“. Die Genehmigung, den Manaslu zu besteigen, gelte schließlich für insgesamt 75 Tage. Eine Winterbesteigung hat Moro allerdings abgehakt. „Es braucht mindestens zwei bis drei Wochen Sonnenschein, bis sich die fünf Meter dicke Neuschneeschicht an den Flanken des Manaslu so weit gesetzt hat, dass man an einen Aufstieg denken kann.“ Tamara und Simone wollen sich jetzt erst einmal in die Khumbu-Region fliegen lassen, um sich im Gebiet um den Mount Everest fit zu halten. Wenn es die Verhältnisse am Manaslu zulassen, wollen die beiden zum achthöchsten Berg der Erde zurückkehren, um ihr Projekt doch noch zu verwirklichen: eine kombinierte Besteigung des 8167 Meter hohen Hauptgipfels und des vorgelagerten 7992 Meter hohen Pinnacle East. Aber eben erst im Frühling.

„Überlebenstraining“ am Nanga Parbat

Auch auf der Diamirseite des Nanga Parbat machen die andauernden Schneefälle derzeit jeden Versuch am Berg unmöglich. Die noch im Basislager verbliebenen Bergsteiger, der Baske Alex Txikon, der Italiener Daniele Nardi und die beiden Pakistaner Muhammad Ali und Muhammad Khan üben sich in Geduld. Eier, Mehl und Zucker seien vor ein paar Tagen ausgegangen, jetzt werde auch das Kerosin knapp, schreibt Alex: „Die Tage hier haben ein bisschen was von einem Überlebenstraining.“ Die Bergsteiger hoffen, dass sich das Wetter bald so weit bessert, dass Nachschub an Lebensmitteln und Brennstoff geliefert werden kann. Die drei iranischen Bergsteiger hatten nach dem gescheiterten Gipfelversuch in der vergangenen Woche ihre Zelte abgebrochen und ihre Winterexpedition beendet.

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