Nanga Dream – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Cleo am Nanga Parbat https://blogs.dw.com/abenteuersport/cleo-am-nanga-parbat/ Thu, 28 Jan 2016 10:57:33 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31743 Gipfel des Nanga Parbat

Gipfel des Nanga Parbat

Sie kam wie aus dem Nichts. Plötzlich stand dieser Tage Cleonice Pacheco, genannt „Cleo“ Weidlich mit ihrem Sherpa-Team im Basislager auf der Rupal-Seite des Nanga Parbat – zur Überraschung der meisten Beobachter. Dabei hatte die in Brasilien geborene US-Amerikanerin gar keinen Hehl daraus gemacht, dass sie sich in diesem Jahr an der ersten Winterbesteigung des neunthöchsten Berg der Erde versuchen wollte. Doch kaum jemand, mich eingeschlossen, hatte davon Notiz genommen. Und die wenigen, denen es aufgefallen war, werden sich wohl gedacht haben, die 52-Jährige hätte ihren Plan aufgegeben. Schließlich tauchte sie erst im Basislager auf, als sich das polnische „Nanga Dream“-Team bereits anschickte, nach seinem gescheiterten Versuch wieder abzureisen.

Drei Sherpas sollen spuren

Offenkundig hat sich Cleo Weidlich in Nepal vorakklimatisiert. Begleitet wird sie von drei Sherpas. Der Expeditionsveranstalter Adventure Tours Pakistan informierte mich auf Anfrage, um wen es sich bei den anderen Teammitgliedern handelt. Der 45 Jahre alte Pema Tshiring Sherpa, der 33-jährige Temba Bhote und der 30 Jahre alte Dawa Sangay Sherpa, alle aus dem Distrikt Sankhuwasaba im Osten Nepals, werden Weidlich unterstützen. Einerseits könnten sie von der Vorarbeit des „Nanga Dream“-Teams profitieren, das auf der Schell-Route bereits bis auf eine Höhe von etwa 7300 Metern vorgedrungen war (Expeditionsleiter Marek Klonowski widersprach Berichten, Pawel Dunaj und er hätten eine Höhe von 7500 Meter erreicht). Allerdings könnten die Schneefälle in dieser Woche auch dafür gesorgt haben, dass die Sherpas mit der Spurarbeit wieder bei Null anfangen müssen.

Teilweise umstritten

Cleo 2011 auf dem Gipfel des Kangchendzönga

Cleo 2011 auf dem Gipfel des Kangchendzönga

Cleo Weidlichs Ruf in der Szene ist nicht gerade der allerbeste. Die 52-Jährige nahm es in der Vergangenheit mit der Wahrheit nicht immer genau. Zeitweise behauptete Cleo, schon zehn der 14 Achttausender bestiegen haben, dann ruderte sie auf acht zurück. Bestätigt sind davon nur sechs Gipfelerfolge: am Cho Oyu (2009), Gasherbrum I (2010), Mount Everest (2010), Manaslu (2010), Kangchendzönga (2011) und Dhaulagiri (2012). Die von Weidlich behauptete Besteigung der Annapurna im Frühjahr 2012 wird in der „Himalayan Database“ von Elizabeth Hawley, der legendären Chronistin des Höhenbergsteigens in Nepal, weiterhin als umstritten („disputed“) geführt. Im Herbst 2012 behauptete Weidlich zudem, den Makalu bestiegen zu haben. In diesem Fall blieb sie ebenfalls Beweise schuldig. Ihre Aussagen gegenüber Miss Hawley waren so widersprüchlich, dass die angebliche Besteigung nicht einmal in die Kategorie „umstritten“ aufgenommen wurde.

Mit dem Hubschrauber ins Hochlager

Weltweit für Schlagzeilen sorgte Cleo zuletzt im Frühjahr 2014, als sie sich – wie die Chinesin Wang Jing – vom Everest-Basislager aus mit dem Hubschrauber hinauf nach Lager 2 auf 6400 Metern fliegen ließ, um von dort aus den Lhotse zu besteigen. Zu diesem Zeitpunkt hatten fast alle kommerziellen Expeditionen den Everest vorzeitig verlassen. Grund war das Lawinenunglück im Khumbu-Eisbruch am 18. April 2014, bei dem 16 nepalesische Bergsteiger ums Leben gekommen waren. Es hatte zu heftigen Diskussionen über die Sicherheit der einheimischen Hochträger geführt. Nach der Abreise fast aller Teams hatte die Regierung eine Ausnahmegenehmigung erteilt, die Hochlager anzufliegen, um von dort Material abzutransportieren. Normalerweise sind Hubschrauberflüge am Everest nur für Rettungseinsätze zugelassen.
Wang Jing erreichte, nachdem sie von einem Helikopter in Lager 2 abgesetzt worden war, schließlich mit ihrem Sherpa-Team den Gipfel des Mount Everest. Cleo Weidlich gab später an, sie habe gar nicht erst ernsthaft versucht, den Lhotse zu besteigen.

]]>
Nanga Parbat zermürbt seine Belagerer https://blogs.dw.com/abenteuersport/nanga-parbat-zermuerbt-seine-belagerer/ Tue, 26 Jan 2016 08:41:08 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31717 Blick aus Lager 3 auf den Gipfel

Blick aus Lager 3 auf den Gipfel

Dann waren es nur noch fünf. Noch geben wir nicht auf“, schreibt Tamara Lunger auf Facebook. Die 29 Jahre alte Südtiroler Bergsteigerin und ihr italienischer Seilpartner Simone Moro hoffen am Nanga Parbat auf besseres Wetter. Bis zum Wochenende ist täglich Schneefall vorhergesagt, zudem weht am Gipfel auf 8125 Metern ein starker Wind, der einen Aufstieg derzeit unmöglich macht. Auf ein Ende des schlechten Wetters wartet auch das andere noch im Basislager verbliebene Team, der Spanier Alex Txikon, der Italiener Daniele Nardi und der Pakistaner Ali Sadpara.

Das Trio hat die Kinshofer-Route, den Normalweg, bis Lager 3 auf 6700 Metern mit Fixseilen gesichert. „Die härteste Arbeit ist schon getan, die Route und auch wir selbst sind ausreichend vorbereitet für einen Gipfelvorstoß, sobald das Wetter es zulässt“, schreibt Alex. Es werde nicht nötig sein, weitere Sicherungen bis zum Gipfel anzubringen, „wenn sich die Bedingungen nicht ändern“. Doch genau das ist äußerst fraglich, wenn es in den nächsten Tagen weiter heftig schneien sollte.

Nie wieder Nanga Parbat?

Der Pole Tomek Mackiewicz und die Französin Elisabeth Revol haben die Heimreise angetreten. Die beiden waren bei ihrem Gipfelversuch Ende vergangener Woche bis auf etwa 7500 Meter vorgedrungen, ehe sie die Eiseskälte zurückgetrieben hatte. Tomek war hinterher so frustriert, dass er verkündete, nicht mehr zum Nanga Parbat zurückzukehren und vielleicht sogar das Himalaya-Bergsteigen ganz an den Nagel zu hängen. Mackiewicz hatte sich den sechsten Winter in Serie vergeblich am neunthöchsten Berg der Erde versucht. Inzwischen verdichten sich die Informationen, dass auch das polnische „Nanga Dream“-Team auf der Rupal-Seite seine Zelte abbricht. Marek Klonowski und Pawel Dunaj waren Ende vergangener Woche auf der Schell-Route bis auf 7500 Meter aufgestiegen.

Update 13 Uhr: Tamara Lunger und Simone Moro schwenken nun auf die Kinshofer-Route über und schließen sich mit Alex Txikon und Co. zusammen. „Ich denke, gemeinsam können wir uns noch besser helfen, motivieren und vielleicht Großes schaffen!“, schreibt Tamara auf Facebook.

]]>
Tage der Entscheidung am Nanga Parbat https://blogs.dw.com/abenteuersport/tage-der-entscheidung-am-nanga-parbat/ Tue, 19 Jan 2016 16:38:34 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31683 Tomek Mackiewicz im Aufstieg

Tomek Mackiewicz im Aufstieg

Die erste Winterbesteigung des Nanga Parbat liegt in der Luft – sagt jedenfalls mein Bauch. Bis zum Wochenende werden am achthöchsten Berg der Erde sonnige Tage und klare Nächte erwartet. Der Wind soll abflauen, bis auf eine Geschwindigkeit von gerade einmal zehn Stundenkilometern am Freitag. Das klingt nach idealen Bedingungen für einen Gipfelversuch – wenn man davon im Winter überhaupt sprechen kann. Denn das Thermometer pendelt sich nach wie vor am 8125 Meter hohen Gipfel bei etwa minus 40 Grad Celsius ein. Möglicherweise gründet sich mein optimistisches Bauchgefühl auch ganz einfach darauf, dass die Teams am Nanga Parbat derzeit mit Informationen eher geizen. Fast so, als konzentrierten sie sich nun voll auf den Aufstieg und wollten sich nicht mehr von „Öffentlichkeitsarbeit“ ablenken lassen.

Kurzes Zeitfenster

Elisabeth Revol in Lager 2

Elisabeth Revol in Lager 2

Vom italienischen Duo Simone Moro und Tamara Lunger, die auf der Messner-Route auf der Diamir-Seite aufsteigen, haben wir seit Tagen nichts mehr gehört. Der Pole Tomek Mackiewicz und die Französin Elisabeth Revol, auf derselben Route unterwegs, sind mitteilsamer. Tomek telefonierte heute per Satellitentelefon aus Lager 2 auf 6000 Metern mit dem polnischen Radiojournalisten Bartosz Styrna. Sturmböen von bis zu 100 Stundenkilometern hätten an ihrem Zelt gezerrt, sagte Mackiewicz. Für morgen sei der weitere Aufstieg geplant. „Wir haben nur ein sehr kurzes Zeitfenster von zwei bis drei Tagen Maximum“, glaubt Tomek. „Wir müssen uns reinhängen. Es wird ein harter Kampf.“

Bielecki und Czech abgereist

Den erwarten auch der Spanier Alex Txikon, der Italiener Daniele Nardi und der Pakistani Ali Sadpara auf der Kinshofer-Route, dem Normalweg. Sie haben die Route bis auf eine Höhe von 6500 Meter versichert. Ein Sturz Nardis ging glimpflich aus. Die beiden Polen Adam Bielecki und Jacek Czech, die sich ursprünglich dem Trio anschließen wollten, sind inzwischen abgereist. Bielecki sah wegen seiner Handverletzung nach einem 80-Meter-Sturz keine Chance mehr, den Gipfel zu erreichen.

Auf der Rupalseite des Nanga Parbat befindet sich das das „Nanga Dream“-Team wieder im Aufstieg über den Südsüdwestgrat. Auch von diesen Bergsteigern hört man wenig bis nichts. Ich bleibe dabei, es liegt etwas in der Luft.

Update 21. Januar: Tomek und Elisabeth haben ihr Lager 4 auf 7200 Metern aufgeschlagen. Wenn alles klappt, könnten sie am Freitag oder Samstag den Gipfel erreichen. Das Wetter scheint zu halten. Also, Daumen drücken! Derweil sind Simone und Tamara ins Basislager abgestiegen.

]]>
Sturz mit glimpflichem Ausgang https://blogs.dw.com/abenteuersport/sturz-mit-glimpflichem-ausgang/ Thu, 14 Jan 2016 11:17:47 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31657 Gruppenbild - mit Spaßvogel Tomek Mackiewicz

Gruppenbild – mit Spaßvogel Tomek Mackiewicz (r.)

Wieder ist es ein zähes Ringen um die erste Winterbesteigung des Nanga Parbat – und ein gefährliches. An der Rupalflanke, der Südwestseite des Bergs, arbeitet sich das polnische „Nanga Dream“-Team auf der Schell-Route langsam, aber sicher nach oben. „Die Jungs sind auf dem Grat [dem Südsüdwestgrat] und versuchen, Lager 3 einzurichten“, schreibt mir heute das Team. „Sie arbeiten sich höher Richtung 7000 Meter.“ Lager 2 liegt auf 6200 Metern. Auf der Diamirseite, der Nordwestseite des Nanga Parbat, ist derweil „einer der wenigen Tage, wenn nicht sogar der einzige, an dem wir alle zur selben Zeit im Basislager sind“, schreibt der Spanier Alex Txikon auf Facebook.

Fixseil gerissen

Die Bergsteiger der vier Expeditionen dort nutzten die Gelegenheit zu einem „Familienfoto“. „Wir sitzen im Basislager, lecken unsere Wunden, verfolgen den Wetterbericht und grübeln über unsere Optionen“, sagt Adam Bielecki. Der Pole überstand einen 80-Meter-Sturz mit leichten Verletzungen an der rechten Hand. Auf dem Weg hinauf nach Lager 2 auf 6100 Metern auf der Kinshofer-Route hatte Adam den Halt verloren, als ein Fixseil gerissen war. „Glücklicherweise sicherte mich Daniele [Nardi] mit einem zweiten Seil“, schreibt Bielecki auf Facebook und resümiert: „Der Nanga ist kein Genussberg.“ Nicht umsonst blieben in den vergangenen Jahrzehnten mehr als zwei Dutzend Versuche erfolglos, diesen Achttausender in Pakistan erstmals im Winter zu besteigen.

]]>
Aus fünf mach‘ vier https://blogs.dw.com/abenteuersport/aus-fuenf-mach-vier/ Mon, 11 Jan 2016 14:23:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31621 Nanga Parbat

Nanga Parbat

Kräfte bündeln ist ein Erfolgsrezept – auch beim Bergsteigen. Erinnert sei nur an die legendäre Erstbegehung der Eiger-Nordwand 1938, als sich die beiden Deutschen Anderl Heckmair und Ludwig Vörg sowie die Österreicher Heinrich Harrer und Fritz Kasparek erst in der Wand zu einer Viererseilschaft zusammentaten und erfolgreich waren. Auch am Nanga Parbat haben sich jetzt zwei der fünf Expeditions-Teams zusammengeschlossen, um größere Chancen auf die erste Winterbesteigung des neunthöchsten Bergs der Erde zu haben. „Unser Plan A, eine schnelle Besteigung im Alpinstil, scheiterte am Wetter. Plan B, sich erneut zu akklimatisieren und ‚annähernd‘ im Alpinstil zu klettern, scheiterte an Jaceks Gesundheit – er ist jetzt übrigens wieder der Alte. Jetzt ist es Zeit für Plan C“, schreibt der Pole Adam Bielecki auf Facebook.
Bielecki und sein Landsmann Jacek Czech arbeiten nun mit dem Spanier Alex Txikon, dem Italiener Daniele Nardi und dem Pakistani Ali Sadpara zusammen. Das internationale Trio hatte angekündigt, über die Kinshofer-Route, sprich die Normalroute auf der Diamir-Seite des Bergs, auf den Gipfel gelangen zu wollen – im traditionellen Stil, also mit Hochlagern. Innerhalb der nächsten drei Tage solle der Weg bis hinauf nach Lager 3 auf 6700 Metern mit Fixseilen gesichert werden, schreibt Bielecki.

„Nanga-Träumer“ auf 6200 Metern

In ihrer Heimat Polen wurde Adam und Jacek übrigens in der vergangenen Woche bei einer ironischen Bergsteiger-Ehrung das „Bronzene Ei“ zugeteilt. Sie hätten ihr Winter-Projekt „Nanga Revolution“ genannt hatten, ohne klar zu machen, was sie damit eigentlich meinten – „eine bergsteigerische oder islamische Revolution“. Da erscheint die Bezeichnung des polnischen Teams auf der Rupal-Seite eindeutiger. „Nanga Dream“, also der Nanga-Parbat-Traum, ist nachvollziehbar – weniger allerdings der Zusatz „Justice for all“, Gerechtigkeit für alle. Die „Nanga-Träumer“ haben inzwischen auf der Schell-Route eine Höhe von rund 6200 Metern erreicht.

Akklimatisieren auf über 7000 Metern

Elisabeth Revol im eisigen Hochlager

Elisabeth Revol im eisigen Hochlager

Am höchsten von allen Expeditionen sind bisher der Pole Tomek Mackiewicz und die Französin Elisabeth Revol gelangt. Die beiden „Rubber Ducks“ – sprich Badeenten, noch so ein seltsamer Team-Name – übernachteten auf der Messner-Route auf der Diamir-Seite auf gut 6700 Metern und wollten zwecks weiterer Akklimatisierung heute bis auf 7200 Meter aufsteigen. Im vergangenen Winter hatten die beiden eine Höhe von etwa 7800 Metern erreicht. In diesen Bereich waren im März 2015 auch Txikon, Nardi und der Pakistaner Muhammad Ali vorgedrungen. Sie hatten sich damals allerdings auf der Kinshofer-Route verstiegen und dann absteigen müssen, weil Muhammad höhenkrank geworden war.

Winter-Weltmeister Polen

Zwölf der 14 Achttausender wurden schon im Winter bestiegen, nur der K 2 und der Nanga Parbat widersetzten sich bisher allen Versuchen. Winter-Weltmeister der Bergsteiger sind eindeutig die Polen. Neun Erstbesteigungen von Achttausendern gingen auf das Konto rein polnischer Expeditionen. An einer weiteren war ein polnischer Bergsteiger beteiligt (Piotr Morawski 2005 an der Shishapangma).
Denis Urubko hat dafür gesorgt, dass man jetzt sogar mit Fug und Recht behaupten kann, an allen (!) Winter-Erstbegehungen an Achttausendern seien Polen beteiligt gewesen. Der gebürtige Kasache, dann Russe und neuerdings auch Besitzer eines polnischen Passes gehörte zu den Winter-Erstbesteigern des Makalu und Gasherbrum II – in nicht-polnischen Teams. Bei der erwähnten augenzwinkernden Bergsteiger-Ehrung in Polen wurde Urubko mit Blick auf dessen neue Staatsbürgerschaft und sein Faible für Winterbesteigungen ebenfalls mit einem Preis bedacht: dem „Roten Ei mit Hammer und Sichel“.

]]>