Regeln – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Nepal beschließt neue Regeln für Everest und Co. https://blogs.dw.com/abenteuersport/nepal-beschliesst-neue-regeln-fuer-expeditionen/ Fri, 29 Dec 2017 18:16:45 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38999

Everest, Lhotse und Makalu (v.l.)

Es ist so weit. Nach übereinstimmenden Berichten der Zeitungen „Kathmandu Post“  und „The Himalayan Times“ hat die Regierung Nepals einige neue Vorschriften für Expeditionen beschlossen – „um die Sicherheit der Bergsteiger zu verbessern“, wie Tourismus-Staatssekretär Maheswor Neupane sagte. Die neuen Regeln sollen für alle Berge über 6600 Meter – diese fallen in die Zuständigkeit der Regierung – und bereits für die kommende Frühjahrssaison gelten.

Keine Permits mehr für Blinde und beidseitig Beinamputierte

Unter anderem sollen künftig weder blinde noch beidseitig beinamputierte Bergsteiger Permits (Besteigungsgenehmigungen) für die höchsten Berge des Landes erhalten. „Außerdem haben wir eine strenge Vorschrift erlassen, die ärztlichen Atteste der Bergsteiger zu prüfen, um festzustellen, ob sie körperlich in der Lage sind, die Berge zu besteigen“, sagte Neupane. Auf die Art und Weise dieser Prüfungen darf man gespannt sein.

Fehlende Erfahrung

Andy Holzer 2015 auf dem Rongbuk-Gletscher am Everest

In den vergangenen Jahren hatte die nepalesische Regierung immer wieder angekündigt, Blinde und Körperbehinderte vom Everest und anderen sehr hohen Bergen fernhalten zu wollen. „Ich denke, dass sehr wenige Bergsteiger am Everest so exakt auf ihre ganz spezielle Herausforderung Everest vorbereitet sind wie das behinderte Abenteurer mit ihrem persönlichen Team sind bzw. sein müssen“, schrieb mir bereits 2015 der blinde österreichische Bergsteiger Andy Holzer.   „Das Problem sind wohl eher die Bergsteiger, die am Everest zum ersten Mal Steigeisen anziehen und darüber ganz erstaunt sind.“ Holzer bestieg im Frühjahr 2017 im dritten Anlauf den Everest: als erster Blinder von der tibetischen Nordseite aus.

Keine Solobesteigungen mehr

Eine weitere jetzt beschlossene Neuerung dürfte ebenfalls für heftige Diskussionen sorgen. Jeder Bergsteiger soll dazu verpflichtet werden, mit einem Bergführer unterwegs zu sein. „Von nun an werden ausländische Bergsteiger davon abgehalten, Solo-Versuche am Mount Everest zu machen“, sagte Staatssekretär Neupane. Angeblich verspricht sich die Regierung von dieser Vorschrift auch mehr Beschäftigungsmöglichkeiten für nepalesische Guides.

Keinen Deut sicherer

So viel dürfte feststehen: Mit diesen Vorschriften wird der Everest oder jeder andere hoch frequentierte Achttausender keinen Deut sicherer. Blinde oder körperbehinderte Bergsteiger stellen etwa am Mount Everest eine verschwindende Minderheit unter den Gipfelanwärtern, ebenso jene, die den 8850 Meter hohen Berg im Alleingang meistern wollen. Die wesentlich wichtigere Frage der bergsteigerischen Kompetenz findet in den neuen Vorschriften allem Anschein nach keine Berücksichtigung. Von neuen Mindestanforderungen an alle (!) Everest-Bergsteiger – etwa mindestens einen Sieben- oder einen anderen Achttausender bestiegen zu haben – war in den ersten Berichten über die Änderung der Expeditionsregeln jedenfalls nicht die Rede.

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Neue Everest-Regeln in Nepal? Abwarten und Dal Bhat essen! https://blogs.dw.com/abenteuersport/neue-everest-regeln-in-nepal-abwarten-und-dal-bhat-essen/ Wed, 06 Dec 2017 23:33:49 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38773

Dal Bhat

Dass diese Meldung alljährlich kommt, ist fast so sicher wie die Linsen im nepalesischen Nationalgericht Dal Bhat: Die Regierung in Kathmandu will die Bergsteiger-Regeln am Mount Everest ändern.  Die Betonung liegt dabei auf „will“. Am Ende bleibt es nämlich immer bei der Absichtsbekundung, weil die Vorlage in irgendeiner Abteilung hängen bleibt – oder die aktuelle Regierung durch eine neue ersetzt wird. Das Tourismusministerium verkündet nun zum x-ten Mal, dass die Regeln für die Vergabe von Everest-Permits verschärft werden sollen.

Déjà-vu

Erik Weihenmayer war 2001 der erste Blinde auf dem Everest

Die in Kathmandu erscheinende Zeitung „The Himalayan Times“ berichtet, beidseitig beinamputierte und blinde Bergsteiger sollten künftig nicht mehr den höchsten Berg der Erde besteigen dürfen – ebenso wenig solche, die „medizinisch belegt, unfähig sind zu klettern“, was immer auch darunter zu verstehen ist. Diese Reformvorschläge lagen bereits 2015 und 2016 auf dem Tisch und verliefen im Sande.

Gipfelurkunden auch wieder für Sherpas?

Südseite des Mount Everest

Neue Altersgrenzen für Everest-Gipfelaspiranten soll es angeblich nicht geben. Es bliebe also beim Verbot für unter 16-Jährige, für Senioren gäbe es keine Beschränkungen – es sei denn, sie sind, „medizinisch belegt, unfähig zu klettern“? Immerhin soll jetzt in den seit 2002 geltenden „Regeln für Expeditionen“ festgeschrieben werden, dass künftig auch jeder Sherpa, der den Gipfel erreicht, eine Urkunde der Regierung erhält. Die Gipfelzertifikate waren 2016 erstmals verweigert worden, weil, wie es damals hieß, Climbing Sherpas im Sinne des Gesetzes keine Expeditionsmitglieder seien.

Laut „Himalayan Times“ muss die Vorlage jetzt noch durch ein für Finanzen und Infrastrukturen zuständiges Komitee (warum eigentlich?), ehe sich die Minister (angeblich) abschließend damit beschäftigen wollen. Meine Empfehlung: Abwarten und in aller Ruhe Dal Bhat essen! Die nächste Ankündigung kommt bestimmt.

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„Mückenstich“ Everest-Regeln https://blogs.dw.com/abenteuersport/mueckenstich-everest-regeln/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/mueckenstich-everest-regeln/#comments Fri, 22 Jul 2016 13:30:16 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33270 StechmueckeVerdammt, es juckt. Unvermeidlich wie der Mückenstich an einem schwülen Sommertag ist die alljährlich wiederkehrende Ankündigung der nepalesischen Regierung, neue Regeln für die Bergsteiger am Mount Everest aufzustellen. Wohlgemerkt die Ankündigung, nicht die Umsetzung. Auch dieses Jahr macht da keine Ausnahme. Sudarshan Prasad Dhakal vom nepalesischen Tourismus-Ministerium sagte dieser Tage der in Kathmandu erscheinenden Zeitung „The Himalayan Times“, die seit 2002 geltenden „Regeln für Bergsteiger-Expeditionen“ sollten geändert werden: Nach der Vorlage dürften Bergsteiger, die älter als 75 Jahre sind, den höchsten Berg der Erde künftig ebenso wenig besteigen wie beidseitig beinamputierte oder auch blinde Bergsteiger. Außerdem solle jeder Everest-Aspirant vorher mindestens schon einen Siebentausender bestiegen haben. Na, klingelt es? Déjà-vu?

Versandet

Genau! Im September 2015 hatte der damalige (inzwischen wieder ausgetauschte) Tourismusminister Kripasur Sherpa ziemlich genau diese Änderungen schon einmal ins Spiel gebracht. Wie eigentlich alle Everest-Reformvorschläge der Jahre zuvor war auch jener irgendwo auf dem weiten und beschwerlichen Weg durch die Regierungs-Instanzen hängen geblieben und versandet. Die Everest-Frühjahrssaison begann, ohne dass neue Regeln in Kraft getreten waren.

Dawa Steven Sherpa

Dawa Steven Sherpa

„Jedes Mal, wenn neue Bürokraten ihren Dienst antreten, bringen sie ihre eigene Interpretation der Politik ein und erlassen neue Regeln, fast immer irgendwelche Einschränkungen. Als wenn sie nun ihre Macht verspüren und ihre Spuren hinterlassen wollen“, schreibt mir Dawa Steven Sherpa, Geschäftsführer des nepalesischen Expeditionsveranstalters „Asian Trekking“. „Und üblicherweise rudert man irgendwann wieder zurück und findet einen Kompromiss. Das Traurige ist, dass man das Ganze auch erreichen könnte, indem man den Dialog mit den Interessenvertretern sucht und den nötigen Kompromiss erreicht, ohne weltweit Schlagzeilen zu machen und ohne das Bild einer rückwärts gewandten und törichten Regierung zu vermitteln.“

Keine Solos mehr?

Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Nach dem „neuen“ Entwurf sollen Hubschrauberflüge oberhalb des Basislagers nur für Materialtransporte und Rettungsaktionen erlaubt sein. Letzteres war seit jeher so; Ersteres hatte die Regierung in der vergangenen Saison erstmals zugelassen.
Was die Verfasser der Vorlage damit meinen, dass jeder Everest-Bergsteiger nun auch einen Bergführer dabei haben müsse, erschließt sich nicht ganz. Sind damit nur Mitglieder kommerzieller Expeditionen gemeint oder wirklich alle? In dem Fall wären Solos wie das legendäre Reinhold Messners auf der Everest-Nordseite während des Monsuns 1980 auf der Südseite des Bergs für alle Zeiten ausgeschlossen.

Treppenwitz

Ach, und dann will die Regierung auch noch festschreiben, dass Sherpas, die den Everest bestiegen haben, ein Gipfelzertifikat erhalten. Das ist nun wirklich ein Treppenwitz. Bis zu diesem Jahr war genau das gängige Praxis – bis sich das Tourismusministerium plötzlich einfallen ließ, dass Sherpas nach den Buchstaben der geltenden Regeln keine regulären Expeditionsmitglieder seien und deshalb keinen Anspruch auf ein Zertifikat hätten. Und jetzt verkauft man es als großartige Neuerung, dass Sherpas doch ihre Urkunde erhalten sollen? Ganz ehrlich, ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Dieser „Mückenstich“ juckt wirklich entsetzlich.

P.S.: Ich verabschiede mich nun für ein paar Tage ans Meer. 🙂 Ab Mitte nächster Woche bin ich wieder für euch da.

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