Rekord – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Everest-Rekordjäger ohne Absicht https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-rekordjaeger-ohne-absicht/ Sat, 14 Apr 2018 20:25:12 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40213

Kami Rita Sherpa

Manche Rekorde ergeben sich einfach von selbst. Wie der von Kami Rita Sherpa am Mount Everest. Sollte der 48-Jährige auch in diesem Frühjahr  als Teammitglied des nepalesischen Expeditionsveranstalters „Seven Summit Treks“ den Gipfel des höchsten Bergs der Erde auf 8850 Metern erreichen, wäre er alleiniger Rekordhalter. Noch teilt er sich die Bestmarke von 21 Gipfelerfolgen mit Apa Sherpa und Phurba Tashi Sherpa. „Ich begann nicht zu klettern, um einen Weltrekord aufzustellen“, sagte Kami Rita der Nachrichtenagentur AFP. „Aber im Zuge meiner Arbeit in der Bergführer-Industrie wird es eben mein 22. Aufstieg werden. Es ging mir niemals um irgendeinen Wettbewerb.“

Vom Vater inspiriert

Mount Everest

Kami Rita Sherpa stammt aus dem Dorf Thame im Khumbu, nahe dem Everest. Seine Familie lebt in zweiter Generation vom Bergsteiger-Tourismus. Kamis Vater heuerte bereits in den 1950er Jahren bei Expeditionen an. Seine Karriere endete, als er sich bei einem Anstieg schwere Erfrierungen zuzog. „Mein Vater ist für mich immer meine Inspiration gewesen“, sagte Kami Rita der Zeitung „Kathmandu Post“. „Er ist derjenige, der mich vorwärts treibt und mich ermutigt, große Dinge zu tun. Weil er niemals den Everest bestieg, wollte ich es für ihn tun.“ Das hat auch Kamis älterer Bruder, Lakpa Rita Sherpa, erledigt, und das gleich 17-mal. Lakpa schrieb zudem Geschichte, als er 2009 mit einem Gipfelerfolg am Kilimandscharo als erster Nepali die Sammlung der Seven Summits komplettierte, der höchsten Berge aller Kontinente.

Mehr und bessere Informationen

Auf dem Everest-Gipfel (2017)

Als Kami Rita 1994 erstmals auf dem Dach der Welt stand, war er einer von 49 Bergsteigern, die in jener Frühjahrssaison den Gipfel des Everest erreichten. Im Frühjahr 2017 waren es mehr als 600 Besteiger. „Die Gefahren sind geblieben: Die Gletscherspalten sind tief, und die Hänge unkalkulierbar. Aber wir klettern nicht mehr so blind drauf los wie einst“, vergleicht der Sherpa seine Aufstiege früher und heute. „Wir sind besser über das Wetter und die anderen Bedingungen am Berg informiert.“ Sollte sein Rekordaufstieg gelingen, will Kami Rita Sherpa dem Everest noch nicht den Rücken kehren. „Ich habe mir das Ziel gesetzt, ihn mindestens 25-mal zu besteigen.“

Phurba Tashi im Basislager

Phurba Tashi vor seiner Lodge in Khumjung

Der 47 Jahre alte Phurba Tashi Sherpa, einer der drei aktuellen Rekordhalter, wird in diesem Frühjahr ebenfalls am höchsten Berg der Erde unterwegs sein, will jedoch keine neue Bestmarke aufstellen. „Phurba wird sich im Basislager aufhalten und nicht versuchen, den Everest erneut zu besteigen“, schreibt mir der Neuseeländer Russell Brice, Chef des Expeditionsveranstalters Himalayan Experience. „Der Rekord bedeutet mir nichts“, hatte mir Phurba vor zwei Jahren erzählt, als ich ihn zu Hause in Khumjung besucht hatte. „Es ist viel wichtiger, wieder gesund herunterzukommen. Schließlich habe ich eine Frau und fünf Kinder, die ich versorgen muss.“ Der Dritte im Rekord-Bunde, Apa Sherpa, kommt wie Kami Rita aus Thame, lebt aber inzwischen in den USA. Der 58-Jährige hat 2011 seine Everest-Karriere beendet.

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Viel Andrang am König der Achttausender https://blogs.dw.com/abenteuersport/viel-andrang-am-koenig-der-achttausender/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/viel-andrang-am-koenig-der-achttausender/#comments Thu, 16 Jun 2016 10:14:17 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32957 K 2, von den Einheimischen "Chogori" genannt

K 2, von den Einheimischen „Chogori“ genannt

Wäre ich ein Straßenverkehrsplaner, würde ich sagen: Das riecht nach Stau. Mehr als 100 Bergsteiger aus acht Expeditionen haben sich in diesem Sommer für den K 2 angemeldet, den mit 8611 Metern zweithöchsten Berg der Erde. Es dürfte also ziemlich voll werden, nicht nur im Basislager zu Füßen des „Königs der Achttausender“, sondern auch am Berg. Allein der nepalesische Veranstalter Seven Summit Treks ist mit 44 (!) Bergsteigern unterwegs.

Absprachen nötig

Serac oberhalb des "Flaschenhalses"

Serac oberhalb des „Flaschenhalses“

Ähnlich wie am Everest werden die Teams nicht umhin kommen, den Berg zu „managen“, sprich ihre Aufstiege zu koordinieren, um an den gefährlichen Engpässen der Route Staus zu vermeiden. Das Unglück 2008 sollte Warnung genug sein. Damals waren innerhalb von zwei Tagen elf Bergsteiger im Gipfelbereich des K 2 ums Leben gekommen, sechs von ihnen starben in Eislawinen. Als eine der Unglücksursachen wurde damals ausgemacht, dass zu viele Bergsteiger gleichzeitig an Schlüsselstellen wie dem „Flaschenhals“ , einer extrem lawinengefährdeten Rinne auf etwa 8300 Meter Höhe, gleichzeitig unterwegs waren. In jener Saison hatten sich „nur“ rund 70 Bergsteiger am K 2 versucht, also deutlich weniger als in diesem Jahr. Bisher erreichten etwa 350 Bergsteiger den Gipfel des K 2, der als einer der schönsten, aber auch anspruchsvollsten und gefährlichsten Achttausender gilt. Rund 80 Bergsteiger ließen am „Chogori“, wie ihn die einheimischen Balti nennen, ihr Leben.

Rekordjahr 2004

Im Basislager

Im Basislager

Gemessen an der Zahl der Gipfelerfolge führt bisher der Sommer 2004 (in dem auch ich das Basislager besuchte) die Rangliste an. Damals jährte sich die Erstbesteigung des K 2, zum 50. Mal. Im Jubiläumsjahr erreichten 51 Bergsteiger erreichten damals den höchsten Punkt. 2014 wurde der Rekord mit 48 Gipfelerfolgen knapp verfehlt. Bemerkenswert war in jener Saison, dass an einem einzigen Tag (26. Juli) 32 Bergsteiger auf dem Gipfel standen. 2015 war wieder einmal ein Jahr ganz ohne Gipfelerfolge am K 2.

Immer mehr Sherpas aus Nepal

Viele der Expeditionen in diesem Sommer werden mit Climbing Sherpas aus Nepal arbeiten. Der Pakistani Muhammad Ali „Sadpara“, Ende Februar einer der Winter-Erstbesteiger des Nanga Parbat, beklagt, die nepalesischen Sherpa hätten „schon jetzt 80 Prozent der Jobs in Pakistan, und bald werden es hundert Prozent sein. Zur gleichen Zeit sitzen viele meiner Freunde zu Hause, essen nichts als Reis und waren auf einen Anruf, der nicht kommen wird.“

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Sieg der Vernunft https://blogs.dw.com/abenteuersport/sieg-der-vernunft/ Wed, 13 Apr 2016 15:08:45 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32375 Tyler Armstrong (2013 am Aconcagua)

Tyler Armstrong (2013 am Aconcagua)

Ausnahmsweise muss ich mal die Chinesen loben. Die Behörden des Landes verweigerten Tyler Armstrong die Besteigungsgenehmigung für den Mount Everest. Der inzwischen 12 Jahre alte US-Amerikaner wollte – wie berichtet – in diesem Frühjahr den höchsten Berg der Erde über die Nordseite besteigen. Tyler und seine Eltern hatten gehofft, wie schon 2012 bei der Besteigung des Kilimandscharo (5895 Meter, höchster Berg Afrikas) und 2013 bei der Besteigung des Aconcagua (6962 Meter, höchster Berg Südamerikas) ein „Special Permit“ zu erhalten. Doch die Chinesen blieben diesmal hart, für mich ganz eindeutig ein Sieg der Vernunft. Kinder gehören nicht auf den Everest, egal wie fit sie auch sein mögen.

Zwei 13-Jährige in den Rekordlisten

Jordan Romero (2010)

Jordan Romero (2010)

2010 hatte der 13-jährige US-Boy Jordan Romero als bis dato jüngster Bergsteiger aller Zeiten den Gipfel des Everest erreicht. Nachdem es weltweit Kritik am Aufstieg des Teenagers gehagelt hatte, verkündete die China Tibet Mountaineering Association (CTMA) im Sommer 2010, dass sie künftig nur noch Everest-Permits für Bergsteiger ausstellen werde, die älter als 18 Jahre seien. Vier Jahre später ließen sie jedoch die Inderin Malavath Poorna auf den Berg. Sie war nur einen Monat älter als Romero und wurde mit 13 Jahren und elf Monaten das jüngste Mädchen, das jemals auf dem Dach der Welt stand.

Armstrong: „Wirklich enttäuscht“

Die Absage für das Everest-Permit sei schon vor ein paar Wochen gekommen, sagte Tyler: „Ich war wirklich enttäuscht, weil ich so viel trainiert hatte und mich wirklich gut vorbereitet fühlte.“ Im August 2015 hatte Armstrong mit dem 5642 Meter hohen Elbrus, dem höchsten Berg Europas, seinen dritten der „Seven Summits“ bestiegen. Den Plan, jüngster Everest-Besteiger aller Zeiten zu werden, hat Tyler noch nicht aufgegeben. Er wolle weitere hohe Berge bestiegen, etwa in Peru, „um den Chinesen bei dem Gedanken zu unterstützten: Der Junge ist bereit. Wir sollten ihn auf den Berg lassen.“ Auch im Mai 2017 wäre Armstrong mit dann 13 Jahren und vier Monaten noch der jüngste Everest-Besteiger aller Zeiten – wenn er denn hoch und wieder sicher herunterkommt. Und wenn die Chinesen oder Nepalesen in Sachen Altersgrenze einknicken. Hoffentlich nicht!

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„Der Everest-Rekord bedeutet mir nichts“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-everest-rekord-bedeutet-mir-nichts/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-everest-rekord-bedeutet-mir-nichts/#comments Fri, 18 Mar 2016 13:12:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32181 Phurba Tashi vor seiner Lodge in Khumjung

Phurba Tashi vor seiner Lodge in Khumjung

Phurba Tashi ist kein Mann vieler Worte. Der 45-Jährige antwortet freundlich, aber kurz. „In diesem Jahr werde ich definitiv nicht auf den Mount Everest steigen“, erzählt mir Phurba, als wir für ein paar Minuten auf einer Bank vor seiner „Tashi Friendship Lodge“ im Dorf Khumjung Platz nehmen. Eigentlich hat er gar keine Zeit, denn seine Familie ist zu einer religiösen Zeremonie zusammengekommen, um Phurbas Eltern zu gedenken, die beide im vergangenen halben Jahr gestorben sind. Einige buddhistische Mönche sind dazu in seine Lodge gekommen. „Der Tod meiner Eltern ist auch der Grund, warum ich diesmal auf den Aufstieg verzichte“, sagt Phurba.

Nur im Basislager

Windfahne vom Gipfel des Everest (heute)

Windfahne vom Gipfel des Everest (heute)

21-mal hat er den höchsten Punkt der Erde bereits erreicht. Gemeinsam mit Apa Sherpa (der seine Karriere längst beendet hat) hält Phurba Tashi damit den Rekord der meisten Everest-Besteigungen. Mit 28 Jahren war er erstmals oben, 2013 zum bisher letzten Mal. In einigen Saisons bestieg Phurba den Everest zwei- oder sogar dreimal. In diesem Frühjahr wird er im Basislager bleiben, um die Arbeit der Climbing Sherpas zu koordinieren – für den neuseeländischen Expeditionsveranstalter Himalayan Experience. „Ich habe schon bei 30 bis 40 Expeditionen für Russell Brice  gearbeitet, den Chef von Himex“, erzählt Phurba. In diesem Frühjahr bestehe das Team nur aus sechs Kunden.

Schwarzes Jahr gilt nicht für Bergsteiger

Vom Erdbeben gezeichnet: Stupa in Khumjung

Vom Erdbeben gezeichnet: Stupa in Khumjung

Ich glaube, dass es in dieser Saison Gipfelerfolge geben wird“, sagt Phurba. „In diesem Winter hatten wir wenig Schnee. Und die Icefall Doctors leisten gute Arbeit.“ Die buddhistischen Lamas hätten zwar für die Sherpas ein schwarzes Jahr vorhergesagt, aber das betreffe nicht die Bergsteiger. „2017 werde ich vielleicht wieder selbst aufsteigen – wenn alles zusammenpasst.“ Ob es ihn nicht jucke, alleiniger Everest-Rekordhalter zu werden, will ich wissen. „Nein, der Rekord bedeutet mir nichts“, antwortet Phurba. „Es ist viel wichtiger, wieder gesund herunterzukommen. Schließlich habe ich eine Frau und fünf Kinder, die ich versorgen muss.“

Dann verabschiedet sich Phurba Tashi. Er müsse zurück zur Familie. Als wenig später einer der Mönche an die frische Luft tritt, frage ich ihn, ob das vorausgesagte schwarze Jahr für die Sherpas wirklich nicht für Bergsteiger gelte. Der Mönch lacht und meint: „Alles gut. Die können ruhig dort hinaufsteigen.“

Kokosnuss mit Haaren

Der Yeti-Schädel

Der Yeti-Schädel

In Khumjung bestaunte ich auch den berühmten „Yeti-Schädel“. Der lagert in einem Tresor in der Gompa, dem kleinen Kloster des Dorfes. Für 250 Rupien (etwa 2,50 Euro) öffnet ein alter Angesteller der Gompa, der die Schlüsselgewalt hat, kurz den Tresor. Und da liegt neben ein paar Butterlampen der vermeintliche Schädel des angeblichen Himalaya-Ungeheuers – und sieht doch eher aus wie eine Kokosnuss mit Haaren. 😉

P.S.: Ich werde mich jetzt möglicherweise ein paar Tage lang nicht melden. Geplant ist, zum Gokyo Ri aufzusteigen, einem 5380 Meter hohen Aussichtsberg und dort das grandiose Panorama zu genießen – wenn das Wetter passt. Dann bringe ich euch natürlich auch ein paar schöne Bilder mit.

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Der Google-Mann, der vom Himmel fiel https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-google-mann-der-vom-himmel-fiel/ Mon, 27 Oct 2014 12:42:19 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=27583 Alan Eustace auf der Rolle

Alan Eustace auf der Rolle

Selbst in der Stratosphäre ist man nicht mehr vor Google sicher. Am Freitag hat ein Manager des Internet-Riesen den Höhenrekord des österreichischen Extremsportlers Felix Baumgartner geknackt. Alan Eustace ließ sich von einem Helium-Spezialballon hinauf in die zweite Schicht der Erdatmosphäre ziehen, genoss eine halbe Stunde lang die Aussicht auf den Planeten und sprang dann aus 41.419 Metern ab. Baumgartner hatte sich 2012 aus knapp 39 Kilometer Höhe in die Tiefe gestürzt.

Nicht getrudelt

Eustace hielt sich beim Aufstieg in höchste Höhen – anders als Baumgartner – nicht in einer Kapsel auf, sondern hing in voller Montur unter dem Ballon. Der 57 Jahre alte US-Amerikaner trug einen Spezial-Raumanzug und vor dem Bauch ein Sauerstoffsystem, beides entwickelt von einer US-Firma für Raumfahrttechnik. Mit einer Geschwindigkeit von 1322 Stundenkilometern durchbrach Eustace die Schallmauer. Im Gegensatz zu Baumgartner geriet er dabei jedoch nicht ins Trudeln. Das verhinderte ein Mini-Fallschirm, der kurz nach dem Absprung ausgelöst wurde und Eustace stabilisierte. Auf etwa 5.500 Metern klappte dann der Hauptschirm auf, 3000 Meter höher als der des Österreichers vor zwei Jahren.

Billige PR

„Das war ein wilder, wilder Ritt“, sagte Eustace nach der Landung. „Ich habe mein Ausrüstungsmodul umklammert, die Beine angezogen und mich bemüht, die Richtung zu halten.“ Eustace ist seit langem Pilot und Fallschirmspringer. Seit 2002 arbeitet er für Google. Der Ingenieur ist für die Entwicklung verantwortlich und Vizepräsident des Konzerns. Eustace gönnte sich ein Sabbatjahr, um sich in Ruhe auf den Rekordsprung vorbereiten zu können. Der Manager sagt, er habe ein Sponsoring-Angebot seines Arbeitgebers abgelehnt, um zu verhindern, dass der Sprung  – wie bei Baumgartner und seinem Brause-Sponsor geschehen – ein PR-Event würde. Statt einer Fernseh-Liveübertragung wurden die Medien erst nach Eustaces Sprung informiert. Die Verantwortlichen bei Google werden sich trotzdem die Hände reiben. Nichts bezahlt und doch in aller Munde.

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Rekord beim Everest-Marathon https://blogs.dw.com/abenteuersport/rekord-beim-everest-marathon/ Wed, 04 Dec 2013 14:55:19 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=24625 Everest-Marathon

Everest-Marathon

Marathonis machen auch vor den Polen nicht halt. Der Nordpol-Marathon wurde im vergangenen April bereits zum elften Mal ausgetragen. Bei Temperaturen von minus 30 Grad Celsius. Sieger Gary Thornton aus Irland sprach anschließend „vom surrealsten Lauferlebnis meines Lebens“. Ähnlich dürften sich vor zwei Wochen die Teilnehmer des neunten Antarctic Ice Marathon“ gefühlt haben, auch wenn es mit „nur“ minus 20 Grad etwas weniger kalt war als im Frühjahr in der Arktis. Am dritten Pol, dem Mount Everest, wurde in der vergangenen Woche bereits der zweite Marathon in diesem Jahr gestartet. Der Sieger kam aus Nepal – und ist auf dieser Strecke eine Klasse für sich.

Zwölf Nepalesen auf den ersten Plätzen

Ram Kumar Raj Bhandari benötigte für die 42 Kilometer vom knapp 5200 Meter hoch gelegenen Gorak Shep nahe dem Everest-Basislager bis hinunter nach Namche Bazaar auf etwa 3450 Metern drei Stunden, 40 Minuten und 43 Sekunden und unterbot damit seinen eigenen Rekord aus dem Jahr 2011 um zwölf Minuten. Auf den ersten zwölf Plätzen landeten – kaum verwunderlich angesichts der großen Höhe – ausnahmslos Läufer aus Nepal. 59 Frauen und Männer erreichten das Ziel, der letzte nach knapp elf Stunden. Es war die 15. Auflage dieses Rennens, das nur alle zwei Jahre gelaufen wird, immer Ende November oder Anfang Dezember. Organisiert wird dieser Marathon seit 1987 von der inzwischen 68 Jahre alten Britin Diana Penny-Sherpani und ihrer Trekkingagentur. Die Erlöse kommen Hilfsprojekten in Nepal zugute.

Auch 1500 Meter bergauf

Raj Bhandari (2.v.r.) nach seinem Sieg im Mai

Raj Bhandari (2.v.r.) nach seinem Sieg im Mai

Es ist nicht der einzige Marathon am höchsten Berg der Erde. Seit 2003 wird jeweils am 29. Mai, dem Jahrestag der Erstbesteigung 1953, der „Tenzing-Hillary Everest Marathon“ gestartet. Er führt ebenfalls vom Basislager nach Namche Bazaar. Auch dieses Rennen hatte Ram Kumar Raj Bhandari in diesem Jahr gewonnen, nach zwei zweiten Plätzen 2012 und 2011.

Mit normalen Marathonläufen haben jene am Everest eigentlich nur die Distanz gemein. Nicht nur die dünne Höhenluft verlangt den Läufern alles ab, auch das Streckenprofil. Der Trekkingpfad führt naturgemäß nicht stetig abwärts. Die Starter müssen insgesamt auch 1500 Meter bergauf laufen.

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Nepal schickt Aufpasser ins Everest-Basislager https://blogs.dw.com/abenteuersport/nepal-schickt-aufpasser-ins-everest-basislager/ Fri, 02 Aug 2013 13:05:13 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=22715

Tatü, tata, die Everest-Polizei ist da!

Nepals Regierung will den Bergsteigern am Mount Everest künftig genauer auf die Finger schauen. Von 2014 an soll ein Team der Regierung während der Frühjahrs-Saison seine Zelte im Everest-Basislager in 5300 Meter Höhe aufschlagen. Die Verantwortlichen in Kathmandu reagieren damit auch auf den Sherpa-Angriff gegen die europäischen Topbergsteiger Simone Moro und Ueli Steck sowie ihren Kameramann Jonathan Griffith. Eine Gruppe Sherpas hatte das Trio Ende April nach einem Streit im Lager 2 auf 6400 Metern geschlagen, mit Steinen beworfen und mit dem Tod bedroht. „Wenn die Regierung vor Ort ist, wird die Botschaft ‚Gesetzesverstöße sind strafbar’ eindrücklicher“, sagte Purna Chandra Bhattarai vom Tourismusministerium dem britischen Sender BBC.

Nur auf dem Papier 

Eigentlich stehen Expeditionen zu Nepals Achttausendern schon lange unter Aufsicht. Schließlich wird jeder Gruppe ein Verbindungs-Offizier zugeteilt. In der Praxis haben sich jedoch beide Seiten arrangiert. Meist bleiben die Verbindungsleute in Kathmandu, lassen sich nur vor und nach der Expedition blicken und melden sich dazwischen, wenn überhaupt, per Telefon. Ein für alle Beteiligten bequemes Modell: Die einen verdienen Geld mit minimalem Aufwand, die anderen fühlen sich nicht gegängelt. Das neue Regierungsteam im Everest-Basislager soll jetzt kontrollieren, ob sich die Bergsteiger entsprechend dem in Kathmandu erteilten Permit verhalten, also ob sie die Auflagen auch wirklich einhalten.

Nur noch Rettungsflüge

Miura und der Heli

Strengere Vorschriften soll es auch für Helikopterflüge geben. Sie sollen oberhalb des Basislagers nur noch für Rettungseinsätze freigegeben werden. In der vergangenen Saison hatten sich einige Bergsteiger aus Hochlagern ausfliegen lassen, ohne dass ein wirklicher Notfall vorlag, etwa – wie hier berichtet – der 80 Jahre alte Japaner Yuichira Miura, nachdem er einen neuen Altersrekord aufgestellt hatte.

Rekordversuche anmelden

Dem Rekord-Wahn am Everest soll Einhalt geboten werden. Bergsteiger müssen künftig den Regierungsvertretern im Basislager mitteilen, wenn sie vorhaben, einen neuen Rekord aufzustellen. „Das Team wird dann entscheiden, ob der Versuch den Regeln entspricht, die die Regierung aufgestellt hat“, sagt Ang Tshering Sherpa. Der langjährige Präsident des Nepalesischen Bergsteiger-Verbands (NMA) war Mitglied der Reform-Kommission. „Wir haben Leute gesehen, die bizarre Rekorde versuchten, wie am Gipfel auf dem Kopf zu stehen oder die Kleider auszuziehen“, erinnert sich Ang Tshering. „So ein Verhalten verträgt sich nicht mit der Würde des Everest.“

Und die Massen?

Ob allerdings ein Regierungsteam, das im Basislager sitzt, wirklich Einfluss darauf hat, was oben am Berg geschieht, scheint fraglich. Und um das Kernproblem am Everest macht die Regierung weiter einen großen Bogen: Dass zu viele und häufig auch dem Berg nicht gewachsene Gipfelanwärter gleichzeitig unterwegs sind und die Normalroute verstopfen.

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Apa Sherpa: Everest ist unser größter Schatz https://blogs.dw.com/abenteuersport/apa-sherpa-everest/ Tue, 09 Apr 2013 12:50:44 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=20989

Apa Sherpa

Ob Apa Sherpa in diesen Tagen Wehmut überkommt? Bergsteiger aus aller Welt beziehen das Basislager auf der nepalesischen Südseite des Mount Everest. Die so genannten „Icefall Doctors“ haben den gefährlichen Weg durch den Khumbu-Eisbruch bis hinauf nach Lager 2 auf etwa 6600 Metern versichert. Die Klettersaison am höchsten Berg der Erde kann beginnen. Mehr als zwei Jahrzehnte lang war der Everest fester Bestandteil in Apas Leben. Keiner stand so oft oben wie der 1,63 Meter kleine Mann: 21 Mal erreichte er den 8850 Meter hohen Gipfel und wurde damit zur lebenden Legende. 2011 hängte Apa die Expeditionsschuhe an den Nagel. Etwa 53 Jahre ist er alt, so genau weiß er es selbst nicht. Anfang der 1960er Jahre gab es in seinem Heimatort Thame im Everest-Gebiet noch niemanden, der Geburtsurkunden für Sherpas ausstellte.

Engagement für Bildung und Umweltschutz

Apa vor dem Mount Everest (l., mit Windfahne)

Seit dem Ende der Everest-Karriere kümmert sich Apa um seine Stiftung für Bildungsprojekte in Nepal – und um Umweltschutz. Im vergangenen Jahr wanderte er – wie hier berichtet – mit Dawa Steven Sherpa auf dem Great Himalaya Trail 1555 Kilometer weit vom Osten in den Westen Nepals. Mit ihrer Aktion wollten die beiden auf die Gefahren des Klimawandels für den Himalaya aufmerksam machen. Apas Sorge gilt auch dem Everest. „Inzwischen wünsche ich mir in erster Linie, dass die Menschen den Berg respektieren und schützen“, schreibt mir Apa. „Der Everest gehört jedem in der Welt. Wir müssen ihn auch für künftige Generationen bewahren.“

Everest als Türöffner

Nicht nur Apas Leben, das Leben aller Sherpas ist eng mit dem Mount Everest verbunden. „Die Menschen kennen uns wegen des Mount Everest, und, noch wichtiger, er hat uns auch im Rest der Welt die Türen geöffnet“, sagt Apa. „Was wir heute sind, verdanken wir dem Everest. Er ist Nepals Stolz und unser größter Schatz.“ Zum 60. Jahrestag der Erstbesteigung wünsche er dem Everest, „dass er weiter Bergsteiger aus aller Welt inspiriert, Nepal zu besuchen, große Träume zu träumen und erfolgreich zum Gipfel aufzusteigen“. (Apas Äußerungen findet ihr ungekürzt auf den beiden Everest-60-Pinnwänden auf der rechten Seite des Blogs.)

Rekord wackelt

Apa mit der Rekord-Urkunde

Zum Wesen von Rekorden gehört es, dass sie eines Tages gebrochen werden. Auch Apas Bestmarke wird es nicht anders ergehen, vielleicht sogar schon in diesem Jahr. Phurba Tashi, den sie wegen seiner Leistungsstärke in großer Höhe auch „Everest Yak“ nennen, hat bereits 19 Gipfelerfolge auf seinem Konto. 2007 stand er dreimal auf dem höchsten Punkt, 2011 zweimal. In diesem Frühjahr leitet der 1971 in Khumjung geborene Phurba die Sherpas im Team von Himalayan Experience.

Erster Todesfall

Schon bevor die ersten ausländischen Bergsteiger ihren Fuß auf die Aufstiegsroute setzen, ist der erste Tote der Saison zu beklagen. Der 45 Jahre alte Mingmar Sherpa, einer der Icefall Doctors, stürzte am Sonntag beim Abstieg von Lager 2 in eine Gletscherspalte und starb. R.I.P.

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Experiment geglückt, Patient lebt https://blogs.dw.com/abenteuersport/experiment-gegluckt-patient-lebt/ Mon, 15 Oct 2012 12:42:26 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=17375

Und hopp!

Auch ich konnte mich dem Charme der Bilder nicht entziehen: der Astronauten-Mann in der Kapsel, der Blick in die und aus der Stratosphäre, der Absprung, der Körper als weißer Fleck, der in freiem Fall in atemberaubendem Tempo durch die Dunkelheit Richtung Erde rast, kurz beängstigend trudelt, sich dann aber wieder fängt, das erlösende Aufklappen des Fallschirms, schließlich die problemlose Landung. Keine Frage, die PR-Strategen des Getränke-Herstellers aus Österreich verstehen ihr Handwerk: Die Bilder waren spektakulär – und in kaum einer Einstellung fehlte das Logo des Hauptsponsors von Felix Baumgartner. Nur springen musste der Österreicher alleine, aus 39 Kilometern Höhe. 

So gut wie live 

Der 43-Jährige bewies großen Mut, denn ein Restrisiko blieb, das ihn womöglich auch sein Leben hätte kosten können. Wäre er im freien Fall zu sehr ins Trudeln gekommen und bewusstlos geworden, hätte das Projekt tragisch enden können. Aus diesem Grund zeigte der hauseigene Sender des Hauptsponsors den Sprung auch nur so gut wie live, nämlich mit 20-sekündiger Verspätung. Im Falle des bösen Falles hätte er dann noch schnell umschalten können, etwa auf das Standbild einer Getränkedose.

Schallmauer, ich komme

Doch Felix Baumgartner ist ein Profi, der auch schon mit dem Fallschirm in eine Höhle gesprungen ist – was nur unwesentlich gefahrloser gewesen sein dürfte. Er meisterte alle Herausforderungen und darf sich mit seiner Fallgeschwindigkeit von 1342 Stundenkilometern nun „der erste Überschallmensch“ nennen. Fall-ohne-Knall-Experiment (der Luftwiderstand war zu gering für einen Wumms beim Durchbrechen der Schallgrenze) geglückt, Patient lebt. 

Mega-Event 

Alles andere wäre rein PR-technisch auch als Schuss nach hinten losgegangen. Denn hier wurde ein Abenteuer nicht nur vollzogen, sondern auch inszeniert. Schon der Titel des Projekts verriet die Ambitionen: „Mission Stratos“, das klang nach Captain Kirk und Raumschiff Enterprise. Das Bodenpersonal hieß nicht umsonst „Mission Control“ und saß brav in Reihe am Schreibtisch, ganz so wie biedere NASA-Wissenschaftler bei Weltraumfahrten. Die Botschaft: Der Sprung hat eine ähnliche Dimension wie die erste Mondlandung. Dazu der immer wiederkehrende Kamerablick in die ängstlichen Gesichter der Angehörigen Baumgartners. Die stille Nachricht hier: Seht her, ein netter Mensch riskiert sein Leben zum Wohle der Menschheit!

Viel Geld, wofür?  

Doch in erster Linie profitierte natürlich der Hauptsponsor, auf dessen Ticket der Abenteurer in die Stratosphäre schwebte. Die „Mission Strato“ war auch eine „Mission Brause“. Der Werbeeffekt für den Getränkekonzern dürfte die Kosten bei weitem übertroffen haben. Und die waren nicht von Pappe. Nach Schätzungen pumpte das Unternehmen (das sich auch ein Formel-1-Team leisten kann) in den vergangenen Jahren zwischen 25 und 50 Millionen Euro in den teuersten Sprung der Geschichte. Natürlich nicht, ohne ständig zu betonen, wie groß der wissenschaftliche Nutzen des Projekts sei. Darauf bin ich wirklich gespannt. Nicht dass uns wieder einer die Teflon-Pfanne als Abfallprodukt der Raumfahrt verkaufen will! 

P.S. Ich wette, dass die Nachfrage nach Fallschirmsprüngen aus großer Höhe bei den einschlägigen „Erlebnis“-Veranstaltern in nächster Zeit rasant steigen wird.

P.P.S. Die Discount-Variante des Rekordsprungs findet ihr hier.

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Kleiner, großer Mann https://blogs.dw.com/abenteuersport/kleiner-groser-mann/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/kleiner-groser-mann/#comments Tue, 20 Jul 2010 07:53:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/07/20/kleiner-groser-mann/ Wie peinlich! Erst einmal übersehe ich Apa Sherpa. „Drehen Sie sich um! Er steht direkt hinter Ihnen“, sagt die freundliche Dame, als ich am Stand seines Sponsors nach Apa frage. Und tatsächlich. Hinter mir lehnt er an einer Stellwand der Messe „Outdoor“ in Friedrichshafen. Wer ihn fernab des Mount Everest trifft, würde nicht vermuten, dass dieser 1,63 Meter kleine, schmächtige Mann als der größte unter den Sherpas gilt: 20 Mal erreichte Apa Sherpa den Gipfel des höchsten Bergs der Erde, fast ein Fabelrekord. Ich frage ihn, wie sich das anfühlt, Jahr für Jahr auf 8850 Metern zu stehen, auf dem Dach der Welt. „Es ist immer noch etwas Besonderes“, sagt Apa. „Ich fühle mich dann, als wäre ich im Himmel.“


Apa Sherpa lacht viel und gerne

Familienoberhaupt mit zwölf

Das Bergsteigen war Apa Sherpa nicht in die Wiege gelegt. Er wurde auf 3800 Metern im kleinen Dorf Thame im Khumbu-Gebiet geboren. Wann genau, weiß er selbst nicht, wahrscheinlich gegen 1960, vielleicht auch ein Jahr später oder früher. Geburtsurkunden wurden damals für Sherpas nicht ausgestellt. Als Apa zwölf Jahre alt war, starb sein Vater, ein Yak-Hirte. Nun musste Apa in die Rolle des Ernährers schlüpfen, für seine Mutter und fünf Geschwister Geld verdienen. Also heuerte er bei Expeditionen an, erst als Träger, dann als Küchenjunge, schließlich als Hochträger.

Lebensrettende Absage

Am 10. Mai 1990 stand Apa erstmals auf dem Gipfel des Mount Everest in 8850 Metern Höhe, an der Seite des Neuseeländer Rob Hall. Der Bergführer war es auch, der Apa 1996 überreden wollte, ihn erneut als „Sirdar“, als Chef der Hochträger, zum Mount Everest zu begleiten. Apa verzichtete auf Bitten seiner Frau: Die Bauarbeiten an ihrer „Everest Summiteer Lodge“ in Thame liefen noch, außerdem war gerade ihr viertes Kind zur Welt gekommen. Wahrscheinlich rettete seine Absage Apa das Leben. Rob Hall und weitere sieben Bergsteiger starben nach einem Wettersturz im Gipfelbereich, das Unglück machte weltweit Schlagzeilen.


Apa am Everest-Südsattel auf etwa 8000 Metern

Mehr als eine Brille

Der Berg sei für ihn in den vergangenen beiden Jahrzehnten fast so etwas wie ein Freund geworden, sagt Apa Sherpa: „Die Göttinmutter auf dem Everest, die wir Chomolungma nennen, kümmert sich um mich. Ich war so oft oben, hatte bis jetzt aber noch nie Probleme. Nicht einmal Frostbeulen.“ Lediglich die Augen des etwa 50-Jährigen sind sehr empfindlich, seit er gleich beim ersten geglückten Gipfelversuch 1990 vorübergehend schneeblind wurde. „Deshalb habe ich nicht nur eine, sondern immer mehrere Brillen im Rucksack.“

“Ich kenne am Everest jeden Stein“

Apa steht übrigens nicht nur wegen seiner Rekordzahl an Besteigungen in den alpinen Geschichtsbüchern. 1995 erreichte er mit seinem Bruder Ang Rita den höchsten Punkt – sie waren das erste Brüderpaar auf dem Gipfel. Selbstverständlich sei es für ihn nicht, dass er so häufig am Mount Everest erfolgreich war, meint Apa. „Der Everest ist nie einfach.“ Und doch trete er dem Berg inzwischen selbstsicherer gegenüber. „Weil ich so oft oben gewesen bin, kenne ich jede Felsstufe, jeden Stein.“ Und da ist es wieder, Apas ansteckendes Lachen.

Abenteuer ist Luxus

Wie alle Sherpas hat auch Apa großen Respekt vor dem Mount Everest. Niemals würde er den Berg besteigen, ohne vorher bei einer Puja, einer buddhistischen Zeremonie, die Göttinmutter um ihren Segen für das Unternehmen zu bitten. „Ohne Puja bekommst du am Berg Probleme“, erklärt Apa. Auch die vielen Bergsteiger aus aller Welt, die sich alljährlich am Everest versuchen, hätten das verstanden. Auf kritische Äußerungen zum Gebaren der Bergtouristen wartet man bei Apa vergeblich. Immerhin aber lässt er keinen Zweifel daran, wen er für die wahren Bergsteiger hält: „Wir Sherpas machen die harte Arbeit. Nur für den, der ohne Gepäck auf den Mount Everest steigen kann, ist es vielleicht Abenteuer oder sogar Spaß“, sagt Apa und lacht.


Niemals ohne Puja auf den Everest

Der nepalesische Traum

In Nepal kennt jeder Apa Sherpa. Er steht für den nepalesischen Traum: Apa brachte es aus einfachsten Verhältnissen zu Berühmtheit und bescheidenem Wohlstand. Außerdem schaffte er den Sprung in die „Staaten“, für viele Nepalesen immer noch das „Shangri La“, das gelobte Land. Apa lebt in der Olympiastadt Salt Lake City in den USA, wo seine vier Kinder Universität und Schule besuchen. Wenn ihre Ausbildung beendet ist, will Apa jedoch in sein Heimatdorf Thame in Nepal zurückkehren. Der Sherpa hat eine eigene Stiftung gegründet, um Bildungsprojekte in der Region zu unterstützen.

5000 Kilogramm Müll

Auf den Mount Everest will Apa noch so lange klettern, wie es seine Gesundheit zulässt. In den letzten drei Jahren hat er sich den Eco-Everest-Expeditionen angeschlossen, die von Sherpas organisiert werden. Ziel ist es nicht nur, den höchsten Punkt zu erreichen, sondern beim Abstieg auch Müll vom Berg zu bringen, den Bergsteiger in den vergangenen Jahrzehnten am Everest hinterlassen haben. In diesem Frühjahr sammelten Apa und die anderen Expeditionsmitglieder rund 5000 Kilogramm Unrat: „Es gibt immer noch jede Menge davon. Wenn das Eis schmilzt, tritt der Müll zutage. Deshalb werde ich zum Everest zurückkehren. Es ist sehr wichtig, die Berge zu säubern.“
Fürs Altenteil fühlt sich Apa Sherpa noch zu fit, auch wenn er schon etwa ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel hat. Ich will von ihm wissen, ob er sich auch die Marke von 25 Everest-Besteigungen zutraut. „Mmmmmh, ich weiß nicht“, sagt Apa, „mal sehen“. Er lacht herzlich. Daran würde ich Apa Sherpa beim nächsten Mal sicher erkennen – selbst wenn ich den kleinen, großen Mann wieder übersehen sollte.

Radio-Porträt Apa Sherpa

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