Simon Lowe – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Viele Fragezeichen vor Frühjahrssaison am Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/viele-fragezeichen-vor-der-fruehjahrssaison-am-everest/ Fri, 09 Jan 2015 12:33:34 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28025 Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

The same Everest procedure as every year? Wohl kaum, doch eine belastbare Prognose fällt schwer. „Es scheint, als ob weniger Leute auf Expedition oder Trekking nach Nepal gehen“, antwortet mir der Neuseeländer Russell Brice auf meine Frage, ob das Lawinenunglück am Karfreitag 2014 und der spätere Abbruch aller großen Expeditionen auf der Südseite des Mount Everest Auswirkungen auf die diesjährige Frühlingssaison am höchsten Berg der Erde hat. „Offenbar wollen mehr Bergsteiger auf die Nord- als auf die Südseite“, ergänzt der Chef des Expeditionsveranstalters Himalayan Experience. Dennoch hat Brice sein eigenes Angebot einer Everest-Expedition in Tibet zurückgezogen und will auch in diesem Jahr seine Kunden von Nepal aus aufsteigen lassen.

Weniger los auf der Südseite?

Der Veranstalter SummitClimb bietet Expeditionen auf der Nord- und der Südseite des Bergs an. „Es sieht aus, als ob sich 2015 mehr unserer Kunden für einen Aufstieg über die tibetische Seite des Everest interessieren als für den über die nepalesische“, schreibt mir der US-Amerikaner Dan Mazur, der SummitClimb 1987 gründete und beinahe jährlich kommerzielle Everest-Expeditionen leitet. „Das Ergebnis könnte sein, dass die Leute, die sich für die nepalesische Seite entscheiden, von dieser Entwicklung profitieren, weil es unter Umständen dort weniger überfüllt sein wird als in früheren Jahren.“ Auffällig sei auch das größere Interesse an einer von SummitClimb angebotenen Everest-Expedition im Herbst, nach dem Monsun.

Leichte Verunsicherung spürbar

Der britische Everest-Anbieter Tim Mosedale ist sich nicht sicher, ob er im nächsten Frühling ohne die Ereignisse des Vorjahrs am Everest wirklich mehr Kunden hätte, räumt aber ein, dass es „eine leichte Verunsicherung“ gebe: „Die Leute wollen hören, dass es gar nicht so schlimm ist.“ Simone Lowe, Chef des britischen Expeditionsveranstalters Jagged Globe, sieht „keinen nennenswerten Unterschied“ zum Vorjahr, was das Interesse seiner Kunden am Everest betrifft. „Es kann schon sein, dass die Leute besorgt sind, aber eher in der Weise, dass sie eine neuerliche Tragödie fürchten – egal wo am Berg.“

Preis entscheidet

Nordseite des Mount Everest

Die tibetische Nordseite

Dominik Müller, Chef des deutschen Veranstalters Amical alpin, leitet in diesem Frühjahr eine Everest-Expedition auf der tibetischen Seite des Bergs. „Wir haben nicht weniger oder mehr Anfragen für den Everest als die Jahre zuvor“, sagt Dominik. „Sicherlich werden einige sich überlegt haben, an die Nordseite zu gehen – ich denke aber, ganz unabhängig von den Geschehnissen 2014. Letzten Endes spielen die Bedingungen am Berg die ausschlaggebende Rolle.“ Dominik erwartet, dass sich ein Trend erst in den nächsten Jahren herauskristallisieren wird. Letztendlich werde der Preis entscheiden: „Wenn China seine Preispolitik weiter verfolgt und jedes Jahr deutlich teurer wird, werden sich einige Veranstalter überlegen, wieder auf die Südseite zu wechseln oder eben dort zu bleiben und nicht auf die Nordseite zu wechseln.“ Der DAV Summit Club blies nach Angaben von Produktmanager Christoph Schnurr seine für dieses Frühjahr angesetzte Everest-Expedition in Tibet ab. Der Grund: Zu wenige Teilnehmer.

„Launisches Getue“

Der US-Anbieter Peakfreaks hat aus anderen Gründen für dieses Jahr die Reißleine gezogen und seine ursprünglich geplante Everest-Expedition in Nepal abgesagt. Der Veranstalter verweist unter anderem auf das „launische Getue der lokalen Regierung und schwammige Aussagen über mögliche Änderungen der Regeln für Bergsteiger-Permits“. Ein unhaltbarer Zustand, findet auch Ang Tshering Sherpa, Präsident des Nepalesischen Bergsteigersverbands (NMA): „Weniger als 90 Tage bleiben noch bis zum Beginn der Klettersaison, und es liegt in der Verantwortung der Regierung, so schnell wie möglich alle Unklarheiten zu beseitigen.“

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