Südkorea – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Fingerlos auf die Annapurna? https://blogs.dw.com/abenteuersport/fingerlos-auf-die-annapurna/ Wed, 25 Apr 2018 14:49:28 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40331

Kim und Co., im Hintergrund die Annapurna

„Der Mann ohne Finger“ will sich seinen zwölften Achttausender holen. Kim Hong-bin ist der einzige ausländische Bergsteiger, dem die Regierung Nepals in diesem Frühjahr ein Permit für den Achttausender Annapurna erteilt hat. Das bedeutet jedoch nicht, dass der 53-jährige Koreaner alleine unterwegs sein wird. Auf dem Bild von der Nordseite des 8091 Meter hohen Bergs, das die südkoreanische Zeitung No Cut News veröffentlichte, zähle ich neben Hong-bin 20 weitere Personen. „Er hat wohl ein großes Basislager-Unterstützungsteam dabei“, schreibt mir Billi Bierling von der Bergsteiger-Chronik Himalayan Database. Am Berg werde der Koreaner von vier Sherpas begleitet.

Unfall am Denali    

Kim Hong-Bin

Kim Hong-bin hatte sich 1991 am 6190 Meter hohen Denali in Alaska, dem höchsten Berg Nordamerikas, so schwere Erfrierungen zugezogen, dass alle zehn Finger hatten amputiert werden müssen. 2017 bestieg er im Frühjahr den Lhotse und im Sommer den Nanga Parbat. Es waren seine Achttausender Nummer zehn und elf. Neben der Annapurna fehlen Kim in seiner Sammlung nur noch der Gasherbrum I und der Broad Peak, beide in Pakistan gelegen. Bei optimalem Verlauf könnte er alle drei Berge noch in diesem Jahr besteigen.

Paralympics-Starter

Der 1,76 Meter große Südkoreaner, der in der Stadt Gwanju im Süden des Landes lebt, hat sich von seiner Behinderung nie bremsen lassen. Kim fährt auch Skirennen. So startete er 2002 für Südkorea bei den Paralympischen Spielen in Salt Lake City und belegte in Slalom und Super G jeweils den neunten Platz. Noch im Winter 2017 gewann er – mit 52 Jahren – bei den koreanischen alpinen Ski-Meisterschaften der Behindertensportler Gold im Slalom.

Auf den Seven Summits

2012 auf dem Gipfel des K 2

Den Mount Everest bestieg Kim Hong-bin im Frühjahr 2007. Knapp zwei Jahre später, Anfang 2009, komplettierte er mit dem Mount Vinson in der Antarktis seine Sammlung der „Seven Summits“, der höchsten Berge aller Kontinente. „Wenn der Unfall am Denali nicht passiert wäre, wäre ich ein ganz normaler Bergsteiger geblieben“, sagte Hong-bin einmal. „Die Not ließ mich das scheinbar Unmögliche versuchen. Ich habe die Behinderung, die mir ein Berg beibrachte, dadurch überwunden, dass ich Berge bestieg.“

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Nächster Gipfelversuch am Lhotse https://blogs.dw.com/abenteuersport/naechster-gipfelversuch-am-lhotse/ Fri, 27 Nov 2015 09:57:54 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31329 Route durch die Lhotse-Südwand

Route durch die Lhotse-Südwand

Sollte es doch noch eine weitere erfolgreiche Achttausender-Expedition in dieser Herbstsaison in Nepal geben? Eigentlich kann man die Frage schon jetzt mit Ja beantworten. Denn das, was der Südkoreaner Sung Taek Hong und sein Team aus vier Sherpas bisher unter schwierigen Bedingungen in der Südwand des 8516 Meter hohen Lhotse erreicht haben, verdient bereits einen kräftigen Applaus. Bei starkem Wind eröffneten die fünf Kletterer eine teilweise neue Route bis hinauf auf eine Höhe von 8200 Metern. Zwei Gipfelversuche scheiterten, der erste auf 7850, der nächste auf 8000 Metern. An diesem Wochenende wollen Sung und Co. erneut Richtung Gipfel starten. Wenn diesmal alles glatt läuft, könnten sie am Donnerstag kommender Woche am höchsten Punkt stehen. Doch das ist alles andere als selbstverständlich.

Sungs dritter Anlauf

Sung Taek Hong

Sung Taek Hong

„Ich denke, ich kann jetzt nachvollziehen, wie Bergsteiger Hunger, Kälte, Schmerz und Angst überwinden“, schrieb Sung laut explorersweb.com  in seinem Expeditionstagebuch. „Ich habe dem Lhotse alles gegeben, war er verlangte, um diesen Punkt zu erreichen.“ Im Herbst 2014 hatte der 49-Jährige mit einem koreanischen Team drei Monate lang die Lhotse-Südwand beharkt, war dabei jedoch nicht höher als 7800 Meter gelangt. Im November 2013 war Sung mit einem Versuch gescheitert, den vierthöchsten Berg der Erde im Alleingang über die Normalroute zu besteigen. Die Sammlung der „drei Pole“ hatte der Südkoreaner bereits vor zehn Jahren vervollständigt. 2005 erreichte er den Nordpol, 1994 und 1997 den Südpol sowie im Herbst 1995 den „dritten Pol“, den Mount Everest, von der tibetischen Nordseite aus.

Pioniere in der Wand

Sung in der Lhotse-Südwand

Sung in der Lhotse-Südwand

Die Südwand des Lhotse war 1990 erstmals durchstiegen worden. Im Frühjahr 1990 verkündete der Slowene Tomo Cesen, er sei durch die Südwand geklettert, und das im Alleingang. Dokumentieren konnte der Bergsteiger diesen Erfolg nicht. Erste Zweifel an den Angaben Cesens äußerten der Ukrainer Sergej Bershov und der Russe Vladimir Karatayev, die im selben Jahr auf einer anderen Route durch die Wand stiegen. Ende 2006 meisterten Mitglieder einer japanischen Expedition die Lhotse-Südwand erstmals im Winter. Sie mussten 41 Meter unterhalb des Gipfels umdrehen, hatten jedoch den Gipfelgrat erreicht. Damit galt die Wand als durchstiegen.

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Lhotse-Südwand: Ehrenvoll gescheitert https://blogs.dw.com/abenteuersport/lhotse-suedwand-ehrenvoll-gescheitert/ Wed, 19 Nov 2014 15:49:12 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=27789 Geplante Route der Koreaner

Geplante Route der Koreaner

Scheitern gehört zum Bergsteigen dazu. Wer noch nie erfolglos von einem Berg zurückgekehrt ist, hat entweder die Latte zu niedrig gelegt, geflunkert oder einfach nur verdammt viel Glück gehabt. Eine Beinahe-Garantie zu scheitern, bietet die Südwand des 8516 Meter hohen Lhotse in Nepal. Dutzende von Expeditionen blieben dort erfolglos. In diesem Herbst haben sich Bergsteiger aus Südkorea die Zähne an der Wand ausgebissen. Dennoch können sie erhobenen Kopfes zurückkehren. Sie haben wirklich alles versucht.

Hartnäckig

Sung Taek Hong

Sung Taek Hong

Geleitet wurde die Expedition von Sung Taek Hong. Der 48-Jährige hat bereits die drei Pole erreicht: 2005 den Nordpol, 1994 und 1997 den Südpol sowie im Herbst 1995 den „dritten Pol“, den Mount Everest, von der tibetischen Nordseite aus. Der Mann kennt sich also mit Kälte aus. Im November 2013 scheiterte Sung mit dem Versuch, den Achttausender Lhotse im Alleingang über die Normalroute zu besteigen. Und auch jetzt, ein Jahr danach, kehrte Sung ohne Gipfelerfolg vom Lhotse zurück. Sein sechsköpfiges Team hatte sich vorgenommen, die legendäre Südwand auf einer teilweise neuen Route zu durchsteigen. Seit August belagerten die Koreaner den Berg, wurden aber wiederholt durch schlechtes Wetter zurückgeworfen. Dennoch gaben sie nicht auf, stiegen immer wieder in die Wand ein und trotzten der permanenten Lawinengefahr (siehe Video unten).

Aufgabe nach drei Monaten

Sung und Co. quälten sich förmlich den Lhotse hinauf, kamen jedoch nur langsam voran. Immerhin gelang es ihnen, drei Hochlager auf 5800, 6800 und 7500 Meter zu errichten. Zuletzt lief ihnen die Zeit davon. Die Koreaner wagten einen Gipfelvorstoß, in dem Bewusstsein, dass dieser erste Versuch gleichzeitig der letzte sein würde. Doch auf knapp 7800 Metern Höhe mussten sich die Bergsteiger wegen starken Windes geschlagen geben. „Nach etwa 90 Tagen an der Lhotse-Südwand ist die ganze Mannschaft sicher zurückgekehrt“, schreibt Sung Taek Hong und wirkt erleichtert. „Zweimal traf uns die Hauptlast einer Lawine.“

Messner scheiterte zweimal an der Wand

Sung und seine Teamkollegen sollten sich nicht grämen. Mit ihrem Scheitern an der Lhotse-Südwand befinden sie sich in prominenter Gesellschaft. So musste sich 1975 ein starkes italienisches Team mit Reinhold Messner und Riccardo Cassin geschlagen geben. 1989 scheiterte Messner erneut an der Wand, im selben Jahr stürzte der Pole Jerzy Kukuczka aus etwa 8200 Meter Höhe in den Tod. 1990 verkündete der Slowene Tomo Cesen, er habe die Südwand als Erster durchstiegen, und das im Alleingang. Dokumentieren konnte der Bergsteiger diesen Erfolg nicht. Erste Zweifel an den Angaben Cesens äußerten der Ukrainer Sergej Bershov und der Russe Vladimir Karatayev, die im selben Jahr auf einer anderen Route durch die Wand stiegen. Ende 2006 meisterten Mitglieder einer japanischen Expedition die Lhotse-Südwand erstmals im Winter. Sie mussten 41 Meter unterhalb des Gipfels umdrehen, hatten jedoch den Gipfelgrat erreicht. Damit galt die Wand als durchstiegen.

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