Supercouloir – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Kuriki steigt in Everest-Nordwand ein https://blogs.dw.com/abenteuersport/kuriki-steigt-in-everest-nordwand-ein/ Wed, 05 Oct 2016 09:55:40 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33827 Nobukazu Kuriki

Nobukazu Kuriki

Das klingt nach einem Tanz auf dem Vulkan, auch wenn der Mount Everest keiner ist. Nobukazu Kuriki ist nach Angaben seines Teams heute in die tief verschneite Everest-Nordwand eingestiegen. Der 34 Jahre alte Japaner wolle durch das Hornbein-Couloir zum 8850 Meter hohen Gipfel aufsteigen, hieß es. Gemeint ist wohl die „Supercouloir“-Route, die das Japaner-Couloir im unteren Teil mit dem Hornbein-Couloir im oberen Teil der Wand verbindet und im Frühjahr 1980 von den beiden Japanern Tsuneo Shigehiro and Takashi Ozaki eröffnet worden war. „Ich bin voll konzentriert und starte jetzt“, gab Kuriki per Funk durch. In den letzten Wochen hatte Nobukazu mehrfach vom Wandfuß aus mögliche Aufstiegsrouten erkundet und von hoher Lawinengefahr berichtet. Aus diesem Grund hatte Kilian Jornet – wie berichtet – seine Everest-Expedition abgebrochen. Der Spanier, bekannt für seine Hochgeschwindigkeitsaufstiege, war nach eigenen Worten auf der tibetischen Normalroute bis auf eine Höhe von 7950 Meter aufgestiegen.

Bergsteiger aus Liebeskummer

Verschneite Everest- Nordwand

Verschneite Everest- Nordwand

Nobukazu Kuriki hat angekündigt, den Everest solo und ohne Flaschensauerstoff besteigen zu wollen. Der Japaner ist bereits zum sechsten Mal im Herbst am höchsten Berg der Erde unterwegs, erstmals jedoch auf der tibetischen Nordseite. In die Nordwand hatte er 2012 schon einmal hineingeschnuppert. Bei seinem gescheiterten Versuch über den Westgrat hatte er sich so schwere Erfrierungen zugezogen, dass neun Finger fast auf ganzer Länge hatten amputiert werden müssen. 2014 bestieg er mit nur einem verbliebenen intakten Finger den 8051 Meter hohen Broad Peak in Pakistan. Zum Bergsteiger wurde der Japaner übrigens aus Liebeskummer. Seine Freundin, eine begeisterte Bergsteigerin, hatte ihm den Laufpass gegeben. Um herauszufinden, was ihr an ihm gefehlt habe, begann Kuriki selbst bergzusteigen. Sagt er jedenfalls.

Update, 15.30 Uhr: Kuriki meldet an sein Team, er sei bis auf eine Höhe von 6800 Metern aufgestiegen und werde dort die Nacht verbringen. Er sei „ziemlich besorgt“ über die Schneeverhältnisse in der Rinne.

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„Das hat der Mount Everest nicht verdient“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/kaltenbrunner-everest/ Thu, 14 Feb 2013 14:37:11 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=19835

Gerlinde Kaltenbrunner

Gerlinde Kaltenbrunner träumt noch immer vom Mount Everest. Den Plan, durch die Nordwand über die so genannte „Supercouloir“-Route zum 8850 Meter hohen Gipfel aufzusteigen, hat die 42 Jahre alte Österreicherin trotz zweier gescheiterter Versuche nicht aufgeben. 2005 und 2010 ließen die Verhältnisse in der Wand einen Aufstieg nicht zu. „Für mich ist der Mount Everest immer noch ein wunderschöner Berg, speziell von der Nordseite her, wenn man direkt vor der Nordwand steht“, schwärmt Gerlinde (Ihre Äußerungen könnt ihr auf der rechten Blog-Seite auf den beiden Pinnwänden zum 60-Jahr-Jubiläum der Erstbesteigung nachlesen und -hören). „Trotzdem werde ich in nächster Zeit nicht mehr zum Everest zurückkehren.“ 

Vom Nuptse aus zugesehen 

Zu tief sitzt der Schock über das, was sie im letzten Frühjahr am höchsten Berg der Erde mit ansehen musste. Mit ihrem Seilpartner David Göttler war Gerlinde die erste sechste Besteigung des 7861 Meter hohen Nuptse gelungen – in unmittelbarer Nachbarschaft des Mount Everest. Von dort konnte sie die lange Schlange Hunderter von Gipfelanwärtern in der Lhotse-Flanke sehen. Weiter unten hatte sie auch beobachtet, wie unsicher sich viele von ihnen auf Steigeisen bewegten. „Das alles hat mich sehr beschäftigt“, sagt Gerlinde. „Es hat mir sehr weh getan zu sehen, was sich dort abspielt. Das hat dieser Berg nicht verdient.“ Gerlinde Kaltenbrunner hatte als erste Frau alle 14 Achttausender ohne Atemmaske bestiegen, 2010 auch den Everest über die tibetische Normalroute. 

Vorstoß lief ins Leere 

Zum 60. Geburtstag der Erstbesteigung wünscht Gerlinde dem Mount Everest mehr Ruhe und außerdem Bergsteiger, die „aus Überzeugung, mit einer echten inneren Begeisterung“ kommen und ihn „aus eigener Kraft“ besteigen wollen, „nicht mit allen Mitteln, ganz egal, was es kostet“. Nach ihrer Expedition 2012 hatte Gerlinde beim so genannten „Debriefing“, dem Abschlussgespräch mit den zuständigen Behörden in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu, vorgeschlagen, nur noch Bergsteiger für den Everest zuzulassen, die zuvor mindestens einen anderen Achttausender bestiegen haben. Sie stieß auf taube Ohren.

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„Mount Everest hasn’t deserved it“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/kaltenbrunner-mount-everest-english/ Thu, 14 Feb 2013 14:30:13 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=19859 Gerlinde Kaltenbrunner is still dreaming of Mount Everest. The 42 years old Austrian has not yet given up her plan to climb through the north face to the summit on 8850 meters via the so-called „supercoloir“-route, although she failed twice. In 2005 and 2010 the conditions on the wall hadn’t allowed to climb this route. „In my eyes Mount Everest is still a beautiful mountain, especially from the North, when you stand directly at the foot of the north face”, Gerlinde said (you can read and hear her statements on both Everest-60-pinboards on the right side of the blog). „Nevertheless I won’t return to Everest in the near future.” 

She watched the scene from Nuptse 

Gerlinde Kaltenbrunner

The shock is still present about what she saw last year on the highest mountain on earth. Together with David Göttler Gerlinde had climbed the 7861 meter peak Nuptse, it was the sixth ascent of this mountain in the immediate vicinity of Mount Everest. From there she saw the long queue of Everest climbers in the Lhotse wall. Before, she had noticed how unsteady many of them used their crampons. „All this troubled me greatly”, Gerlinde said. „And it hurts. This mountain hasn’t deserved it.” Gerlinde Kaltenbrunner was the first woman who climbed all fourteen 8000ers without supplementary oxygen, 2010 she was successful on Everest via the Tibetan normal route. 

Her proposal fell on stony ground 

On occasion of the 60th anniversary of the first ascent Gerlinde wishes Mount Everest more quiet and climbers „who visit him by conviction, with real enthusiasm, and who try to climb the mountain on their own, not using all available means, whatever the cost”. At the debriefing with Nepalese authorities in Kathmandu after her expedition in spring 2012 Gerlinde proposed to give Everest permits only to mountaineers who have climbed at least another 8000-meter-peak before. Her appeal fell on deaf ears.

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Keine Expedition wie jede andere https://blogs.dw.com/abenteuersport/keine-expedition-wie-jede-andere/ Tue, 06 Apr 2010 15:57:05 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/04/06/keine-expedition-wie-jede-andere/
Rätsel gelöst? Genau, auf dem Osterei war die – selbstverständlich detailgetreue – Abbildung der Mount-Everest-Nordwand zu sehen. Sie liegt auf der tibetischen (Viele Grüße an den chinesischen Zensor!) Seite des mit 8850 Metern höchsten Bergs der Erde. Vor fünf Jahren verbrachte ich dort im Basislager am zentralen Rongbuk-Gletscher auf 5500 Metern rund drei Wochen. Nach drei Trekkingtouren im Himalaya und Karakorum war es war meine erste Expedition, die ich als Reporter begleitete.

Hiro wieder gesund

Die Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner, der Deutsche Ralf Dujmovits und der Japaner Hirotaka Takeuchi hatten sich vorgenommen, die Nordwand über die sogenannte „Supercouloir“-Route zu durchsteigen. Auf meinem Ei erkennt ihr diese Kombination von Rinnen als den nach oben verlaufenden Strich rechts der Ei-Mitte. 2005 verhinderte der starke Wind, dass die drei Bergsteiger ihren Plan in die Tat umsetzen konnten. Sie wichen auf die tibetische Normalroute aus. Auf 7650 Meter Höhe erkrankte Hiro an einem lebensbedrohlichen Höhen-Hirnödem. Nach einer dramatischen Nacht gelang es Gerlinde und Ralf, ihren japanischen Freund vom Berg zu bringen.


Ralf und Gerlinde bringen Hiro 2005 zurück ins Basislager

Hiro ist wieder vollständig genesen. In den vergangenen Jahren bestieg er fünf weitere Achttausender und schickt sich an, als erster Japaner die Sammlung zu vervollständigen. Ralf gelang dieses Kunststück als erstem Deutschen 2009 mit der Besteigung des Lhotse. Seiner Frau Gerlinde fehlen nur noch zwei 8000er: die beiden höchsten Berge der Welt, der Mount Everest und der K 2.

Kaum jemand an der Nordwand

Zurzeit sind Ralf und Gerlinde wieder auf dem Weg zur Everest-Nordwand. „Seit ich die Wand in natura gesehen habe, weiß ich, dass ich dort wahnsinnig gerne durchsteigen möchte“, schwärmte Gerlinde, als ich die beiden in Bühl im Schwarzwald kurz vor ihrer Abreise nach Asien besuchte. „Außerdem ist es die direkteste Linie auf den Gipfel. Und es sind kaum oder gar keine Leute dort.“ Ralf bestieg den Everest 1992 über die nepalesische Seite. Als einzigen 8000er mit Atemmaske, diesen „Makel“ will er jetzt beseitigen. Erst dann, so der 48-Jährige, betrachte er seine 8000er-Sammlung als wirklich vollständig.


Ralf und Gerlinde zu Hause in Bühl

Gruß an die Schneehühner

Wie die beiden vorwärts kommen, ob ihnen ihr Vorhaben gelingt, könnt ihr hier verfolgen. Ralf will mich mit Informationen und Bildern versorgen, die ich dann umgehend weiterleite. Natürlich ist diese Expedition für mich eine besondere. Zum einen schätze ich Gerlinde und Ralf sehr. Zum anderen habe ich 2005 die tibetische Seite des Everest selbst kennengelernt, in einem einsamen Basislager, abseits der Massen auf den Normalwegen. Eigentlich brauche ich nur die Augen zu schließen, um mich wieder in mein Zelt auf dem Rongbuk-Gletscher zu versetzen und die Schneehühner zu hören. Ich habe Gerlinde und Ralf gebeten, sie von mir zu grüßen. Warum ich diesmal nicht dabei bin? Irgendwer muss die Abenteuer ja auch bezahlen.

Deutsche Welle „Im Gespräch“: Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits

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