Trekking – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Kampfansage gegen Schummel-Rettungsflüge in Nepal https://blogs.dw.com/abenteuersport/kampfansage-gegen-schummel-rettungsfluege-in-nepal/ Sun, 26 Aug 2018 13:29:30 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41855

Rettungshubschrauber am Everest-Basislager

Die Luft wird dünner für jene, die sich in Nepal mit Schummel-Rettungsflügen eine goldene Nase verdienen. Nach Informationen der in Kathmandu erscheinenden Zeitung „The Himalayan Times“ haben internationale Versicherungsunternehmen ein Ultimatum bis zum 1. September gesetzt, um den illegalen Machenschaften ein Ende zu setzen. Andernfalls wollen sie die Kosten für Helikopter-Rettungsflüge nicht mehr decken. Die Regierung Nepals plant, eine Polizei-Einheit im Tourismusministerium einzurichten, die allein über die Rettungseinsätze entscheiden soll.

Nicht praktikabel

Lakpa Norbu Sherpa (r.) und Maurizio Folini

Lakpa Norbu Sherpa, der seit 2003 als Basecamp-Manager der Himalayan Rescue Association (HRA) die Rettung am Mount Everest koordiniert, ist skeptisch. „Polizisten sind doch keine Spezialisten dafür“, sagt mir der 37-Jährige, der 2012 in der Schweiz als Hubschrauber-Retter ausgebildet wurde. Ähnlich äußert sich Maurizio Folini: „Die Lösung ist nicht praktikabel. Die Polizei hat doch keine Ahnung von Rettung im Gebirge.“ Der 53 Jahre alte Hubschrauberpilot aus Italien ist ein Pionier für Rettungsflüge an den Achttausendern Nepals. Seit 2011 fliegt Folini regelmäßig Einsätze an den höchsten Bergen der Welt, 2013 gelang ihm am Mount Everest die bis dato höchste Hubschrauberrettung aller Zeiten, als er einen nepalesischen Bergsteiger aus 7800 Metern am langen Seil talwärts beförderte.

Spitze des Eisbergs

Er habe mehrfach darauf hingewiesen, dass viele der in den letzten Jahren in Nepal deklarierten Rettungsflüge in Wirklichkeit gar keine gewesen seien, erzählt mir Maurizio: „Aber als Pilot hast du da wenig Einfluss. Im vergangenen Frühjahr habe ich solche Flüge verweigert. Ich bin nur noch geflogen, wenn ich auch wirkliche Patienten an Bord hatte.“ Eine Untersuchungskommission des nepalesischen Tourismusministeriums hat inzwischen elf Unternehmen aus der Hubschrauber- und Trekkingbranche sowie vier Krankenhäuser in Kathmandu namentlich benannt, die Versicherungen betrogen haben sollen. Es dürfte aber nur die Spitze des Eisbergs sein.

Backpulver ins Essen gemischt

Rettungsflug am Everest

Bergtouristen sollen schon bei leichtem Unwohlsein dazu gedrängt worden sein, in den Rettungshubschrauber zu steigen. Die Kommission berichtet sogar von einzelnen Fällen, in denen lokale Guides Backpulver als Abführmittel ins Essen gemischt hätten, um bei ihren Kunden Durchfall zu provozieren und sie dann zu überreden, per Rettungsflug nach Kathmandu zurückzukehren. Hubschrauber seien mit mehreren Kranken vollgepackt worden, heißt es. Die Unternehmen hätten dann jedoch mit den Versicherungen der jeweiligen Patienten Einzelflüge abgerechnet.

Dreifache Rechnung

Folini weist darauf hin, dass die meisten der „Fake-Rettungsflüge“, wie er sie nennt, auf den Trekkingrouten starten, etwa in Gorak Shep, der letzten bewohnten Siedlung vor dem Everest-Basislager, oder im Gokyo-Tal, einem beliebten Trekkingziel nahe dem höchsten Berg der Erde. „Die Trekkingtouristen oder Bergsteiger werden von den Agenturen beeinflusst“, sagt Maurizio Folini. „Das Geschäft macht die Agentur, die eine bis zu dreifache Rechnung ausstellt, 12.000 statt 4.000 Dollar pro Rettung.“ Auch einige Krankenhäuser in Kathmandu, so Maurizio, hätten „dreckige Finger“. Viele der höhenkranken Patienten, die direkt in die Hauptstadt geflogen würden, könnten genauso gut in der Klinik in Lhukla behandelt werden, dem Eingangstor zum Everest-Gebiet.

Nur Hälfte der Hubschrauber nötig

Maurizio im Cockpit

Laut der Regierungskommission wurden in den ersten fünf Monaten 2018 insgesamt mehr als 1300 Hubschrauberrettungen gemeldet, für die Versicherungen seien Kosten von mehr als 6,5 Millionen Dollar entstanden. „Das größte Geschäft für die Hubschraubergesellschaften ist die Fake-Rettung“, sagt Folini. Er schlägt eine Art „Filter“ vor, um das Problem in den Griff zu bekommen: „Wir bräuchten einen Checkpoint, wie wir ihn im Everest-Basislager mit der HRA schon haben. Ein Arzt müsste bestätigen, dass der Hubschraubertransport wirklich nötig ist.“ Würden die Schummel-Rettungsflüge wegfallen, käme man mit der Hälfte der Hubschrauber aus, glaubt Maurizio: „Das wäre auch gut für den Tourismus im Everest-Gebiet. Es wird dort viel zu viel geflogen. Du kannst im Khumbu ja kaum noch wandern, ohne von Fluglärm gestört zu werden.“

Missstände auch in den Alpen

Folini warnt jedoch davor, das Problem nur durch die westliche Brille zu sehen. „Auch bei uns in den Alpen ist nicht alles toll“, sagt Maurizio und verweist auf Prestigeberge wie den Mont Blanc oder das Matterhorn, an denen deutlich mehr los sei als am Everest und an denen z.B. das Fäkalienproblem ungelöst sei: „Am Mont Blanc landet der Abfall aus den Toiletten häufig auf dem Gletscher. Und versuche mal, das Matterhorn zu besteigen, ohne in einen Haufen zu treten!“ Auch in den Alpen sei nicht jeder Hubschrauberflug eine „saubere Rettung“, sagt der erfahrene Pilot, der seit 1993 mehr als 14.000 Flugstunden absolviert hat. „Rettung ist immer auch Business. Wie können wir mit dem Finger auf ein armes Land wie Nepal zeigen, wenn wir unsere Probleme zu Hause selbst nicht in den Griff bekommen?“

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Vermisste Trekker in Nepal nach 47 Tagen gefunden https://blogs.dw.com/abenteuersport/vermisste-trekker-in-nepal-nach-47-tagen-gefunden/ Thu, 27 Apr 2017 14:56:15 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35997

Der überlebende Taiwanese (l.) im Krankenhaus in Kathmandu

Bergretter in den Alpen klagen häufig ihr Leid über Bergsteiger oder Wanderer, die ihre Fähigkeiten überschätzen, plötzlich am Berg weder vor noch zurück können und aus dieser prekären Lage gerettet werden müssen. So erging es einem Pärchen aus Taiwan, das ohne Führer auf einer Trekkingtour in den Bergen Nepals unterwegs war, genauer gesagt im Langtang. Die beiden wurden seit 47 Tagen vermisst. Jetzt fanden Retter den 21 Jahre alten Mann bewusstlos in einer Höhle am Fuße eines Felsabhangs, seine 19-jährige Freundin war tot. Nach Angaben des Taiwanesen war sie drei Tage zuvor gestorben.

Am Ende nur noch getrunken

Die Retter berichteten, die Trekkingtouristen hätten sich verirrt und wären dann einen steilen Felsabhang hinuntergeklettert, weil sie hofften, auf diesem Weg ein Dorf im Tal zu erreichen. Allerdings schnitt ihnen eine Schlucht mit einem Wasserfall den Weg ab. Umkehren konnten sie nicht, weil sie nicht in der Lage waren, den Felsen wieder hinaufzuklettern. Sie hätten sich zunächst von ihren Vorräten an Nudeln und Kartoffeln ernährt, sagte der Überlebende. Als die Lebensmittel aufgebraucht gewesen seien, hätten sie nur noch Wasser getrunken.

Maden am Bein

Der Anblick des Taiwanesen war nicht gerade appetitlich. Sein rechtes Bein war von Maden befallen, sein Kopf voller Läuse. Der junge Mann soll dreißig Kilo abgenommen haben. Der Vater des Überlebenden war nach Nepal gereist, nachdem das Paar als vermisst gemeldet worden war, und hatte einen Hubschrauber für die Suche nach den beiden angemietet. Es kommt in dem Himalaya-Staat immer wieder vor, dass Wanderer vermisst werden. In fast allen bisherigen Fällen waren die Trekker allein und ohne einheimische Führer unterwegs. Das sollten eigentlich allen Wanderern, die nach Nepal reisen, zu denken geben.

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PR mit Permit https://blogs.dw.com/abenteuersport/pr-mit-permit/ Tue, 25 Aug 2015 20:06:25 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30425 Begeisterung in Nepal um Bergsteiger Kuriki

Begeisterung in Nepal um Bergsteiger Kuriki

Die Verzweiflung in Nepal muss groß sein. Anders ist nicht zu erklären, dass die Regierung in Kathmandu dieser Tage eine Pressekonferenz einberufen hat, nur um ein Permit für eine Expedition zu übergeben. Aus der Hand von Tourismusminister Kripasur Sherpa erhielt der Japaner Nobukazu Kuriki die schriftliche Erlaubnis, in diesem Herbst den Mount Everest zu besteigen. „Kuriki geht in einer Zeit bergsteigen, in der es in der Welt Verwirrung über die Sicherheit des Landes nach dem Erdbeben gibt“, sagte der Minister. „Er gibt ein Beispiel dafür ab, das Land wieder zu besuchen.“ Ins gleiche Horn stieß auch der 33 Jahre alte japanische Bergsteiger: „Ich besteige den Berg, um Nepal in dieser schwierigen Zeit beizustehen und die Botschaft zu verbreiten, dass das Land für Touristen sicher ist.“

Kuriki will – wie berichtet – versuchen, den Everest über die nepalesische Seite zu besteigen, nachdem die chinesischen Behörden allen Expeditionen in Tibet die kalte Schulter gezeigt hat. Heute ist Kuriki von Kathmandu aus ins Khumbu-Gebiet geflogen, um sich dort zu akklimatisieren. Bei seinem letzten Versuch, den Everest im Herbst zu besteigen, hatte sich der Japaner 2012 schwere Erfrierungen zugezogen, neun Fingern hatten amputiert werden müssen. Wie damals will Kuriki auch diesmal alleine und ohne Flaschensauerstoff aufsteigen. Die „Icefall doctors“ präparieren für ihn den Weg durch den Khumbu-Eisfall.

Eine Handvoll Expeditionen

Trekkingroute zum Mount Everest

Trekkingroute zum Mount Everest

Die PR-Offensive der nepalesischen Regierung hat nichts damit zu tun, dass sie Kurikis Versuch angesichts seiner Vorgeschichte für besonders bewundernswert oder sportlich herausragend und deshalb unterstützungswürdig hielte. Die Verantwortlichen in Kathmandu befürchten vielmehr, dass der Tourismusmarkt nach dem Erdbeben in der Herbstsaison um die Hälfte einbricht. Nicht viel mehr als eine Handvoll Permits hat sie für Herbst-Expeditionen ausstellen müssen. Das alleine wäre noch nicht dramatisch, doch auch die Nachfrage nach Trekkingtouren in Nepal, Haupteinnahmequelle in der Nach-Monsun-Zeit, war mäßig.

Licht am Horizont

Das bestätigt auch meine Anfrage bei deutschen Veranstaltern. Amical Alpin verzeichnet für den Herbst einen Rückgang der Buchungen von Trekkingreisen nach Nepal von etwa 30 Prozent, bei Expeditionen von 50 Prozent. Auch der DAV Summit Club beziffert den Markteinbruch für Nepal auf etwa 50 Prozent. Beide Agenturen sehen jedoch Licht am Horizont. „Seit einigen Wochen können wir feststellen, dass Nepal und hier vor allem die Annapurna-Region und das Everest-Gebiet wieder verstärkt nachgefragt werden“, schreibt mir Marcus Herrmann, Produktmanager beim Summit Club. „Für das Frühjahr 2016 gehen wir von einer deutlichen Belebung aus.“ Auch Amical registriert seit Anfang August wieder Buchungen für Nepal und ist für die nächste Saison „guter Dinge“. Dem gebeutelten Land und seinen von der Katastrophe geschlagenen Menschen wäre es zu wünschen. Vielleicht ist die Regierung in Kathmandu dann auch nicht mehr gezwungen, Presserummel um Permits zu veranstalten.

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Everest-Trekking weitgehend unbedenklich https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-trekking-weitgehend-unbedenklich/ Sat, 08 Aug 2015 09:44:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30267 Erdrutsch nördlich von Phakding

Erdrutsch nördlich von Phakding

Vorsichtige Entwarnung für die Trekkingroute zum Everest-Basislager. „Keine der Hauptverbindungsbrücken (auf der Route) scheint von neuen geotechnischen Gefahren als Folge des Erdbebens betroffen zu sein“, heißt es im Bericht einer Gruppe von Bergführern und Ingenieuren der auf Erdbebenschäden spezialisierten US-Agentur Miyamoto International. „Der größte Teil des Trekkingpfades und auch die meisten Mauern oberhalb und unterhalb des Weges, die herabfallende Steine aufhalten, sind nicht beschädigt.“ Ende Juni hatte das Team auf der Strecke zwischen dem Ort Lukla am Eingang des Khumbu-Tals und dem Everest-Basislager die Schäden durch das verheerende Erdbeben vom 25. April und die Nachbeben bewertet. 83 Prozent der untersuchten Lodges und Häuser erhielten eine grüne Unbedenklichkeits-Marke, was bedeutet, dass sie gar nicht oder nur kaum beschädigt wurden. Und die übrigen? „Die meisten beschädigten Gebäude können repariert werden. Die Besitzer haben damit begonnen, sie wieder instand zu setzen“, heißt es in dem Bericht.

Umsiedlung wegen Gefahren

Steinschlag-Gefahr in Shomore

Steinschlag-Gefahr in Shomore

Schwere Schäden wurden vor allem in den tiefer gelegenen Teilen des Khumbu-Tals festgestellt: Die kleinen Dörfer Toktok und Bengkar sind weiterhin massiv von Murgängen und Steinschlag bedroht. Die Experten empfehlen, Teile der Ortschaften und auch die Trekkingroute auf das gegenüberliegende Ufer des Flusses Dudh Kosi zu verlegen. Das Team rät außerdem dazu, vorerst von Übernachtungen in dem weiter talaufwärts gelegenen Dorf Shomore abzusehen. Es wurde von Steinschlag getroffen. An einigen Stellen der Route Richtung Everest-Basislager sollen Schilder aufgestellt werden, die Trekker vor Steinschlag- und Erdrutschgefahr warnen. Für den gesamten Weg empfehlen die Experten eine genauere Bestandsaufnahme nach dem Ende der Monsunzeit.

Einheimische hoffen auf Rückkehr der Touristen

Gorak Shep nahe dem Everest-Basislager

Gorak Shep nahe dem Everest-Basislager

„Die einheimischen Teehaus-Besitzer arbeiten mit Hochdruck daran, ihre Lodges zu reparieren. Die meisten Arbeiten sind bereits abgeschlossen“, schreibt mir Dawa Gyaljen Sherpa. Der nepalesische Bergführer war Mitglied des Bewertungsteams. „Die Einheimischen hoffen, dass der Tourismus in das Khumbu-Gebiet zurückkehrt.” Die nepalesische Regierung erklärte, dass mit Hochdruck daran gearbeitet werde, die Trekkingpfade abzusichern. „Es hat höchste Priorität, die Wege zu reparieren. Dort wo es nicht möglich ist, werden wir die Route verlegen“, sagte Tulsi Prasad Gautam vom Tourismusministerium. Vor dem Erdbeben besuchten gewöhnlich rund 40.000 westliche Trekkingtouristen pro Jahr das Gebiet rund um den Mount Everest. Die Herbst-Trekkingsaison beginnt im September.

Weitere Hilfe ist nötig

Dawa Gyaljen Sherpa weist darauf hin, dass die meisten der Menschen, die im Khumbu besonders hart von dem Beben betroffen wurden, abseits der Trekkingroute leben und nicht vom Bergtourismus profitieren. „Diese Menschen benötigen auch weiterhin die Unterstützung der Hilfsorganisationen“, sagt Dawa. Es ist noch nicht vorbei. Vergesst Nepal nicht!

P.S.: Ich wollte euch noch einmal an unsere Hilfsaktion “School up!“ erinnern. Ziel ist es, die „Gerlinde-und- Ralf-Schule“ in Thulosirubari im von dem Beben besonders hart getroffenen Distrikt Sindhupalchowk wieder aufzubauen. Die Schule wurde so schwer beschädigt, dass sie abgerissen werden muss. Die Bankverbindung für eure Spenden findet ihr auf der rechten Seite des Blogs. Vielen Dank für eure Unterstützung!

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Instant Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/instant-everest/ Wed, 05 Nov 2014 19:28:22 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=27683 Auf der Annapurna-Runde

Auf der Annapurna-Runde

Ein Merkmal unserer Zeit ist, dass niemand mehr Zeit hat. Oder sie sich nicht nimmt. Das hat auch Auswirkungen auf den Bergtourismus. Deutsche Veranstalter registrieren seit einigen Jahren ein nachlassendes Interesse an Expeditionen, die 50 oder gar 60 Tage in Anspruch nehmen. Umso mehr Bergsteiger interessieren sich für Unternehmungen, für die sie nur etwa 30 Tage Urlaub einplanen müssen. Mit anderen Worten: 7000er-Expeditionen boomen, 8000er-Expeditionen schwächeln. Offenbar gilt der Trend „In der Kürze liegt die (Reise-) Würze“ auch für Trekkingtouristen. Experten in Nepal forderten jetzt, vermehrt kurze Wanderungen anzubieten, um dem sich verändernden Markt Rechnung zu tragen. Immer mehr Trekker kämen aus China und aus südostasiatischen Ländern. Und die hätten schlicht nicht mehr die Zeit, eine dreiwöchige Annapurna-Runde zu drehen oder ebenso lang zum Everest-Basislager zu wandern.

Die Chinesen kommen

Die Chinesen scheinen Nepal als Reiseland entdeckt zu haben. 2013 reisten nach Informationen der Regierung in Kathmandu erstmals mehr als 100.000 Menschen aus dem Reich der Mitte nach Nepal ein: Innerhalb eines Jahres stieg die Zahl von knapp 72.000 auf gut 113.000. Über 90 Prozent von ihnen kamen zum ersten Mal, 70 Prozent, um Urlaub zu machen. Folgt man den statististischen Angaben aus Kathmandu, scheinen die Chinesen allerdings noch nicht für den Bergtourismus in Nepal gewonnen zu sein. Bergsteigen oder Trekking kreuzten vergleichsweise wenige (5388) auf ihrem Visaantrag als Reisezweck an. Hier lag China 2013 nur auf Rang sieben der Nationen-Rangliste. Sie wurde von Deutschland (9352), Frankreich (8807) und Großbritannien (8775) angeführt. Gerade junge Chinesen entdeckten jedoch zunehmend die „leichten“ Abenteuerangebote Nepals wie Trekking oder Paragliding für sich, sagte ein nepalesischer Reiseveranstalter, der sich auf den chinesischen Markt spezialisiert hat.

Everest-Highway

Mit dem Jeep nach Manang auf der Annapurna-Runde

Mit dem Jeep nach Manang (auf der Annapurna-Runde)

Viele nepalesische Agenturen haben sich bereits auf die neue Kundschaft mit dem kleinen Zeit-Budget eingestellt. Neben den klassischen Routen bieten sie auch Kurztrips an, wie den „Instant Everest“, ein nur achttägiges Trekking im Khumbu-Gebiet.

Dass kürzere Trips möglich sind, liegt auch daran, dass in den meistbesuchten Gebieten, etwa rund um die Annapurna, immer mehr Straßen gebaut werden – oder wenigstens Pisten, die für Jeeps geeignet sind. Auf Umweltschutz wird dabei nicht unbedingt immer Rücksicht genommen. Doch mit diesen neuen Verkehrswegen können mögliche neue Startorte für Trekkingtouren schnell erreicht werden.

Im August kündigte die nepalesische Regierung an, eine Art „Everest Highway“ bauen zu lassen: Mit der etwa 100 Kilometer langen Straße von Jiri nach Surkhe sollen Touristen auch das Gebiet rund um den höchsten Berg der Erde leichter als bisher erreichen können. Surkhe ist nur etwa zwei Stunden Fußmarsch von Lukla entfernt. Dieser traditionelle Ausgangsort für Wanderungen im Khumbu wird bisher fast ausschließlich angeflogen – weil ein Trekking dorthin vergleichsweise lange dauert. Und Zeit hat oder nimmt sich eben kaum noch jemand.

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Extrem-Trekking mit Botschaft https://blogs.dw.com/abenteuersport/extrem-trekking-mit-botschaft/ Thu, 12 Jan 2012 16:55:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=12757

Nepal-Wanderflagge vom Präsidenten: Ram Baran Yadav (l.) überreicht sie Apa Sherpa

Wenn, ja wenn! Wenn ich keine Familie hätte, keinen Job, keine anderen Verpflichtungen, trotzdem genug Zeit und Geld, dann würde ich mich jetzt vielleicht auf den Weg nach Nepal machen – um Apa Sherpa zu begleiten. Der kleine, große Mann, mit 21 Aufstiegen zum Gipfel Rekordhalter am Mount Everest, hat seine Bergsteigerkarriere 2011 beendet, sich damit aber noch längst nicht in den Ruhestand verabschiedet. Am 15. Januar, also am kommenden Sonntag, startet der 52-Jährige zum Trekking auf dem „Great Himalaya Trail“, 1700 Kilometer vom Osten in den Westen Nepals, im Schatten der acht Achttausender, die das Land zu bieten hat. 120 Tage hat Apa Sherpa für die Strecke veranschlagt. Er will keinen Geschwindigkeitsrekord aufstellen, sondern auf die Folgen des Klimawandels für den Himalaya aufmerksam machen.

Gletscherschmelze

Weggeschmolzen (zwischen Lager 1 und 2 am Putha Hiunchuli)

„Die internationale Gemeinschaft fragt uns, wie Nepal mit dem Problem umgeht und wir haben keine Antworten“, sagte Apa in Kathmandu. „Während der Wanderung versuchen wir herauszufinden, ob sich die Menschen in den Bergregionen schon auf den Klimawandel eingestellt haben und was sie dafür benötigen.“ Die Erderwärmung hat dazu geführt, dass viele Gletscher in Nepal deutlich abgeschmolzen sind. Die natürlichen Dämme vor Gletscherseen könnten brechen, katastrophale Überschwemmungen wären die Folge.

Als wir im Oktober am Siebentausender Putha Hiunchuli im Westen Nepals unterwegs waren, erzählte mir Pemba Jangbu Sherpa, dass die großen, flachen Steinplatten zwischen Lager 1 und 2 vor einigen Jahren noch mit Schnee bedeckt gewesen seien. Auch am Mount Everest hat sich – wie Ralf Dujmovits erzählt (Anklicken) – der Khumbu-Gletscher in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgezogen.

Ralf Dujmovits über Klimawandel am Everest

Quer durch Himalaya und Karakorum

Lang und anspruchsvoll

„Als ich 2009 den Mount Everest bestieg, habe ich die Botschaft ‚Stoppt den Klimawandel, lasst den Himalaya leben!’ auf den Gipfel getragen und die Welt hat sie gehört“, sagt Apa. „Ich hoffe, dass wir jetzt einen Schritt weiter kommen.“ Der legendäre Bergsteiger wird von Dawa Steven Sherpa begleitet. Der 27-Jährige, der zweimal auf dem Everest stand, engagiert sich seit Jahren für den Schutz des Himalaya. So organisierte er mehrere Reinigungsaktionen am höchsten Berg der Erde.

Die beiden Sherpas wollen mit ihrer Wanderung natürlich auch für den „Great Himalaya Trail“ (GHT) werben. Zwei Routen führen seit vergangenem Herbst quer durch Nepal, die eine auf einer Höhe von durchschnittlich 5000 Metern, die andere 300 Meter niedriger. Doch das soll erst der Anfang sein. Am Ende soll der GHT Trekkingrouten in Tibet, Bhutan, Nepal, Indien und Pakistan auf einer Strecke von 4500 Kilometern verbinden, quer durch den Himalaya und Karakorum, entlang aller 14 Achttausender.

Keine Reaktion der Promis

Apa und Dawa Steven haben Prominente aus aller Welt wie UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon, Friedensnobelpreisträger Al Gore und den britischen Prinzen Harry eingeladen, sie auf einigen Abschnitten der Wanderung durch Nepal zu begleiten. Keiner von ihnen hat geantwortet. Warum haben sie mich nicht angerufen?

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Fast am Ende https://blogs.dw.com/abenteuersport/fast-am-ende/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/fast-am-ende/#comments Fri, 28 Oct 2011 10:11:12 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=11085

Zeltplatz in Juphal

Wir schütteln uns die Hände, gratulieren uns gegenseitig zum glücklichen Ende des Trekkings. Wir haben Juphal erreicht. Wenn das Wetter mitspielt, werden wir morgen früh Richtung Nepalgunj abheben und am Abend in Kathmandu eintreffen. Nach der gestrigen, anstrengenden 25 Kilometer Wanderung nach Dunai war die heutige drei Stunden Etappe kaum der Rede wert.

Und dennoch: Unsere Körper schreien nach Erholung. Die Hosen hängen dort, wo Teenager das für Mode halten, sprich unten. Die Speckgürtel sind verbrannt, die Muskeln zurückgegangen. Wir haben keine Reserven mehr. Höchste Zeit die Speicher wieder zu füllen.

Vielen Dank Meila und Co!

 

Brigitte verteilt die Trinkgelder

Heute Abend feiern wir eine kleine Party und verabschieden unser Küchenteam. Es gibt Trinkgelder und kleine Geschenke. Meila und seine Jungs haben sich die Aufmerksamkeiten redlich verdient. Der Koch spielt eine ganz entscheidende Rolle in einer Expedition. Ein schlechter kann das Unternehmen scheitern lassen. Ein guter ist die halbe Miete. Meila kocht vorzüglich. Aber dennoch zieht es uns jetzt zurück an die Specktöpfe, Steakpfannen und Salatschüsseln.

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https://blogs.dw.com/abenteuersport/fast-am-ende/feed/ 1
Jimmy Roberts, Vater des Trekkings in Nepal https://blogs.dw.com/abenteuersport/jimmy-roberts-vater-des-trekkings-in-nepal/ Sat, 11 Jun 2011 17:41:03 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2011/06/11/jimmy-roberts-vater-des-trekkings-in-nepal/

Im Gipfelhang des Putha Hiunchuli

„Die Gipfelkuppe war deutlich steiler als die unteren Hänge, aber ohne wirkliche technische Schwierigkeiten“, schrieb James Owen Merion, genannt „Jimmy“ Roberts. Der Engländer bestieg gemeinsam mit dem Sherpa Ang Nyima am 11. November 1954 erstmals den Putha Hiunchuli – jenen 7246 Meter hohen Berg in Nepal, an dem auch ich mich im Rahmen einer kommerziellen Expedition im Herbst versuchen will. Am Gipfel genoss Roberts die Aussicht: „Um 13.13 Uhr, vier Stunden nachdem wir das oberste Lager verlassen hatten, schauten wir voller Dankbarkeit auf im Süden gelegene Meer grüner Hügel, Täler und das Land, das wir sechs Wochen zuvor durchquert hatten.“

Als Soldat in den Bergen

Auch wenn er nie höher stieg als an jenem Novembertag 1954, war Jimmy Roberts einer der Pioniere des Himalaya-Bergsteigens. 1916 geboren, verbrachte Roberts seine Kindheit als Sohn eines Schulleiters in Indien. Später schlug er eine militärische Laufbahn ein. Roberts wurde mehrfach für seinen Mut ausgezeichnet. Als Offizier in Ghurka-Bataillonen verschlug es ihn häufig in die Berge des Himalaya, nach Indien oder Burma. Das kam seiner Leidenschaft für das Bergsteigen entgegen.

Everest-Chance ausgeschlagen

Nachdem Jimmy Roberts in Großbritannien, den Alpen und Norwegen geklettert war, versuchte er sich 1938 erfolglos am Fast-Achttausender Masherbrum in Pakistan. 1946 erkundete Roberts das im Osten des Karakorum gelegene Massiv um den Siebentausender Saser Kangri.
Er gehörte auch zum engeren Kreis der Kandidaten für die britische Everest-Expedition 1953, wurde aber nicht ausgewählt. Er organisierte lediglich den Transport der Sauerstoff-Flaschen von Kathmandu ins Basislager.
Später lud John Hunt, der Leiter der Expedition, Roberts ein, doch noch zum Team zu stoßen. Roberts lehnte ab. Er wollte lieber noch unberührte Gebirgsregionen Nepals erkunden. Am 20. Mai 1953, neun Tage bevor Edmund Hillary und Tenzing Norgay auf dem Gipfel des Mount Everest standen, bestieg Jimmy Roberts mit dem Sherpa Sen Tenzing erstmals den Sechstausender Mera Peak, heute ein beliebter Trekkinggipfel.

Lieber führen als geführt werden

Zu dieser Zeit hatte Roberts bereits seine Liebe zur Region um die weiter westlich gelegenen Achttausender Dhaulagiri, Annapurna und Manaslu entdeckt. 1950 hatte er an einer – wie er schrieb – „miserabel organisierten und schlecht geführten“ Expedition ins Annapurna-Massiv teilgenommen. Diese Erfahrung dürfte dazu geführt haben, dass Roberts anschließend selbst in die Rolle des Expeditionsleiters schlüpfte. Mit dem Putha Hiunchuli gelang ihm und Ang Nyima die erste Besteigung eines hohen Gipfels im Dhaulagiri-Massivs. Auf seinen Sherpa-Gefährten hielt Roberts große Stücke: „Unterhalb der Schneefallgrenzen ist er ein eigenwilliger Typ, den man kennen und verstehen muss. Am Berg aber, besonders unter schwierigen Bedingungen, verwandelt er sich zum geborenen Anführer.“


Putha Hiunchuli

Posthum geehrt

Später leitete Jimmy Roberts im Westen Nepals noch einige andere Expeditionen – mit wechselndem Erfolg. Nach dem Abschied aus der Armee gründete er 1964 „Mountain Travel Nepal“, die erste Trekkingagentur des Landes. Heute gibt es in Nepal mehrere hundert Agenturen. 1997 starb Jimmy Roberts im Alter von 81 Jahren in Pokhara. Wie er es sich gewünscht hatte, wurde seine Leiche dort verbrannt und die Asche in den Fluss Seti Khola gestreut. 2006 ehrte die nepalesische Regierung Roberts posthum mit dem „Sagarmatha National Award“ für seine Pionierrolle im Trekkingtourismus.
Zurück zum Putha Hiunchuli im November 1954. „Der Abstieg war eine einzige Freude“, schrieb Jimmy Roberts. Ich hoffe, ich kann das Ende Oktober auch sagen.

P.S. Ich habe leider bisher noch kein rechtefreies Bild von Jimmy Roberts gefunden. Hier könnt ihr sehen, wie er im Alter aussah.

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