UIAA – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Biogas aus Fäkalien vom Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/biogas-aus-faekalien-vom-everest/ Sat, 28 Oct 2017 13:59:49 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38307

Hier soll die Biogas-Anlage entstehen

Es gibt Dinge, die stinken zum Himmel – und das im wörtlichen Sinne. Etwa wenn sich in einer Frühjahrssaison im Basislager auf der nepalesischen Südseite des Mount Everest bis zu 1000 Bergsteiger, Hochträger, Köche, Küchenhelfer und anderes Personal zwei Monate lang erleichtern. Die seit Jahren kursierende Zahl von 12.000 Kilogramm Fäkalien, die dabei angeblich anfallen, erscheint mir eher niedrig gegriffen. Der Abtransport des menschlichen Abfalls aus dem Everest-Basislager ist – im Gegensatz zum Fäkalien-Problem in den Hochlagern – seit langem geregelt: Die Exkremente aus den Toilettenzelten der Expeditionen werden in Tonnen gesammelt und von so genannten „Shit portern“ talwärts getragen: bis 2014 ausschließlich nach Gorak Shep, der nächsten kleinen Siedlung, rund fünf Kilometer vom Basislager entfernt, inzwischen auch weiter nach unten. Dort werden die Fäkalien in Gruben gekippt und damit zu einer Gefahr für das Trinkwasser. Der Weltverband der Kletterer und Bergsteiger (UIAA) hat jetzt ein Umweltschutzprojekt ausgezeichnet, das einen wichtigen Beitrag leisten könnte, um das Problem in den Griff zu bekommen.

Geplanter Spatenstich im Frühjahr 2018

Projektleiter Garry Porter

Der „Mountain Protection Award 2017“ der UIAA geht an das “Mount Everest Biogas-Projekt”. Zwei US-Amerikaner, der Expeditionsleiter Dan Mazur und Garry Porter, ein früherer Ingenieur des Luftfahrtkonzerns Boeing, hatten das Projekt 2010 gegründet. In Gorak Shep sollen die Fäkalien in dichten Behältern gesammelt und für eine Biogas-Anlage genutzt werden. Die technische Herausforderung liegt darin, bei der teilweise extremen Kälte auf 5200 Meter Höhe die für den Faulbehälter nötige Temperatur aufrechtzuerhalten. Dieses Problem konnte offenbar gelöst werden. „Aus Ingenieurs- und Architektensicht ist unsere Konstruktion inzwischen ausgereift, und wir sind sehr zuversichtlich, dass die Anlage funktioniert,“ sagt Projektleiter Garry Porter. „Es wird höchste Zeit, die Theorie praktisch umzusetzen.“ Der Spatenstich ist für nächstes Frühjahr geplant – wenn bis dahin genug Geld zusammenkommt. Voraussichtlich im Winter 2018/19 wäre die Anlage in Gorak Shep dann einsatzbereit, und die Lodges könnten mit Biogas kochen statt wie bisher mit Holz oder Yak-Dung.

Fäkalienproblem nicht nur am Everest

Weitere Abnehmer der Technologie sollten sich auch in anderen Gebieten des Himalaya und Karakorum finden lassen. So hatte das Basislager zu Füßen des Achttausender Manaslu in dieser Herbstsaison Everest-Ausmaße. Auch dort dürften die Fäkalien-Tonnen voll gewesen sein – wenn denn der menschliche Abfall überhaupt abtransportiert worden ist.

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UIAA-Chef Frits Vrijlandt: Fünf Fragen, fünf Antworten https://blogs.dw.com/abenteuersport/uiaa-chef-frits-vrijlandt-fuenf-fragen-fuenf-antworten/ Sun, 16 Oct 2016 06:33:59 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33993 Frits Vrijlandt

Frits Vrijlandt

Die Niederlande heißen nicht umsonst so. Der höchste „Gipfel“, der Vaalserberg nahe Aachen, ist gerade mal 323 Meter hoch. Und doch heißt es an den höchsten Bergen der Welt immer wieder „Oranje boven“. So ist auch Frits Vrijlandt kein unbeschriebenes Blatt in der Szene. Im Jahr 2000 war er der erste Niederländer, der den Mount Everest von der tibetischen Nordseite aus bestieg, später dann der zweite Bergsteiger seines Heimatlandes, der auf den Seven Summits, den höchsten Bergen aller Kontinente stand. Beim International Mountain Summit (IMS) in Brixen tagte jetzt auch der Weltverband der Bergsteiger und Kletterer (UIAA) – und wählte Vrijlandt für weitere vier Jahre zum Präsidenten.

Frits, ein Mann aus so einem flachen Land ist Chef aller Bergsteiger weltweit. Das klingt ein bisschen kurios.

(Er lacht) Warum eigentlich? Ich muss doch ein Freund aller Länder sein, die Berge haben. Das ist für meine Rolle wichtig, alle Länder zusammenzubringen.

Wie ist es für jemand, der die höchsten Berge aller Kontinente bestiegen hat, ein Bergfunktionär zu sein?

Ich mache das ja schon vier Jahre. Es gibt Parallelen zum Bergsteigen. Man möchte Ziele erreichen, und auch der Weg dorthin kann schön sein.

Bergsteiger reden häufig über Freiheit und Unabhängigkeit, viele sind auch ziemliche Egoisten. Wie passt das zusammen mit einem Weltverband, der Regeln aufstellen soll?

Das ist nicht unsere Hauptaufgabe. Wir wollen eher den Alpinvereinen dabei helfen weiterzukommen. Wir kümmern uns um Sicherheit, Sport und Umweltschutz. Das geht nicht immer zusammen. Besonders Umweltschutz und Bergerlebnis erzeugen oft ein Spannungsfeld, und das überall in der Welt.

Viel Verkehr auf der Everest-Normalroute

Viel Verkehr auf der Everest-Normalroute

Im neuen Strategiepapier der UIAA für die nächsten Jahre ist keine Kommission für Expeditionen mehr vorgesehen. Gibt es aus Sicht des Weltverbands in diesem Bereich keine Probleme mehr?

Die große „Eroberung“ der Berge, wie man früher gesagt hat, ist vorbei. Aber es bleibt natürlich eine Aufgabe, auch wenn wir keine eigene Kommission mehr dafür brauchen. Wir beschäftigen uns z.B. besonders mit Nepal, denn dort steht der höchste Berg der Welt. Heute, mit den kommerziellen Expeditionen und mit Sherpa-Unterstützung, ist es fast für jede gut trainierte, wenig erfahrene Person möglich, in die Nähe des Everest-Gipfels zu kommen. Aber das ist auch eine ethische Frage. Wir denken, der Everest sollte ein Berg bleiben für Leute, die erfahren sind. Sie sollen in der Lage sein, selbstständig oder mit einem Partner hochzusteigen – und nicht von zehn oder mehr Sherpas abhängig sein, die alles für sie entscheiden.

Sportklettern wird 2020 in Tokio olympisch. Was bedeutet das für den Bergsport?

Ich finde es super. Das ist für unsere Verbände, die Sportklettern anbieten, eine große Aufgabe. Ich glaube, es wird nur positive Effekte haben. Für Top-Sportkletterer ist der Anreiz, dabei zu sein, vielleicht der gleiche wie für Bergsteiger, die steilste Wand zu durchklettern oder den höchsten Gipfel zu erreichen.

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UIAA unterstützt strengere Everest-Regeln https://blogs.dw.com/abenteuersport/uiaa-unterstuetzt-strengere-everest-regeln/ Sun, 15 Nov 2015 18:54:54 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31217 Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Rückendeckung für die nepalesischen Behörden: Der Weltverband der Kletterer und Bergsteiger (UIAA) „unterstützt in vollem Umfang die Entscheidung, strengere Zulassungsregeln für Bergsteiger festzulegen, die den höchsten Berg der Erde, den Mount Everest (8848 Meter) besteigen wollen“, heißt es in einer Mitteilung des Verbands. Geplant ist unter anderem, dass Everest-Anwärter künftig nachweisen müssen, dass sie vorher schon einmal einen mindestens 6500 Meter hohen Berg bestiegen haben. So soll verhindert werden, dass Anfänger sich am höchsten aller Berge versuchen. „Der Everest sollte wieder ein Berg der Bergsteiger werden“, sagte UIAA-Präsident Frits Vrijlandt.

„Würde und Ehre des Everest wiederherstellen“

„Wir unterstützen die Altersbeschränkungen (kein Zugang für Bergsteiger unter 18 und über 75) und die minimalen körperlichen und geistigen Anforderungen an die Bergsteiger, mit denen sichergestellt werden soll, dass man in der Lage ist, alleine oder mit einem Partner zu klettern. Wenn man sich den Berg hinauflassen ziehen muss, hat man einfach nichts am Everest zu suchen.“ Vrijlandt sagte, den nepalesischen Behörden liege der Everest wirklich am Herzen. Der UIAA-Präsident war im Jahr 2000 der erste Niederländer, der den Everest von der tibetischen Nordseite aus bestieg und 2003 der Zweite seines Heimatlandes auf den „Seven Summits“, den höchsten Bergen aller Kontinente.
Die UIAA teilte mit, man sei sich mit dem Nepalesischen Bergsteigerverband (NMA) darin einig, „dass die Einführung dieser Maßnahmen die Sicherheit auf dem zunehmend überlaufenen Berg drastisch erhöhen und den Druck auf die Bergführer vermindern wird, die häufig ihr Leben riskieren müssen, um schlecht vorbereiteten Kletterern zur Seite zu stehen. Außerdem können so Würde und Ehre des Everest wiederhergestellt werden.“

Mehr Eigenverantwortung

Die neuen Everest-Regeln müssen noch in das bestehende Gesetz, den so genannten „Tourism Act” eingearbeitet werden. Ich denke, die neue Regierung des Landes dürfte derzeit jedoch dringlichere Probleme haben, die es zu lösen gilt, etwa die nach wie vor andauernde Blockade der Grenze zu Indien. Selbst wenn die neuen Everest-Vorschriften pünktlich zum Beginn der Frühjahrssaison in Kraft treten sollten, stellt sich die Frage, wie man sicherstellen will, dass die Regeln auch eingehalten werden. Das Tourismusministerium wird wohl kaum Trainingsgelände eröffnen, auf denen Everest-Anwärter nachweisen müssen, dass sie die nötigen Bergsteiger-Fähigkeiten besitzen, bevor sie ein Permit, also eine Besteigungsgenehmigung, erhalten. Daher werden wohl die Expeditionsveranstalter sicherstellen müssen, dass ihre Kunden die Bedingungen erfüllen. Die Anbieter wären gut beraten, diese Verantwortung an ihre Kundschaft weiterzugeben. Letzten Endes sollte schließlich jeder Bergsteiger, der auf den Everest will, selbstverantwortlich am Berg Entscheidungen treffen können. Das wäre schon einmal ein großer Schritt vorwärts.

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Gut gedopt ist halb bestiegen? https://blogs.dw.com/abenteuersport/gut-gedopt-ist-halb-bestiegen/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/gut-gedopt-ist-halb-bestiegen/#comments Mon, 20 Oct 2014 09:38:29 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=27515 DopingprobeBergsteigen ist Sport. Und hier wird, wie in anderen Sportarten auch, gedopt. Das überrascht kaum, wohl aber das Ausmaß. „Es ist gang und gäbe“, sagt Professor Thomas Küpper. Der Arbeits- und Sportmediziner arbeitet am Universitätsklinikum Aachen und gehört zu den Autoren eines Berichts, der jetzt bei der Generalversammlung des Weltverbands der Bergsteiger und Kletterer (UIAA) in Flaggstaff in den USA diskutiert wurde. Titel: „Gebrauch und Missbrauch von Medikamenten beim Bergsteigen“. Küpper verweist auf eigene Daten vom Kilimandscharo, nach denen 80 Prozent (! – kein Tippfehler) der Gipfelaspiranten zu Diamox oder Dexamethason griffen.

Begriff „Doping“ vermieden

Das Medikament Diamox enthält einen Wirkstoff, der den Hirndruck senken kann. Viele werfen die Pillen prophylaktisch ein, um nicht höhenkrank zu werden. Dexamethason ist eigentlich ein Notfallpräparat bei Höhenhirnödemen, wird inzwischen aber ebenfalls häufig vorbeugend geschluckt. Sind die Bergsteiger und ihre Ärzte einfach nur naiv oder handeln sie fahrlässig? „Zumindest verstoßen sie gegen die Regeln fairen Sports“, antwortet mir Küpper auf diese Frage. „Denn es ist streng genommen Doping, auch wenn die UIAA sich trotz meiner intensiven Bemühungen nicht dazu hat durchringen können, das Kind beim Namen zu nennen.“ Vor allem die Veranstalter von Trekkings und Expeditionen handelten „bodenlos fahrlässig“, wenn sie ihren Kunden nahelegten, „Medikamente ohne jede individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung“ einzuwerfen, findet Küpper. Bei Everest-Trekkings sei regelmäßig zu hören: „Okay, wir haben noch fünf Minuten, Zeit genug für eine weitere Tasse Kaffee und unsere Diamox-Pillen.“

„Taschen voller Medikamente“

Everest-Krankenstation

Everest-Krankenstation

In dem UIAA-Bericht wird auch die Ärztin Luanne Freer zitiert. Die US-Amerikanerin gründete 2003 im Everest-Basislager die saisonal betriebene höchstgelegene Krankenstation der Welt, den „Everest Emergency Room“. „Wir schätzen auf der Grundlage unserer informellen Umfrage im Frühjahr 2012, dass mindestens zwei Dritteln der Bergsteiger verschiedene leistungssteigernde Mittel verschrieben wurden, die sie nicht für den Notfall verwenden wollten, sondern um ihre Gipfelchance zu steigern“, sagt die 56-Jährige. Einmal habe ein Bergführer ihr Ärzteteam gebeten, seine Kunden vor dem Gipfeltag über den richtigen Gebrauch der Medikamente aufzuklären. „Wir erschraken darüber, dass wir ein Zelt voller ängstlicher Bergsteiger vorfanden, die die Taschen voller Medikamente hatten (verschrieben von ihren Hausärzten, besorgt in heimischen Apotheken), ohne zu wissen oder eingewiesen worden zu sein, wann und wie sie diese verwenden sollten.“

Flaschen-Sauerstoff auch auf der Liste

Prof. Thomas Küpper

Prof. Thomas Küpper

Die Medizinische Kommission der UIAA hat Medikamente und Drogen benannt, die von Bergsteigern genutzt werden. In der Liste taucht auch Sauerstoff auf. Darüber sei besonders heftig diskutiert worden, heißt es in dem Bericht. Das habe daran gelegen, dass Sauerstoff beim Höhenbergsteigen traditionell fest etabliert sei und in manchen Ländern nicht als Medikament angesehen werde, erklärt Professor Küpper. Außerdem gebe es Daten, nach denen die Todesrate an Bergen über 8500 Metern deutlich niedriger sei, wenn Bergsteiger zur Sauerstoffflasche griffen. „Meine Meinung dazu: Wer das braucht, gehört nicht dort oben hin“, stellt Küpper klar. „Per Definition ‚Methode, die artifiziell Leistung steigert‘ ist es Doping, denn es macht aus einem 8000er einen hohen 6000er.“

Neue Kategorie?

Der Weltverband will die Bergsteiger und Kletterer mit seinem Medikamenten-Bericht für die Problematik sensibilisieren. Zu jedem Wirkstoff sind auch mögliche gefährliche Nebenwirkungen aufgeführt. Der Bericht sei jedoch auch ein Appell für fairen Sport, sagt Thomas Küpper: „Die UIAA ist keine Drogenpolizei. Wer es unbedingt will, soll es halt einwerfen, aber dann auch fair genug sein, dies nach einer erfolgreichen Besteigung anzugeben. Es würde dann nicht nur die Unterscheidung mit/ohne Zusatzsauerstoff geben, sondern als weitere Kategorie mit/ohne Medikamente.“

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Betreutes 8000er-Bergsteigen? https://blogs.dw.com/abenteuersport/betreutes-8000er-bergsteigen/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/betreutes-8000er-bergsteigen/#comments Wed, 09 Apr 2014 19:22:36 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25753 Mount Everest und Lhotse (Bildmitte)

Mount Everest und Lhotse (Bildmitte)

Karfreitag wird es spannend in Kathmandu. An diesem Tag treffen sich in der nepalesischen Hauptstadt Vertreter der Himalaya-Staaten China, Pakistan, Indien und Nepal. Sie diskutieren einige Vorschläge, die Nepal auf den Tisch gelegt hat. So soll künftig jedem Achttausender-Bergsteiger verpflichtend ein einheimischer Bergführer zur Seite gestellt werden. An 7000ern würde nach den Vorstellungen Nepals ein lokaler Führer für je drei Bergsteiger vorgeschrieben, an niedrigeren Bergen einer pro Expedition. Geplant sei das Ganze, „um die Risiken zu senken und Unfälle zu verhindern“, sagt Ang Tshering Sherpa, Präsident des Nepalesischen Bergsteigerverbands (NMA).  In die meisten Unfälle am Mount Everest seien ausländische Bergsteiger verwickelt, die ohne lokale Bergführer unterwegs seien.

Neue Jobs

Ang Tshering Sherpa

Ang Tshering Sherpa

Außerdem, so der 60-Jährige, würde man so noch zwei andere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen könnten die Führer den Bergsteigern dabei helfen, die vorgeschriebenen acht Kilogramm Müll vom Everest herunterzubringen: „Einzelne Bergsteiger sind mit der Zeit erschöpft, wenn sie dort oben sind. Sie haben keine Kraft mehr, auch noch Müll herunterzubringen, und am Ende vermehren sie sogar den Unrat auf dem Everest.“ Zum anderen brächte die neue Regel neue Jobs für Nepal.

Weder Messner noch Steck

Ueli Steck In der Annapurna-Südwand

Ueli Steck In der Annapurna-Südwand

Sollte der Plan Realität werden, wäre dies ein bedeutender Eingriff in die Freiheit der Bergsteiger und würde besonders die Topbergsteiger treffen. Reinhold Messners Alleingang am Everest im Jahr 1980 wäre unter einer solchen Regelung ebenso unmöglich gewesen wie Ueli Stecks beeindruckendes Solo in der Annapurna-Südwand im vergangenen Oktober. Für diese Pioniertat war der Schweizer vor anderthalb Wochen mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet worden, dem Oscar der Bergsteiger.

„Neue“ Achttausender

Bei dem Treffen am Karfreitag in Kathmandu will Nepal auch einen anderen Vorstoß zur gemeinsamen Sache aller Himalaya-Staaten machen. Sechs bisherige Achttausender-Nebengipfel sollen zu eigenständigen Bergen erklärt werden: der Westgipfel des Kangchendzönga (alias Yalung Kang, 8505 m), der Mittel- (8473 m) und der Südgipfel (8476 m) desselben Massivs, der Lhotse-Mittelgipfel (8410 m) und der Lhotse Shar (8382 m) sowie der Broad Peak-Mittelgipfel (8011 m). Der Weltverband der Bergsteiger und Kletterer (UIAA) hatte bei seiner Generalversammlung im Oktober 2013 in Pontresina in der Schweiz die Entscheidung darüber vertagt, ob er zusätzliche Achttausender anerkennt oder nicht. Die nächste Chance böte sich vom 16. bis 18. Oktober dieses Jahres. Dann kommt die UIAA in Flagstaff in den USA zu ihrer nächsten Generalversammlung zusammen.

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Das leidige Thema Leiter https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-leiter/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-leiter/#comments Tue, 18 Mar 2014 22:18:51 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25517 Everest-mit-LeiterEine Nachricht wird nicht dadurch wahrer, dass man sie stets neu auflegt. Wieder geistert die Meldung durch die Gazetten, am Hillary Step, der Schlüsselstelle der Everest-Normalroute auf der nepalesischen Seite, sollten Leitern angebracht werden, um Staus zu verhindern. Daraus werden dann Schlagzeilen wie „Nepal will Gipfelbesteigung des Everest erleichtern“. Blicken wir auf die Fakten:  Mohan Krishna Sapkota, Sprecher des Tourismusministerium in Kathmandu, hat einem Agenturjournalisten gesagt, dass man für die Zukunft erwäge, Leitern am Hillary Step zu befestigen. Wann das sein solle, ließ er offen. Das ist nicht neu.

Ein Vorschlag von vielen

Eine Stelle, zwei Wege (© IMG/Mike Hamill)

Eine Stelle, zwei Wege (© IMG/Mike Hamill)

Schon im letzten Jahr war mit dicken Lettern verkündet worden, bald gebe es eine Leiter an der Schlüsselstelle im Gipfelbereich. Auch auf der Generalversammlung des Weltverbands der Bergsteiger und Kletterer (UIAA) in im Oktober in Pontresina in der Schweiz wurde heftig darüber getuschelt – sehr zum Ärger der nepalesischen Delegation. Die Leiter sei nur ein Vorschlag von vielen, sagte damals UIAA-Ehrenmitglied Ang Tshering Sherpa, der inzwischen auch wieder zum Präsidenten des Nepalesischen Bergsteiger-Verbands (NMA) gewählt worden ist. Der 60-Jährige verwies darauf, dass im Frühjahr 2013 erstmals an den Engpässen der Route zwei Fixseile verlegt worden seien, auch am Hillary Step. Das habe „zu einer sicheren Klettersaison geführt, ohne Berichte über Staus an den Schlüsselstellen.“

Doppelte Fixseile an kritischen Stellen

Erfahrung bedeutet, Bewährtes zu bewahren. Der Verband der Everest-Expeditionsveranstalter (EOA) kündigte an, dass auch in diesem Jahr an kritischen Stellen zwei Fixseile angebracht würden. Dawa Steven Sherpa, Leiter der Eco Everest Expedition 2014 und EOA-Mitglied, nannte neben dem Hillary Step das „Gelbe Band“ (7600 Meter) und den „Genfer Sporn“ (7900 Meter) in der steilen Lhotseflanke sowie den „Balkon“ (8500 Meter) im Gipfelbereich. Von Leitern war nicht die Rede. Die werden jetzt erst einmal von den Sherpas im Khumbu-Eisbruch oberhalb des Basislagers benötigt. Die  so genannten „Icefall doctors“ haben damit begonnen, eine Route durch das gefährliche Eislabyrinth zu legen und sie abzusichern.

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Noch keine Entscheidung über „neue” Achttausender https://blogs.dw.com/abenteuersport/noch-keine-entscheidung-uber-neue-achttausender/ Sun, 13 Oct 2013 16:11:58 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=23727

Bald drei Lhotse-Achttausender?

Nepal muss sich noch mindestens ein weiteres Jahr lang gedulden. Der Weltverband der Bergsteiger und Kletterer (UIAA) hat bei seiner Generalversammlung in Pontresina in der Schweiz die Entscheidung darüber vertagt, ob er zusätzliche Achttausender anerkennt oder nicht. Nach Informationen des Nepalesischen Bergsteigerverbands (NMA) hatte eine Kommission der UIAA vorgeschlagen, sechs Nebengipfel zu eigenständigen Achttausendern zu erklären: den Kangchendzönga-Westgipfel (alias Yalung Kang, 8505 m), Mittel-  (8473 m) und Südgipfel (8476 m), den Lhotse-Mittelgipfel (8410 m) und den Lhotse Shar (8382 m) sowie den Broad Peak-Mittelgipfel (8011 m). „Die Delegierten des nepalesischen und des chinesischen Bergsteigerverband begrüßen und unterstützen den Vorstoß der UIAA“, schreibt mir der Nepalese Ang Tshering Sherpa, Ehrenmitglied der UIAA, nach seiner Rückkehr aus der Schweiz. „Auch die Gesandten des pakistanischen und indischen Verbands standen der Initiative sehr positiv gegenüber, benötigen aber mehr Zeit, um die Zustimmung ihrer Verbände bei ihren anstehenden Mitgliederversammlungen im Dezember 2013 bzw. Januar 2014 einzuholen.“

Nepal hofft auf mehr Expeditionen

Laut Ang Tshering soll die Frage neuer Achttausender bei der nächsten Sitzung des UIAA Management-Komitees im Mai 2014 in Istanbul in der Türkei und dann bei der UIAA- Generalversammlung in Flagstaff in den USA weiter diskutiert werden. In Pontresina hatte sich Ang Tshering für die Anerkennung zusätzlicher Achttausender stark gemacht. „Es ist unsere Pflicht, das Bergsteigen auch für die nächste Generation aufregend zu gestalten und sie spüren zu lassen, dass auch sie in der Lage ist, neue Erfolge zu erreichen“, sagte der 59 Jahre alte Nepalese zu den Delegierten. „Neue Gipfel anzuerkennen bedeutet außerdem, dass eine größere Zahl von Expeditionen unsere Berge besuchen wird, um sie zu besteigen.“

Schlägerei am Everest ein einmaliger Zwischenfall”

In einer weiteren Rede vor der UIAA-Generalversammlung ging Ang Tshering auch auf die aktuellen Diskussionen über den Mount Everest ein. Der Sherpa-Angriff gegen Ueli Steck, Simone Moro und Jonathan Griffith Ende April sei ein „unglückliches Ereignis” gewesen, sagte er: „Wir hoffen, dass dieser einmalige Zwischenfall nicht das Image unseres Landes ruiniert oder befleckt sowie den jahrzehntelangen Ruf aller Sherpas, dass sie hart arbeiten, sich engagieren, dass sie ehrlich und mutig sind und alles tun, um so viele Bergsteiger wie möglich auf den Gipfel des Mount Everest und anderer Himalaya-Berge zu bringen.“

Leiter am Hillary Step nur einer von vielen Vorschlägen

Ang Tshering Sherpa

Ang Tshering verwies auch darauf, dass Nepal einige Fortschritte erreicht habe, um die große Zahl von Bergsteigern am Everest im Frühjahr 2013 besser zu managen, etwa indem Sherpas an den Engpässen zwei Fixseile gelegt hätten. Diese Maßnahmen hätten „zu einer sichereren Klettersaison geführt, ohne Berichte über Staus an den Schlüsselstellen“, sagte er. Ang Tshering bestritt, dass Nepal beschlossen habe, dauerhaft eine Leiter am Hillary Step anzubringen. Die Delegierten seines Landes seien „sehr verärgert“ darüber gewesen, dass während der Konferenz in Pontresina Gerüchte kursierten und Kritik geäußert wurde, ohne den Nepalesen Gelegenheit zu geben, ihre Sicht der Dinge darzulegen. Nach seinen Worten war die Leiter nur einer von vielen Vorschlägen und Ideen, die die nepalesischen Behörden erreicht hätten: „Wir haben die Absicht, unsere Berge zu schützen und das bedeutet, dass wir auf neue Ideen hören, über deren Folgen beraten und auf der Grundlage von Informationen demokratische Entscheidungen treffen.“

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Alpenverein wieder im UIAA-Boot https://blogs.dw.com/abenteuersport/uiaa-pontresina-dav-vavo/ Sat, 05 Oct 2013 19:51:50 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=23577 Der Weg ist frei. Der Deutsche Alpenverein (DAV) und der Verband Alpiner Vereine Österreichs (VAVÖ) machen eine Rolle rückwärts und kehren in den Weltverband der Bergsteiger und Kletterer (UIAA) zurück. Dessen Mitglieder billigten bei der Generalversammlung in Pontresina in der Schweiz einstimmig einen entsprechenden Antrag. „Wir sind begeistert, dass sich unsere deutschen und österreichischen Bergsteiger-Freunde wieder der UIAA-Kletterfamilie anschließen“, sagte der Niederländer Frits Vrijlandt, der Präsident des Weltverbands. „Wir haben viele Dinge gemeinsam, darunter die Leidenschaft für die Berge und unseren Wunsch, die Berge für künftige Generationen zu schützen.“ Nicht Eintracht, sondern Zwietracht hatte Ende 2007 dazu geführt, dass die Alpenvereine Deutschlands und Österreichs die Brocken hingeworfen hatten und mit Wirkung zum Jahr 2009 aus dem Weltverband ausgetreten waren.

Verstimmung über Olympia-Angelegenheiten

Die Eskalation kam damals nicht überraschend. Schon 2005 hatte sich der DAV aus den meisten UIAA-Kommissionen verabschiedet, die er für zu bürokratisch hielt. Mit ihren Reformvorschlägen liefen die deutschen Bergsteiger-Vertreter regelmäßig vor die Wand, zuletzt bei der Generalversammlung 2007 in Matsumoto in Japan. Damals beantragten der deutsche und der österreichische Alpenverein, dass sich der Weltverband aus dem Internationalen Olympischen Komitee verabschieden und künftig nicht mehr als Sport-, sondern nur noch als Bergsteiger-Verband definieren solle. Zuvor hatten sich die Sportkletterer von der UIAA abgespalten und einen eigenen Verband gegründet, den DAV und OeAV unterstützten. Der Antrag wurde mit großer Mehrheit abgelehnt, genauso wie ein anschließender, die UIAA möge nur noch maximal zehn Prozent ihres Etats und Personals für olympische Angelegenheiten verwenden. Dass in Matsumoto viele UIAA-Vertreter die Ankündigung Chinas, die olympische Fackel auf den Gipfel des Mount Everest zu tragen, beklatschten, sorgte für zusätzliche Verstimmung bei den Alpenvereinen Deutschlands und Österreichs.

Sinneswandel

Beide begründeten anschließend ihren Austritt damit, die UIAA sei ineffektiv. Eine Portion verletzte Eitelkeit oder Frust über mangelnden Einfluss mag vielleicht auch mitgespielt haben. Schließlich ist der DAV mit über einer Million Mitgliedern der größte Alpinverband der Welt. In Österreich sind mehr als 600.000 Bergfreunde organisiert. Jetzt hat es bei den beiden großen Verbänden offenkundig einen Sinneswandel gegeben. Der Weltverband habe sich neu aufgestellt und die Kommunikation unter den Mitgliedern verbessert, heißt es. Na dann, zurück ins Boot!

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Nepal hofft auf neue Achttausender https://blogs.dw.com/abenteuersport/nepal-hofft-auf-neue-achttausender/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/nepal-hofft-auf-neue-achttausender/#comments Fri, 09 Aug 2013 20:02:02 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=22841

Bald zwei Broad-Peak-Achttausender?

Muss Reinhold Messner noch einmal in den Himalaya aufbrechen, um seine Achttausender-Sammlung zu vervollständigen? Nach Informationen des Nepalesischen Bergsteigerverbands (NMA) sollen bald sechs weitere Gipfel als eigenständige Achttausender definiert werden, die bisher nur als Nebengipfel galten.

Abgestimmt wird im Oktober

Vertreter des Bergsteiger-Weltverbands UIAA hätten bei einem Treffen Anfang Mai in Italien fünf Gipfel in Nepal und einen in Pakistan empfohlen, berichtet die Himalayan Times: im Kangchendzönga-Massiv den Westgipfel (auch Yalung Kang genannt, 8505 Meter), den Mittel- (8473 Meter) und den Südgipfel (8476 Meter). Dazu den Lhotse-Mittelgipfel (8413 Meter) und den Lhotse Shar (8400 Meter) sowie den Mittelgipfel des Broad Peak (8047 Meter). Auf der Generalversammlung der UIAA am 4. und 5. Oktober in Pontresina in der Schweiz solle darüber abgestimmt werden.

Lobbyarbeit

„Die nepalesische Delegation muss bei der Konferenz eine entschiedene Kampagne starten, um die anderen Vertreter für den Vorschlag zu gewinnen“, sagte der langjährige NMA-Präsident und UIAA-Vertreter Ang Tshering Sherpa. Sollten die Gipfel als Achttausender anerkannt werden, so der 59-Jährige, wäre dies großartig für die nächste Bergsteiger-Generation – und auch für Nepal, Pakistan, China und Indien, weil dann zusätzliche Expeditionen in die Länder kämen, die an diese Berge grenzten.

Wann ist ein Berg ein Berg?

Die Frage, wann ein Gipfel als eigenständiger Berg gilt, ist Definitionssache. Derzeit gilt im Himalaya ein Berg außer dem Mount Everest nur dann als Achttausender, wenn er mindestens 500 Meter höher ist als der höchste angrenzende Pass, der zum nächsthöheren Berg führt. Diese Definition ist unter Wissenschaftlern umstritten. Vielleicht gibt es ja bald 20 Achttausender.

P.S. Wer sich für Orometrie, die methodische Erfassung von Bergen, interessiert, sollte unbedingt auf 8000ers.com nachlesen. Eberhard Jurgalski ist in dieser Frage ein ausgewiesener und international anerkannter Experte.

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