Wageningen – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Durch das Wasserlabyrinth https://blogs.dw.com/abenteuersport/durch-das-wasserlabyrinth/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/durch-das-wasserlabyrinth/#comments Thu, 21 Sep 2017 21:52:40 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=37789

Bei Wijk ist es noch der „Nederrijn“

Von wegen, ich fahre einfach den Rhein runter. Je näher man der Mündung des Stroms in die Nordsee kommt, desto komplizierter wird es. Überall sind Flussarme und irgendwie haben sie auch alle mit dem Rhein zu tun, nur heißen sie nicht mehr so. Sondern eben Waal, Maas, Merwede oder Linge. Versehen mit Zusätzen wie „Oude“ (Alte), „Nieuwe“ (Neue), „Beneden“ (Untere) oder „Boven“ (Obere). Und dann gibt es auch noch die Kanäle, etwa den Amsterdam-Rijn-Kanaal, den ich heute bei Rijswijk überquerte. Da kann man leicht die Orientierung verlieren. Vorbei die Zeit, wo ich am Rhein entlangradelte und mich nur entscheiden musste, welche Uferseite ich nutzte.

Über Land, mit viel Wasser

Hühneraufstand

Ohne die ausgezeichneten Karten, die an meiner Lenkertasche klemmten und die Schilder an den Radwegen, hätte ich mich heillos verfranzt. So aber ließ ich mich durch das Wasserlabyrinth führen und schaffte es tatsächlich, ohne nennenswerte Umwege mein Tagesziel Dordrecht zu erreichen. In diesem Teil verdient der Rhein-Radweg seinen Namen eigentlich kaum, da er durch viele ländliche Gebiete führt, oft auch entlang von Grachten oder kleinen Seen.

Mit der Fähre

Wassertaxi nach Sleeuswijk

Doch dann erreicht man plötzlich wieder einen der Rheinarme und muss mit einer Fähre oder einem Wassertaxi übersetzen. Das System funktioniert wirklich perfekt. Lange Wartezeiten gibt es in der Regel nicht. Zwischen 80 Cent und 1,50 Euro kostet die Überfahrt für einen Radfahrer. Und so ein Fähr-Transfer (kurz Transfähr 😉 ) kann durchaus kommunikativ sein. Auf dem Weg hinüber nach Kop van’t Land nahe Dordrecht kam ich mit einem anderen „Fietser“ ins Gespräch.

Klaps auf die Schulter

Fähre nach Kop van’t Land

Der etwa 60-Jährige fragte mich, wie viele Kilometer ich heute schon zurückgelegt hätte, woher ich käme und wohin ich wollte. „Einige Passagen der Tour, die Sie hinter sich haben, bin ich vor Jahren auch schon entlang geradelt“, erinnerte sich der Mann. „Am besten gefiel mir die Gegend um Rüdesheim.“ Sprich das Obere Mittelrheintal zwischen Bingen und Koblenz. Zum Abschied gab er mir noch einen Tipp für eine Alternativroute nach Dordrecht. „Aber ihre ist auch sehr schön“, sagte er, gab mir zum Abschied einen Klaps auf die Schulter und radelte in einem Affenzahn davon.

Wadenschaden

Schönwetterradler waren heute jede Menge unterwegs. Seit dem Morgen schien die Sonne, der Wind war nicht der Rede wert, ideales Fahrradwetter. Wäre da nicht das ständige Ziehen in meinen Waden. Sie schreien förmlich nach Erholung. Einen Tag müssen sie noch durchhalten. Dann stehen wir – meine Waden und ich sowie mein liebes treues Faltrad – hoffentlich in Hoek van Holland am Strand und blicken gemeinsam auf die Rheinmündung.

Noch 70!

Gartenschild nahe Leerdam

Dieser elfte Tag meiner Spendenradfahrt „School up! River down!“ für den Wiederaufbau der Schule im nepalesischen Dorf Thulosirubari dauerte neuneinhalb Stunden, 124 Kilometer war ich von Wageningen nach Dordrecht unterwegs. In früheren Zeiten endete dort der Rheinhandel, was der Stadt Reichtum bescherte. Heute hat ihr Rotterdam den Rang als Handelsmetropole abgelaufen. Dorthin fahre ich morgen und anschließend weiter ans Meer. Noch rund 70 Kilometer fehlen bis zum Ziel.

P.S.: Wenn ich am Strand angekommen bin, werde ich euch – sofern ich eine Netzverbindung habe und nachdem die Freudentränen getrocknet sind – per Twitter und Facebook informieren. Die ausführliche Zusammenfassung des letzten Tags gibt es dann nach meiner Rückkehr nach Köln.

P.P.S.: Wundert euch nicht wenn einige Bilder an den Rändern verschwommen sind. Das Einstellrad der Kamera war versehentlich auf den „Kreativmodus“ gerutscht. 🙂

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Fiets Land https://blogs.dw.com/abenteuersport/fiets-land/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/fiets-land/#comments Wed, 20 Sep 2017 21:59:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=37765

„Fietser“ in Arnheim

Es war, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Kaum hatte ich auf der rechten Rheinseite hinter Emmerich die deutsch-niederländische Grenze überquert, fühlte ich mich wie in einer anderen Fahrradwelt. Das begann schon damit, dass einfach viel mehr Menschen auf Rädern unterwegs waren. Senioren mit E-Bikes, Hausfrauen, die sich mit ihren Markteinkäufen auf dem Gepäckträger dem Wind entgegenstemmten, große Gruppen von Rennradfahrern, Eltern und ihre Kinder, allesamt mit Zweirädern unterwegs. Nach meinem Aufbruch am Morgen in Rheinberg-Ossenberg nördlich von Duisburg war ich auf den Deichradwegen kaum einem anderen Radler begegnet. Dabei taugte diesmal das Wetter nicht als Ausrede. Zwar blieb es bis zum Mittag diesig, aber trocken. Und der Wind blies nur mäßig.

Kletterwand statt Kühlturm

Freizeitpark AKW

In Xanten musste ich die Bremsklötze hinten an meinem Faltrad wechseln. Die Beläge waren runter, viel hätte nicht gefehlt, dass die Felge Schaden genommen hätte. Nach einer halben Stunde Zwangspause konnte ich die Fahrt fortsetzen. Ich passierte den „Schnellen Brüter“ von Kalkar, der niemals gebrütet hat. Das 1985 fertig gestellte Atomkraftwerk ging nach heftigen Protesten nie ans Netz und gilt als eine der teuersten Industrieruinen Deutschlands. Heute wird die Anlage als Freizeitpark benutzt, der Kühlturm wurde zur Kletterwand.

Radfahrer werden ernst genommen

An der Grenze

Über die Rheinbrücke von Emmerich wechselte ich vom linken auf das rechte Ufer. Damit ging ich einer Überfahrt mit der Fähre im niederländischen Millingen aus dem Weg, die nur alle Stunde fuhr. Dass ich die Grenze auf dem Deich überquerte, bemerkte ich zunächst nur wegen der Straßenschilder. Der Spyker Weg wurde zum Spijksedijk. Und die Qualität der Radwege nahm extrem zu. In den Niederlanden hast du wirklich das Gefühl, als Radfahrer ernst genommen zu werden.

Auto nur zu Gast

Erst die Radfahrer

Egal, wo du hinwillst, egal ob die Straße stark oder wenig befahren ist, immer gibt es einen Fahrradweg. Fast immer ohne die in Deutschland so verbreiteten Schlaglöcher oder sonstigen Schäden am Belag. Auch die Beschilderung der Routen ist erstklassig. Und die Autofahrer werden daran erinnert, dass sie Rücksicht auf die Radler nehmen sollen. „Auto te Gast“, das Auto zu Gast, steht etwa auf einem Schild, das eine Fietsstraat, also eine Radstraße, markiert. Da sind ganz einfach die Prioritäten verschoben.

Noch rund 200 Kilometer

Auf der Fähre nach Hissen

Mir machte es einen Riesenspaß, mich mit meinem kleinen Faltrad in diesen Konvoi niederländischer „Fietsen“ einzureihen. Ganz gemütlich rollte ich vor mich hin, zu mehr reichen nach nunmehr zehn Tagen meiner Spendenfahrt „School up! River down!“ die Kräfte nicht mehr. Aber auch so kommt man voran. Heute stieg ich nach gut neun Stunden und einer Strecke von 120 Kilometern in Wageningen vom Sattel, 25 Kilometer hinter Arnheim. Damit habe ich bisher seit dem Start am Oberalppass am Montag vergangener Woche 1292 Kilometer hinter mich gebracht. Die Mündung des Rheins in die Nordsee bei Hoek van Holland ist nur noch rund 200 Kilometer entfernt. So langsam beginne ich daran zu glauben, dass es im vorgegebenen Zeitfenster bis Freitag klappen könnte. Drückt mir die Daumen!

P.S.: Vielen Dank für eure aufmunternden Kommentare. Sie motivieren mich zusätzlich. 🙂

 

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