Yannick Graziani – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Gemischte Bilanz https://blogs.dw.com/abenteuersport/gemischte-bilanz/ Mon, 29 May 2017 10:36:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36477

Nordroute am Mount Everest

Der Everest hat am Wochenende noch einmal seine Zähne gezeigt – und das ausgerechnet an jenem Tag, als gleich acht Bergsteiger ohne Flaschensauerstoff den Aufstieg zum höchsten Punkt in Angriff nahmen. Anders als erwartet, erschwerten am Samstag starke Windböen und Schneefall im Gipfelbereich den Aufstieg. Die Bilanz: zwei Gipfelerfolge ohne Atemmaske auf der Nordseite, einer auf der Südseite. Zwei Bergsteiger, die doch noch zu Flaschensauerstoff griffen und ebenfalls den höchsten Punkt auf 8850 Metern erreichten. Und drei Gipfelaspiranten, die aus Sorge um ihre Gesundheit umkehrten.

Achter Achttausender für Wenzl

Latorre, Wenzl und Graziani (v.l.)

Alle diese Bergsteiger sind wohlbehalten in den Basislagern angekommen – was die wichtigste aller Nachrichten ist. Der einzige, der am Samstag von Süden her den Gipfel ohne zusätzlichen Sauerstoff erreichte, war der Österreicher Hans Wenzl. Für den 46 Jahre alten Kärntner war der Everest der achte Achttausender nach Broad Peak, Nanga Parbat, Gasherbrum I und II, Manaslu, Cho Oyu und Makalu. Allesamt hat er sie ohne Flaschensauerstoff bestiegen. Wenzl erreichte den Gipfel nach spanischen Medienberichten gegen Samstagmittag, einige Stunden nach Ferran Latorre, der wegen der widrigen Wetterverhältnisse – wie berichtet – doch noch zur Atemmaske gegriffen hatte. Der 46-Jährige Katalane komplettierte am Everest seine Achttausender-Sammlung. Die anderen 13 Achttausender hatte Ferran ohne Flaschensauerstoff bestiegen. Der Franzose Yannick Graziani kehrte auf 8500 Metern um – seine Landsfrau Elisabeth Revol „auf halbem Weg“ auf der Gipfeletappe, wie sie heute auf Facebook schreibt: „Aber es war ein unglaublich schönes und intensives Abenteuer.“

Doppelbesteigung ohne Atemmaske

Kilian Jornet am Everest

Auf der Nordseite stieg der Spanier Kilian Jornet am Samstag zum zweiten Mal innerhalb einer Woche ohne Flaschensauerstoff zum Gipfel auf: in einem Zug vom vorgeschobenen Basislager auf 6400 Metern aus. Nach 17 Stunden erreichte er den Gipfel. Es sei hart gewesen, sich bei dem Wind schnell zu bewegen, sagte der 29-Jährige: „Ich denke, den Everest zweimal innerhalb einer Woche ohne Sauerstoff bestiegen zu haben, eröffnet eine neuen Raum der Möglichkeiten im Alpinismus, und ich bin wirklich glücklich, es geschafft zu haben.“ Ohne Kilians großartige Leistung schmälern zu wollen – aber das Kunststück der Doppelbesteigung des Everest innerhalb einer Woche war 2007 auch schon Pemba Dorje Sherpa gelungen, damals ebenfalls von Norden aufsteigend.

„Nur Schmerz und Dankbarkeit“

Ballinger auf dem Gipfel

Glücklich war auch der US-Amerikaner Adrian Ballinger, der am Samstag nach sechs Everest-Gipfelerfolgen mit Sauerstoff erstmals „oben ohne“ auf dem Dach der Welt stand. „Es gäbe so viel mehr zu sagen, aber mein Gehirn ist nicht bereit, irgendetwas anderes zu empfinden als Schmerz und Dankbarkeit“, schrieb der 41-Jährige auf Instagram. Sein Begleiter Cory Richards, der sich nicht wohl fühlte, hatte Flaschensauerstoff genutzt, um Ballinger weiter unterstützen zu können.

Umkehr kurz vor dem Second Step

Der Deutsche Ralf Dujmovits kehrte nach eigenen Angaben auf einer Höhe von 8580 Metern um, kurz vor dem Second Step, der markantesten Felsstufe auf dem Nordostgrat. Der 55-Jährige entschloss sich zum Abbruch des Gipfelversuchs, als er bei Wind und Schneefall begann, das Gefühl in den Händen und Füßen zu verlieren. Eine umsichtige Entscheidung. Ralf versuchte bereits zum achten Mal, den Gipfel ohne Flaschensauerstoff zu erreichen. Bei seiner erfolgreichen Besteigung im Herbst 1992 hatte der bisher einzige Deutsche, der auf allen 14 Achttausendern stand, bei schlechtem Wetter oberhalb des Südsattels Flaschensauerstoff geatmet. Die anderen Achttausender hatte Dujmovits ohne Atemmaske bestiegen.

Versucht es Kuriki noch einmal?

Der Japaner Nobukazu Kuriki stieg am Sonntag auf der Südseite erneut nach Lager 2 auf 6400 Metern auf. Der 34-Jährige hatte nach seinem auf dem Westgrat abgebrochenen Versuch in der vergangenen Woche erklärt, er wolle noch einmal aufsteigen. Der Wetterbericht sagt für die kommenden Tage leichten Schneefall und Wind mit Geschwindigkeiten zwischen 20 und 30 Stundenkilometern voraus.

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Dujmovits kehrt am Everest auf 8500 Metern um https://blogs.dw.com/abenteuersport/dujmovits-kehrt-auf-8500-metern-auf/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/dujmovits-kehrt-auf-8500-metern-auf/#comments Sat, 27 May 2017 10:42:40 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36461

Ralf Dujmovits

Wie schade! Ralf Dujmovits hat sich seinen Traum nicht erfüllen können, im achten Anlauf doch noch den Mount Everest ohne Flaschensauerstoff zu erfüllen. Der 55-Jährige kehrte auf 8500 Metern um. Von Lager 3 auf 8300 Metern aus rief er per Satellitentelefon seine Lebensgefährtin, die kanadische Bergsteigerin Nancy Hansen an. „Er musste auf 8500 m umkehren, weil ein Sturm aufzog: 40 km/h Windböen mit Schnee. Er war dabei, das Gefühl in seinen Händen und Füßen zu verlieren“, schrieb Nancy auf Facebook. Er werde zusammenpacken und so weit wie möglich herunter steigen. „Wie ihr euch vorstellen könnt, ist er extrem enttäuscht. Das Wetter hat einen Gipfelerfolg einfach nicht zugelassen.“ Ralf umsichtige Entscheidung verlangt Respekt und zeigt, dass er noch Herr seiner Sinne war.

Noch alle Finger und Zehen

Gipfel des Mount Everest (vom Nordostgrat aus gesehen)

Dujmovits bestieg als bisher einziger Deutscher alle 14 Achttausender, lediglich am Everest griff er im Herbst 1992 oberhalb des Südsattels bei schlechtem Wetter zur Atemmaske. Das hat Ralf immer als Makel seiner bergsteigerischen Bilanz empfunden, den er so gerne beseitigen wollte. Doch dieser achte Versuch sollte nach seinen Worten sein „definitiv letzter“ sein. Ziemlich knapp hat er heute sein sportliches Ziel verpasst, doch seiner Grundmaxime ist er treu geblieben: Wichtiger ist es, gesund wieder herunterzukommen. Mit einem gewissen Stolz verweist Ralf darauf, dass er auch nach über drei Jahrzehnten Expeditionen zu den Achttausendern noch alle Finger und Zehen hat – ganz zu schweigen davon, dass er – im Gegensatz zu einigen Weggefährten – seine Abenteuer überlebt hat.

Später Griff zur Flasche

Die US-Amerikaner Adrian Ballinger und Cory Richards erreichten heute über die Nordroute den 8850 Meter hohen Gipfel. Cory griff beim Aufstieg jedoch zu Flaschensauerstoff, weil er sich nicht wohl fühlte, seinen Freund Adrian aber weiter unterstützen wollte. Richards hatte 2016 den Gipfel ohne Atemmaske erreicht, Ballinger hatte damals umdrehen müssen.

Latorre macht die 14 voll

Everest-Südseite

Von der Südseite aus erreichten nach spanischen Medienberichten der Spanier Ferran Latorre und der Österreicher Hans Wenzl den Gipfel. Latorre sagte nach seiner Rückkehr zum Südsattel, er habe im Gipfelbereich Flaschensauerstoff benutzt: „Es war zu hart.“ Ob auch Wenzl zur Atemmaske griff, ist noch nicht bekannt. Latorre hat mit seinem Erfolg am Everest seine Achttausender-Sammlung vervollständigt. Die anderen 13 Gipfel hatte er ohne zusätzlichen Sauerstoff erreicht.

Graziani und Sangay drehen um

Der Franzose Yannick Graziani und der Sherpa Dawa Sangay waren auf 8500 Metern umgekehrt. „Zu viel Schnee, zu viel Wind, man friert fast an Ort und Stelle ein. Zu riskant ohne Sauerstoff“, sagte Yannick hinterher. Noch gibt es keine Informationen, ob die Französin Elisabeth Revol den Gipfel erreicht hat. Auch sie wollte heute ohne Atemmaske auf den höchsten Berg der Erde steigen. In diesem Frühjahr hatte Elisabeth bereits am Achttausender Makalu den Vorgipfel erreicht und anschließend den Lhotse bestiegen.

P.S. Ich werde für den Rest des Tages offline sein und kann deshalb am heutigen Samstag keine weiteren Updates liefern. (15 Uhr MESZ)

Update, 28. Mai: Nachtrag zu den Ereignissen am Everest: Hans Wenzl hat gestern als einziger auf der Südseite den Gipfel ohne Flaschensauerstoff erreicht. Ferran Latorre hatte weit oben zur Atemmaske gegriffen. Beide übernachteten am Südsattel und sind heute abgestiegen. Elisabeth Revol hat gestern wegen der widrigen Wetterverhältnisse „nicht weit vom Gipfel“, wie sie schreibt, umgedreht. Auf der Nordseite erreichte Kilian Jornet zum zweiten Mal innerhalb einer Woche den Gipfel ohne Atemmaske. Ralf Dujmovits stieg gestern den ganzen Weg von seinem Umkehrpunkt auf 8500 Metern bis in vorgeschobene Basislager ab, heute ging es weiter zum Chinese Base Camp. Auch Adrian Ballinger und Cory Richards erreichten nach ihrem Gipfelerfolg noch gestern das ABC.

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https://blogs.dw.com/abenteuersport/dujmovits-kehrt-auf-8500-metern-auf/feed/ 3
Nächste Station: Everest, Gipfel https://blogs.dw.com/abenteuersport/naechste-station-everest-gipfel/ Fri, 26 May 2017 14:56:22 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36437

Everest-Gipfel von Norden aus

Ralf Dujmovits ist seinem großen Ziel ganz nahe. Im achten Anlauf will der 55-Jährige endlich den Mount Everest ohne Flaschensauerstoff besteigen. Rund acht Stunden Aufstieg trennen Ralf noch vom höchsten Punkt der Erde auf 8850 Metern – wenn alles passt. Heute erreichte Dujmovits nach Angaben seiner Lebensgefährtin Nancy Hansen auf der tibetischen Normalroute Lager 3 auf 8300 Metern, von wo er sich per Satellitentelefon bei ihr meldete. Eine Stunde lang habe dort oben ein Gewitter gewütet, berichtete Ralf der Kanadierin. Er habe für die 600 Höhenmeter von Lager 2 aus fünf Stunden gebraucht. „Er fühlt sich ein bisschen müde, aber er klingt sehr präsent und normal“, schreibt Nancy auf Facebook. „Er wird nun eine Menge trinken, sich dann ein paar Stunden ausruhen und am Samstag um 1 Uhr nepalesischer Zeit (in Deutschland 21.15 Uhr am Freitag) Richtung Gipfel aufbrechen.“

Wenig Wind am Gipfeltag erwartet

Der Wetterbericht sagt für Samstag früh wenig Wind und leichten Schneefall voraus, bei Temperaturen um minus 25 Grad Celsius. Am Nachmittag soll der Schneefall stärker werden. Dujmovits hat als bisher einziger Deutscher alle 14 Achttausender bestiegen, einzig am Everest griff er im Herbst 1992 bei schlechtem Wetter oberhalb des Südsattels zur Atemmaske. Das wurmt ihn noch heute. Der aktuelle Everest-Versuch ohne Flaschensauerstoff soll, so Ralf zu mir vor der Abreise, sein „definitiv letzter“ sein. Ich drücke ihm ganz fest die Daumen.

Maske, um Luft zu befeuchten

Eigenwillige Maske

Auch die US-Amerikaner Adrian Ballinger und Cory Richards haben bei ihrem Versuch ohne Flaschensauerstoff auf der Nordseite Lager 3 erreicht. „Es war hart, hierhin zu kommen. Jetzt habe ich Angst“, räumt Adrian auf Instagram ein. Auf dem Bild trägt Ballinger eine Maske vor dem Mund, die nach seinen Worten dafür sorgen soll, dass die Atemluft befeuchtet wird.

 

Latorre und Co. auf dem Südsattel

Sangay, Wenzl, Latorre, Graziani (v.l.n.r.)

Auch auf der Südseite des Everest laufen die Gipfelversuche der Bergsteiger, die ohne Flaschensauerstoff aufsteigen, bisher nach Plan. Der Spanier Ferran Latorre, der Franzose Yannick Graziani und der Österreicher Hans Wenzl erreichten den Südsattel auf 7950 Metern. Begleitet werden sie von dem Sherpa Dawa Sangay. Ein kurzes Video, das Ferran auf Twitter postete, zeigt starke Böen und Schneefall. Darüber berichtete auch die Französin Elisabeth Revol, die bei ihrem Versuch ohne Atemmaske heute von Lager 2 auf 6400 Metern bis zum Südsattel aufstieg.

Klein drehte um

Die heute noch recht widrigen Wetterverhältnisse stoppten den Gipfelversuch des Ungarn David Klein, der – wie ich erst gestern erfuhr – auf der Südseite ohne Atemmaske aufgestiegen war. Auf einer Höhe von etwa 8100 Metern kehrten David und zwei Sherpas, die ihn filmen sollten, um, weil der Wind zu stark wurde. Es war bereits Davids neunter Everest-Versuch ohne Flaschensauerstoff. Bei seinem bisher erfolgreichsten war der Ungar 2014 auf der Nordseite bis auf eine Höhe von 8650 Metern gelangt.

Erste Bilanz

Auch wenn noch einige wenige kommerzielle Teams am Berg unterwegs sind, haben die nepalesischen Behörden bereits eine erste Bilanz der Frühjahrssaison am Everest gezogen. Nach Angaben des Tourismusministeriums in Kathmandu erreichten bisher mehr als 450 Menschen, von Süden her aufsteigend, den Gipfel, darunter rund 200 ausländische Bergsteiger aus 29 Ländern.

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Everest ohne Flaschensauerstoff: Alles nach Plan https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-ohne-sauerstoff-alles-nach-plan/ Thu, 25 May 2017 12:42:54 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36417

Ralf Dujmovits oberhalb des Nordsattels

Bisher laufen die Gipfelversuche der Bergsteiger, die in diesen Tagen den Mount Everest ohne Flaschensauerstoff angehen, nach Plan (bis auf eine Ausnahme, dazu später). Ralf Dujmovits erreichte heute nach Angaben seiner Lebensgefährtin Nancy Hansen auf der tibetischen Nordseite des höchsten Bergs der Erde Lager 2: „Er hat mich gerade aus einer Höhe von 7700 Metern angerufen, er wird dort die Nacht verbringen“, schreibt die kanadische Bergsteigerin auf Facebook. „Im Augenblick ist es stürmisch, aber der Wind soll abflauen. Morgen wird er bis auf eine Höhe von 8300 Metern aufsteigen. Er fühlt sich gut.“ Der 55-Jährige hat bereits – als einziger Deutscher bisher – alle 14 Achttausender bestiegen. Lediglich am Everest hatte er 1992 zur Atemmaske gegriffen. Der aktuelle Versuch ohne Flaschensauerstoff ist sein achter und nach eigenen Worten „definitiv letzter“.

Wenig überraschendes Unwohlsein

Everest-Nordseite

Auch die beiden US-Amerikaner Adrian Ballinger und Cory Richards sind auf der Nordroute in Lager 2 eingetroffen. „Ich fühle mich gerade ein bisschen unwohl (Kopfschmerzen, Übelkeit), aber das war zu erwarten“, schreibt Adrian auf Instagram. Ballinger, Chef des Veranstalters Alpenglow Expeditions hat den Everest bereits sechsmal mit Kunden bestiegen, immer mit Atemmaske. Einen Versuch ohne Flaschensauerstoff im Frühjahr 2016 hatte er abbrechen müssen – im Gegensatz zu Richards, der bis zum Gipfel aufgestiegen war.

Chillen auf 7300 Metern

Everest-Südseite

Auf der nepalesischen Südseite verbringen der Franzose Yannick Graziani und der Spanier Ferran Latorre die Nacht auf Freitag in Lager 3 auf 7300 Metern. „Das Wetter ist schön und sehr warm“, sagte Yannick. Und auch Ferran fühlt sich wohl: „Ich chille in Lager 3. Dem Gipfel des Everest ein Stück näher und damit meinem Traum.“ Erreicht Latorre den höchsten Punkt auf 8850 Metern, hat er alle Achttausender ohne Flaschensauerstoff bestiegen. Begleiter werden Graziani und Labore vom Österreicher Hans Wenzl und vom Sherpa Daway Sangay. Für Wenzl wäre der Everest der neunte Achttausender, allesamt ohne  ohne Flaschensauerstoff bestiegen. Elisabeth Revol meldete sich derweil aus Lager 2 auf 6400 Metern. „Mir geht es gut“, schrieb die Französin auf Facebook. Morgen will sie bis zum Südsattel auf 7950 Metern aufsteigen, wo sie dann voraussichtlich auf Graziani, Labore, Wenzl und Sangay treffen wird.

Kuriki kündigt neuen Versuch an

Der Japaner Nobukazu Kuriki hat seinen Gipfelversuch über die Hornbein-Route – also über den Westgrat und durch das Hornbein-Couloir in der Nordwand zum Gipfel – abgebrochen und ist ins Basislager auf der nepalesischen Südseite abgestiegen. Der 34-Jährige kündigte für die kommenden Tage einen weiteren Versuch an. „Es ist noch nicht vorbei“, sagte Nobukazu.

Wer sind die vier Toten?

Verwirrung herrscht um die Identität der vier Bergsteiger, die gestern in einem Zelt am Südsattel tot aufgefunden worden waren. Möglicherweise handele es sich bei ihnen um Vermisste aus dem Vorjahr, mutmaßten nepalesische Offizielle. Die vier Bergsteiger, die man eigentlich für die Opfer gehalten hatte, sollen wohlbehalten im Basislager eingetroffen sein.

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Ohne Atemmaske: Everest-Gipfelversuche von Dujmovits und Co. laufen https://blogs.dw.com/abenteuersport/ohne-atemmaske-everest-gipfelversuche-von-dujmovits-und-co-laufen/ Wed, 24 May 2017 11:18:24 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36401

Ralf Dujmovits am Everest

Wenn alles klappt, könnte es am Samstag am Gipfel des Mount Everest eine Party „oben ohne“ geben. Mehrere Bergsteiger, die sich vorgenommen haben, den höchsten Berg der Erde ohne Atemmaske zu besteigen, sind zu ihren Gipfelversuchen aufgebrochen. Unter denen, die vom vorgeschobenen Basislager auf der tibetischen Nordseite aus starteten, war auch Ralf Dujmovits. Der 55-Jährige, der als bisher einziger Deutscher alle 14 Achttausender bestiegen hat, will den Everest endlich im achten Versuch ohne Flaschensauerstoff schaffen. Bei seinem erfolgreichen Versuch im Herbst 1992 hatte Ralf bei schlechtem Wetter oberhalb des Südsattels zur Atemmaske gegriffen – was er als Scharte empfindet, die er auswetzen will. Sein Plan: heute Nordsattel (7050 Meter), morgen Lager 2 (7700 Meter), übermorgen Lager 3 (8300 Meter) und dann am Samstag „hoffentlich in Richtung Gipfel“ (8850 Meter), wie mir Ralf schreibt: „Ich bin zuversichtlich, fühle mich wohl und denke, dass mir die extrem warmen Temperaturen (voraussichtlich minus 20 Grad Celsius) helfen könnten.“

Noch ein Aufstieg des Speed-Spezialisten Jornet?

Darauf setzen auch die beiden US-Amerikaner Adrian Ballinger und Cory Richards, die denselben Zeitplan wie Dujmovits haben. Richards hatte bereits im vergangenen Jahr den Gipfel ohne Flaschensauerstoff erreicht, Ballinger hatte umkehren müssen. Hartnäckig hält sich auch die Vermutung, dass der Spanier Kilian Jornet einen zweiten Versuch startet, um seine Aufstiegszeit vom vergangenen Montag zu unterbieten. Trotz gesundheitlicher Probleme war der 29 Jahre alte Speed-Spezialist in nur 26 Stunden vom Kloster Rongbuk auf 5100 Metern bis zum Gipfel aufgestiegen – ohne Atemmaske.

Revol ist nicht zu stoppen

Südseite des Mount Everest

Auch auf der nepalesischen Südseite haben sich mehrere Bergsteiger, die auf Flaschensauerstoff verzichten wollen, den Samstag als Gipfeltag ausgeguckt. Der Spanier Ferran Latorre würde im Erfolgsfall seine Achttausender-Sammlung komplettieren und hätte dann alle 14 höchsten Berge der Erde ohne Atemmaske bestiegen. Ebenfalls „oben ohne“ wollen Yannick Graziani und Elisabeth Revol, beide aus Frankreich, aufsteigen. Elisabeth scheint in diesem Frühjahr gar nicht zu stoppen sein. Am Makalu hatte sie bereits den Vorgipfel erreicht, anschließend dann den Lhotse bestiegen.

Kuriki nicht auf-, sondern abgestiegen

Der Japaner Nobukazu Kuriki, der eigentlich den morgigen Donnerstag als Gipfeltag angepeilt hatte, ist wegen gesundheitlicher Probleme vom Westgrat aus wieder in ein tiefer gelegenes Lager abgestiegen. Das teilte das Team des 34-Jährigen mit, das Stunden zuvor noch verkündet hatte, Kuriki sei von seinem Lager auf 7200 Metern aus weiter aufgestiegen. Der Japaner hat sich die erste Solo-Begehung der „Hornbein-Route“ vorgenommen, ebenfalls ohne Atemmaske: über den Westgrat, in die Nordwand, durch das Hornbein-Couloir zum Gipfel. Es wäre die erste Wiederholung der Route, die 1963 die US-Amerikaner Tom Hornbein und Willy Unsoeld (mit Flaschensauerstoff) eröffnet hatten. Bei einem gescheiterten Solo-Versuch auf dieser Route im Herbst 2012 hatte sich Kuriki so schwere Erfrierungen zugezogen, dass neun seiner zehn Finger hatten amputiert werden müssen.

Weitere vier Tote

Am Südsattel wurden derweil nach Angaben der Zeitung „The Himalayan Times“ vier tote Bergsteiger in einem Zelt entdeckt – zwei ausländische Kunden und zwei Sherpas. Sie seien vermutlich erstickt, hieß es. Das erinnert an einen Zwischenfall im vergangenen Jahr am Makalu, als zwei Sherpas einer deutschen Expedition im Hochlager an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung gestorben waren. Damit hat sich die Zahl der Todesfälle am Everest in diesem Frühjahr auf zehn erhöht.

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Steck im Kloster Tengboche eingeäschert https://blogs.dw.com/abenteuersport/steck-im-kloster-tengboche-eingeaeschert/ Thu, 04 May 2017 19:43:10 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36079

Kloster Tengboche

Das hätte ihm sicher gefallen. Im Kloster Tengboche im Khumbu-Gebiet, auf fast 4000 Metern, mit Blick auf Mount Everest, Lhotse und Ama Dablam, hat die Familie Ueli Stecks bei einer buddhistischen Trauerfeier Abschied von dem Schweizer Topbergsteiger genommen. Der 40-Jährige war am Sonntag am 7861 Meter hohen Nuptse in den Tod gestürzt. „Wie es der nepalesischen Tradition entspricht, wurde der Verstorbene in einer rund drei Stunden dauernden eindrücklichen Zeremonie eingeäschert“, teilte Stecks Familie auf Facebook mit.  An der Zeremonie hätten Uelis Frau Nicole, seine Eltern und Schwiegereltern teilgenommen. „Die Familie empfand das Zeremoniell als ausgesprochen feierlich und eindrucksvoll, als traurig und zugleich erlösend.“ Einen Teil der Asche werde die Familie mit zurück in die Schweiz nehmen, wo eine öffentliche Abschiedsfeier für Freunde, Bekannte und Weggefährten geplant sei. Ort und Zeit stünden noch nicht fest. Auf der Homepage Ueli Stecks wurde ein Online-Kondolenzbuch eingerichtet.

Akklimatisierungs-Plan kurzfristig geändert

Ueli Steck am Everest oberhalb von Lager 2

Die Familie äußerte sich auch zu dem Unfall. Steck sei am vergangenen Samstag bis Lager 2 auf 6400 Metern aufgestiegen. „Sein ursprünglicher Plan war, am nächsten Tag zur weiteren Akklimatisation auf der Everest-Normalroute zum knapp 8000 Meter hohen Südsattel aufzusteigen, um noch am gleichen Tag wieder ins Lager 2 zurückzukehren. Vom Lager 2 aus stellte Ueli fest, dass die Verhältnisse in der Nuptse-Wand ideal waren, weshalb er sich noch am Abend entschied, am folgenden Tag nicht zum Südsattel, sondern zum Nuptse aufzusteigen.“

Steck sei dann am Sonntag um 4.30 Uhr Ortszeit gemeinsam mit dem Franzosen Yannick Graziani von Lager 2 aus aufgebrochen. Während Graziani auf der Everest-Normalroute weiter aufgestiegen sei, sei Ueli in Richtung Nuptse abgebogen. „Uelis Unglück geschah auf rund 7600 Metern um etwa 9.00 Uhr (lokale Zeit). Seine Leiche wurde schließlich vom italienischen Helikopterpiloten Maurizio Folini auf einer Höhe von rund 6600 Metern geborgen und ins Spital von Kathmandu überführt. Die Absturzursache ist weiterhin unbekannt.“

Wo genau stieg Steck auf?

Nuptse-Nordflanke (vom Genfer Sporn am Everest aus)

Auch unter den Bergsteigern auf der Everest-Nordseite wird weiter über den tödlichen Unfall diskutiert. Ralf Dujmovits, der – wie berichtet – in diesem Frühjahr seinen achten und, wie er sagt, letzten Versuch macht, den höchsten Berg der Erde ohne Atemmaske zu besteigen, hielt sich zur Akklimatisierung am Everest-Nordsattel auf 7000 Metern, als ihn die Nachricht von Stecks Unfall am Nuptse erreichte: „Sein Tod hat mich sehr berührt – ich bin unendlich traurig.“ Dem 55 Jahre alten Deutschen war am Nuptse im September 1996 zusammen mit Axel Schlönvogt die zweite Begehung der Route über den Nordpfeiler gelungen, die 1979 von einer britischen Expedition unter Leitung von Doug Scott eröffnet worden war und die inzwischen, so Dujmovits, „leider zu einer Art Normalweg“ verkommen sei. „Ob Ueli allerdings diese Route, die inzwischen während des Vormonsuns oftmals mit Fixseilen versichert wird, begehen wollte, weiß ich nicht bzw. erscheint mir etwas Ueli-unlike“, schreibt mir Ralf. „Die argentinischen Brüder Benegas haben rechts des Pfeilers (also westlich) 2003 ein sehr schönes Couloir erstbegangen (Route ‚The Crystal Snake‘). Das würde mehr Uelis Stil entsprechen. Oder hat er eine neue Route noch weiter westlich ausgekundschaftet?“ Letztlich, so Dujmovits, könne er jedoch nur spekulieren. Steck hatte sich die Überschreitung von Everest und Lhotse vorgenommen, hatte aber auch eine Besteigungsgenehmigung für den Nuptse.

Dujmovits: „Einer der stärksten Allrounder“

Ralf Dujmoivts (im April am Cholatse)

„Ueli habe ich immer als sehr bodenständig, lebendig, ehrlich und freundlich erlebt“, schreibt Ralf über Steck. „Einer der stärksten Allround-Bergsteiger unserer Zeit, der sowohl bergsportspezifisches Training als auch Professionalität auf ein neues Niveau gehoben hat. Enttäuscht war ich über seinen Umgang mit dem Lawinen-Unfall 2014 an der Shisha Pangma. Sowohl der Öffentlichkeit als auch einem Kollegen gegenüber Fehler einzugestehen, hätte ihm sicher noch mehr Glanz verliehen.“

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Ines Papert zu Ueli Stecks Tod: „Es war SEIN Leben!“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/ines-papert-zu-ueli-stecks-tod-es-war-sein-leben/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/ines-papert-zu-ueli-stecks-tod-es-war-sein-leben/#comments Wed, 03 May 2017 09:36:07 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36059

Ueli Steck wenige Tage vor seinem tödlichen Absturz

Warum wählte Ueli Steck den Nuptse, um sich zu akklimatisieren? Das ist eine Frage, die ich mir stelle, seitdem sich am Sonntag die Nachricht vom Tod des Schweizers wie ein Lauffeuer verbreitete. Einige Tage zuvor war der 40-Jährige Richtung Everest-Westschulter geklettert. Das machte Sinn, schließlich plante er bei seiner Everest-Lhotse-Traverse den Aufstieg über Westgrat und Hornbein-Couloir zum höchsten Punkt. Aber der Nuptse? Nicht gerade die klassische Tour, um sich zu akklimatisieren. Und mit welchem Mehrwert, als nur weitere Höhenmeter zu machen?

Reinhold Messner mutmaßt, Ueli habe vielleicht nicht nur die angekündigte Traverse, sondern das „große Hufeisen“ im Visier gehabt, also die noch niemals versuchte Rundtour über Nuptse, Lhotse und Everest und die Grate dazwischen. Dafür sehe ich nach dem, was ich bisher gehört und gelesen habe, keinen Anhaltspunkt. Der Franzose Yannick Graziani schrieb in seinem Blog, dass Ueli ihn drei Tage vor seinem Tod gefragt habe, ob er nicht Lust habe, ihn auf den Nuptse zu begleiten. Der 43-Jährige, der in diesem Frühjahr den Everest ohne Flaschensauerstoff besteigen will,  lehnte ab. Es sei wirklich nur um eine Akklimatisationstour gegangen, ließ mich Yannicks Team auf Nachfrage wissen: „Ueli hat niemals über das Hufeisen geschrieben oder geredet. Er wartete darauf, dass sich sein Sherpa-Freund Tenji von seiner Erfrierung erholte, um mit ihm zusammen zur Westschulter aufzusteigen.“

Ich hatte am Montag einige Topbergsteiger angeschrieben und gefragt, wie sie Ueli erlebt haben. Zwei weitere Antworten erreichten mich.

Auer: „Ueli hat uns inspiriert und ermuntert“

Hansjörg Auer

Der 33 Jahre alte Österreicher Hansjörg Auer wurde in den USA von der Nachricht über Stecks Tod überrascht:

„Ueli war jemand, der sein Tun am Berg mit voller Passion und hohem persönlichen Einsatz betrieben hat. Er hat nicht nur viele Alpinisten inspiriert, sondern uns auch immer wieder mit seinen Ideen ermuntert, diesen notwendigen Schritt weiter zu gehen, um unsere Kultur des Bergsteigens neu zu definieren. Ich durfte mit ihm einige Male darüber diskutieren und werde sein sehr persönliches, wertschätzendes und aufmunterndes Email nach meinem Verlust von Gerry [Fiegl] am Nilgiri South [Fiegl stürzte im Herbst 2015 beim Abstieg von dem 6839 Meter hohen Berg im Westen Nepals in den Tod] nie vergessen. Lebe wohl, Ueli!“

Papert: „An den Grenzen des Menschenmöglichen“

Ines Papert

Nachdenkliche Worte fand die 43 Jahre alte deutsche Spitzenkletterin Ines Papert:

„Ich verliere Tränen über Uelis Verlust. Er hat im Alpinismus Unglaubliches bewegt und neue Maßstäbe gesetzt.

Aber kein Mensch ist unsterblich, auch nicht Ueli. Die Nachricht hat mich dennoch sehr hart getroffen, auch wenn sie nicht völlig unerwartet kam. Ich war über die Jahre immer ein wenig in Sorge und fragte mich, wie weit man das Limit pushen kann, ohne dabei Gefahr zu laufen, sein Leben zu verlieren. Ich bin sicher, es war ihm bewusst, wie nah er sich an der Kante befindet. Dies zu kritisieren, ist absolut vermessen, denn es war SEIN Leben, das Leben in den Bergen. Er hat es ERLEBT und war dabei sicher glücklich. 

Doch hoffte ich immer, dass er mit seinem Zugang zum Alpinismus nicht zu viele Nachahmer finden würde. Leichtigkeit (light and fast) bis zu einem gewissen Maß kann das Risiko an hohen Bergen enorm reduzieren. Doch je weiter man das Spiel treibt, umso näher ist man dem Tod. Dessen war sich Ueli bewusst, denn er war nicht nur unglaublich motiviert und stark sondern auch ein intelligenter Mensch. 

Es liegt viele Jahre zurück, dass wir gemeinsam die Route „Blaue Lagune“ an den Wendenstöcken [Gebirgsgruppe in den Urner Alpen in der Schweiz] geklettert sind, dass wir uns in der Pizzeria im Val di Cogne [Seitental des Aosta-Tals in Italien] nach dem Klettern getroffen haben und über ethische Fragen im Mixed-Klettern diskutiert haben. Er stand damals ganz am Anfang seiner Karriere, doch seine Begeisterung oder fast Besessenheit für das Klettern und die Herausforderung grenzwertiger Ambitionen war deutlich spürbar. Seinen Erfolg konnte ich später nur noch aus den Medien verfolgen, er hatte sich komplett in eine andere Richtung entwickelt, als ich selber.

Ich habe ihn immer sehr bewundert, wie weit er seinen Körper und Geist an die Grenzen des Menschenmöglichen treiben konnte. Gleichzeitig hatte ich immer die Befürchtung, es würde eines Tages schief gehen. Ein wenig tröstlich ist, dass er dort geblieben ist, wo sein Zuhause war: in den Bergen der Welt.“ 

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Ungewöhnliches Erfolgsteam https://blogs.dw.com/abenteuersport/ungewoehnliches-erfolgsteam/ Mon, 17 Aug 2015 13:23:44 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30363 Gasherbrum I, auch Hidden Peak genannt

Gasherbrum I, auch Hidden Peak genannt

Viel ging nicht in diesem Sommer an den Achttausendern im Karakorum. „Es war einfach zu warm und die Bedingungen zu gefährlich“, schrieb mir die deutsche Bergsteigerin Billi Bierling, die sich erfolglos am Broad Peak versucht hatte. Dort gelangten nur der Argentinier Mariano Galvan und der Pole Andrzej Bargiel auf den Gipfel, beide im Alleingang.  Bargiel gelang eine Skiabfahrt bis ins Basislager. Bei einem Lawinenabgang kam ein pakistanischer Hochträger ums Leben.

Vom K 2 kehrten alle Expeditionen ohne Gipfelerfolg heim. Den höchsten Punkt des Gasherbrum II erreichten immerhin 13 Bergsteiger. Auch dort gab es einen Todesfall. Der Pole Olek Ostrowski verschwand und wurde nicht mehr gefunden. Am benachbarten Gasherbrum I war bisher – zwei Tschechen sind noch am Berg – nur ein Dreierteam erfolgreich, mit dabei ein deutscher Bergsteiger, geboren in meiner Heimatstadt Köln.

23 Stunden unterwegs

Latorre, Graziani, Seidensticker (v.l.)

Latorre, Graziani, Seidensticker (v.l.)

Am 24. Juli um 16 Uhr Ortszeit erreichte Thomas, genannt „Tom“ Seidensticker mit dem Spanier Ferran Latorre und dem Franzosen Yannick Graziani  den 8080 Meter hohen Gipfel (das Video unten hat Yannick gedreht). „Wir sind ohne Flaschensauerstoff geklettert, im Alpinstil“, schreibt mir Tom. Weil viel Schnee gelegen habe und die Lawinengefahr groß gewesen sei, habe das Trio nicht die Normalroute nehmen können. „Wir sind im unteren Teil hauptsächlich über Felsen geklettert, sehr technisch in dieser Höhe und sehr steil“, sagt der 48-Jährige. Sie seien in etwa der „German Route“ gefolgt, die Günter Sturm, Michel Dacher und Sigi Hupfauer 1982 in der Nordwestwand eröffnet hatten. Die Gipfeletappe von Lager 3 zum höchsten Punkt und zurück habe 23 Stunden gedauert, berichtet Tom. Sie seien in die Nacht hinein abgestiegen, und das bei schlechter Sicht. „Es war extrem spannend und ist zum Glück gut ausgegangen. Ich habe meinen Teil zum Gipfelerfolg beigetragen.“

Ein Hobby-, zwei Profibergsteiger

Seidensticker bezeichnet sich selbst als Hobbybergsteiger. Der Investmentbanker lebt seit 20 Jahren in der tunesischen Hauptstadt Tunis. Im September 2014 bestieg er mit dem Manaslu in Nepal seinen ersten Achttausender – mit Flaschensauerstoff. Seine beiden Teamkameraden am Gasherbrum waren Profis. Für Latorre war es bereits der elfte Achttausender. Graziani sorgte im Oktober 2013 für Furore, als er mit seinem Landsmann Stéphane Benoist die erst zwei Wochen zuvor von Ueli Steck im Alleingang eröffnete Route durch die Annapurna-Südwand wiederholte, bei deutlich schlechteren Verhältnissen als der Schweizer.

„Et voila“

Mit Kölner Stadtwappen auf den G I

Mit Kölner Stadtwappen auf den G I

Seidenstickers ursprünglich vorgesehener Seilpartner hatte sich bei einem Kletterunfall schwer am Knie verletzt und für den Gasherbrum absagen müssen. Graziani hörte von Toms Plänen im Karakorum und meldete sich bei dem Deutschen. Beide kannten sich seit etwa zehn Jahren und waren mehrfach im Mont-Blanc-Gebiet zusammen geklettert. 48 Stunden nach Graziani rief Latorre an, der wiederum von den neuen Plänen des Franzosen gehört hatte. „Et voila, da hatte ich zwei Top-Stars im Team“, freut sich Tom noch heute. „Deshalb bedeutet mir die Expedition auch sehr viel. Wann hat ein Hobbybergsteiger wie ich schon einmal die Chance, mit zwei Profis von höchstem Niveau wochenlang zu klettern?“ Die Seilschaft habe gut harmoniert, sagt Tom. „Ich habe wirklich alles erlebt, was man an Positivem an einem Achttausender erleben kann.“ Gipfel inklusive.

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