Yeti – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Der Yeti ist tot, es lebe der Yeti! https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-yeti-ist-tot-es-lebe-der-yeti/ Fri, 01 Dec 2017 11:21:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38707

Yeti-Schädel im Kloster Khumjung

Als Kind hat wahrscheinlich jeder diese Phase erlebt. Eigentlich weißt du, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt und dass es deine Eltern sind, die die Geschenke unter den Baum legen. Und doch verdrängst du diese Tatsache – einfach, weil der Weihnachtsmann zum Fest dazugehört. So ähnlich ergeht es mir mit dem Yeti. Eigentlich glaube ich nicht daran, dass es dieses riesenhafte Bergungeheuer auf zwei Beinen gibt, und doch gehören der Mythos und die zahllosen Legenden über den Yeti für mich einfach zum Himalaya dazu. Deshalb finde ich es – ehrlich gesagt – ziemlich doof, dass sich US-Wissenschaftler von der Universität Buffalo nun hinstellen und sagen: Der Yeti ist eigentlich ein Bär.

Bärenhaare und Hundezahn

Himalaya-Braunbär

Sie untersuchten 24 Proben, die Yetis zugeschrieben wurden und in diversen Klöstern und Museen lagerten oder bei Reisen nach Pakistan gesammelt worden waren – u. a. Knochen, Haare, Kotreste – und verglichen sie mit der DNA bekannter Tierarten. Das Ergebnis: Fast alle konnten Bären zugeordnet werden: Himalaya-Braunbären, Tibetischen Braunbären, Eurasischen Braunbären oder Asiatischen Schwarzbären. Lediglich ein vermeintlicher Yeti-Zahn aus einem der Messner-Bergmuseen entpuppte sich als Beißwerkzeug eines Hundes. Reinhold Messner fühlt sich bestätigt – allerdings nicht wegen des Hundezahns, sondern wegen der Bärenreste. Er selbst hatte schließlich bereits vor fast 20 Jahren ein Yeti-Buch geschrieben (und daran nicht schlecht verdient), in dem er das Bergungeheuer als Braunbären enttarnt hatte.

Drei tote Yaks

Der Machhermo Peak

Ob in Tibet, Nepal oder Bhutan, im ganzen Himalaya wurden über Jahrhunderte Geschichten über Yetis überliefert, die Yak-Herden und Hirten überfielen oder auch Menschen entführten. Angeblich gab es sogar 1974 im Everest-Gebiet noch einen Zwischenfall: Lhakpa Doma Sherpa behauptete, sie sei von einem knapp 1,50 großen (oder eher kleinen) Yeti angegriffen worden, als sie ihm Gokyo-Tal ihre Yak-Herde hütete. Der Yeti habe ihr die Zöpfe ausgerissen und das Kleid zerfetzt, erzählte die damals 19-Jährige Sherpani. Nur weil sie sich tot gestellt habe, habe sie überlebt. Der Yeti habe drei Yaks getötet.

Lachen mit aufgestellten Nackenhaaren

Yeti-Spuren? (fotografiert 1937 vom britischen Bergsteiger Frank Smythe)

Der Zwischenfall ist sogar auf meiner Trekking-Karte von National Geographic aus dem Jahr 2000 vermerkt, die ich noch im letzten Jahr benutzte, als wir durch das Gokyo-Tal wanderten. Als wir an der Stelle des vermeintlichen oder tatsächlichen Yeti-Überfalls nahe der 4470 Meter hohen Siedlung Machhermo vorbeikamen, machte ich meinen Sohn und unseren Guide auf die mögliche Gefahr aufmerksam. Wir lachten – und doch war eben da diese kleine Spur Ungewissheit dabei, die dafür sorgen kann, dass sich deine Nackenhaare kurzzeitig aufstellen: Hat es sich vielleicht doch so zugetragen?

Der Yeti lebt!

Yeti-Bären-Knochen aus einer Höhle in Tibet

Wenn man genau liest, lassen sich ja auch die US-Wissenschaftler ein kleines Hintertürchen offen, wenn sie bilanzieren: „Es deutet stark darauf hin, dass die biologische Grundlage der Yeti-Legende lokale Braun- und Schwarzbären sind.“ Der Hauch eines Zweifels bleibt. Vielleicht haben die Leute ja auch einfach nur Bärenhaare oder -knochen als Yeti-Relikt ausgegeben, weil die richtigen Schneemenschen zu stark und clever waren, sie sich abluchsen zu lassen. Der Yeti lebt – wie der Weihnachtsmann!

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Neue Everest-Castingshow: GNEC https://blogs.dw.com/abenteuersport/neue-everest-castingshow-gnec/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/neue-everest-castingshow-gnec/#comments Fri, 01 Apr 2016 09:02:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32271 Mount Everest

Mount Everest

Die Schlange vor dem Studio in Hürth-Kalscheuren vor den Toren Kölns ist lang. „Ich bin schon seit gestern Abend hier“, sagt Heinz aus Duisburg. Mit leichten Ringen unter den Augen schält sich der 20 Jahre alte Student gerade aus seinem Expeditionsschlafsack. „Da schlage ich doch zwei Fliegen mit einer Klappe. Ich bin einer der Ersten beim Casting und kann gleichzeitig schon einmal einen kleinen Materialtest durchziehen.“ Kandidaten werden gesucht, für die neue TV-Show „Germany‘s Next Everest Climber“. Das klingt nicht zufällig nach Heidi Klums Quotenbringer, hinter der Idee stecken dieselben Macher.

Moppels statt Models

„Wir glauben an den Erfolg des neuen Formats“, sagt GNEC-Produzent Toni von Bergstetten. „Das Interesse am Mount Everest ist ungebrochen. Der höchste Berg zieht ganz einfach, völlig Wurst, wie die weltweiten Everest-Schlagzeilen gerade lauten.“ Zudem sei man auch die ständigen Diskussionen darüber leid, dass GNTM zur Magersucht verleite. „Bei GNEC werden wir Moppels statt Models sehen, Kandidaten in dicken Daunenanzügen, mit Sauerstoffmaske vor dem Gesicht“, verspricht Toni. „Da werden wir höchstens Probleme damit kriegen, alle Kandidaten so nebeneinander zu platzieren, dass sie noch gemeinsam aufs Bild passen.“

Überzeugend flunkern

Lange Schlange von Kandidaten

Lange Schlange

Rund 5.000 Bergbegeisterte aus dem deutschsprachigen Raum haben sich um die 20 Plätze beworben. „Alpine Erfahrung ist nicht zwingend nötig. Körperliche Fitness schadet natürlich nicht, doch wir legen auch Wert auf andere Fähigkeiten“, erklärt der GNEC-Produzent. „Unsere Everest-Kandidaten müssen sympathisch rüberkommen, stau-resistent sein und auch in der Lage, ihren möglichen Bergerfolg medienwirksam zu verkaufen. Wer überzeugend flunkern kann, hat unter Umständen bessere Aussichten.“

Rätselraten über den Moderator

Training im Garten

Training im Garten hilft

Teilnehmen können Männer und Frauen, die älter als 18 und jünger als 90 sind. „Damit halten wir uns sogar die Chance offen, 2017, wenn unser Sieger zum höchsten Berg der Erde geschickt wird, den ältesten Bergsteiger ever auf dem Everest zu stellen“, sagt von Bergstetten. Heinz aus Duisburg, der gerade vor die Casting-Jury gerufen wird, glaubt fest an seine Everest-Chance: „Ich habe schließlich schon im Garten geübt, mit Steigeisen über eine Leiter zu laufen.“ Über die Art der Prüfungen, denen sich die Kandidaten stellen müssen, hüllt sich GNEC-Produzent von Bergstetten jedoch in Schweigen. Auch wer die Show präsentieren wird, lässt er im Dunkeln, verrät aber immerhin mit einem Lächeln: „Der Yeti wird es nicht sein, in gewisser Hinsicht aber doch.“

P.S. Mein Blog feiert am heutigen 1. April seinen sechsten Geburtstag. Die Einschulung steht also unmittelbar bevor. 😉

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„Der Everest-Rekord bedeutet mir nichts“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-everest-rekord-bedeutet-mir-nichts/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-everest-rekord-bedeutet-mir-nichts/#comments Fri, 18 Mar 2016 13:12:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32181 Phurba Tashi vor seiner Lodge in Khumjung

Phurba Tashi vor seiner Lodge in Khumjung

Phurba Tashi ist kein Mann vieler Worte. Der 45-Jährige antwortet freundlich, aber kurz. „In diesem Jahr werde ich definitiv nicht auf den Mount Everest steigen“, erzählt mir Phurba, als wir für ein paar Minuten auf einer Bank vor seiner „Tashi Friendship Lodge“ im Dorf Khumjung Platz nehmen. Eigentlich hat er gar keine Zeit, denn seine Familie ist zu einer religiösen Zeremonie zusammengekommen, um Phurbas Eltern zu gedenken, die beide im vergangenen halben Jahr gestorben sind. Einige buddhistische Mönche sind dazu in seine Lodge gekommen. „Der Tod meiner Eltern ist auch der Grund, warum ich diesmal auf den Aufstieg verzichte“, sagt Phurba.

Nur im Basislager

Windfahne vom Gipfel des Everest (heute)

Windfahne vom Gipfel des Everest (heute)

21-mal hat er den höchsten Punkt der Erde bereits erreicht. Gemeinsam mit Apa Sherpa (der seine Karriere längst beendet hat) hält Phurba Tashi damit den Rekord der meisten Everest-Besteigungen. Mit 28 Jahren war er erstmals oben, 2013 zum bisher letzten Mal. In einigen Saisons bestieg Phurba den Everest zwei- oder sogar dreimal. In diesem Frühjahr wird er im Basislager bleiben, um die Arbeit der Climbing Sherpas zu koordinieren – für den neuseeländischen Expeditionsveranstalter Himalayan Experience. „Ich habe schon bei 30 bis 40 Expeditionen für Russell Brice  gearbeitet, den Chef von Himex“, erzählt Phurba. In diesem Frühjahr bestehe das Team nur aus sechs Kunden.

Schwarzes Jahr gilt nicht für Bergsteiger

Vom Erdbeben gezeichnet: Stupa in Khumjung

Vom Erdbeben gezeichnet: Stupa in Khumjung

Ich glaube, dass es in dieser Saison Gipfelerfolge geben wird“, sagt Phurba. „In diesem Winter hatten wir wenig Schnee. Und die Icefall Doctors leisten gute Arbeit.“ Die buddhistischen Lamas hätten zwar für die Sherpas ein schwarzes Jahr vorhergesagt, aber das betreffe nicht die Bergsteiger. „2017 werde ich vielleicht wieder selbst aufsteigen – wenn alles zusammenpasst.“ Ob es ihn nicht jucke, alleiniger Everest-Rekordhalter zu werden, will ich wissen. „Nein, der Rekord bedeutet mir nichts“, antwortet Phurba. „Es ist viel wichtiger, wieder gesund herunterzukommen. Schließlich habe ich eine Frau und fünf Kinder, die ich versorgen muss.“

Dann verabschiedet sich Phurba Tashi. Er müsse zurück zur Familie. Als wenig später einer der Mönche an die frische Luft tritt, frage ich ihn, ob das vorausgesagte schwarze Jahr für die Sherpas wirklich nicht für Bergsteiger gelte. Der Mönch lacht und meint: „Alles gut. Die können ruhig dort hinaufsteigen.“

Kokosnuss mit Haaren

Der Yeti-Schädel

Der Yeti-Schädel

In Khumjung bestaunte ich auch den berühmten „Yeti-Schädel“. Der lagert in einem Tresor in der Gompa, dem kleinen Kloster des Dorfes. Für 250 Rupien (etwa 2,50 Euro) öffnet ein alter Angesteller der Gompa, der die Schlüsselgewalt hat, kurz den Tresor. Und da liegt neben ein paar Butterlampen der vermeintliche Schädel des angeblichen Himalaya-Ungeheuers – und sieht doch eher aus wie eine Kokosnuss mit Haaren. 😉

P.S.: Ich werde mich jetzt möglicherweise ein paar Tage lang nicht melden. Geplant ist, zum Gokyo Ri aufzusteigen, einem 5380 Meter hohen Aussichtsberg und dort das grandiose Panorama zu genießen – wenn das Wetter passt. Dann bringe ich euch natürlich auch ein paar schöne Bilder mit.

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