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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Albert Precht tödlich abgestürzt

Abert Precht (1947-2015)

Abert Precht (1947-2015)

Österreich trauert um einen weiteren seiner großen Bergsteiger. Am Freitag – dem Tag, als in Linz der bei einer Skitour in Georgien erfrorene Edi Koblmüller zu Grabe getragen wurde – kam Albert Precht bei einem Kletterunfall auf Kreta ums Leben.  Der 67-Jährige stürzte mit seinem ein Jahr älteren langjährigen Seilpartner Robert Jölli aus der Kapsa-Wand in der Pervolakia-Schlucht in den Tod. Die Ursache des Unglücks ist noch unklar. Precht war mit seiner Ehefrau Herta und Freunden aus seiner Heimatstadt Bischofshofen auf die griechische Insel gereist, auf der er seit Jahren regelmäßig Kletterurlaube verbrachte.

Abenteuer ohne doppelten Boden

Precht war Bergführer und gelernter Tischler, verdiente aber sein Geld bis zur Pensionierung als Zugführer der österreichischen Bahn. Er begann erst spät zu klettern, dann aber umso leidenschaftlicher. Mit 21 Jahren gelang ihm seine erste Erstbegehung: eine 600 Meter lange Route durch die Südwestwand des Bratschenkopfes im heimischen Tennengebirge. Die Angaben darüber, wie viele neue Routen er bis zu seinem Tod erschloss, schwanken zwischen 800 und über 1000 – nicht nur in den Alpen, sondern auch in Norwegen, auf Korsika, in Jordanien oder Oman. Albert galt als Verfechter einer strengen Kletterethik, sein Credo: Keine Erstbegehung mit Bohrhaken. Auch als Free-Solo-Kletterer sorgte er für Furore. „Das Höchste an Herausforderung ist eine allein und ohne Hilfsmittel gekletterte neue Linie. Alleingänge sind Abenteuer ohne doppelten Boden“, sagte Precht einmal in einem Interview mit der Zeitschrift des Österreichischen Alpenvereins.

Begegnung mit dem Leben

Die höchsten Berge der Welt blieben ihm versagt: „Mangels Höhentauglichkeit – es ist die Erkenntnis aus drei Versuchen – führten meine Wege nicht auf die Achttausender, leider!“ Als Extremkletterer war sich Albert Precht des Risikos, dabei sein Leben verlieren zu können, bewusst: „Wenn ich so manche dieser Situationen aus meiner Erinnerung ausgrabe, muss ich auch gestehen, dass da ein Wille des Loslassens vom Leben, das Loslassen von der Besessenheit des Überleben-Müssens sicherlich auch da war. Aber diese Konfrontation mit dem Tod war gleichzeitig immer wieder die tiefste Begegnung mit dem Leben.“

 

Datum

10. Mai 2015 | 15:04

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