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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Alexander Gukov vom Latok I gerettet

Alexander im Rettungshubschrauber

Gute Nachricht aus dem Karakorum:  Alexander Gukov ist gerettet. Der 42 Jahre alte russische Bergsteiger hatte fast eine Woche lang am Nordgrat des Siebentausenders Latok I auf 6200 Metern festgesessen, ohne Lebensmittel und ohne Ausrüstung. Bei endlich guter Sicht, jedoch starkem Wind, gelang es pakistanischen Hubschrauberpiloten, Alexander am langen Seil vom Berg zu holen.

 

Sicherung am Berg nicht gelöst

Rettung nahe dem Nordgrat

Zwei Helikopter waren im Einsatz. Nachdem die Piloten Gukovs orangefarbenes, schneebedecktes Zelt auf einem kleinen Felsvorsprung entdeckt hatten, versuchten sie, die Rettungsleine zu dem Bergsteiger hinabzulassen. Nach 15 Minuten gelang es Alexander, das Seil zu greifen und sich einzuklinken. Er vergaß jedoch, seine Sicherung am Berg zu lösen. Glücklicherweise gab der Haken nach einer Weile nach. Gukov wurde zunächst ins Basislager und nach der Erstversorgung weiter ins Militärkrankenhaus in der nordpakistanischen Stadt Skardu geflogen. In den vergangenen Tagen waren die Rettungshubschrauber insgesamt siebenmal aufgestiegen, hatten aber wegen dichter Wolken am Berg immer wieder unverrichteter Dinge zurückkehren müssen.

Erfrierungen an den Füßen

Erste Versorgung im Basislager

Gukov geht es offenbar den Umständen entsprechend gut. Er habe Erfrierungen an den Füßen und eine leichte Verletzung an der Brust durch den Transport mit der Rettungsleine, berichtet mountain.ru unter Berufung auf die Ärzte in Skardu. Außerdem sei Alexander stark dehydriert. „Ich war kurz davor zu halluzinieren“, wird Gukov zitiert. „Tag und Nacht gingen Lawinen ab. Ich dachte, sie würden mich nicht mehr retten. Ich hatte keine Kraft mehr, meine Füße aus dem Schnee auszugraben. Ich habe einfach nur noch dagelegen.“

Gukov war insgesamt 19 Tage lang am Berg. Sein 26 Jahre alter Seilpartner Sergey Glazunov war – wie berichtet – am Dienstag vergangener Woche beim Abseilen in den Tod gestürzt. Die beiden Russen hatten versucht, den Nordgrat des Latok I erstmals bis zum Gipfel auf 7145 Meter Höhe zu klettern. Offenbar waren sie auf einer Höhe von knapp 7000 Metern umgekehrt.

Seit dem legendären ersten Versuch 1978, als die US-Amerikaner Jeff und George Henry Lowe, Michael Kennedy und Jim Donini im Sturm rund 150 Meter unterhalb des Gipfels hatten umdrehen müssen, sind rund 30 Versuche gescheitert, die Route über den Nordgrat zu meistern.

2015 waren Gukov und sein Landsmann Aleksei Lonchinsky für ihre neue Route durch die Südwand des 6618 Meter hohen Thamserku in Nepal mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet worden, dem „Oscar der Bergsteiger“.

P.S.: Dank an Anna Piunova von mountain.ru für die Informationen aus erster Hand in den vergangenen Tagen.

Datum

31. Juli 2018 | 8:52

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