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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Ständige Bergrettung in Nepal?

Bergrettung per Hubschrauber in Nepal

Die Zeit ist reif, findet Ang Tshering. Nepal benötige eine ständige professionelle Bergrettung für große Höhen, die im Notfall sofort zur Stelle sei. „Das Klettern im Himalaya wird immer beliebter, und die Gefahr in den Bergen durch Klimawandel und globale Erwärmung wächst“, begründet der 59 Jahre alte Sherpa seinen Vorstoß. „Wir brauchen bestens ausgebildete, erfahrene und gut ausgerüstete einheimische Retter, die sich mit Medizin, Bergsteigen und im Fliegen auskennen.“ Eine solche nepalesische Rettungseinheit sei aber nur mit ausländischer Hilfe auf die Beine zu stellen. Ang Tshering ist nicht irgendwer in Nepal.

Erfolgreicher Geschäftsmann und Funktionär

Seit 30 Jahren leitet der Sherpa in Kathmandu Asian Trekking, eine der größten Agenturen des Landes für Expeditionen und Trekkingreisen. Von 2002 bis 2011 war Ang Tsherpa Präsident des Nepalesischen Bergsteigerverbands. Gerade erst wurde der Sherpa beim Treffen des Weltbergsteigerverbands UIAA in Amsterdam wegen seiner großen Verdienste zum Ehrenmitglied ernannt. Seine Stimme findet also Gehör weit über die Grenzen Nepals hinaus.

Simone Moro als Pilot

Simone-Moro (l.) und Maurizio Folini

In den letzten Jahren hat es in dem Himalaya-Staat zunehmend Rettungsflüge an den höchsten Bergen der Welt gegeben. Seit 2010 unterstützen die erfahrenen Schweizer Bergretter der Air Zermatt die Hubschrauberpiloten der nepalesischen Fishtail Air. Im vergangenen Frühjahr erhielten die „Fischschwänze“ weitere prominente Hilfe. Der italienische Top-Bergsteiger Simone Moro, der eine Fluglizenz besitzt, sowie seine Landsleute Maurizio Folini und Piergiorgio Rosati verstärkten das Team. Innerhalb von zwei Wochen landete der Rettungshubschrauber am Mount Everest elf Mal in Lager zwei auf 6400 Metern, einmal sogar oberhalb von 6700 Metern.

Zeltklinik im Basislager

Für kleinere und größere Wehwehchen

„Bis jetzt hat noch niemand den Hubschrauber als Höhentaxi missbraucht“, versucht Simone Bedenken zu zerstreuen, dass alleine die Möglichkeit von Rettungsflügen noch mehr Amateure zum Everest ziehen könnte. Doch schon jetzt ist die medizinische Versorgung am höchsten Berg der Erde um Klassen besser als in vielen anderen Regionen Nepals. Seit fast zehn Jahren gibt es im Basislager auf 5300 Metern Höhe während der Klettersaison eine kleine Zeltklinik für die kleinen und größeren Wehwehchen der Bergsteiger. Und für echte Notfälle steht dann eben der Helikopter bereit.
Zum Vergleich: Gerät jemand in einem entlegenen Dorf im Norden des nepalesischen Distrikts Gorkha in Lebensgefahr, kann er vor Ort nicht behandelt werden, weil Ärzte und Medikamente fehlen. Den Angehörigen bleibt dann keine andere Wahl als einen Hubschrauber zu chartern und den Patienten in die Hauptstadt Kathmandu fliegen zu lassen. An den Schulden knabbern die armen Familien dann häufig ein Leben lang. Auf dieses drängende Problem sollte Ang Tshering auch oder vielleicht sogar eher hinweisen.

Datum

29. November 2012 | 17:31

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