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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Bergsteiger am Mount Vinson sitzen weiter fest

Das Vinson-Massiv

„Die Moral schwindet, das ist doch klar“, sagt mir Dominik Müller, Chef des deutschen Expeditionsveranstalters Amical alpin, als ich mit ihm über die Situation im Mount-Vinson-Basislager spreche. Wie berichtet, sitzen dort seit nun schon anderthalb Wochen insgesamt 48 Bergsteiger im schlechten Wetter fest, darunter auch ein fünfköpfiges Amical-Team. Die Lebensmittel werden langsam, aber sicher knapp. „Unser Weihnachtsessen war skurril, süßer Kartoffelbrei mit Marmelade und Zimt“, schrieb Jürgen Landmann, einer der deutschen Bergsteiger, am ersten Weihnachtstag auf Facebook. „Wir haben uns aus Schnee eine kleine Kapelle und einen Weihnachtsbaum gebaut. Auch ein Gruppenbild mit allen 48 Bergsteigern hier im Basislager ist entstanden.“

Keine Informationen über Notfallpläne

Vinson-Basislager bei gutem Wetter

Immerhin konnte inzwischen wohl wieder eine Iljuschin-Frachtmaschine von Punta Arenas in Südchile zum Union Glacier Camp am Rande der Antarktis fliegen. Das weiterhin schlechte Wetter am Mount Vinson verhindert jedoch, dass im dortigen Basislager Flugzeuge starten und landen können. „Wir essen seit Tagen nur eine warme Mahlzeit am Tag aus Rationen, die seit einem Jahr abgelaufen sind“, schrieb mir Manuel Möller aus dem Amical-Team an Heiligabend. ALE (Antarctic Logistics & Expeditions – das US-Unternehmen, das die Flüge in und aus der Antarktis organisiert) hat offenbar keinen Plan B. Und die Stimmung hier im Camp wird langsam unruhiger.“ Über die Feiertage dürfte sie kaum besser geworden sein – zumal die Meteorologen auch für die kommenden Tage Schneefall am Mount Vinson voraussagen. Die Hängepartie geht also weiter. „Unser Expeditionsleiter Willi Comploi sagt, wir müssten uns bald etwas überlegen, wenn das Team in den nächsten Tagen nicht herausgeholt werden kann“, sagt Dominik Müller, der nach eigenen Worten mehrfach vergeblich versucht hat, von ALE Informationen zu möglichen Notfallplänen zu erhalten.

O’Brady gelingt Solo-Durchquerung

O’Brady am Ziel

Derweil hat der US-Abenteurer Colin O’Brady seine Solo-Durchquerung der Antarktis über eine Strecke von fast 1500 Kilometern, ohne Unterstützung von außen, erfolgreich beendet. „Tag 54: Ziellinie!!! Ich habe es geschafft!“, schrieb der 33-Jährige auf Instagram und postete ein Bild, das ihn nach seinen Angaben am Rande des Ross-Eisfeldes zeigte. Vor fast zwei Monaten war O’Brady mit seinem Schlitten vom Union Glacier aus gestartet – zeitgleich mit dem Briten Louis Rudd, der in ein oder zwei Tagen am Ziel erwartet wird. Die erste Solo-Durchquerung der Antarktis ohne Fremdunterstützung war Anfang 1997 dem Norweger Borge Ousland gelungen. Er hatte eine Distanz von 2845 Kilometern (!) zurückgelegt und dabei auch einen Kite-Schirm genutzt, um schneller voranzukommen.

Union Glacier Camp

Update 28. Dezember: Aufatmen! Die Bergsteiger, die anderthalb Wochen am Mount Vinson festsaßen, konnten zur Forschungsstation am Union Glacier ausgeflogen werden. „Die Stimmung ist entsprechend fröhlich“, schreibt mir Manuel Möller aus dem Amical alpin-Team.

Update 29. Dezember: Am Freitag hat auch Lou Rudd seine Solo-Durchquerung der Antarktis erfolgreich abgeschlossen.

Datum

27. Dezember 2018 | 14:22

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