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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

David Lama: Lunag Ri, die Dritte!

David Lama

Dreimal ist göttlich? David Lama versucht sich derzeit in Nepal erneut am noch unbestiegenen 6895 Meter hohen Lunag Ri – diesmal jedoch von Beginn an im Alleingang. Der technisch schwierige Berg liegt im Rolwaling Himal an der Grenze zwischen Nepal und Tibet, gut 35 Kilometer Luftlinie nordwestlich des Mount Everest. 2015 und 2016 war der 28 Jahre alte Topbergsteiger aus Österreich an dem Fast-Siebentausender gescheitert, jeweils rund 300 Meter unter dem Gipfel – beim ersten Anlauf über den Nordostgrat gemeinsam mit dem erfahrenen US-Amerikaner Conrad Anker. Auch beim zweiten Mal waren Lama und Anker zusammen angereist, doch Conrad hatte am Berg einen Herzinfarkt erlitten und die Expedition vorzeitig abbrechen müssen. David hatte daraufhin kurz entschlossen versucht, den höchsten Punkt solo über eine leicht abgewandelte Route zu erreichen – vergeblich. Zeit und Kraft waren ihm ausgegangen.

So wenig wie möglich im Rucksack

David 2016 mit Conrad Anker (r.)

„Für mich ging es nicht mehr darum zum Gipfel zu steigen – das käme einem Selbstmord gleich – für mich ging es lediglich darum, die Kraft aufzubringen, gesund runterzukommen“, bilanzierte David damals. So richtig wohl hatte er sich bei seinem Solo-Versuch nicht gefühlt: „Es fehlt das gemeinsame Erleben am Berg und das Teilen der Verantwortung für das Gelingen der Mission.“ Auch diesmal fragte Lama den von seinem Herzinfarkt genesenen Conrad Anker, ob er nicht wieder zum Lunag Ri mitkommen wolle. Doch der 55-Jährige sagte mit Rücksicht auf seine Familie ab. Also beschloss David, es erneut alleine zu versuchen – im Gegensatz zu 2016 jedoch geplant. Er will bei seinem Solo-Aufstieg zum Gipfel so wenig Material wie möglich mitnehmen. „Ich kann mehr seilfrei klettern, weil ich leichter unterwegs sein werde“, sagte David vor seiner Abreise im Interview mit der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“.

Lieber scheitern als sich selbst betrügen

David (Bildmitte) am Nordostgrat des Lunag Ri

Lama ist zuversichtlich, dass er den Gipfel des Lunag Ri im dritten Versuch schaffen kann. Doch wenn nicht, bräche Davids Welt davon auch nicht zusammen. „Erfolg bedeutet für mich nicht einfach nur den Gipfel eines Berges zu erreichen“, hat er einmal geschrieben. „Es heißt viel mehr, dass ich meinen eigenen Ansprüchen gerecht werde. Wenn wir uns so leichtfertig mit bescheideneren Zielen zufrieden geben, betrügen wir uns nur selber. Denn es ist der gelebte Mut zu scheitern, der den Unterschied macht!“

Datum

10. Oktober 2018 | 16:26

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