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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Der Expeditionsleiter: Luis Stitzinger

Luis Stitzinger

Luis Stitzinger

Auch für Luis ist es keine Expedition wie jede andere. „Es ist ein sehr aufregendes Projekt“, sagt Luis Stitzinger. „Eine Erstbesteigung in dieser Höhenklasse bekommt man nicht jeden Tag geboten. Ich freue mich persönlich auch sehr darauf.“ Der Bergführer aus Füssen, der unsere Expedition zum Kokodak Dome leitet, gehört zu den bekanntesten deutschen Höhenbergsteigern. Sechs Achttausender hat der 45-Jährige bereits bestiegen: den Cho Oyu (im Jahr 2000), Gasherbrum II (2006), Nanga Parbat (2008), Dhaulagiri (2009), Broad Peak (2011) und die Shisha Pangma (2013), die letzten fünf gemeinsam mit seiner Frau Alix von Melle. Luis gilt zudem als Spezialist für Skiabfahrten von den höchsten Bergen der Welt.

Wie Perlen auf der Kette

Der Kokodak Dome hat es ihm schon vor Jahren angetan. „Als ich damals am Mustagh Ata unterwegs war, dachte ich mir: ‚Mensch, das gegenüberliegende Bergmassiv des Kongur Tagh sieht aber toll aus!‘ Ein Sechs- und Siebentausender reiht sich dort an den nächsten, aufgezogen wie Perlen auf einer Kette“, erzählt Stitzinger. „Als ich dann hörte, dass es dort noch einen unbestiegenen Siebentausender gibt, der eine attraktive Route vorzuweisen hat, gab es kein Halten mehr.“

Luis Stitzing: Kniffliger als manch andere Besteigung

Das letzte Wort

Luis 2012 am Manaslu

Luis 2012 am Manaslu

Luis weiß, dass er als Bergführer am Kokodak Dome besonders gefordert sein wird. „Zum einen ist die Route unbekannt, zum anderen ist der Druck der Teilnehmer, den Gipfel zu erreichen, noch mal höher, weil es um eine Erstbesteigung geht. Das ist etwas anderes, als ob ich die 500. Besteigung der Ama Dablam zuwege bringe“, sagt Luis. „Das wird psychologisch schon kniffliger als so manch andere Besteigung.“ Als Bergführer muss er unter Umständen auch unpopuläre Entscheidungen treffen und durchsetzen – etwa, wenn er sieht, dass sich ein Teilnehmer in Gefahr begibt, weil er den Herausforderungen – aus welchen Gründen auch immer – nicht gewachsen ist. „Ich hoffe doch, dass ich das letzte Wort habe“, wünscht sich Luis. „Es gibt immer wieder Situationen, wo einer das nicht akzeptieren kann und meint, er müsse die Sache aller Vernunft zum Trotz durchziehen. Darin steckt ein großes Potential, dass etwas gravierend schief läuft, bis dahin, dass jemand sterben kann.“

Luis Stitzinger: Ich habe hoffentlich das letzte Wort

Sicherheit geht vor

Stitzinger will so viele aus der Gruppe wie möglich auf den Gipfel des Kokodak Dome bringen, aber auch wieder sicher ins Tal. Seine persönlichen Ambitionen stellt er dafür hintenan. Selbst wenn er wüsste, dass er als Solist den höchsten Punkt erreichen könnte, würde Luis umkehren: „Wenn ich dann losziehe, marschiert mir garantiert irgendwer hinterher. Und ich will nicht schuld sein, dass jemand in sein Unglück läuft.“ Denn schließlich gelte am Kokodak Dome wie anderswo: „Kein Berg, auch keine Erstbesteigung ist es wert, dafür zu sterben oder sich dafür auch nur einen Finger abzufrieren. Mit ein bisschen Abstand wird das jeder auch erkennen.“

Datum

2. Juli 2014 | 15:13

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