Der schnelle Mingma
Er verdient sich immer mehr den Beinamen „Der Frühstarter“. Während die meisten anderen noch damit beschäftigt sind, ihre Basislager im Karakorum einzurichten, führte Mingma Gyalje Sherpa, Chef des nepalesischen Expeditionsveranstalters Dreamers Destination, bereits am vergangenen Sonntag ein Team auf den 8125 Meter hohen Gipfel des Nanga Parbat. Der Erfolg am neunthöchsten Berg der Erde war gleichzeitig der erste der Sommersaison an den Achttausendern Pakistans. Auch in der zurückliegenden Frühjahrssaison in Nepal und Tibet hatte Mingma den ersten Achttausender-Erfolg vorgelegt: Der 31-Jährige erreichte am 30. April mit seinem Team den Gipfel des 8167 Meter hohen Dhaulagiri. Keine zwei Wochen später stand er mit Tashi Sherpa und einem Kunden aus China auf dem 8485 Meter hohen Hauptgipfel des Makalu – auch auf diesem Gipfel war Mingma der erste in diesem Frühjahr.
Bald Nummer zwölf?
Der Nanga Parbat war Mingmas elfter Achttausender. Bis auf den Mount Everest – auf dem er bisher fünfmal stand – hat er sie allesamt ohne Atemmaske bestiegen. „Ich möchte auch den Everest wenigstens einmal ohne Flaschensauerstoff schaffen“, verriet mir der Sherpa unlängst. Zunächst aber schickt er sich an, Achttausender Nummer zwölf folgen zu lassen. Nach dem Nanga Parbat machte sich Mingma mit einem Team von Dreamers Destination auf den Weg zu Broad Peak und K 2. Sein Ziel: Er will auch diese beiden Achttausender in diesem Sommer besteigen. Der 8051 Meter hohe Broad Peak fehlt noch in Mingmas Sammlung. Den 8611 Meter hohen Gipfel des K 2, des zweithöchsten Bergs der Erde, hatte er bereits 2014 erreicht.
Bergsteiger aus Nepal ins Licht holen
Mingma Gyalje Sherpa gehört zur neuen Generation von Sherpa-Unternehmern: Jung, gut ausgebildet, seriös und erfolgreich. Der 31-Jährige hat ein Bergführer-Zertifikat des Weltverbands UIAGM, sein Unternehmen Dreamers Destination genießt in der Szene einen sehr guten Ruf. Zudem ist Mingma ein ausgezeichneter Bergsteiger. So sorgte er im Herbst 2015 mit seiner Solo-Erstbegehung der Westwand des 6685 Meter hohen Chobutse für Schlagzeilen. Nepalesische Bergsteiger würden nicht ausreichend wertgeschätzt, findet Mingma: „Sie sind fast immer der Grund für erfolgreiche Expeditionen an Sieben- und Achttausendern. Meistens bleiben sie jedoch unsichtbar. Ich will sie ins Licht holen.“ Der Sherpa ist noch Single: „Ich möchte erst einmal dafür sorgen, dass ich mich später an schöne Bergtouren erinnern kann. Wenn ich eine Familie habe, werde ich dazu nicht mehr in der Lage sein.“