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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Die wichtigen Männer im Hintergrund

Ahmad, Agbar, Muhammad (v.l.)

Ahmad, Agbar, Muhammad (v.l.)

Nicht nur Liebe, auch Bergsteigen geht durch den Magen. Die Qualität der Küchenmannschaft kann unter Umständen über Erfolg oder Scheitern einer Expedition entschieden. Schlechtes Essen schwächt den Körper und vermiest die Stimmung. Eine gute Kost erreicht das Gegenteil. Sollten wir den Gipfel nicht erreichen, liegt es ganz sicher nicht an unserem Küchenteam. Ahmad und Agbar verwöhnen uns Tag für Tag im Basislager mit kulinarischen Köstlichkeiten. Dafür verbringen die beiden praktisch den ganzen Tag im Küchenzelt. Sie schneiden Gemüse und Fleisch für die Mahlzeiten, kochen Nudeln, Reis und Eier, backen Teigtaschen oder andere Leckereien. Muhammad, unser „Basecamp Manager“, wie er sich selbst nennt, packt an, wo Ahmad und Agbar Hilfe benötigen, etwa beim Servieren, Abräumen und Spülen.

Deutsch-Kurs an der Universität

Ahmad ist mit 20 Jahren der jüngste und schweigsamste des Trios. Seit zwei Jahren arbeitet er als Expeditionskoch. Das bedeutet, drei Monate jährlich im Zelt zu leben. Den Rest des Jahres verdient Ahmad sein Geld als Koch in einem Restaurant in der Stadt Kaschgar. Das gilt auch für Agbar. Im Vergleich zu Ahmad ist der 24-Jährige jedoch schon ein alter Expeditionshase. Seit acht Jahren bekocht Agbar Mitglieder von Expeditionen, meist am über 7546 Meter hohen Mustagh Ata. Agbar versteht und spricht ein wenig Deutsch, gelernt hat er die Sprache in einem halbjährigen Kurs auf der Universität. Er ist verheiratet und seit neun Monaten stolzer Vater einer Tochter. „Auf die Berge muss ich nicht steigen“, sagt Agbar. „Ich bleibe lieber im Basislager.“

Versprechen werden nicht gehalten

Heute gibt es Sandwiches

Heute gibt es Sandwiches

Muhammad, der „Manager“ unseres Basislagers, hat 2010 einmal selbst versucht, den Mustagh Ata zu besteigen. „Ich hatte keine geeignete Ausrüstung“, erzählt der 26-Jährige. „Auf 6000 Metern bekam ich rasende Kopfschmerzen und musste umkehren.“ Muhammad stammt aus der 500 Kilometer von Kashgar entfernten Stadt Khotam. Zwischen 25 und 30 Expeditionen und Trekkinggruppen habe er bisher betreut, bilanziert Muhammad, meist in der Gegend rund um den Mustagh Ata oder auf der chinesischen Seite des K 2, des zweithöchsten Bergs der Erde: „Meine Arbeit macht mir Spaß. Es gefällt mir zu merken, dass sich die Kunden wohlfühlen.“ Sein Job ist es, dass alles im Basislager rund läuft. Nicht immer gelingt das, wie das Chaos um den Transport unseres Materials zu Beginn der Expedition gezeigt hat. „Wenn ich Probleme habe, dann fast immer mit den Einheimischen“, berichtet Muhammad. „Die versprechen dir manchmal das Blaue vom Himmel und halten nichts.“

Drei Nächte in großer Höhe

Unser heutiger Ruhetag im Basislager vergeht wie im Fluge. Luis eröffnet uns das Programm für die nächsten Tage: Morgen steigen wir von hier aus direkt nach Lager 1 auf. Nach einer Nacht dort suchen wir nach einem geeigneten Platz für Lager 2, möglichst hoch gelegen: mindestens auf 6300 Metern, im günstigsten Fall noch höher. Dann könnten wir bei einem späteren Gipfelversuch darauf verzichten, ein weiteres Hochlager anzulegen. Zunächst aber werden wir übermorgen erst einmal am Platz von Lager 2 ein Materialdepot anlegen und anschließend wieder absteigen, um erneut in Lager 1 auf 5529 Metern zu übernachten. Am dritten Tag steigen wir wieder nach Lager 2 auf, um dort zu schlafen und uns so noch besser an die größere Höhe zu gewöhnen. Wenn die Kräfte reichen, werden wir am Montag die Route ab Lager 2 ein Stück vorantreiben und erst dann bis hinunter ins Basislager absteigen. Mit anderen Worten: Wir werden nun drei Nächte in Serie in großer Höhe verbringen.

Erste Hilfe für Höhenkranke

Jürgen als Versuchskaninchen

Jürgen als Versuchskaninchen

Das will vorbereitet sein: Jeder muss ausreichend Essen einpacken, Gas für den Kocher, Bambusstangen, um Route und Depotplätze zu markieren. Außerdem demonstriert uns Luis, wie wir Höhenkranken erste Hilfe leisten können. In den Hochlagern ist für den Notfall je eine Sauerstoffflasche deponiert. Wir lernen, die Atemmaske anzuschließen und die richtige Durchflussmenge an Sauerstoff einzustellen. Sollte jemand von uns höhenkrank werden, kann er mit Hilfe des Flaschensauerstoffs in die Lage versetzt werden, aus eigener Kraft möglichst schnell abzusteigen. Im Basislager könnte der Erkrankte dann mit Hilfe eines Überdrucksacks weiter stabilisiert werden. Auch das üben wir – und hoffen, dass wir von solch einem Notfall verschont bleiben.

P.S. Ich versuche, auch in den nächsten Tagen wieder von oben Berichte abzuschicken. Wundert euch nicht, wenn sie kürzer oder auch einmal ganz ausfallen. Ich benötige funktionierende Geräte, ausreichende Akkuleistung und ein Funknetz, um die Berichte abzuschicken. Genügend Möglichkeiten also, dass etwas schief geht. Also bitte keine Sorgen machen, wenn an einem Tag einmal kein Bericht im Blog landet!

Datum

17. Juli 2014 | 16:40

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