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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Dreimal ist göttlich

Das politische Pulverfass Pakistan scheint abzuschrecken: Nur 25 Expeditionsteams sind derzeit in ganz Pakistan unterwegs. Kein Vergleich zu meinen Erlebnissen 2004, als so viele Bergsteiger und Trekker in den Karakorum kamen, dass die Träger nicht ausreichten.


Gerlindes dritter Versuch am zweithöchsten Berg

Gerlinde (Kaltenbrunner) und Ralf (Dujmovits) haben ihr Zelt wieder zu Füßen des 8611 Meter hohen K 2 aufgeschlagen. Der Chogori, der „große Berg“, wie ihn die einheimischen Balti nennen, fehlt noch als einziger Berg in Gerlindes Achttausender-Sammlung. Im dritten Anlauf will sie es packen: 2007 musste Gerlinde am zweithöchsten Berg der Erde auf 8100 Metern, 2009 auf 8300 Metern umkehren.
Ihr Ehemann war schon einmal auf dem höchsten Punkt. 1994 bestieg Ralf als 32-Jähriger ohne Flaschen-Sauerstoff den K 2, seinen dritten Achttausender. Bei unserem Treffen vor der Abreise nach Pakistan ließ der 48-Jährige durchblicken, dass er sehr gerne noch einmal den Gipfel erreichen würde, diesmal an Gerlindes Seite. Sie wäre nach Oh Eun Sun und Edurne Pasabán die dritte Frau auf allen Achttausendern, aber die erste, die niemals zur Atemmaske griff.


Godwin-Austen-Gletscher, links das Gipfeltrapez des 7000ers Chogolisa

Platte Matte

Bei einer ersten viertägigen Erkundungstour auf der Česen-Route (benannt nach dem slowenischen Bergsteiger Tomo Česen, der die Route über einen Felssporn 1986 allein durchstieg) gelangten Gerlinde und Ralf bis auf eine Höhe von 7200 Metern. In ihrem Expeditionstagebuch schreiben die beiden über „erstaunlich wenig Schneeauflage“. Die erste Nacht am Berg auf 6300 Metern verlief für Gerlinde wenig angenehm. Ihre daunengefüllte Schlafunterlage hatte die Luft verloren – platte Matte. Ralf erwies sich als Meister der Improvisation: Am nächsten Morgen hackte er ein verrottetes Zelt aus dem Eis, in dem noch eine halbwegs taugliche Schlafmatte lag. Die nächsten Nächte waren gerettet, umso wichtiger, da Gerlinde noch von den Folgen einer Magen-Darm-Infektion geschwächt war. Am vierten Tag in der Route verschlechterte sich das Wetter. Sturm zog auf, Schneefall setzte ein. Höchste Zeit, wieder zum Basislager abzusteigen.


Bei diesem Wetter nichts wie runter!

Charly macht Mut

Ralf klingt optimistisch: „Die Verhältnisse am Berg sind laut Gerlinde um vieles besser als im vergangenen Jahr. Zwar hat es im Basislager reichlich Schnee, ab 6000m jedoch sehr viel weniger als 2009 oder 2007, – was für uns einen großen Vorteil bedeutet.“ Bei ihren gescheiterten Versuchen war Gerlinde durch tiefen Schnee gebremst worden.
Charly Gabl, der fast schon legendäre Wetterexperte aus Innsbruck, macht den beiden Mut. Es soll relativ trocken bleiben, und ein Wetterfenster zeichnet sich ab – also einige Tage lang stabile Wetterverhältnisse, die einen Gipfelversuch zulassen würden. „Wir sind sehr gespannt und zuversichtlich, dass es dieses Mal klappen könnte“, schreibt Ralf. „Gemeinsam dort oben am Gipfel stehen zu dürfen, wäre ein wunderbares Geschenk. Wir werden uns dafür tüchtig anstrengen.“ Hoffentlich werden ihre Mühen belohnt und der „König der Achttausender“ lässt sie auf sein Haupt.

Datum

16. Juli 2010 | 21:57

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