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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Everest-Gipfelfoto manipuliert?

Vorgelegtes Gipfelfoto von Tarakeshwari Rathod

Vorgelegtes Gipfelfoto von Tarakeshwari Rathod

Am Everest gepfuscht? Dinesh und Tarakeshwari Rathod wurden in ihrer Heimat dafür gefeiert, am 23. Mai als erstes indisches Ehepaar gemeinsam den Gipfel des Mount Everest bestiegen zu haben.  Nun gibt es erhebliche Zweifel daran, dass die beiden 30-Jährigen wirklich den höchsten Punkt erreichten. Das vermeintliche Gipfelfoto von Tarakeshwari Rathod, das die beiden Inder dem nepalesischen Tourismusministerium vorlegten, um ihre Everest-Urkunde zu erhalten, entpuppte sich offenkundig als Fälschung. Per Bildbearbeitungsprogramm wurde anscheinend das Gesicht der Inderin in das Gipfelfoto ihres Landsmanns Satyarup Siddhanta kopiert.

„So unglaublich!“

Gipfelfoto von Satyarup Siddhanta

Gipfelfoto von Satyarup Siddhanta

Siddhanta hatte am 21. Mai den Gipfel erreicht. Die Eheleute Rathod bedienten sich nach Satyarups Worten eines zweiten seiner Fotos, um zu dokumentieren, dass beide angeblich den Gipfel erreicht hatten. Auf diesem Bild seien aber er und Malya Mukherjee abgebildet, sagte der 33-Jährige. „Das ist so unglaublich! Die nehmen einfach meine Bilder und photoshoppen sie zu ihren eigenen Gipfelfotos. Und kriegen auch noch ihre Urkunden“, schreibt Satyarap empört auf Facebook: „Wohin entwickelt sich nur das Bergsteigen?“

Keine Beanstandungen

Mount Everest

Mount Everest

Gyanendra Shrestha vom nepalesischen Tourismusministerium sagte der Zeitung „The Himalayan Times“, das Ehepaar Rathod habe am 10. Juni die Everest-Urkunden erhalten, nachdem die vorgelegten Dokumente und Gipfelbilder der beiden geprüft worden seien. Der Behördenvertreter räumte ein, dass es schwierig sei zu erkennen, ob Gipfelbilder manipuliert seien oder nicht. Hinterher habe es aber auch keine Beanstandungen gegeben. Der nepalesische Veranstalter Makalu Adventure Treks, der die Expedition des indischen Paar organisiert hatte, ließ wissen, an den Fotos sei nichts falsch gewesen. Außerdem hätten auch die beiden Sherpas Furba und Fursemba, die die beiden Rathods begleiteten, erklärt, sie seien am 23. Mai am Gipfel gewesen.

Schon wieder Pune

Die Polizei der westindischen Stadt Pune, bei der sowohl Dinesh als auch Tarakeshwari Rathod seit zehn Jahren arbeiten, kündigte eine Untersuchung an. Die Eheleute lehnten eine Stellungnahme zu den Vorwürfen ab. Sie hätten den Behörden alle Einzelheiten mitgeteilt und die Urkunden des nepalesischen Tourismusministeriums vorgelegt.

Auch nach der Everest-Saison 2012 hatte es Vorwürfe gegeben, Gipfelfotos seien gefälscht worden. Damals beschuldigt: zwei Bergsteiger aus Pune. Angezeigt von: Bergsteigern einer anderen Gruppe aus Pune. Das nepalesische Tourismusministerium sah damals nach Prüfung der Vorwürfe keinen Grund, den beiden Indern die Gipfelurkunden zu verweigern.

Datum

30. Juni 2016 | 14:57

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