Auch alte Männer können zicken
Zurück von meinem Ausflug nach London zur 60-Jahr-Feier der Erstbesteigung des Mount Everest muss ich noch die letzten Tage der Frühjahrssaison am höchsten Berg der Erde aufarbeiten. Nach noch nicht bestätigten Angaben wurde der Everest im Mai knapp 700 Mal bestiegen. Neun Menschen bezahlten das Abenteuer Mount Everest mit dem Leben. Der Nepalese Min Bahadur Sherchan brach seinen Versuch ab, sich quasi in letzter Minute der Saison den Altersrekord zurückzuholen. „Diesmal waren mir Wetter und Glück nicht zugetan“, schrieb der 81-Jährige auf seiner Facebook-Seite. Er sei knapp oberhalb des Basislagers gestürzt und habe sich dabei eine Rippenverletzung zugezogen.
Geld kam zu spät
„Ich habe immer noch ein paar Jahre für weitere Versuche“, sagte Sherchan. „Erst mit 84 werde ich mich zurückziehen.“ Warum gerade mit 84, ließ der Senior offen. Sherchan hatte erst kurz vor Ende der Saison eine von der nepalesischen Regierung zugesagte Finanzspritze erhalten, die es ihm überhaupt erst erlaubte, einen Gipfelversuch zu starten. Seit 2008 war der Nepalese als ältester Everest-Besteiger in den Rekordlisten geführt worden, ehe er am 23. Mai vom Japaner Yuichiro Miura abgelöst worden war. Der Japaner stellte nach seiner Rückkehr in die Heimat Sherchans Erfolg von 2008 in Frage. „Keiner weiß, ob man ihm nun glauben soll oder nicht, dass er damals wirklich zum Gipfel kletterte“, sagte Miura in Tokio. Über seinen eigenen Hubschrauber-Flug aus Lager 2 ins Basislager verlor der Japaner übrigens wie erwartet kein selbstkritisches Wort.
Everest-Nordwand oder Changtse-Südwand?
In der letzten Woche wurde noch ein weiterer Rekord vermeldet: der höchste Basejump aller Zeiten. Der Russe Valery Rozov startete nach Angaben seines Sponsors, eines österreichischen Brauseherstellers, an der Nordseite des Everest auf einer Höhe von 7220 Meter, rund 200 Meter oberhalb des Nordsattels. In den meisten Berichten, die ich darüber gelesen habe, wurde daraus, dass Rozov die Everest-Nordwand hinuntergesprungen sei. Korrigiert mich bitte, wenn ich falsch liegen sollte! Aber nach Studium seines Videos (siehe unten) denke ich, dass Rozov vom Nordsattel aus nicht Richtung Nordgrat, sondern entgegengesetzt Richtung des 7543 Meter hohen Changtse aufgestiegen und von dort abgesprungen ist, also die Changtse-Südwand hinunter. In einem so genannten „Wingsuit“ (Flügelanzug) stürzte sich der 48-Jährige in die Tiefe, um nach einer Minute im freien Fall den Fallschirm zu öffnen und sicher auf dem Zentralen Rongbuk-Gletscher zu landen. 2012 war Rozov vom 6543 Meter hohen Shivling im indischen Teil des Himalaya gesprungen.