Expeditionsrhythmusstörung
Auch Expeditionen können aus dem Rhythmus geraten. Etwa wenn eine lange Schlechtwetterperiode alle Pläne durchkreuzt oder wenn unvorhersehbare Dinge geschehen wie Krankheiten oder Verletzungen. Alex Txikons Everest-Winterexpedition ist jedoch aus einem anderen Grund ins Stottern geraten. Nach dem gescheiterten ersten Gipfelversuch ordnete die nepalesische Agentur Seven Summits Treks, mit der Txikon zusammenarbeitet, gestern überraschend an, sofort das Basislager abzubrechen und zurückzukehren. Diese Entscheidung sei „einseitig“ gewesen, teilte das Team des 35 Jahre alten Basken mit. Alex wurde mit den Worten zitiert: „Ich will den Everest nicht verlassen.“
Chhepal Sherpa verletzt
Bereits nach der Rückkehr ins Basislager hatte Txikon verkündet, dass für ihn die Expedition noch nicht vorbei sei. Heftiger Sturm hatte das Team beim Gipfelversuch am 7950 Meter hohen Südsattel zurückgeschlagen. Beim Abstieg waren die Bergsteiger in der Lhotse-Flanke in eine Lawine geraten. Chhepal Sherpa war so schwer am Kopf verletzt worden, dass für ihn die Expedition definitiv beendet war. Dass das gesamte Team nach Kathmandu zurückfliegen sollte, war so allerdings nicht geplant. Doch genau das geschah auf Anweisung der nepalesischen Agentur.
„Wieder im Spiel“
In der nepalesischen Hauptstadt setzen sich alle Beteiligten heute an einen Tisch. Txikon habe seinen festen Willen kundgetan, die Expedition um jeden Preis fortzusetzen. „Ich bin wieder im Spiel“, ließ Alex hinterher mitteilen. Nach einigen Tagen der Erholung in Kathmandu werde er mit Norbu Sherpa, Nuri Sherpa, Phurba Sherpa and Pemba Sherpa ins Basislager zurückkehren, um erneut aufzusteigen – „mit noch größerem inneren Antrieb, den Gipfel im Winter zu erreichen und selbstverständlich auch mit meiner ursprünglichen Idee, auf künstlichen Sauerstoff zu verzichten.“ Bei den bisherigen Aufstiegen hatten nur die Sherpas, die Alex begleiteten, Atemmasken getragen.
Die mehr oder weniger erzwungenen Tage im rund 1400 Meter hoch gelegenen Kathmandu dürften die erfolgte Akklimatisierung zwar nicht zunichte machen, ideal aber ist der Aufenthalt 4000 Meter niedriger als im Basislager sicher nicht. Ganz zu schweigen von der Expeditionsrhythmusstörung.