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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Franklins Schiff gefunden

Schiffswrack der Franklin-Expedition

Schiffswrack der Franklin-Expedition

Das Rätsel Nordwestpassage“. Als Junge habe ich dieses Buch aus der Feder von Kurt Lütgen verschlungen. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass es noch immer in meinem Elternhaus in einer Holzkiste mit den Lieblingsbüchern meiner Kindheit schlummert. Ich war fasziniert und tief beeindruckt von all diesen frühen Abenteurern, die sich auf die Suche nach dem Seeweg vom Atlantik nach Norden durch die Arktis Richtung Pazifik gemacht hatten. Vor allem von John Franklin. Wahrscheinlich weil seine dritte und letzte Arktis-Expedition so tragisch endete und viele Fragenzeichen hinterließ. Ein Rätsel ist jetzt gelöst.

Tragisches Ende

Vor knapp 170 Jahren gesunken

Vor knapp 170 Jahren gesunken

Am 19. Mai 1845 stechen der britische Polarforscher und die rund 130 Mitglieder seiner Mannschaft von England aus in See. Zwei Jahre später, als die Nachrichten ausbleiben, kommen erste Zweifel auf, ob die Expeditionsmitglieder noch leben. Suchexpeditionen werden auf die Beine gestellt, geraten teilweise selbst in Not, finden zunächst keine Spur von Franklin und Co. Dann aber werden die ersten Gräber entdeckt. Inuit erzählen von Briten, die tief verzweifelt nach Süden wanderten und allesamt verhungerten. Auch Fälle von Kannibalismus soll es gegeben haben. Unter einem Steinhaufen taucht eine Botschaft der Franklin-Crew von 1847 auf: Die Schiffe „Erebus“ und „Terror“ seien im Spätsommer 1846 im Eis stecken geblieben. Franklin sei im Juni darauf gestorben. Die 105 Crew-Mitglieder, die zu diesem Zeitpunkt noch lebten, brächen jetzt Richtung Süden auf. Kein Wunder, dass mir diese Geschichte damals eine Gänsehaut über den Rücken jagte.

Und wer sucht nach Amundsen?

Roald Amundsen

Roald Amundsen

Jetzt haben kanadische Forscher in einer Meerenge vor der King-William-Insel das Wrack eines der beiden Franklin-Schiffe geortet und von einem ferngesteuerten U-Boot aus Bilder gemacht. Kanadas Premier Stephen Harper ließ es sich nicht nehmen, den Sensationsfund zu verkünden. Eines der größten Rätsel in der Geschichte Kanadas sei gelöst, sagte Harper. Die Franklin-Expedition habe seinerzeit „die Grundlage Kanadas für staatliche Souveränität in der Arktis“ gelegt. Nachtigall, ick hör dir trapsen! Kanada trommelt, weil es an die Rohstoffe am Pol will. Das wollen andere Nationen auch, Russland, die USA, Dänemark – und Norwegen. Vielleicht sollten die Norweger auch mal wieder nach dem Flugzeug von Roald Amundsen suchen. Der Abenteurer, der 1911 als erster Mensch den Südpol erreicht hatte, kehre 1928 von einem Flug zum Nordpol nicht mehr zurück. Amundsen kam im Lieblingsbuch meiner Kindheit natürlich auch vor: als der Erste, der – 1903 bis 1906 mit seinem Schiff Gjøa – die Nordwestpassage meisterte.

Datum

11. September 2014 | 14:06

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