Göttler und Barmasse klettern durch Shishapangma-Südwand
Wenige Meter haben bis ganz oben gefehlt, aber die Wand haben sie durchklettert. David Göttler und Hervé Barmasse stiegen am Sonntagmorgen in die Shishapangma-Südwand ein und kletterten in 13 Stunden bis knapp unter den 8027 Meter hohen Gipfel. „Eine letzte etwa zehn Meter lange Traverse und dann noch fünf Meter hoch auf den Gipfel waren uns von der Lawinengefahr her zu heikel“, schreibt mir David nach der Rückkehr ins Basislager. Ursprünglich hatten der 38-Jährige Deutsche und sein ein Jahr älterer Teampartner aus Italien eine neue Route durch die Südwand eröffnen wollen. Wie schon im Vorjahr, als David es mit dem Schweizer Ueli Steck versucht hatte, vereitelte das Wetter auch diesmal den Plan.
In Uelis Stil
„Wir hatten nur ein sehr kurzes Wetterfenster von ca. 24 Stunden mit wenig Wind und ohne Niederschlag“, schreibt Göttler. „Deshalb haben wir uns entschlossen, super leicht und schnell über die Girona-Route den Gipfel zu probieren.“ Die Route war 1995 von einem spanischen Team erstbegangen worden. Auch im Frühjahr 2016 war David mit Steck auf diesem Weg aufgestiegen, allerdings nur bis auf eine Höhe von 7800 Meter. Im vergangenen Februar hatten sich Steck, Göttler und Barmasse bei einem Intensiv-Trainingslager in Nepal gemeinsam auf ihre Expeditionen vorbereitet. Ueli war am 30. April am Nuptse in den Tod gestürzt. In ihren Gedanken sei er in der Shishapangma-Südwand mit dabei gewesen, sagt David. „Was mich persönlich glücklich macht ist, dass ich dieses Mal in dem Stil, den ich von Ueli gelernt habe, nach ganz oben gekommen bin. Und, dass Hervé und ich dort oben noch einen klaren Kopf hatten und auf die letzten Meter verzichtet haben. Diese Meter waren einfach, aber eben unserer Meinung nach bei diesen Bedingungen zu gefährlich.“
„Wir wollen wiederkommen“
Einen weiteren Versuch, doch noch eine neue Route durch die Shishapangma-Südwand zu eröffnen, wird es nicht mehr geben – zumindest nicht in diesem Jahr. „Der Wetterbericht ist für die kommende Woche bis hin zum Ende des Monats nicht vielversprechend. Es kommt zwar um den 27. Mai herum nochmal weniger Wind, dafür aber Niederschlag“, schreibt Göttler. „Deshalb denken wir, dass wir keine Chance mehr für die neue Route haben. Wir werden hier für dieses Jahr zusammenpacken. Wir wollen aber wiederkommen.“ Beide kehren zufrieden aus Tibet heim, sagt David: „Für Hervé und mich war es eine der besten Leistungen, die wir bisher erbracht haben.“