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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

K 2-Winterexpedition: „Demokratie schwächt das Team“

K 2, der „König der Achttausender“

Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass der K 2 solange regelmäßig im Winter belagert wird, bis auch er in der kalten Jahreszeit bestiegen ist. Der zweithöchste Berg der Welt ist der letzte verbliebene Achttausender, dessen Gipfel im Winter noch unberührt ist. Nach der gescheiterten polnischen Expedition Anfang dieses Jahres wird sich im kommenden Winter ein Team aus drei Staaten der früheren Sowjetunion am „Chogori“, wie die einheimischen Balti den Berg nennen, versuchen: Fünf Russen, vier Kasachen und zwei Kirgisen. „Wir müssen spätestens am 2. Januar in Islamabad sein“, schreibt mir Artem Brown. Der 1976 geborene Russe organisiert die Winterexpedition.

Ohne Flaschensauerstoff

Pivtsov und Zhumayev auf den letzten Metern zum Gipfel des K 2 (2011)

Expeditionsleiter wird Vassiliy Pivtsov sein. Der 42 Jahre alte Kasache hat alle 14 Achttausender bestiegen. Im August 2011 komplettierte er seine Sammlung am K 2: Mit seinem Landsmann Maxut Zhumayev, dem Polen Darek Zaluski und der Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner erreichte er damals den Gipfel über die selten begangene Nordpfeiler-Route auf der chinesischen Seite des Bergs. Zhumayev und Kaltenbrunner vervollständigten damals ebenfalls ihre Achttausender-Sammlungen, sie hatten an allen Bergen auf Flaschensauerstoff verzichtet. Pivtsov hatte lediglich beim Abstieg vom Mount Everest zur Atemmaske gegriffen, weil es ihm schlecht gegangen war. Die erste Winterbesteigung des K 2 will Pivtsovs Team ohne Flaschensauerstoff schaffen. Nur für mögliche Notfälle ist Sauerstoff im Gepäck.

Wie ein Leuchtturm am Rande des Ozeans

Blick auf den K 2 vom Basislager aus

Die Bergsteiger aus Russland, Kasachstan und Kirgisien wollen über die klassische Route der Erstbesteiger, den Abruzzi-Sporn aufsteigen. „Das ist ziemlich sicher“, sagt Artem Brown. „Im Laufe der Expedition daran etwas zu ändern, wäre ein Faktor, der die Sache komplizierter machen würde.“ Kompliziert genug ist das Vorhaben ohnehin schon. Der K 2 ist nicht umsonst der letzte verbliebene im Winter noch unbestiegene Achttausender. „Er ist der nördlichste Achttausender, der dazu noch wie ein Leuchtturm am Rande des Ozeans liegt, voll im Wind. Das Wetter ist unberechenbar“, erklärt Artem. Dennoch ist er zuversichtlich, dass die Bergsteiger aus drei Nationen am Ende den Winter-Coup landen können. „Wir haben ein gutes Team, mehrere Winterexpeditionen liegen hinter uns. Wir haben genug Erfahrung, um einen Versuch zu starten. Der K 2 wird uns prüfen.“

„Bergsteigen populärer machen“

Artem Brown

Die Entscheidungen am Berg werde Expeditionsleiter Pivtsov treffen, macht Artem Brown klar. Es werde keine demokratischen Abstimmungen über die Taktik geben: „Demokratie auf einem U-Boot? Demokratie im Krieg? Das schwächt das Team.“

Anfang des Jahres fieberte ganz Polen mit den Bergsteigern der K2-Winterexpedition mit. Eine ähnliche Begeisterung in Russland, Kasachstan und Kirgisien erwartet Artem nicht. „Es gibt schon ein paar Leute in unseren Ländern, die uns bewundern. Aber landesweit ist es eher ein Jammer. Vielleicht gelingt es uns ja, das Bergsteigen populärer zu machen.“

Kommt auch Alex Txikon?

Möglicherweise trifft Artem Brown am K 2 einen alten Bekannten wieder. Auch der Spanier Alex Txikon hat für diesen Winter eine Besteigungsgenehmigung der pakistanischen Regierung für den 8611 Meter hohen Berg im Karakorum. Txikon, der in den vergangenen beiden Wintern am Mount Everest gescheitert war, hat allerdings bisher noch offen gelassen, ob er das K2-Permit auch wirklich nutzen wird. Brown und Txikon hatten im Frühjahr 2014 gemeinsam mit den Russen Denis Urubko und Dmitrii Sinev sowie dem Polen Adam Bielecki eine neue Routenvariante durch die Nordwand des Achttausenders Kangchendzönga eröffnet. Urubko hatte damals als einziger des Teams den Gipfel auf 8586 Meter erreicht.

P.S.: Die Mitglieder der internationalen K2-Winterexpedition kommunizieren via Instagram:@winterk2exp2019.

Datum

20. November 2018 | 1:14

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