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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Müllabfuhr am Everest

Müll am Südsattel

Müll am Südsattel

Wann endlich wird in den Redaktionen ein Phrasenschwein aufgestellt, in das jeder fünf Euro einzahlen muss, der den Mount Everest als „höchste Müllkippe der Welt“ bezeichnet? Das Geld könnte dann für Umweltschutz-Projekte in Nepal gespendet werden. In diesen Tagen geistert die Formulierung wieder inflationär durch die Gazetten. Und kaum einer macht sich die Mühe, genauer hinzusehen. Was ist geschehen? Es gibt eine neue Müll-Vorschrift am Mount Everest, nicht mehr und nicht weniger.

Acht-Kilo-Portionen für Absteigende?

Müllsammeln am Everest

Müllsammeln am Everest

Madhu Sudan Burlakoti vom nepalesischen Tourisministerium teilte mit, dass von April an jeder Bergsteiger einer Expedition, der oberhalb des Basislagers unterwegs sei, acht Kilogramm Müll vom Berg zurückbringen müsse. Den solle er dann im Regierungsbüro im Basislager abgeben. Wer sich nicht daran halte, werde bestraft, sagte Burlakoti, ohne dies näher auszuführen.

Der Außenposten der Regierung entsteht in dieser Frühjahrssaison erstmals in der Zeltstadt auf 5300 Metern Höhe. Gedacht war er als Schiedsstelle, um handfeste Auseinandersetzungen zwischen Sherpas und Bergsteigern wie im letzten Jahr zu verhindern. Jetzt soll das Büro also auch Müllsammelstelle werden. Wie das Ganze praktisch umgesetzt wird, kann ich mir noch nicht richtig vorstellen. Sollen die Bergsteiger nach erfolgreichem oder gescheitertem Gipfelversuch am Südsattel ausschwärmen, um, wenn sie nicht genügend Abfall produziert haben, ihre acht Kilo vollzumachen? Oder werden Sherpas abkommandiert, die den Müll an bestimmten Stellen zusammentragen und in abgewogenen Portionen an die Absteigenden verteilen?

Alter Unrat

Was in den meisten Berichten verschwiegen wird, ist, dass es schon seit Jahrzehnten Müll-Vorschriften für Everest-Expeditionen gibt. Die Bergsteiger sind verpflichtet, ihren Bio-Abfall zu vergraben oder verbrennen. Recycelbares Material wie Plastik oder Glas muss ebenso nach Kathmandu zurückgebracht werden wie verbrauchte Sauerstoffflaschen oder leere Batterien. Wer gegen die Auflagen verstößt, riskiert, seine Umweltkaution in Höhe von 4000 US-Dollar nicht zurückzuerhalten. Die Regierung will auch dafür sorgen, dass alter Unrat vom Mount Everest verschwindet. Der liegt teilweise schon seit Jahrzehnten dort oben und stammt aus einer Zeit, als Bergsteiger am höchsten Berg der Erde noch so selten waren, dass sich kaum jemand Gedanken um Umweltschutz machte.

Klimawandel bringt es an den Tag

Müllsammlung, Sammelmüll

Müllsammlung, Sammelmüll

Seit 2008 hat sich Dawa Steven Sherpa verdient gemacht, weil er dieses Müllproblem ernsthaft angeht. Jahr für Jahr bringt er bei seinen „Öko-Everest-Expeditionen“ nicht nur zahlende Kunden auf den Berg, sondern anschließend auch jeweils rund 5.000 Kilogramm Unrat zurück nach Kathmandu. „Man kann nicht sagen, wie viel Müll noch auf dem Everest liegt“, sagt Dawa Steven. Die große Unbekannte sei, wie viel das Eis verberge. In den letzten Jahren hat der Klimawandel auch am höchsten Berg der Erde seine Spuren hinterlassen. Die Gletscher schmelzen, unter dem Eis liegender Müll und auch Leichen von Bergsteigern treten wieder zu Tage. Es gibt also genügend einzusammeln.

P.S. Werft doch noch mal einen Blick auf die Bildergalerie von 2012. Damals wurden in Kathmandu Kunstobjekte aus Everest-Müll ausgestellt.

Datum

5. März 2014 | 20:12

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