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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Nelson und Morrison gelingt historische Skiabfahrt vom Lhotse

Jim Morrison im Lhotse-Couloir

So viel steht fest, 2018 wird als ein ganz besonderes Jahr für Skibergsteiger in die Geschichte eingehen. Schließlich wurden bereits zwei der „letzten“ großen Ski-Probleme an den höchsten Bergen der Welt gelöst. Erst gelang im vergangenen Juli dem Polen Andrzej Bargiel  im Karakorum in Pakistan – wie berichtet – die erste komplette Skiabfahrt vom 8611 Meter hohen Gipfel des K 2, des zweithöchsten Bergs der Erde. Und jetzt knackten Hilaree Nelson und Jim Morrison eine weitere Nuss, an der sich zuvor einige der besten Skibergsteiger die Zähne ausgebissen hatten. Die beiden US-Amerikaner befuhren am Lhotse, dem mit 8516 Metern vierthöchsten aller Berge, mit ihren Skiern die so genannte „Dream Line“: vom Gipfel durch das schmale, rund 45 bis 50 Grad steile Lhotse-Couloir bis hinunter nach Lager 2 im Western Qwm auf 6400 Metern. „Wir haben es geschafft“, schreibt Jim zu einem Foto seiner Skispitzen, das er heute auf Instagram postete: „Das sind die Skispitzen, kurz vor dem ersten Schwung, der jemals vom Gipfel des Lhotse gemacht worden ist. Am Gipfel auf fast 28.000 Fuß Höhe lag Pulverschnee und es war supersteil. Einige vorsichtige Schwünge und ein Umsteige-Sprung brachten mich in das Couloir, wo ich mir einen Traum erfüllte, auf den ich mein Leben lang hingearbeitet haben.“

„Höhepunkt meiner Skibergsteiger-Karriere“

Lhotse-Couloir (vom Everest aus gesehen)

Am 30. September, also am vergangenen Sonntag, seien Nelson und er mit den Skiern vom Gipfel nach Lager 2 abgefahren, berichtet Morrison. Sie seien dort um 14.22 Uhr Ortszeit eingetroffen. Jims Lebensgefährtin Hilaree kann es noch gar nicht fassen: „Ich bin immer noch dabei, die Erlebnisse des gesamten letzten Monats aufzuarbeiten. Doch ohne jeden Zweifel war dies einer der Höhepunkte meiner 20 Jahre andauernden Skibergsteiger-Karriere.“ Hilaree Nelson, von der Zeitschrift „National Geographic“ 2018 zur „Abenteuerin des Jahres“ gekürt, ist eine äußerst erfahrene Skibergsteigerin. So gelang der Mutter zweier Söhne 2017 mit Morrison und Chris Figenshau die erste Skiabfahrt vom 6451 Meter hohen Papsura, auch „Peak of Evil“ (Gipfel des Bösen) genannt, im indischen Teil des Himalaya. 2012 erreichte sie innerhalb von 24 Stunden die Gipfel von Mount Everest und Lhotse.

Lazo und Pugovkin geben an der Annapurna auf

Derweil haben die Russen Vitaly Lazo und Anton Pugovkin ihre Ski-Expedition an der 8091 Meter hohen Annapurna abgebrochen. Es habe zu viel Schnee auf den Hängen des Achttausenders im Westen Nepals gelegen, ließen die beiden wissen. Viele Eislawinen und Schneebretter seien abgegangen. Lazo und Pugovkin haben sich im Rahmen ihres Projekts „Freeriden in der Todeszone“ vorgenommen, fünf der 14 Achttausender ohne Flaschensauerstoff zu besteigen und anschließend mit Skiern vom Gipfel abzufahren. Im Herbst 2017 gelang den beiden am 8163 Meter hohen Manaslu der erste Erfolg. Neben der Annapurna stehen noch Mount Everest, K 2 und Nanga Parbat auf der To-do-Liste der Russen.

Datum

4. Oktober 2018 | 18:30

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