Neue Richtlinien für Hubschrauber-Rettung in Nepals Bergen
Ein Komitee soll es richten. Seit Freitag gelten in Nepal neue Richtlinien für die Hubschrauberrettung, mit denen die Regierung künftig Versicherungsbetrug mit „Schummel-Rettungsflügen“ verhindern will. Ein „Touristen-Such-und-Rettungskomitee“ soll alle Rettungsaktionen überwachen. In dem Komitee sind neben dem Gesundheits- und Heimatministerium auch der nepalesische Bergsteiger-Verband (NMA), die Rettungsorganisation „Himalayan Rescue Association“ (HRA), die Zivilluftfahrtbehörde Nepals (CAAN) und die für die Touristen zuständige Polizei vertreten. Hubschrauber-Unternehmen, Expeditions- und Trekkingagenturen, Krankenhäuser und Versicherungsunternehmen sind ab sofort verpflichtet, alle Details über Rettungsflüge und medizinische Versorgung sowie Versicherungsrechnungen zeitnah vorzulegen, damit das Komitee sie prüfen kann. Bei Unregelmäßigkeiten soll das Komitee auch dafür zuständig sein, die schwarzen Schafe der Branche zu bestrafen.
Keine Mittelsmänner mehr
Die Regierung ließ ihren ursprünglichen Plan fallen, die Rettungsaktionen künftig komplett in die Hände einer Polizeieinheit im Tourismusministerium zu legen. Nun werden die Veranstalter von Expeditionen und Trekkingreisen in die Pflicht genommen. Sie sollen alles Nötige in die Wege leiten, um ihren Kunden im Notfall zu retten. An Bord des Rettungshubschraubers sollen nur noch der Patient und ein Helfer oder Guide genommen werden. Die Krankenhäuser sollen der betroffenen Agentur einen Kostenvoranschlag für die Behandlung des Kunden machen. Mittelsmänner zwischen Versicherungen und Tourismusagenturen werden vollständig aus dem Rettungswesen verbannt.
CAAN soll Kosten für Rettungsflüge deckeln
Nach der Frühjahrs-Klettersaison war ein massiver Versicherungsbetrug bei vermeintlichen Rettungsflügen aufgedeckt worden. Immer wieder sollen Guides Bergsteiger und Trekkingtouristen schon beim kleinsten Unwohlsein gedrängt haben, in einen Rettungshubschrauber zu steigen und sich zur Behandlung zurück nach Kathmandu zurückfliegen zu lassen. Diese Flüge wurden den Versicherungen dann – oft völlig überteuert – in Rechnung gestellt. Eine Untersuchungskommission des nepalesischen Tourismusministeriums benannte namentlich elf Unternehmen aus der Hubschrauber- und Trekkingbranche sowie vier Krankenhäuser in Kathmandu, die Versicherungen betrogen haben sollen. Es dürfte aber nur die Spitze des Eisbergs sein.
Die Kommission fand heraus, dass einzelne Bergführer auch Backpulver ins Essen ihrer Kunden gemischt hatten, damit diese Durchfall bekamen und sich vom Rettungshubschrauber ausfliegen ließen. Zudem waren Helikopter mit angeblich kranken Bergsteigern und Trekkingtouristen vollgepackt worden, anschließend hatten die Versicherungen dann für mehrere Einzelflüge zahlen sollen. Allein in den ersten fünf Monaten des Jahres waren laut Regierung mehr als 1300 Hubschrauberrettungen gemeldet worden.
Die Versicherungen hatten damit gedroht, künftig keine Rettungsflüge in Nepal mehr zu decken, falls die Regierung nicht einschreite. Sie forderten, die Kosten zu deckeln: auf 4000 Dollar pro Flug. Die Zivilluftfahrtbehörde CAAN soll jetzt eine Kostenobergrenze festlegen, abhängig von Flugstunden, Entfernung und Rettungshöhe.
Tier mit vier Hinterbeinen
Ob ausgerechnet ein Komitee der Weisheit letzter Schluss ist, um das Problem in den Griff zu bekommen? Ich bin skeptisch. Komitees neigen in der Regel nicht unbedingt dazu, schnell und effektiv zu arbeiten – oder wie der britische Schriftsteller John le Carré (in seinem Spionageroman „Dame, König, As, Spion“) schrieb: „Ein Komitee ist ein Tier mit vier Hinterbeinen.“