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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Ohne Atemmaske: Everest-Gipfelversuche von Dujmovits und Co. laufen

Ralf Dujmovits am Everest

Wenn alles klappt, könnte es am Samstag am Gipfel des Mount Everest eine Party „oben ohne“ geben. Mehrere Bergsteiger, die sich vorgenommen haben, den höchsten Berg der Erde ohne Atemmaske zu besteigen, sind zu ihren Gipfelversuchen aufgebrochen. Unter denen, die vom vorgeschobenen Basislager auf der tibetischen Nordseite aus starteten, war auch Ralf Dujmovits. Der 55-Jährige, der als bisher einziger Deutscher alle 14 Achttausender bestiegen hat, will den Everest endlich im achten Versuch ohne Flaschensauerstoff schaffen. Bei seinem erfolgreichen Versuch im Herbst 1992 hatte Ralf bei schlechtem Wetter oberhalb des Südsattels zur Atemmaske gegriffen – was er als Scharte empfindet, die er auswetzen will. Sein Plan: heute Nordsattel (7050 Meter), morgen Lager 2 (7700 Meter), übermorgen Lager 3 (8300 Meter) und dann am Samstag „hoffentlich in Richtung Gipfel“ (8850 Meter), wie mir Ralf schreibt: „Ich bin zuversichtlich, fühle mich wohl und denke, dass mir die extrem warmen Temperaturen (voraussichtlich minus 20 Grad Celsius) helfen könnten.“

Noch ein Aufstieg des Speed-Spezialisten Jornet?

Darauf setzen auch die beiden US-Amerikaner Adrian Ballinger und Cory Richards, die denselben Zeitplan wie Dujmovits haben. Richards hatte bereits im vergangenen Jahr den Gipfel ohne Flaschensauerstoff erreicht, Ballinger hatte umkehren müssen. Hartnäckig hält sich auch die Vermutung, dass der Spanier Kilian Jornet einen zweiten Versuch startet, um seine Aufstiegszeit vom vergangenen Montag zu unterbieten. Trotz gesundheitlicher Probleme war der 29 Jahre alte Speed-Spezialist in nur 26 Stunden vom Kloster Rongbuk auf 5100 Metern bis zum Gipfel aufgestiegen – ohne Atemmaske.

Revol ist nicht zu stoppen

Südseite des Mount Everest

Auch auf der nepalesischen Südseite haben sich mehrere Bergsteiger, die auf Flaschensauerstoff verzichten wollen, den Samstag als Gipfeltag ausgeguckt. Der Spanier Ferran Latorre würde im Erfolgsfall seine Achttausender-Sammlung komplettieren und hätte dann alle 14 höchsten Berge der Erde ohne Atemmaske bestiegen. Ebenfalls „oben ohne“ wollen Yannick Graziani und Elisabeth Revol, beide aus Frankreich, aufsteigen. Elisabeth scheint in diesem Frühjahr gar nicht zu stoppen sein. Am Makalu hatte sie bereits den Vorgipfel erreicht, anschließend dann den Lhotse bestiegen.

Kuriki nicht auf-, sondern abgestiegen

Der Japaner Nobukazu Kuriki, der eigentlich den morgigen Donnerstag als Gipfeltag angepeilt hatte, ist wegen gesundheitlicher Probleme vom Westgrat aus wieder in ein tiefer gelegenes Lager abgestiegen. Das teilte das Team des 34-Jährigen mit, das Stunden zuvor noch verkündet hatte, Kuriki sei von seinem Lager auf 7200 Metern aus weiter aufgestiegen. Der Japaner hat sich die erste Solo-Begehung der „Hornbein-Route“ vorgenommen, ebenfalls ohne Atemmaske: über den Westgrat, in die Nordwand, durch das Hornbein-Couloir zum Gipfel. Es wäre die erste Wiederholung der Route, die 1963 die US-Amerikaner Tom Hornbein und Willy Unsoeld (mit Flaschensauerstoff) eröffnet hatten. Bei einem gescheiterten Solo-Versuch auf dieser Route im Herbst 2012 hatte sich Kuriki so schwere Erfrierungen zugezogen, dass neun seiner zehn Finger hatten amputiert werden müssen.

Weitere vier Tote

Am Südsattel wurden derweil nach Angaben der Zeitung „The Himalayan Times“ vier tote Bergsteiger in einem Zelt entdeckt – zwei ausländische Kunden und zwei Sherpas. Sie seien vermutlich erstickt, hieß es. Das erinnert an einen Zwischenfall im vergangenen Jahr am Makalu, als zwei Sherpas einer deutschen Expedition im Hochlager an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung gestorben waren. Damit hat sich die Zahl der Todesfälle am Everest in diesem Frühjahr auf zehn erhöht.

Datum

24. Mai 2017 | 13:18

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