More DW Blogs DW.COM

Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Piolet d’Or für alle

Viele glückliche Bergsteiger

Die Entscheidung war, dass keine fiel. Alle sechs für den diesjährigen Piolet d’Or nominierten Teams haben am Freitagabend in Courmayeur den Golden Eispickel, den „Oscar der Bergsteiger“ erhalten, “Wir haben uns einstimmig dafür entschieden, dass man sich nicht zwischen solchen unglaublichen Super-Leistungen entscheiden kann“, sagte der Brite Stephen Venables, der Vorsitzende der hochkarätig besetzten Jury (seht auch unten stehendes Video von Epic TV). Der hatten außer ihm die Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner, der Slowene Silvo Karo und der Japaner Katsutaka Yokoyama angehört. Die Jury habe „einen möglichen Weg für die Zukunft aufgezeigt: die Vielfalt stärker herauszustreichen“.  

Beim Oscar unvorstellbar

Mit dieser Argumentation führt man meiner Meinung nach jedoch eigentlich eine Preisverleihung ad absurdum. Es gehört nun einmal zum Wesen einer solchen Veranstaltung, dass eine Jury einen, bei engen Entscheidungen vielleicht auch zwei Gewinner kürt. Aber alle Nominierten? Stellt euch das bei einer Oscar-Verleihung vor. Undenkbar. Sollte dies wirklich die Zukunft des Piolet d’Or sein, sollten die Verantwortlichen dies auch im Vorfeld so kommunizieren: Wir ehren nicht das beste, sondern die besten drei Projekte des Jahres, fünf oder wie viele auch immer.

Herausragende Leistungen

Dass alle Nominierten den Piolet d’Or erhielten, habe er am Anfang „ein bisschen seltsam“ gefunden, sagte Dimitri Golovchenko, der mit seinen beiden russischen Teamkollegen Alexander Lange und Sergej Nilov für ihre neue Route am 7284 Meter hohen Muztagh Tower in Pakistan ausgezeichnet wurde. „Aber es ist gut, ich bin glücklich.“ Das waren natürlich auch die anderen Preisträger: Die Japaner Tatsuya Aoki, Yasuhiro Hanatani and Hiroyoshi Manome, die eine neue Route am Kyashar (6770 Meter) in Nepal eröffnet hatten. Die Briten Mick Fowler und Paul Ramsden, denen eine spektakuläre Überschreitung des Shiva (6142 Meter) in Indien gelungen war. Die US-Amerikaner Kyle Dempster, Hayden Kennedy und Josh Wharton, die den Ogre (7285 Meter) in Pakistan erstmals von Süden aus bestiegen hatten. Die Franzosen Sébastien Bohin, Didier Jourdain, Sébastien Moatti and Sébastien Ratel, die als Erste die Südwestwand des Kamet (7756 Meter) in Indien gemeistert hatten. Und die beiden Briten Sandy Allan und Rick Allen, die den Nanga Parbat (8125 Meter) in Pakistan erstmals über den etwa zehn Kilometer langen Mazeno-Grat erstiegen hatten. Um es klarzustellen: Ohne Frage waren dies allesamt herausragende Leistungen. Mit oder ohne Piolet d’Or.

Datum

6. April 2013 | 13:04

Teilen