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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Regenzeit

Mittellandkanal im Regen

„Heute hat es noch nicht geregnet“, sagt die Frau mit Hund in Pollhagen nicht weit vom Steinhuder Meer, die sich vorher erkundigt hat, wohin meine Reise geht. „Hoffentlich bleibt es weiter trocken.“ Der Himmel spricht eine andere Sprache. Kaum habe ich mich verabschiedet und trete wieder in die Pedale, da öffnen sich die Schleusen. Bloß ein Schauer, denke ich noch – so wie eben, als ich mich hinterher fragte, ob es wirklich nötig war, den Regenponcho überzuziehen. Doch diesmal ist es bitter nötig. Es regnet nicht nur, es schüttet wie aus Kübeln. Nicht für ein paar Minuten, sondern für anderthalb Stunden.

Von wegen dicht

Aus Kübeln

Als Petrus mein Flehen endlich erhört hat, sind meine Schuhe und Socken klatschnass. Und nicht nur die. Die Straßenkarte erinnert eher an einen Waschlappen. Überhaupt scheint alles, was ich in der Lenkertasche transportiert habe, feucht bis nass. Ich traue mich gar nicht, in den Satteltaschen nachzusehen. Schließlich sind die schon dreißig Jahre alt und haben ihre besten Tage schon lange hinter sich. Erst als ich nach 120 Kilometern in Rinteln mein Zelt aufschlage, sehe ich die Bescherung und ziehe Bilanz. Etwa die Hälfte meiner Klamotten hat es erwischt. Gott sei Dank gibt es auf dem Campingplatz einen Trockner.

DJ Pellkartoffel

Es ist auch Kürbiszeit

Als ich am Morgen in Visselhövede starte, fallen die ersten Tropfen. Doch kurz darauf scheint wieder die Sonne. Der Wind, den ich gestern noch verflucht habe, bläst heute verhalten und meist von der Seite. So „fresse“ ich anfangs Kilometer. Mein Weg führt mich durch die Heide. Allerorten wird geerntet, hier vor allem Kartoffeln. Und regelmäßig kündigen Plakate eine „Mega-Ernteparty“ an, mit DJ Pellkartoffel oder so ähnlich. Irgendwann schreit mein Körper nach Kalorien. In Rehburg kehre ich bei einem Griechen ein, der ein Mittagsmenü für 8,10 Euro anbietet. Zaziki, Grillteller mit Gyros, Steak und griechischer Frikadelle, dazu Knoblauchkartoffeln und Salat. Ich putze meinen Teller blitzblank. An mir kann es also nicht gelegen haben, dass sich eine Stunde später das Wetter dramatisch ändert.

Franzbranntwein und Sportsalbe

Gyros hilft nicht gegen schmerzende Waden und Knie. Deshalb habe ich mir heute in einer Apotheke Franzbranntwein besorgt zur besseren Durchblutung der Muskeln und eine Sportsalbe für die knarzenden Gelenke. Man wird eben nicht jünger. Das gilt leider nicht nur für in die Jahre gekommene Satteltaschen.

P.S.Der Landregen hat Opfer gefordert. Die beiden mit doppeltem Klebeband auf den Satteltaschen befestigten laminierten Folien mit dem Logo „Fair zum Berg“ kapitulierten offenbar vor den Wassermassen und machten sich aus dem Staub. Irgendwo muss ich sie verloren haben.

Datum

11. September 2012 | 22:53

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